HbA1c – auch als Glykohämoglobin oder glykiertes Hämoglobin bezeichnet – ist ein wichtiger diagnostischer Langzeitparameter beim Diabetes mellitus. Anhand der HbA1c-Werte kann der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten acht bis zwölf Wochen gemessen werden. Daher wird auch häufig der Begriff “Blutzuckergedächtnis” verwendet.
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Der HbA1c-Wert bei gesunden Menschen liegt bei kleiner als 5,7 %, bei einem sogenannten Prädiabetes ist der Wert zwischen 5,7 – 6,4 %, die Diagnose Diabetes mellitus wird bei einem HbA1c-Wert von 6,5 % oder mehr gestellt.
Was ist HbA1c und warum ist der Langzeitzuckerwert so wichtig?
Der HbA1c-Wert gibt den Prozentanteil des mit Glucose verbundenen Hämoglobins an und erlaubt eine retrospektive Beurteilung der Blutzuckereinstellung der Patientin/ des Patienten aus den letzten acht bis zwölf Wochen. Der Prozess der Glykierung/ Verzuckerung des Hämoglobins erfolgt ohne Enzyme und ist eine irreversible Reaktion, die durch die Lebensdauer der roten Blutkörperchen (100 – 120 Tage) aufgehoben wird.
Ausgangsprodukt für die Reaktion ist vor allem das native, das heißt nicht-glykierte/ nicht-verzuckerte Hämoglobin HbA0. Durch die Anheftung verschiedener Kohlenhydrate an die β-Kette des Hämoglobins entsteht HbA1, bestehend aus den folgenden Unterfraktionen:
- HbA1a1
- HbA1a2
- HbA1b
- HbA1c
Die wesentliche c-Unterfraktion (HbA1c) ist mit 70 Prozent die größte Fraktion des HbA1 und dient als sogenanntes „Blutzuckergedächtnis“ bzw. als Langzeitblutzuckerwert und kann als Prozentsatz (prozentualer Anteil der Glykierung am Gesamthämoglobin) oder in mmol/ mol Hb angegeben werden. Je mehr Hämoglobin glykiert/verzuckert wurde, desto höher ist der Wert. Der Referenzbereich liegt bei weniger als 5,7 Prozent, das bedeutet, dass weniger als 5,7 Prozent des Hämoglobins verzuckert ist. Die Bestimmung des HbA1c-Werts ist sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapieverlaufskontrolle von Diabetes mellitus von großer Bedeutung.
Wann wird der Langzeitzuckerwert gemessen?
Liegt ein Diabetes mellitus bereits vor, ist die Messung des HbA1c-Werts einmal pro Quartal neben der zusätzlichen Blutzuckerkontrolle zu empfehlen. Im Vergleich zu einer Nüchternblutzuckermessung, die nur eine Momentaufnahme des Blutzuckerspiegels zum Zeitpunkt, wenn man morgens noch vor der ersten Nahrungsaufnahme den Blutzucker misst, darstellt, ist die Messung als eine längerfristige Messung zu betrachten. Für die Messung bedarf es keiner Vorbereitung der Patientin/ des Patienten.
Was beeinflusst den HbA1c-Wert?
Der HbA1c-Wert kann durch verschiedene, unter anderem hämatologische Faktoren beeinflusst werden, weshalb die Verwendung eines einzelnen Hämoglobin A1c Wertes für die Diagnosestellung eines Diabetes mellitus nicht grundlegend zu empfehlen ist. Denn der Wert kann auch diabetesunabhängig erhöht sein.
Folgende Einflussfaktoren, die den HbA1c-Wert senken, können unter anderem genannt werden:
- hämolytische Anämie, durch beispielsweise immunologische Vorgänge verursacht
- Arzneimittel, wie Cephalosporine
- Behandlung der Eisen- bzw. Vitaminmangelanämie durch die Einnahme entsprechender Medikation
- schwere Leber- oder Niereninsuffizienz
- hämatologische Erkrankungen, die den Erythrozyten-Umsatz erhöhen
Zu den Einflussfaktoren, die zur Erhöhung führen könnten, gehören unter anderem Faktoren, die den Erythrozyten-Umsatz vermindern.
Hierzu zählen unter anderem:
- Anämie, z.B. aufgrund von Eisen- bzw. Vitaminmangel (Vitamin B12 Mangel, Folsäuremangel)
- Splenektomie
- Alter (mit dem Alter steigt der HbA1c-Wert auch bei Nicht-Diabetikern)
- Ethnizität (der HbA1c-Wert ist bei Afroamerikanern um ca. 0,4 % höher)
Um die Einflussfaktoren aufzudecken, ist das Vorliegen eines aktuellen Blutbildes sinnvoll, insbesondere dann, wenn die Diagnose eines Diabetes mellitus zu stellen ist. Ohne Kenntnis des Hämoglobin-Werts ist eine Interpretation des HbA1c-Werts bedenklich.
HbA1c Werte – Maßeinheiten und Umrechnung
Der HbA1c-Wert kann als Prozentsatz (prozentualer Anteil der Glykierung am Gesamthämoglobin) oder in mmol/ mol Hb angegeben werden. Folgende Formel kann zur Umrechnung herangezogen werden:
HbA1c mmol/ mol = (HbA1c [%] – 2,15) x 10,929
Lange war die Angabe in Prozent gebräuchlich. Inzwischen soll der HbA1c-Wert einem internationalen Standard in mmol/mol angegeben werden. In der Regel sind im Laborbefund beide Einheiten notiert, sodass keine Umrechnung durch die Patientin/den Patienten vorgenommen werden muss.
Hämoglobin A1c – Normalwerte Tabelle
Die American Diabetes Association (ADA) verwendet die folgenden Grenzwerte:
- Normalwert: weniger als 5,7 %
- Prädiabetes: 5,7 % bis 6,4 %
- Diabetes mellitus Typ 2: 6,5 % oder höher
Ist die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt dient der HbA1c-Wert auch als Therapieverlaufskontrolle. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) e.V. spricht in ihren Leitlinien die Empfehlung aus, bei bereits vorliegendem Diabetes mellitus Typ 2 einen Zielwert von 6,5 bis 7,5 % anzustreben, sprich nicht darüber hinaus, um diabetische Komplikationen langfristig so gering wie möglich zu halten.
Besteht ein Diabetes mellitus Typ 1 sind in der S3-Leitlinie „Therapie des Typ-1-Diabetes“ verschiedene Empfehlungsgrade für den HbA1c-Wert aufgeführt. Diese richten sich danach, ob ein Hypoglykämierisiko (Gefahr der Unterzuckerung) besteht oder nicht.
HbA1c – Wann zu hoch?
Der HbA1c-Wert ist bei einem prozentualen Anteil von größer/gleich 6,5 % am Gesamthämoglobin zu hoch, dies entspricht: 48 mmol/ mol Hb – die Erkrankung Diabetes mellitus liegt vor. Die angegebene Messgröße entspricht den Empfehlungen der internationalen Diabetes-Fachgesellschaften (IDF, ADA, EASD usw.) und der WHO. Zu hohe HbA1c-Werte können zu häufigeren Krankenhauseinweisungen, kardiovaskuläre Folgeschäden und Krebssterblichkeit führen. Ausführliche und weiterführende Informationen finden Sie im Artikel zum Thema Kleines Blutbild.
HbA1c-Wert schnell senken
Die Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels in einem physiologischen Bereich ist für den langfristigen Erhalt der Gesundheit und zur Vorbeugung von Folgeschäden von großer Wichtigkeit.
Der HbA1c-Wert kann durch folgende Maßnahmen gesenkt werden:
- Lebensstiländerung (nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin/ dem behandelnden Arzt oder einer anderen qualifizierten medizinischen Fachkraft)
- Gewichtsreduktion bzw. Vermeidung von Adipositas
- regelmäßige Bewegung
- Ernährungsumstellung: gesunde und ausgewogene Ernährung (z.B.: kohlenhydratarm, ketogen oder intermittierendes Fasten, niedrig-glykämische Diät)
Eine Senkung des HbA1c-Werts kann durch die oben genannten Maßnahmen auch ohne Medikamente gesenkt werden. Ist eine Lebensstiländerung allerdings nicht erfolgsbringend wird eine medikamentöse Therapie zur Blutzuckersenkung herangezogen. Die medikamentöse Therapie mit sogenannten Antidiabetika wird begonnen. Als wichtigster Wirkstoff und Mittel der 1. Wahl ist das Arzneimittel Metformin zu nennen.
Es sei zu erwähnen, dass eine zu schnelle Senkung zu Beginn einer Diabetestherapie nicht so zielführend wie bisher angenommen ist. Im Gegenteil: Berichten von Neurologen aus den USA zufolge können hierdurch öfter Neuropathien verursacht werden. Aus diesem Grund sei die Überlegung einer langsamen Normalisierung des Stoffwechsels bei Patientinnen/ Patienten mit Diabetes mellitus angebracht.
Häufige Fragen
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Durch die Glykierung, die Anlagerung von Glucose an Hämoglobin, entsteht HbA1c und wird auch als Langzeitzuckerwert oder “Gedächtnis der Blutzuckereinstellung” bezeichnet, da dieser Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen acht bis zwölf Wochen geben kann.
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Der HbA1c-Wert bei Gesunden liegt bei kleiner als 5,7 %. Eine sogenannte Prädiabetes liegt bei einem Wert zwischen 5,7 – 6,4 % vor. Ist der Langzeitzuckerwert größer/gleich 6,5 %, spricht man von einer Diabetes mellitus. Der angegebene Prozentsatz ist der prozentuale Anteil der Glykierung am Gesamthämoglobin.
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Eine ausreichende Senkung des HbA1c-Wertes kann durch eine Lebensstiländerung erreicht werden: eine Gewichtsreduktion durch Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung ist zu empfehlen. Erweist sich die Lebensstiländerung als frustran und im Hinblick auf die Senkung nicht erfolgsbringend, ist eine medikamentöse Therapie mittels Antidiabetika indiziert.
1. Neu, A., Kellerer, M.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus, Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft DDG, Thieme Verlag, 2019
2. Mader, F. H., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis, Springer Medizin Verlag, 6. Auflage, 2007
3. Geissel, W.: Öfter Neuropathien bei schneller HbA1c-Senkung. CME 12, 26 (2015)
4. S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, www.awmf.org (Abrufdatum: 21.12.2020)
5. Understanding HbA1c — the long-term blood sugar, www.dietdoctor.com (Abrufdatum: 21.12.2020)