Die ärztliche Weiterbildung zum Facharzt erfolgt während der Berufsausübung. Für junge Ärzte und Ärztinnen ist der alltägliche Spagat zwischen der Stationstätigkeit und der Facharztausbildung nicht immer einfach zu meistern. Doch wie erkennen angehende Fachärzte eine passende Weiterbildungsstätte? Und welche Rahmenbedingungen müssen für eine gute Facharztausbildung gegeben sein?
Eine geeignete Weiterbildungsstätte finden
Eine gute Ausbildung zum Facharzt kann der ärztliche Nachwuchs nur dort erhalten, wo die Rahmenbedingungen stimmen. Die erste Herausforderung für junge Ärztinnen und Ärzte besteht deswegen darin, die richtige Fortbildungsstätte zu finden. Diese zeichnen sich durch ihre Personalausstattung und vorhandene medizinische Geräte aus. Überdies ist ein allgemein guter Ruf von hoher Relevanz. Zudem schaffen sie auch Voraussetzungen, in denen angehende Fachärzte sich ihren Bedürfnissen entsprechend entwickeln und im Stationsalltag lernen können.
Die Ärztekammern evaluieren die Facharztausbildungen an den Krankenhäusern regelmäßig. Daraufhin veröffentlichen sie die Ergebnisse im Internet. Diese stellen ein erstes Indiz für die Qualität der Facharztausbildung am jeweiligen Fortbildungsort dar.
Im Vorstellungsgespräch sollten angehende Fachärzte die recherchierten Evaluationsbefunde ansprechen. Der Grund liegt in der Prüfung der Offenheit des Umgangs mit den Ergebnissen.
Ein Erkennungsmerkmal einer geeigneten Weiterbildungsstätte sollte die Website des Krankenhauses sein, welche aussagekräftige Informationen in Hinblick auf eine Weiterbildung zur Verfügung stellt. Außerdem ist es ein gutes Zeichen, wenn die Klinik die Facharztausbildung sowohl als Bestandteil der Personalentwicklung, als auch der Nachwuchsförderung sieht.
Klare Vereinbarungen treffen
Eine gute Facharztausbildung basiert auf klaren Vereinbarungen. Ein Fortbildungsvertrag regelt diese Einigungen verbindlich. Vertragsmuster stellen einige Ärztekammern sowie ein paar Weiterbildungsstätten selbst zur Verfügung.
Der Weiterbildungsvertrag regelt die formalen und inhaltlichen Abläufe der Facharztausbildung. Informieren sollten sich junge Ärztinnen und Ärzte zudem über folgende Punkte:
- Wer ist der befugte Mediziner und wie viele angehende Fachärzte werden ihm oder ihr zugeordnet?
- Wie sind die Teams aus angehenden Fachärzten und Ausbildern organisiert?
- Welche Anzahl an Ansprechpartnern und Mentoren stehen den angehenden Fachärzten zur Verfügung?
- Wie lang ist die Einarbeitungszeit?
- Welche Rotationspläne gelten?
Individueller Weiterbildungsplan und -gespräche
Ein zusätzlicher Grundstein für die Facharztausbildung ist ein individueller Plan. Mit diesem lässt sich die Ausbildung zum Spezialisten auf die persönlichen Bedürfnisse sowie Kenntnisse zuschneiden.
Die auszubildende Klinik sollte darüber hinaus regelmäßige Fortbildungsgespräche anbieten. Dies könnte zum Beispiel am Ende jedes Abschnitts sein, mindestens jedoch einmal im Jahr. Die Dialoge dienen dazu, den Stand der Fortbildung zu evaluieren und zu prüfen, ob der bisherige Plan eingehalten wird. Außerdem besprechen angehende Fachärzte und der zur Schulung befugte Mediziner, wo die jungen Ärztinnen und Ärzte gerade stehen, welche Inhalte in den nächsten sechs Monaten vorgesehen sind und die nächsten Schritte. Defizite sollten ebenso transparent kommuniziert werden.
Ein Fortbildungs-Logbuch ist ein praktisches Hilfsmittel, um den Verlauf der Facharztausbildung festzuhalten. Vordrucke gibt es von vielen Ärztekammern und Berufsverbänden, einige bieten sogar eine Logbuch-App. Das Logbuch dient als Basis für das Gespräch. Hier lässt sich auch dokumentieren, welche Mängel noch aufgearbeitet werden müssen und wie die Durchführung gestaltet sein kann.
Welchen Stellenwert hat die Facharztausbildung in der Institution?
Am besten gelingt die Facharztausbildung dort, wo der ärztlichen Fortbildung ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Um dies zu erkennen, sollten junge Ärztinnen und Ärzte diese Fragen klären:
- Welchen Umfang nimmt die Dokumentation ein? Gibt es elektronisch unterstützte Aufzeichnungsmethoden?
- Müssen Ärzte während der Schulung zum Spezialisten fachfremde Aufgaben wahrnehmen? In welchem Umfang?
- Stehen den angehenden Fachärzten Mentoren zur Seite und wie viel Zeit können diese für Mentoring aufbringen?
- Wird die ärztliche Fortbildung zum Facharzt auch in den Funktions- und OP-Plänen berücksichtigt?
- Erfolgt eine Einarbeitung in den Umgang mit medizinischen Geräten?
- Finanziert die Weiterbildungsstätte Schulungen? Können sich die angehenden Fachärzte für den Zeitraum der Fortbildung vom Stationsdienst freistellen lassen?
Unterstützung durch erfahrene Kollegen und Kolleginnen
Wichtig für eine gute Facharztausbildung ist schlussendlich die Unterstützung erfahrener Mitarbeitender. Nicht nur die Ausbilder und Mentoren, auch alle anderen Ärztinnen und Ärzte der Station sollten ihren jungen Kollegen bei Fragen weiterhelfen und Unsicherheiten zerstreuen können.
Denn eine produktive, positive Arbeitsumgebung trägt gleichermaßen zum Gelingen der Facharztausbildung bei.