
Deutschland steht vor einem Versorgungsproblem – besonders im Hinblick auf die aktuelle Ärztedichte. In den Großstädten ist die Zahl der Mediziner hoch, während in ländlichen Regionen der Mangel – insbesondere an Haus- und bestimmten Fachärzten – immer deutlicher zu spüren ist. Eine neue Analyse der Stiftung Gesundheit zur ärztlichen Versorgung 2024 verdeutlicht, wie ungleich die Verteilung der Ärzte in Deutschland ist.
Ärztedichte in Deutschland: Bundesdurchschnitt und regionale Unterschiede
Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Ärztedichte in Deutschland bei etwa 671,7 Ärzten pro 100.000 Einwohner. In städtischen Regionen kommen derzeit sogar etwa 700 Ärzte auf 100.000 Einwohner – was im Vergleich zu den frühen 2000er-Jahren – damals waren es noch 500 bis 550 – einen deutlichen Anstieg bedeutet. Allerdings besteht eine deutliche regionale Diskrepanz: In Städten wie Berlin, Hamburg und Bremen ist die Ärztedichte besonders hoch – in Hamburg betreut ein Arzt durchschnittlich nur etwa 127 Einwohner. In ländlichen Regionen wie Brandenburg und Thüringen liegt die Ärztedichte hingegen deutlich niedriger: Dort versorgt ein Arzt durchschnittlich rund 246 Einwohner. Diese ungleiche Verteilung erschwert den Zugang zur medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen, führt zu Versorgungsengpässen und belastet zugleich die dort tätigen Mediziner zunehmend.
Demografische Herausforderungen
Ein zentrales Problem des Ärztemangels ist die demografische Entwicklung innerhalb der Ärzteschaft. Der Altersdurchschnitt liegt mittlerweile bei über 50 Jahren; mehr als 16 Prozent sind bereits über 65 Jahre alt. In Bundesländern wie Bremen und Thüringen ist der Anteil der über 65-jährigen Ärzte mit rund 23 Prozent besonders hoch. Diese Entwicklung verschärft den Ärztemangel, da viele in den Ruhestand gehen werden, ohne dass ausreichend Nachwuchs vorhanden ist. Prognosen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zufolge wird bis 2040 ein Defizit von 30.000 bis 50.000 Ärzten erwartet. Ein solcher Mangel könnte dazu führen, dass nur noch rund 75 Prozent der heutigen Versorgungskapazität zur Verfügung stehen. Selbst bei einer kurzfristigen Erhöhung der Studienplätze im Fach Humanmedizin würden sich Auswirkungen in der ambulanten Versorgung frühestens in 10 bis 15 Jahren zeigen.
Lange Wartezeiten bei Fachärzten
Neben dem zunehmenden Mangel an Hausärzten zeigen sich auch in verschiedenen Fachrichtungen spürbare Engpässe. Besonders betroffen sind die Allgemeinmedizin, Kardiologie, Neurologie sowie Orthopädie – alles Bereiche, die vor allem von älteren Menschen stark nachgefragt werden. Da deren Zahl durch den demografischen Wandel stetig wächst, steigt auch der Bedarf. Um diesen zu decken, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, um den Mangel zu beheben, Wartezeiten zu verkürzen und den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung gerecht zu werden.
Lösungsansätze
Um den Ärztemangel – insbesondere in ländlichen Regionen und bestimmten Fachbereichen – zu bekämpfen, bedarf es einer Kombination verschiedener Maßnahmen. Ein wichtiger Ansatz ist die Förderung der Niederlassung in unterversorgten Gebieten – etwa durch finanzielle Anreize wie Steuererleichterungen oder Zuschüsse. Zusätzlich sollte die ärztliche Ausbildung besser auf die Anforderungen ländlicher Regionen zugeschnitten sein. Auch der verstärkte Einsatz von Telemedizin bietet großes Potenzial: Digitale Gesundheitsplattformen und Online-Konsultationen ermöglichen es Patienten, auch ohne direkten Arztkontakt medizinische Beratung zu erhalten. Das kann Versorgungslücken zumindest teilweise schließen und entlastet zugleich das medizinische Personal. Weiterführende Informationen zur Arbeit als Landarzt sowie den Fördermöglichkeiten findest Du hier:
- Arbeit als Landarzt: Übersicht der Fördermöglichkeiten
- Landarzt gesucht: Förderprogramme für den medizinischen Nachwuchs
- Landarztquote: Wichtige Infos & Studienbestimmungen
Internationaler Vergleich
Andere Länder haben bereits Strategien entwickelt, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken: In Skandinavien sind digitale Sprechstunden weit verbreitet – Videochats zur Erstberatung gehören dort längst zum Standard. In den Niederlanden gibt es vermehrt medizinische Versorgungszentren, in denen verschiedene Gesundheitsberufe unter einem Dach arbeiten. Auch in Kanada wird die Telemedizin stark ausgebaut. Zudem übernehmen Pflegekräfte dort zunehmend Routineuntersuchungen und Beratungen – und entlasten dadurch Ärzte.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die ärztliche Versorgung in Deutschland ist weiterhin von großen regionalen Unterschieden geprägt. Während städtische Regionen gut versorgt sind, fehlt es ländlichen Gebieten zunehmend an medizinischem Personal. Diese Problematik wird sich in den kommenden Jahren durch den demografischen Wandel und die Pensionierung zahlreicher Ärzte weiter verschärfen. Zielgerichtete Maßnahmen – etwa die Förderung der Niederlassung in ländlichen Regionen oder der verstärkte Einsatz von Telemedizin – sind daher unerlässlich, um die Versorgung auch künftig sicherzustellen.