
Wer eine eigene Arztpraxis eröffnen möchte, muss bei der ärztlichen Existenzgründung mit steigenden Kosten rechnen. 2018 und 2019 investierten Hausärzte für die Übernahme einer Einzelpraxis durchschnittlich 160.000 Euro. In den Jahren 2022 und 2023 stiegen die Kosten auf über 180.000 Euro. Eine Neugründung ist noch teurer. Dieser Artikel zeigt, wie sich die Kosten in den letzten Jahren entwickelt haben, welche Ausgaben anfallen und wie sich die Kosten zwischen Übernahme und Neugründung unterscheiden.
Ärztliche Existenzgründung: Praxisübernahme versus Praxisneugründung
In den Jahren 2022 und 2023 entschieden sich Ärztinnen und Ärzte in Deutschland unabhängig von ihrer Fachrichtung am häufigsten für die Übernahme einer Praxis. Etwa 60 Prozent wählten diese Form der Niederlassung. Dagegen gründeten nur acht Prozent eine neue Praxis, wobei diese Zahl im Vergleich zu den Jahren 2020/2021 um einen weiteren Prozentpunkt sank. Vor allem die hohen Kosten, die mit der Neueröffnung einer Arztpraxis verbunden sind, erschweren diesen Schritt. Eine Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank sowie des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung aus den Jahren 2022 und 2023 untersuchte 3.325 Existenzgründungen, darunter 940 hausärztliche Praxisneugründungen, und bestätigte die hohen finanziellen Aufwendungen für diesen Weg in die Selbstständigkeit.
Kosten Praxisneugründung
Bei einer Praxisneugründung ist mit einem Budget bis weit über 200.000 Euro zu rechnen. Die höheren Kosten liegen oftmals darin begründet, dass eine Praxis im Falle einer Neugründung unmittelbar auf den neusten Stand der Technik gebracht wird und darüber hinaus nicht die Möglichkeit zur Übernahme von bereits vorhandenem Inventar besteht.
Kosten Praxisübernahme
Für eine Hausarztpraxis muss bei Praxisübernahme mit einem Gesamtpreis von um die 180.000 Euro gerechnet werden. Wenn die Praxisräume darüber hinaus renoviert oder modernisiert werden müssen, kommen zusätzliche Kosten auf den Arzt zu. Die Übernahmepreise von Arztpraxen sind in den letzten Jahren stetig angestiegen, jedoch sind hierfür weniger die steigenden Immobilienpreise als vielmehr die notwendigerweise zu tätigenden Investitionen (Einrichtung, IT sowie medizinische und oder diagnostische Gerätschaften) verantwortlich. Derzeit muss hierfür mit einem Budget von knapp 80.000 Euro gerechnet werden, wohingegen es vor zehn Jahren nur um die 40.000 Euro waren.
Ärztliche Existenzgründung: Fachrichtungen im Vergleich
Die Kosten für die Übernahme einer Arztpraxis unterscheiden sich je nach Fachbereich. Unterschiede ergeben sich hier beispielsweise durch die Notwendigkeit der Anschaffung von speziellem Inventar und bestimmten Gerätschaften.
Im Folgenden sind die Kosten für eine Praxisübernahme in den genannten Fachrichtungen für die Jahre 2022/2023 dargestellt, wobei sich die genannten Beträge auf die zu investierende Gesamtsumme (Kaufpreis zuzüglich Kosten für Inventar) beziehen.
- Allgemeinmedizin (Hausarzt): 180.000 Euro
- Innere Medizin: 190.000 Euro
- Gynäkologie: 170.000 bis 245.000 Euro
- Orthopädie: 465.000 bis weit über 500.000 Euro
- Psychotherapie: 120.000 Euro
Alternative Modelle
In einer Einzelpraxis trifft der Arzt alle Entscheidungen eigenständig. Er legt das medizinische Angebot sowie die Behandlungsschwerpunkte nach eigenen Vorstellungen fest. Wer jedoch die hohen Kosten dieser Niederlassungsform vermeiden möchte, kann sich für den Einstieg in eine Gemeinschaftspraxis oder die Gründung einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) entscheiden. In diesem Fall baut der neu hinzukommende Arzt zunächst einen eigenen Patientenstamm auf. Dabei fallen geringere Investitionskosten an, da er Teile des Inventars und der medizinischen Geräte mit den Kollegen teilt. Im Durchschnitt liegen diese Kosten bei etwas mehr als 150.000 Euro.
Fazit
Die Entscheidung bei der ärztlichen Existenzgründung zwischen der Neugründung einer Arztpraxis und einer Praxisübernahme muss schlussendlich individuell getroffen werden. Beide Optionen bieten Vor- und Nachteile, die unter Abwägung sowohl der finanziellen als auch der organisatorischen Aspekte beurteilt werden sollten.