
Die Landarztquote soll dem Ärztemangel auf dem Land Abhilfe schaffen. Ärztinnen und Ärzte sind heutzutage schon in großen Kliniken und Krankenhäusern sowie Medizinischen Versorgungszentren deutlich schlechter zu finden als noch vor ein paar Jahren. Auf dem Land hat sich jedoch der Ärztemangel inzwischen so weit verschlimmert, dass Patienten teilweise lange Anfahrtsstrecken auf sich nehmen müssen. Diese chronische Unterversorgung spitzt sich auch dadurch immer mehr zu, dass der Beruf des Landarztes als weniger prestigeträchtig erachtet wird.
Viele Bundesländer haben sich daher dazu entschlossen, vermehrt um Landärztinnen – und ärzte zu werben. Um die Arzttätigkeit auf dem Lande attraktiver zu machen, wurde die sog. Landarztquote ins Leben gerufen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Landarztquote?
- Für wen eignet sich die Landarztquote?
- Wo gibt es eine Landarztquote?
- Wie läuft der Bewerbungsprozess für die Landarztquote ab?
- Landarztquote in Baden-Württemberg
- Landarztquote in Bayern
- Landarztquote in Hessen
- Landarztquote in Mecklenburg-Vorpommern
- Landarztquote in Niedersachsen
- Landarztquote in Nordrhein-Westfalen
- Landarztquote in Rheinland-Pfalz
- Landarztquote im Saarland
- Landarztquote in Sachsen
- Landarztquote in Sachsen-Anhalt
- Landarztquote in Thüringen
Was ist eine Landarztquote?
Über die Landarztquote wird jeweils ein prozentualer Anteil aller verfügbaren Studienplätze für das Medizinstudium vergeben. Die genaue Anzahl der hierfür reservierten Studienplätze ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und schwankt teilweise je nach Semester. Auf diese Art kann man auch dann einen Studienplatz in Medizin bekommen, wenn man den dafür erforderlichen Numerus Clausus nicht erreicht hat.
Diese Quote ist aber nur für Studienbewerber gedacht, welche explizit Interesse an einer hausärztlichen Tätigkeit zeigen und gerne im ländlichen Raum als Arzt arbeiten möchten. Nur über die Landarztquote ins Studium kommen, es sich dann anders überlegen und doch lieber z.B. Hämatologe werden, geht also nicht. Die Verpflichtung geht sogar so weit, dass man einen Vertrag unterschreiben muss, der eine Weiterbildung als Facharzt für Allgemeinmedizin bzw. Innere Medizin verbindlich macht. Man verpflichtet sich, mindestens zehn Jahre nach Abschluss der Fachausbildung als Landarzt/-ärztin tätig zu sein.
Auch seinen späteren ländlichen Wirkbereich kann man sich nicht unbedingt aussuchen. Die ärztliche Tätigkeit muss nämlich zwingend in einem unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebiet ausgeübt werden. Wünscht man sich aber z.B. eine Stelle in der Nähe der Heimat, kann der Wunsch u.U. doch in Erfüllung gehen, wenn dort tatsächlich ärztliche Unterversorgung herrscht.
Für wen eignet sich die Landarztquote?
Unter diesen Bedingungen eignet sich die Landarztquote für Medizinstudenten:
- der Numerus Clausus kann nicht erfüllt werden
- man interessiert sich für die Facharztausbildung in Allgemeinmedizin und möchte in diesem Bereich praktizieren
- man möchte gerne auf dem Land leben (denn dort wird man mindestens zehn Jahre verbringen (Facharztausbildung + zehn Jahre Verpflichtung; ein vorheriges Austreten aus dem Vertrag kostet in den meisten Bundesländern bis zu 250.000 Euro Vertragsstrafe)
- man möchte im ausgewählten Bundesland bleiben wollen (der Vertrag zur Landarztquote wird mit dem jeweiligen Bundesland geschlossen, d.h. dass man mindestens zehn Jahre bleiben muss)
- man hat keine zwingenden Ortspräferenzen (in einigen Bundesländern kann man zwar eine Präferenz angeben, die aber nicht zwingend erteilt wird)
Wo gibt es eine Landarztquote?
Immer mehr Bundesländer führen die Landarztquote ein, da sich auch das Problem der ländlichen medizinischen Unterversorgung immer mehr ausweitet. In insgesamt elf der 16 Bundesländer Deutschlands gibt es die Quote mittlerweile. Keine Landarztquote haben die drei Stadtstaaten, Berlin, Hamburg und Bremen, sowie Schleswig-Holstein und Brandenburg.
Übersichts-Tabelle: Bundesländer, Unis, Fristen und Kontakt
Eine Übersicht mit allen wichtigen Infos gibt es hier:
(Anmerkung: Nordrhein-Westfalen und Thüringen geben keine genaue Zahl der Plätze an, sondern lediglich einen festgesetzten Prozentsatz an allen Medizinstudienplätzen.)
Bundesland | Bewerbungszeitraum | Unis | Plätze | Link Bewerbung |
Baden-Württemberg | 1. - 31. März | Freiburg, Heidelberg, Heidelberg-Mannheim, Tübingen, Ulm | 75 | Bewerberportal des Sozialministeriums |
Bayern | 1. - 28. Februar | Augsburg, Erlangen-Nürnberg, Erlangen-Bayreuth, München, Regensburg, Würzburg | 115 | Bewerberportal Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit |
Hessen | 1. - 28. Februar | Frankfurt, Gießen, Marburg | 65 | Bewerberportal Hessisches Landesamt für Gesundheit und Pflege |
Mecklenburg-Vorpommern | 1. - 31. März | Greifswald, Rostock | 31 | Bewerberportal der kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern |
Niedersachsen | 1. - 31. März | Hannover, Göttingen, Oldenburg | 60 | Bewerberportal Niedersächsischer Zweckverband zur Approbationserteilung |
Nordrhein-Westfalen | 1. - 31. März (WiSe) bzw. 1. - 30. September (SoSe) | Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Duisburg-Essen, Düsseldorf, Köln, Münster | 7,8 % | Bewerberportal Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen |
Rheinland-Pfalz | 1. - 31. März | Mainz | 14 | Bewerberportal des Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung RP |
Saarland | 1. - 31. März | Universität des Saarlandes | 22 | Bewerberportal des Saarländischen Landesamts für Soziales |
Sachsen | 15. Januar - 28. Februar | Dresden, Dresden/Chemnitz, Leipzig | 40 | Bewerberportal Sachsen |
Sachsen-Anhalt | 1. - 31. März | Halle-Wittenberg, Magdeburg | 22 | Bewerberportal der Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt |
Thüringen | (noch nicht bekannt) | Jena | 6 % | (noch nicht veröffentlicht) |
Wie läuft der Bewerbungsprozess für die Landarztquote ab?
Für die Bewerbung zum Landarzt reicht das bloße Einsenden der eigenen Unterlagen an die Bewerbungsstelle des jeweiligen Bundeslandes nicht aus. Man benötigt hierfür eine individuelle Bewerber-ID, welche man sich im Portal von Hochschulstart einrichten kann. Außerdem benötigt man eine Registrierung im Dialogorientierten Serviceverfahren (DoSV). Zusätzlich muss man den bundesland-spezifischen Vertrag für die Landarztquote unterschrieben abgeben.
Was man ggf. darüber hinaus an Bewerbungsunterlagen benötigt, ist auf den jeweiligen Internetseiten der Länder nachzulesen.
Landarztquote in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gliedert sich das Auswahlverfahren für die Bewerbung über die Landarztquote in zwei Stufen.
Im ersten Schritt, dem elektronischen Bewerbungsverfahren, werden folgende Auswahlkriterien berücksichtigt:
- TMS (Medizinertest)
- Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf
- Dauer der Berufstätigkeit
- Art und Dauer einer ehrenamtlichen Tätigkeit
- Nachweis über einen Freiwilligendienst
Der zweite Schritt, das persönliche Auswahlgespräch, läuft so ab:
Die 150 Bewerber mit der höchsten Punktzahl erhalten eine Einladung zu dem Gespräch. Die Auswahlgespräche finden online statt und werden mit einer dreiköpfigen Auswahlkommission geführt. Ein Gespräch kann dabei bis zu 45 Minuten dauern und man kann maximal 100 Punkte sammeln. Von den eingeladenen 150 erhalten diejenigen Bewerber, die die 75 besten Gesamtpunktzahlen aus Stufe 1 und 2 vorweisen können, ein Studienplatzangebot. Nehmen nicht alle an, wird gemäß Punktzahl nachgerückt.
Landarztquote in Bayern
Auch in Bayern ist das Auswahlverfahren in zwei Stufen eingeteilt, in denen man jeweils Punkte sammeln kann.
Stufe 1:
- TMS (Medizinertest)
- Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf
- Dauer der Berufstätigkeit
- Art und Dauer einer ehrenamtlichen Tätigkeit
- Bundesfreiwilligendienst oder FSJ
Stufe 2:
Anschließend finden strukturierte Auswahlgespräche statt, in denen die Motivation, persönliche Eignung und relevante Kernkompetenzen überprüft werden. Dabei handelt es sich um vier kurze Interview à fünf Minuten, in denen man Lösungswege für verschiedene fiktive Szenarien präsentieren muss, und ein Einzelgespräch à zehn Minuten. Die zweite Stufe des Auswahlverfahrens für das Bundesland Bayern findet in Bayreuth statt.
Landarztquote in Hessen
Hessen wendet ebenfalls ein zweistufiges Auswahlverfahren an. In jeder Stufe kann man maximal 100 Punkte erreichen.
Stufe 1:
- TMS (Medizinertest)
- Abgeschlossene Berufsausbildung
- Berufstätigkeit
- Freiwilligendienst, Ehrenamt (mit einschlägigen Fortbildungsnachweisen)
Dabei wird der TMS mit maximal 60 und die anderen Kriterien mit insgesamt maximal 40 Punkten bewertet.
Stufe 2:
Das anschließende Auswahlgespräch erstreckt sich über höchstens 60 Minuten und findet in Präsenz an der Justus-Liebig-Universität Gießen statt. Es umfasst Kurzinterviews, Testaufgaben sowie situative Verfahren. Alle erreichten Punkte aus Stufe 1 und 2 werden addiert und zu einer abschließenden Rangliste zusammengefasst.
Landarztquote in Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern besitzt ebenfalls ein zweistufiges Auswahlverfahren.
Im ersten Schritt werden folgende Auswahlkriterien entsprechend anteilsmäßig berücksichtigt:
- TMS (30%)
- Tätigkeitszeiten im Gesundheitswesen, beruflich oder ehrenamtlich (40%)
- Abiturdurchschnittsnote (30%)
Im zweiten Schritt erfolgen wieder strukturierte Auswahlgespräche, welche in Schwerin stattfinden. Hier kann man das Komitee persönlich von seinen sozial-kommunikativen Fähigkeiten und seiner fachlichen Eignung überzeugen, indem man sich einem standardisierten Assessment mit strukturierten Interviews und Rollenspielen stellt. Anhand der Leistung im zweiten Teil wird eine Rangliste der Teilnehmer erstellt.
Landarztquote in Niedersachsen
Das Zulassungsverfahren für Niedersachen bewertet im ersten Schritt die selben Kriterien mit gleicher Wichtung wie Mecklenburg-Vorpommern:
- TMS (30%)
- Ausbildung, berufliche / praktische Tätigkeit (40%)
- Abiturdurchschnittsnote (30%)
Die daraus resultierenden Ranglistenplätze 1 bis 120 müssen anschließend Auswahlgespräche bestehend aus standardisierten Interviews und Rollenspielen führen.
Landarztquote in Nordrhein-Westfalen
Für einen Studienplatz in Nordrhein-Westfalen durchläuft man auch ein zweistufiges Auswahlverfahren.
Schritt 1:
- TMS (30%)
- Abiturnote (30%)
- Einschlägige Berufstätigkeit / -ausbildung im human-, zahnmedizinischen, therapeutischen oder pflegerischen Bereich (40%)
Schritt 2:
Anschließend findet ein strukturiertes und standardisiertes Interviewverfahren statt, in dem man sich beispielsweise Rollenspielen oder fragenbasierten Interviews stellen muss. Man muss kein spezifisches Fachwissen vorweisen, denn es geht primär darum, die persönlichen und sozial-kommunikativen Kompetenzen des/-r Bewerbers/-in zu testen. Insgesamt dauert die zweite Stufe des Auswahlverfahrens vier Stunden. Darauf basierend wird eine Punkterangliste erstellt. Der endgültige Listenplatz wird aus dem Mittelwert der erreichten Punkte in Stufe 1 und Stufe 2 ermittelt.
Landarztquote in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz ist eine Hochschulzugangsberechtigung obligatorisch und auch hier gibt es ein zweistufiges Auswahlsystem.
Schritt 1:
- TMS (Medizinertest)
- Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf
- Nachweise über berufliche, praktische oder ehrenamtliche Tätigkeiten (wovon jedoch nur eine berücksichtigt wird)
Schritt 2:
Anschließend finden wieder strukturierte Auswahlgespräche statt, bei denen kein medizin-spezifisches Fachwissen erforderlich ist.
Darüber hinaus ist zu beachten:
Landarztquote im Saarland
Auch im Saarland findet zuerst eine Vorauswahl der Bewerber/innen statt. Deren Bewertung erfolgt nach den folgenden Kriterien:
Schritt 1:
- Abiturdurchschnitt: 30 Prozent
- TMS (Medizinertest): 30 Prozent (Der Nachweis des TMS ist keine Zulassungsvoraussetzung, erhöht jedoch die Chancen, ausgewählt zu werden)
- Einschlägige Berufserfahrung und Ausbildungszeiten (max. 48 Monate): 40 Prozent
Schritt 2:
Anschließend finden strukturierte Auswahlgespräche im standardisierten Interviewverfahren statt. Hierbei werden persönliche und sozial-kommunikative Kompetenzen geprüft. Medizinisches Fachwissen ist nicht vorausgesetzt.
Landarztquote in Sachsen
Das Bundesland Sachsen gewichtet folgende Kriterien im ersten Schritt der Bewerbung, um eine Rangliste der Bewerber zu erstellen:
Schritt 1:
- TMS (max. 40 Punkte)
- Abiturnote (max. 20 Punkte)
- Berufsausbildung / abgeschlossenes Studium (max. 20 Punkte, abhängig von Abschlussnote)
- Berufstätigkeit (max. 10 Punkte, dabei 2,5 Punkte je 6 Monate)
- Freiwilligendienst / Ehrenamt (max. 20 Punkte)
Schritt 2:
Anschließend finden Mitte Juni strukturierte Auswahlgespräche statt. Dabei wird man von einer Auswahlkommission bewertet, die sich aus einem Arzt und einer an einer Hochschule lehrenden Person zusammensetzt. Geprüft werden fünf Kernkompetenzen: fachspezifische persönliche Eignung, Engagement für Menschen, soziale Kompetenzen, Kompetenz zur Lösungsorientierung und Fähigkeit zum analytischen Denken. Jede Kompetenz kann mit maximal 20 Punkten bewertet werden. Die schlussendliche Rangliste setzt sich zu 50 Prozent aus den Punkten in Stufe 1 und zu 50 Prozent aus den Punkten in Stufe 2 zusammen.
Landarztquote in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt setzen sich die Kriterien für die Landarztquote wie folgt zusammen:
- Abiturdurchschnitt: 10 Prozent
- Ergebnis des spezifischen Studierfähigkeitstests (online): 50 Prozent
- Berufsausbildung/Berufstätigkeit/praktische Tätigkeit: 40 Prozent
Die Abiturnote spielt in Sachsen-Anhalt also eine eher untergeordnete Rolle. Auswahlgespräche gibt es hier nicht. Das Auswahlverfahren erfolgt also rein datengestützt. Dafür setzt Sachsen-Anhalt auf einen besonderen Auswahltest für seine Bewerber. Dieser wurde speziell für die Landarztquote in diesem Bundesland von der Firma ITB Academic Test entwickelt, welche im übrigen auch den TMS Jahr für Jahr erstellt. Der Test für Sachsen-Anhalt beinhaltet drei Module: Studierfähigkeit, Motivation / Interesse und Persönlichkeit.
Landarztquote in Thüringen
Der Thüringer Landtag hat erst kürzlich im Juni 2024 beschlossen, dass es auch in diesem Bundesland eine Landarztquote zur Vergabe der Medizinstudienplätze geben soll. Es geht um sechs Prozent der zur Verfügung stehenden Plätze an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Eine genaue Ausgestaltung des Bewerbungsverfahren und ab wann die Quote gelten soll, ist allerdings bisher noch nicht bekannt.