
Laut der Ärztestatistik für 2023 der Bundesärztekammer ist die Anzahl ausländischer Ärzte in Deutschland so hoch wie nie. 63.763 Ärzte ohne deutsche Staatsangehörigkeit praktizierten im vergangenen Jahr hier. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 14 Prozent mehr Mediziner – im Vergleich zu 2013 haben sich die Zahlen verdoppelt. Ärzte aus dem Ausland könnten eine Lösung für den Ärztemangel in Deutschland sein, aber es bestehen einige Hürden.
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Häufigste Herkunftsländer
Die meisten bei der Ärztekammer gemeldeten Ärzte stammen aus dem EU-Ausland. Auch aus anderen europäischen Staaten und dem nahen Osten verzeichnet die Kammer einen Zulauf. Die meisten eingewanderten Ärzte stammen aus folgenden Ländern:
- Syrien (6.120)
- Rumänien (4.668)
- Österreich (2.993)
- Griechenland (2.943)
- Russland (2.941)
- Türkei (2.628)
Warnung vor Sprachbarrieren
Der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Jürgen Hoffart, warnte gegenüber der Funke Mediengruppe vor Problemen durch unzureichende Deutschkenntnisse. Durch die Sprachbarriere komme es immer wieder zu Missverständnissen, die für Patienten lebensbedrohliche Folgen haben könnten. Hoffart fürchtet eine Verschärfung des Problems, da Deutschland auf die Zuwanderung angewiesen sei. Mit den deutschen Medizinstudenten, von denen jährlich 11.000 ihr Studium beendeten, könne man den Bedarf allein nicht decken. Viele Studienabgänger fingen laut Hoffart zudem gar nicht im gelernten Beruf an.
Hilfe gegen den Ärztemangel: So können ausländische Ärzte in Deutschland arbeiten
Wer als ausländischer Arzt in Deutschland praktizieren will, steht vor einigen Hürden. Sei es die Sprachbarriere oder bürokratische Arbeit. Zudem wird abseits von EU-Staaten nicht jeder medizinische Abschluss in Deutschland anerkannt. Wer mit einem Abschluss aus der EU in Deutschland praktizieren will, benötigt weiterhin nur:
- EU-Staatlich anerkannte Approbation
- Zertifikat über Deutschkenntnisse auf B2 oder C1 Niveau
Wer aus dem Ausland abseits der EU in Deutschland als Arzt praktizieren möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Auskunft darüber, ob ein Abschluss anerkannt wird, kann das Bundesgesundheitsministerium geben. Auch gegenüber dem jeweils zuständigen Landesprüfungsamt für Medizinische Heilberufe können ausländische Ärzte ihre Unterlagen einreichen und prüfen lassen. So besteht die Chance auf eine temporäre Berufserlaubnis, mit der Ärzte bis zu zwei Jahren in Deutschland arbeiten können. Beim Niedersächsischen Zweckverband zur Approbationserteilung müssen Berufsanwärter dazu folgende Unterlagen, auf deutsch übersetzt, einreichen:
- Ausgefüllter Antrag auf die Berufserlaubnis
- Identitätsnachweise und Lebenslauf
- Erklärung über Straffreiheit und gegebenenfalls (amtliches) Führungszeugnis
- Ärztliche Bescheinigung
- Nachweis über Studienabschlüsse und mögliche bestehende Berufserlaubnis
- Zusage über Einstellung oder Weiterbeschäftigung des künftigen Arbeitgebers
- Nachweis über Deutschkenntnisse auf B2- oder C1-Niveau
- Nachweis, dass im Herkunftsland kein berufsrechtliches Verfahren läuft
Sprachkurse
Einen Sprachkurs können ausländische Ärzte bereits vor ihrer Reise nach Deutschland absolvieren. Am Goethe-Institut können sie an Kursen für das B2- sowie C1-Niveau teilnehmen und die entsprechenden Prüfungen ablegen.
Mit der Berufserlaubnis dürfen ausländische Ärzte in Deutschland, meist unbezahlt, als Gastarzt arbeiten. Erforderlich dafür ist, dass bereits im Voraus ein entsprechender Arbeitgeber gefunden wird. Auch ein Praktikum kann für Mediziner aus dem Ausland der erste Schritt zur deutschen Ärztetätigkeit sein. Während der Gastarzttätigkeit oder des Praktikums können sich Mediziner auf die Anerkennungsprüfungen zur Erlangung einer deutschen Approbation vorbereiten. Mit der Approbation können ausländische Ärzte dann eine Assistenzarztstelle übernehmen. Dabei werden die bereits absolvierten Arbeitsstunden in Deutschland auf die Facharztausbildung angerechnet.