
Social Proof bezeichnet das Phänomen der sozialen Bewährtheit. Diesem psychologischen Prinzip zufolge richten Menschen ihr Verhalten und Handeln am Vorbild anderer aus. Sie folgen bei der Suche nach einem Restaurant zum Beispiel der Empfehlung von Freunden oder Kundenbewertungen. Genau dieses Konzept können sich Arbeitgeber auch beim Recruiting von Fachkräften zunutze machen. Was hinter dem Phänomen steckt und warum soziale Bewährtheit fürs Recruiting wichtig ist, erklärt der folgende Artikel.
Social Proof: Definition
Auf Deutsch lässt sich das Konzept des Social Proofs als „soziale Bewährtheit“ oder „sozialer Nachweis“ übersetzen. Mit diesen Begriffen bezeichnen Experten ein psychologisches Phänomen: Wissen Menschen nicht genau, welches Verhalten angemessen ist, beobachten sie die Situation und richten ihr Handeln dann an dem aus, was andere tun oder sagen. Als Vorbild für das eigene Verhalten kann dabei sowohl eine Masse an Menschen als auch das Handeln einzelner dienen. Im Alltag lässt sich dieses Phänomen zum Beispiel beobachten, wenn jemand bei der Suche nach einem Ausflugsziel zunächst eine Freundesgruppe um Rat fragt. Bei der Auswahl von Büchern oder Filmen werden dagegen oft die Empfehlungen einzelner Kritiker herangezogen.
Im Bereich des Marketings machen sich Unternehmen das Prinzip der sozialen Bewährtheit schon lange zunutze. Beim Einkauf im Online-Shop richten sich Kunden beispielsweise nach den positiven Bewertungen anderer. Weiterhin lassen Unternehmen Fachexperten für ihr Produkt werben, um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen und das Vertrauen in die Marke zu stärken. Empfiehlt eine prominente Person ein gewisses Produkt oder eine Marke, kann dies ebenfalls den Wert und das Ansehen steigern.
Weitere Beispiele:
- Fallstudien dienen als Beweis, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung tatsächlich die von den Kunden gewünschte Wirkung erzielt.
- Likes und Shares in den sozialen Medien deuten darauf hin, dass ein Produkt oder eine Marke beliebt ist, und können so neue Kunden zum Kauf bewegen.
- Zertifizierungen und Auszeichnungen signalisieren, dass ein Produkt hohen Qualitätsstandards gerecht wird und vertrauenswürdig ist.
So funktioniert Social Proof im Recruiting
Im Recruiting funktioniert dieses Prinzip ähnlich wie im Marketing. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Arbeitgeber gefragt, qualifizierte Talente auf sich aufmerksam zu machen und aktiv um Mitarbeiter zu werben. Bewerber möchten ihrerseits gerne wissen, wie es um die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsklima und die Work-Life-Balance im Unternehmen bestellt ist. Zu diesem Zweck zählen sie auf die Erfahrungen anderer und beziehen die Bewertungen aktueller und ehemaliger Beschäftigter in ihre Entscheidung ein.
Positive Erfahrungsberichte auf Jobbewertungsportalen wie Glassdoor, Kununu oder Indeed wecken Vertrauen. Die aktive Selbstdarstellung in den sozialen Medien, mit Fotos, Videos und Berichten aus dem Arbeitsalltag lässt ein Unternehmen nahbar erscheinen und zeigt, was neue Beschäftigte erwarten dürfen. Setzen Arbeitgeber dieses Konzept gezielt ein, steigern sie ihre Attraktivität für Fachkräfte und können mehr qualifizierte Mitarbeiter für sich gewinnen.
Deshalb ist Social Proof für das Recruiting wichtig
Wie internationale Studien zeigen, verlieren Konsumenten zunehmend Vertrauen in die Werbung. Über alle Altersgruppen hinweg sagen 69 Prozent der Befragten, kein Vertrauen in klassische Unternehmenswerbung zu haben, in der Altersgruppe der Millennials sind es sogar 84 Prozent. 43 Prozent geben an, heute weniger Vertrauen in Werbung zu haben als früher. Der Grund: Klassische Werbung erscheint nicht authentisch genug. Konsumenten interessieren sich weniger dafür, was Unternehmen über sich selbst sagen, als für das, was andere über eine Marke oder ein Produkt zu sagen haben.
Ganz ähnlich verhält es sich auch bei Fachkräften auf Jobsuche. Alle Arbeitgeber werben mit vollmundigen Versprechen für sich. Doch welche davon sind tatsächlich vertrauenswürdig? Zur Beantwortung dieser Frage sehen sich Bewerber unter anderem auf den Jobbewertungsportalen um. Einer Studie von Glassdoor zufolge geben 70 Prozent von ihnen Unternehmen mit positiven Bewertungen den Vorzug. Wer das Prinzip der sozialen Bewährtheit vernachlässigt, gerät also bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften ins Hintertreffen.
Fazit
Zusammengefasst lässt sich sagen: Bewerber interessieren sich heute weniger für die Versprechen der Arbeitgeber in vollmundig formulierten Stellenanzeigen und mehr für Bewertungen und Empfehlungen anderer. Implementieren Arbeitgeber das Konzept des Social Proofs in ihre Recruiting-Strategie, gelingt es ihnen leichter, Fachkräfte für sich zu gewinnen.