
Schwangerschaftsdiabetes (auch: Gestationsdiabetes) ist eine Form von Diabetes mellitus, die während der Schwangerschaft auftreten kann. Es handelt sich um einen vorübergehenden Zustand, bei dem die Blutzuckerwerte der werdenden Mutter während der Schwangerschaft erhöht sind. Dieser Zustand kann Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter und des ungeborenen Kindes haben – und zwar auch Langzeitfolgen wie Diabetes Mellitus Typ 2.
Schwangerschaftsdiabetes betrifft eine signifikante Anzahl von Frauen weltweit und erfordert eine angemessene Überwachung und Behandlung, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Hier gibt es alles zu Ursachen, Symptomen, Diagnoseverfahren und der Bedeutung einer angemessenen Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes.
Schwangerschaftsdiabetes – Ursachen
Schwangerschaftsdiabetes, das auch als Typ-4-Diabetes deklariert ist, tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel einer Schwangeren dauerhaft erhöht ist. Dieser Zustand entsteht aufgrund einer Insulinresistenz, bei der der Körper entweder nicht ausreichend Insulin produzieren oder es nicht effektiv nutzen kann. Einige Risikofaktoren können das Potenzial erhöhen, Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass eine Frau zwangsweise damit konfrontiert wird.
Die genauen Ursachen von Schwangerschaftsdiabetes sind noch nicht vollständig geklärt. Frauen über 25 Jahren haben allgemein ein höheres Risiko für diese besondere Form der Zuckerkrankheit Diabetes Mellitus. Unter anderem erhöhen die folgenden Faktoren das Risiko.
Hormonelle Veränderungen
Während der Schwangerschaft produziert der Körper bestimmte Hormone, die die Insulinwirkung beeinflussen können. Diese Hormone können die Insulinresistenz erhöhen, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt.
Genetische Veranlagung
Eine familiäre Vorbelastung mit Diabetes kann das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen. Wenn nahe Verwandte wie z.B. (Groß-)Eltern oder Geschwister an einer Erkrankung des Zuckerstoffwechsels leiden, besteht eine statistisch betrachtet erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die schwangere Frau betroffen ist.
Übergewicht oder Adipositas
Frauen, die vor der Schwangerschaft übergewichtig oder adipös waren, haben ein erhöhtes Risiko, Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, da das zusätzliche Körperfett die Insulinwirkung beeinträchtigen kann. Umso wichtiger ist somit die Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes.
Symptome von Gestationsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes verursacht oft keine deutlich erkennbaren Symptome. Die Anzeichen können subtil sein oder ganz fehlen, und die meist „typischen“ Symptome können auch bei ganz normalen Schwangerschaften auftreten. Daher ist eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckerspiegels durch routinemäßige Glukosetests und eine Untersuchung durch eine/n Arzt/Ärztin unerlässlich, um eine genaue Diagnose zu stellen.
„Typische“ Symptome sind z.B. häufiges Wasserlassen und gesteigertes Durstgefühl. Eine erhöhte Menge an Glukose im Blut kann dazu führen, dass die Nieren mehr Flüssigkeit filtern, was zu vermehrtem Wasserlassen und damit zu mehr Durstgefühl führt. Schwangerschaftsdiabetes verstärkt auch oft den „normalen“ Müdigkeitseffekt von Schwangerschaft. Ein gesteigerter Appetit kann ebenfalls ein mögliches Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes sein, genauso wie übermäßige Gewichtszunahme, die über die erwartbare Schwangerschaftszunahme hinausgeht.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes erfolgt i.d.R. durch zwei verschiedene Tests, die den Blutzuckerspiegel einer schwangeren Frau messen.
Das gängigste und am häufigsten verwendete Diagnoseverfahren ist der Glukosetoleranztest (auch oraler Glukosetoleranztest oder oGTT genannt). Meist wird er routinemäßig zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Zunächst wird nüchtern eine Blutprobe entnommen, dann wird der Frau eine zuckerhaltige Lösung gegeben und nach einer bestimmten Zeit werden weitere Blutproben entnommen. Damit wird der Blutzuckerspiegel überprüft und die Glukoseverwertung des Körpers beurteilt.
Wenn der Nüchternblutzuckerspiegel erhöht ist, kann dies auf Schwangerschaftsdiabetes hindeuten. In einigen Fällen kann der/die Arzt/Ärztin auch gezielte Messungen des Blutzuckerspiegels nach den Mahlzeiten vornehmen, um festzustellen, wie der Körper auf die Glukose reagiert.
Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes
Wird Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert, ist eine medizinische Behandlung während des gesamten Schwangerschaftsverlaufs wichtig, um den Blutzucker zu kontrollieren und potenzielle Komplikationen zu minimieren. Dies kann einzelne Lebensumstellungen, eine medizinische Therapie oder eine Kombination aus Ernährungsanpassungen, körperlicher Aktivität und Insulintherapie umfassen.
Einer der wichtigsten Aspekte der Behandlung ist die Ernährungsumstellung, denn eine gesunde, ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Gesunde Ernährung umfasst i.d.R. ballaststoffreiche Lebensmittel, komplexe Kohlenhydrate, gesunde Fette und mäßige Mengen an Proteinen. Regelmäßige Mahlzeiten und Portionenkontrolle sind ebenfalls wichtig. Auch regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Insulinempfindlichkeit zu verbessern.
In manchen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dies bedeutet meist die Einnahme von Insulin oder anderen blutzuckersenkenden Medikamenten. Die Art und Dosierung des Medikaments werden vom/von der Arzt/Ärztin basierend auf den individuellen Bedürfnissen der Frau festgelegt. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes benötigen daher regelmäßige Untersuchungen und Kontrollen durch ihre/n Arzt/Ärztin. Dies ermöglicht eine Überwachung des Fortschreitens der Erkrankung und die Anpassung der Behandlung.
Mögliche Folgen für Mutter und Kind
Schwangerschaftsdiabetes kann sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind potenzielle Auswirkungen haben. Die richtige Behandlung ist daher entscheidend, um mögliche Komplikationen wie einen zu großen Fötus, Frühgeburt, Geburtskomplikationen oder langfristige gesundheitliche Auswirkungen zu verhindern. Aber keine Panik: Bei weitem nicht alle Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes erfahren diese Komplikationen.
Auswirkungen auf die Mutter
Präeklampsie: Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko, Präeklampsie zu entwickeln. Diese Erkrankung ist durch hohen Blutdruck, Eiweiß im Urin und andere Symptome gekennzeichnet. Präeklampsie kann die Gesundheit der Mutter gefährden und zu Komplikationen wie vorzeitiger Geburt oder Beeinträchtigung der Organe führen.
Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen: Schwangerschaftsdiabetes kann das Risiko für z.B. Frühgeburt wie Kaiserschnitt erhöhen. Zudem besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Geburtsverletzungen wie z.B. Schulterdystokie, bei der das Baby während der Geburt in der Schulter stecken bleiben kann.
Entwicklung von Typ-2-Diabetes: Frauen, die Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben auch danach ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine gesunde Lebensweise nach der Schwangerschaft kann aber dabei helfen, dieses Risiko zu reduzieren.
Zu großer Fötus bzw. Frühgeburt: In seltenen Fällen führt Schwangerschaftsdiabetes zur Entwicklung eines zu großen Fötus, der einen Kaiserschnitt erforderlich macht. Gelegentlich kann ein zu schnell wachsender und zu groß werdender Fötus auch eine Frühgeburt auslösen.
Auswirkungen auf das Kind
Makrosomie: Schwangerschaftsdiabetes kann zu einem übermäßig großen Baby führen, auch als Makrosomie bekannt. Ein hohes Geburtsgewicht erhöht das Risiko von Komplikationen bzw. Verletzungen während der Geburt, wie bereits oben erwähnt.
Hypoglykämie: Neugeborene von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes können nach der Geburt einen niedrigen Blutzuckerspiegel haben. Dies kann zu Symptomen wie Zittern, Schwäche und Atemproblemen führen.
Atemnotsyndrom: Babys, deren Mütter an Schwangerschaftsdiabetes leiden, haben ein erhöhtes Risiko für dieses spezifische Atemproblem, das durch unreife Lungen verursacht wird und die Atmung beeinträchtigt.
Spätere Gesundheitsprobleme: Kinder, deren Mütter Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben meist im späteren Leben ein erhöhtes Risiko für Adipositas und Typ-2-Diabetes.