
Influencer-Marketing bietet Kliniken und Krankenhäusern viele Chancen. Welche Influencer/innen zum Klinik-Marketing passen und warum es sich lohnt, wenn auch das Personal authentische Einblicke in den Arbeitsalltag gibt, behandelt dieser Artikel. Außerdem: Wie lassen sich Corporate Influencer optimal fürs Recruiting und zur Stärkung der Arbeitgebermarke nutzen? Eine Übersicht.
Was ist Influencer-Marketing?
Influencer-Marketing ist sozusagen moderne Mund-Propaganda. Das heißt: Menschen, die in den sozialen Medien und/oder mit eigenen Blogs eine große Reichweite haben, helfen dabei, Dienstleistungen und Produkte bekannter zu machen. Für Kliniken und Krankenhäuser kommen verschiedene Arten von Influencern/-innen infrage.
Welche Influencer-Typen zum Klinik-Marketing passen
- Persönlichkeiten mit einem eigenen Webauftritt (z.B. Blog oder Website). Hierbei gilt es, darauf zu achten, dass die dort gezeigten Inhalte im Großen und Ganzen mit den Zielen des Krankenhauses übereinstimmen. Zudem sollte eine gewisse Überlappung mit der Zielgruppe bestehen.
- Menschen, die selbst Teil der Zielgruppe sind. Gerade diesen Menschen geht es meist darum, andere für Vorsorgeuntersuchungen und Therapien oder z.B. Autoimmunkrankheiten zu sensibilisieren. Sie handeln aus Überzeugung. Weil sie selbst betroffen sind, werden sie meist als besonders glaubwürdig und authentisch wahrgenommen.
- Influencer/innen, die offensiv werben und ihre Reichweite in den sozialen Medien nutzen, um Dienstleistungen und Produkte zu platzieren.
- Mitarbeiter/innen als Influencer/innen, sogenannte „Corporate Influencer“. Im digitalen Zeitalter gibt es fast nichts Besseres, als ehrliches Lob aus den eigenen Reihen ins Rampenlicht zu stellen. Wenn Pflegekräfte oder Mediziner/innen aus ihrem Arbeitsalltag erzählen, kann das wie ein Boost fürs Arbeitgeber-Image wirken – und das Recruiting erleichtern.
- Patienten/-innen, die ihre Behandlungs-Erfahrungen mit der jeweiligen Klinik auf ihren Kanälen teilen. Hier ist allerdings das Risiko gegeben, dass es auch zur Kritik kommen kann.
Corporate Influencer für das Arbeitgeber-Image im Healthcare-Bereich
Influencer-Marketing ist deshalb ein so vielversprechender Ansatz für Kliniken und Krankenhäuser, weil es Vertrauen und Sympathie schafft. Gleichzeitig ermöglicht diese Taktik, die Reichweite und Zielgruppe von Influencern/-innen zu nutzen, um eigene Dienstleistungen bekannter zu machen: Eine Chance, die immer mehr Healthcare-Unternehmen nutzen, die sich vom Wettbewerb abheben möchten.
Beim Spezialfall Corporate Influencer geht es um die Kooperation zwischen Klinik und eigenen Mitarbeitern/-innen. Letztere fungieren gleichzeitig als Influencer/-innen, die ihren Arbeitgeber authentisch in den sozialen Medien vertreten und dabei mit Zielgruppen in Kontakt stehen.
Corporate Influencer orientieren sich dabei sowohl an der Marketing-Strategie des Arbeitgebers als auch an den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe. Die Kunst dabei ist es, natürlich zu bleiben und als authentisch wahrgenommen zu werden.
5 Tipps für erfolgreiches Influencer Marketing in Klinik & Krankenhaus
5 hilfreiche Tipps können dabei helfen, erfolgreiches Influencer Marketing in einer Klinik oder einem Krankenhaus zu etablieren.
1. Sorgfältige Auswahl des Influencers/der Influencerin
Dieser Punkt hängt stark von der angepeilten Zielgruppe ab. Soll vor allem der/die Patient/in von morgen erreicht, sowie auf Vorsorgeuntersuchungen und neue Therapiemöglichkeiten hingewiesen werden? Dann wirkt es besonders glaubwürdig, wenn der/die Influencer/in selbst (oder jemand aus diesem Umfeld) von einer bestimmten Diagnose betroffen ist und er/sie echte Erfahrungen teilen kann.
Noch besser eignet sich in diesem Fall die Rekrutierung von Patienten/-innen aus dem direkten Krankenhausumfeld als Botschafter, wie im Falle der an Krebs erkrankten Bloggerin Sabine Kuhnt, die von ihren positiven Erfahrungen mit den DRK Kliniken Nordhessen berichtet.
Ist das Ziel der Marketing-Kampagne in erster Linie eine Verbesserung des Arbeitgeber-Images im Rahmen einer Recruiting-Strategie, bietet es sich an, auf eigene Mitarbeiter/innen zurückzugreifen. Ein authentischer und positiver Einblick in den Arbeitsalltag als Mediziner/in oder Pflegekraft kann die Arbeitgeber-Attraktivität nachhaltig steigern. Das geschieht oft nebenbei, wie im Fall des Mediziners „Dr. Johannes“, von dessen Social-Media-Auftritt auch sein Arbeitgeber, das UKE Hamburg, profitiert.
An diesem Punkt gilt es, lieber mehr Zeit für die Auswahl eines/einer geeigneten Mitarbeiters/-in zu investieren. Denn längst nicht jede/r Social-Media-Begeisterte Mitarbeiter/in ist ein geborener Corporate Influencer. Das konstante Bespielen der sozialen Medien mit Content, der Aufbau der Personal Brand und der schwierige Spagat zwischen Arbeitgeber-Inhalten und privaten Posts kostet Zeit und Energie.
2. Neue Perspektiven auf die Arbeit in Klinik und Krankenhaus
Perfektionismus ist hier fehl am Platz. Corporate Influencer stellen stattdessen die persönliche Connection in den Mittelpunkt – die Einrichtung bekommt ein sympathisches Gesicht. Klar, dass es dabei auch auf natürliche Sprache, statt gestelzter Marketing-Formulierungen ankommt.
Wenn Influencer/innen es schaffen, ihren Enthusiasmus für den Arbeitgeber an ihre Community weiterzugeben, kann das direkte Auswirkungen auf die Planung von Rekrutierungsmaßnahmen haben. Weil Bekanntheitsgrad, Attraktivität und guter Ruf der Einrichtung steigen, kommt es im Idealfall zu mehr Initiativbewerbungen. Die Folge: Stellenanzeigen können heruntergeschraubt werden – auch wirtschaftlich ein klarer Vorteil.
3. Die richtige Balance
Wie sehr Kliniken und Krankenhäuser von Corporate Influencern/-innen profitieren können, hängt stark davon ab, ob das Konzept gut durchdacht ist. Denn sobald die Zielgruppe das Gefühl hat, mit Werbebotschaften konfrontiert zu sein, leidet die Glaubwürdigkeit.
Das bedeutet auch, dass Einrichtungen bereit sein müssen, den jeweiligen Corporate Influencer/innen als Individuum zu akzeptieren. Jede/r Influencer/in hat seine eigene Art, Worte zu verpacken und mit seiner Zielgruppe zu kommunizieren. Kliniken und Krankenhäuser, die mit Corporate Influencern/-innen arbeiten, sollten dies als Vorteil sehen – solange inhaltlich alles akkurat und in Ordnung ist. Das sorgt dafür, dass die Botschaft harmonisch und echt wirkt.
4. Authentisches Storytelling
Hier geht es nicht um Geschichten, sondern um reale Erlebnisse, die von Influencern/-innen über ihre Kanäle geteilt werden. Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus und was macht die Arbeit in der jeweiligen Einrichtung so besonders? Authentische Blicke hinter die Kulissen schaffen Sympathie und suggerieren Nähe. Das bleibt bei Zielgruppen im Gedächtnis.
5. Alternative: Employer Branding
Corporate Influencer haben häufig aus eigenem Antrieb eine Social-Media-Reichweite aufgebaut und sind nun bereit, einen Teil ihrer Inhalte thematisch ihrem Arbeitgeber zu widmen. Sie handeln größtenteils unabhängig und orientieren sich lediglich an groben Guidelines. Beim Employer Branding werden dagegen eigene Mitarbeiter/innen als Markenbotschafter eingesetzt.
Solche Markenbotschafter stehen im Dienst der arbeitgebenden Einrichtung. Damit sie trotzdem als unabhängig wahrgenommen werden, gilt es allerdings auch hier, keine exakten Vorgaben zu machen, sondern auf ihre ganz individuelle Stimme zu vertrauen. Dann können auch sie dabei helfen, die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen und langfristig kostspielige Rekrutierungsmaßnahmen herunterzufahren.
Beispiele für erfolgreiche Corporate-Influencer-Kampagnen
Ein Paradebeispiel dafür, wie die richtige Nutzung sozialer Medien die Beliebtheit von Kliniken sowohl bei Patienten/innen als auch potenziellen neuen Mitarbeitern steigern kann, sind die TikTok-Clips des Klinikums Dortmund.
Publikumsfragen an Chefärzte und witzige Einblicke hinter die Kulissen sorgen für die perfekte Mischung aus Information und Spaß. Das brachte dem Krankenhaus sogar den Titel „lustigste Klinik Deutschlands“ ein.
Dass auch Praktikanten/-innen als Corporate Influencer fungieren können, zeigen die Kampagnen des Helios Klinikums Berlin Buch. Für einen bestimmten Zeitraum bekamen ausgewählte Praktikanten/-innen das Zepter in die Hand. Sie hatten die Aufgabe, den Alltag in der Klinik authentisch darzustellen. Das Ergebnis: Ein regelrechter Bewerberansturm im Hinblick auf Ausbildungen und Praktika.
Die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken begann bereits 2015 damit, sich verstärkt aufs Employer Branding zu konzentrieren. Die Kampagnen, in denen Mitarbeiter/innen und Corporate Influencer einbezogen wurden, sorgten insgesamt dafür, dass die Bewerbungszahlen um das Dreifache stiegen. Das Erfolgsgeheimnis: Keine Vorgaben. Die Mitarbeiter/innen wurden bewusst dazu ermutigt, sich so darzustellen, wie sie selbst möchten.
Fazit: Corporate Influencer bieten große Chancen für Kliniken und Krankenhäuser
In Zeiten des Fachkräftemangels erkennen immer mehr Kliniken und Krankenhäuser das Potenzial sozialer Medien, um sich vom Wettbewerb um qualifizierte Talente abzuheben. Sowohl Corporate Influencer als auch Markenbotschafter eignen sich als Teil einer erfolgreichen Gesamtstrategie für ein verbessertes Arbeitgeber-Image, reduzierte Recruiting-Kosten und zur Vertrauensbildung bei wichtigen Zielgruppen.