In vielen Regionen Deutschlands sind Landärzte Mangelware. Mit Förderprogrammen versuchen die Bundesländer jetzt Absolventen der Allgemeinmedizin für das Landleben zu gewinnen. Wer sich vorstellen kann, als Landarzt oder Landärztin in der Provinz tätig zu werden, sollte sich die attraktiven Förderoptionen näher ansehen. Teilweise lässt sich schon während des Medizinstudiums davon profitieren. Welche Fördermöglichkeiten es pro Bundesland gibt, zeigt unser Überblick.
Breite Palette an Fördermöglichkeiten für zukünftige Landärzte
Laut Schätzungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fehlen aktuell bundesweit mehr als 3.000 Ärzte im niedergelassenen Bereich. Bis 2020 wird diese Zahl steigen – denn viele, die als Landärztin oder Landarzt auf dem Land leben, werden bald altersbedingt in den Ruhestand gehen. Um junge Absolventen der Allgemeinmedizin in unterversorgte Regionen zu locken und eine Verbesserung der ambulanten hausärztlichen Versorgung zu erreichen, haben sich die Bundesländer so einiges ausgedacht. Wer sich während des Medizinstudiums verpflichtet, Landärztin oder Landarzt auf dem Land zu werden, kann vielerorts finanziell profitieren – teilweise sogar schon im Studium.
Baden-Württemberg:
In Baden-Württemberg gibt es etliche Regionen mit Landärztemangel. Wer sich nach dem Studium der Allgemeinmedizin dort niederlässt beziehungsweise eine hausärztliche Praxis übernimmt, kann von bis zu 30.000 Euro Landesförderung profitieren. Mehr Infos zum Aktionsprogramm “Landärzte” gibt es beim Sozialministeriums Baden-Württemberg.
Bayern:
Im Freistaat wartet ein Stipendienprogramm auf angehende Mediziner, die ihre Facharztweiterbildung sowie mindestens fünf weitere Jahre entweder in einer Haus- oder Facharztpraxis oder in einem Krankenhaus in der Provinz absolvieren. Stipendiaten bekommen für maximal 48 Monate 300 Euro pro Monat. Weitere Informationen dazu bietet das Bayerische Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
Brandenburg:
Landesweite Fördermöglichkeiten fehlen in Brandenburg derzeit noch. Interessante Förderoptionen gibt es aber für die Regionen Barnim, Märkisch-Oderland sowie Uckermark. Dort bietet die Gesellschaft für Leben und Gesundheit (GLG) Studierenden der Medizin ein Stipendium in Höhe von 500 Euro monatlich an. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach ihrem Praktischen Jahr und Studienende noch mindestens drei Jahre bei der GLG zu arbeiten. Weitere Details dazu gibt es direkt bei der GLG.
Hessen:
Im hessischen Vogelsbergkreis können Studierende während der Universitätszeit bis zu 20.400 Euro beziehen (400 Euro x 51 Monate). Als Gegenleistung verpflichten sich die Absolventen der Allgemeinmedizin anschließend acht Jahre als Hausärztin oder Hausarzt in dem Landkreis zu bleiben.
Ein ähnliches Förderangebot steht im Landkreis Waldeck-Frankenberg parat. Dort können Studierende bis zu 48 Monate 400 Euro erhalten, wenn sie im Anschluss an ihr Praktisches Jahr und Studienende die Facharztweiterbildung sowie weitere fünf Jahre als niedergelassener oder angestellter Mediziner in dem Landkreis absolvieren.
Auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen gibt es eine Geldspritze: Wer sein Praktisches Jahr in einem der Wahlfächer Allgemeinmedizin, Orthopädie, Pädiatrie oder Urologie belegt, kann ein Stipendium in Höhe von 2.380 Euro (595 Euro monatlich) erhalten.
Weitere Informationen gibt es beim Weiterbildungsverbund Vogelsbergkreis, beim Landkreis Waldeck-Frankenberg beziehungsweise bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.
Mecklenburg-Vorpommern:
In Mecklenburg-Vorpommern erhalten angehende Ärzte für maximal vier Jahre und drei Monate 300 Euro Zuschuss vom Land. Dafür verpflichten sich die Jungmediziner nach dem Abschluss für mindestens fünf Jahre in einer ländlichen Region oder im öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten. Mehr Infos bietet das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern.
Niedersachsen:
Für Medizinstudenten in Niedersachsen gibt es eine monatliche Finanzspritze in Höhe von 400 Euro für vier Jahre. Im Gegenzug müssen Stipendiaten festlegen, dass sie sich im Anschluss an die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in einer ländlichen Region Niedersachsens niederlassen. Weitere Infos gibt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.
Nordrhein-Westfalen:
In NRW wird mit bis zu 2.400 Euro gefördert, wer sein Praktisches Jahr in der Allgemeinmedizin absolviert. Mehr Informationen dazu gibt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und den Krankenkassen im Rheinland. Übrigens gilt in NRW neuerdings eine Landarztquote: Wer sich vor dem Studium verpflichtet, einige Jahre als Hausärztin oder Hausarzt auf dem Land zu arbeiten, bekommt einen Medizinstudienplatz – und das unabhängig vom NC!
Rheinland-Pfalz:
Wer in Rheinland-Pfalz ein Praktisches Jahr mit dem Wahlfachtertial Allgemeinmedizin absolviert, kann sich über insgesamt 2.400 Euro Unterstützung freuen. Zusätzlich werden Famulaturen in Hausarztpraxen für bis zu zwei Monate mit jeweils 500 Euro gefördert. Weitere Infos gibt es beim Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie des Landes Rheinland-Pfalz.
Saarland:
Studierende ab dem dritten Studienjahr, die im Anschluss ans Studium eine Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin im Saarland anschließen und mindestens fünf Jahre als Landärztin oder Landarzt im ländlichen Raum praktizieren wollen, erhalten für maximal 48 Monate 300 Euro im Monat. Weitere Infos gibt es beim Landesamt für Soziales des Saarlandes.
Sachsen:
Dank des “Sächsischen Hausarztstipendiums” erhält bis zu 1.000 Euro im Monat, wer nach dem Abschluss mindestens sechs Jahre als Hausärztin oder Hausarzt in Sachsen arbeitet. Die Kassenärztliche Vereinigung fördert hingegen das Medizinstudium in Ungarn, wenn im Gegenzug mindestens fünf Jahre als Hausarzt in einer ländlichen Region Sachsens praktiziert wird.
Mehr Infos gibt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen.
Sachsen-Anhalt:
Künftige Landärzte erhalten von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt bis zu 800 Euro im Monat, wenn dafür später zehn Jahre lang in unterversorgten Regionen des Landes praktiziert wird. Mehr Informationen gibt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt.
Ähnliche Förderprogramme gibt es auch in Schleswig-Holstein und Thüringen.