
Die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie behandelt ein Spezialgebiet innerhalb des medizinischen Fachgebiets der Kinder- und Jugendmedizin. Im Vergleich zu erwachsenen Personen leiden Kinder nicht nur oft an anderen Krankheiten, es bedarf außerdem einer schonenden Herangehensweise hinsichtlich medizinischer und psychischer Bedürfnisse der kleinen Patienten/-innen. Fachärzte/-innen mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in befassen sich mit der Erkennung, Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen der Atemwege bei Kindern und Jugendlichen.
Der folgende Artikel liefert einen Überblick zur Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie mit Informationen zu Voraussetzungen, Dauer, Inhalt und Karrieremöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Bedeutung des Fachgebiets Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Voraussetzungen für die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Dauer der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Inhalte der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Prüfung und Logbuch
- Gehaltsperspektiven als Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in
- Karrieremöglichkeiten als Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in
Kinder- und Jugend-Pneumologie im Überblick
- Lungenerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen können sich in vielerlei Hinsicht von jenen bei Erwachsenen unterscheiden.
- Lungen- bzw. Atemwegserkrankungen stellen bei Kindern die häufigste Ursache für ambulante Arztbesuche dar (etwa ein Drittel der Arztbesuche von Kindern erfolgt aufgrund von Lungenproblemen).
- Deutschland verfügt über 540 ausgebildete Fachärzte/-innen der Kinder- und Jugendmedizin mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in.
Bedeutung des Fachgebiets Kinder- und Jugend-Pneumologie
Als Ergänzung zur Facharztkompetenz im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin dient die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie vor allem der Erkennung, Diagnostik, Prävention, Behandlung und Rehabilitation chronischer und akuter Erkrankungen des Atemtrakts bei Kindern und Jugendlichen. Rund 30 Prozent aller Arztbesuche von Kindern und Jugendlichen betreffen die Innere Medizin und stehen im Zusammenhang mit Problemen der Lunge. Gerade hier ist die kompetente Diagnostik, sowie Fingerspitzengefühl im therapeutischen Vorgehen der Schlüssel zum Erfolg. In vielen Fällen wird die frühkindliche Entwicklung der Lunge maßgeblich durch äußere Faktoren beeinflusst (z. B. Rauchen während der Schwangerschaft).
Überdies zählen komplexe Lungenkrankheiten (z. B. Mukoviszidose, primär ziliäre Dyskinesie, angeborene Fehlbildungen) zu den Hauptaufgabengebieten eines/-r Kinder- und Jugend-Pneumologen/-in. Bereits im Stadium der Anamnese sind profunde Kenntnisse aufgrund des entstehenden Spannungsfeldes zwischen besorgten Eltern und den altersbedingten, (oftmals) eingeschränkten therapeutischen Möglichkeiten erforderlich.
Mit knapp 10 Prozent stellt Asthma bronchiale die häufigste Erkrankung mit chronischem Verlauf im Kindes- und Jugendalter dar. Kleinkinder hingegen sind besonders häufig vom Krupp-Syndrom betroffen, welches durch eine Verengung im Bereich des Kehlkopfes definiert ist.
Da eine Reihe an Erkrankungen bei Kindern unterschiedliche Symptome hervorrufen können als dies bei Erwachsenen der Fall ist, kann sich folglich die Herangehensweise in der Behandlung stark unterscheiden. Dies manifestiert sich z. B. in der Beurteilung von Lungenfunktionstests, da ein unauffälliges Testergebnis selbst bei Kindern und Jugendlichen mit persistierendem Asthma keine Seltenheit darstellt.
Pneumologen/-innen arbeiten dabei oft mit Kollegen/-innen aus den Bereichen Allergologie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde zusammen.
Voraussetzungen für die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
Wie bei allen Weiterbildungen im breitgefächerten Feld der Medizin wird auch für die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie der erfolgreiche Abschluss eines Medizinstudiums vorausgesetzt.
Des Weiteren muss eine Weiterbildung Facharzt/-ärztin Kinder- und Jugendmedizin absolviert werden. Fachärzte/-innen anderen Facharztrichtungen können die Zusatz-Weiterbildung Kinder-Pneumologie nicht belegen.
Dauer der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
Die Weiterbildungszeit im Gebiet der Kinder- und Jugend-Pneumologie beträgt 24 Monate (2 Jahre) in Vollzeit. Gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) muss die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie an einer dafür befugten Weiterbildungsstätte absolviert werden.
Inhalte der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
Die Weiterbildungsordnung unterscheidet wie bei sämtlichen Facharztausbildungen und Weiterbildungen im Feld der Medizin zwischen Methodenkompetenzen und kognitiven Kompetenzen (Kenntnisse), sowie Handlungskompetenzen (Fertigkeiten und Erfahrungen).
Die spezifischen Inhalte der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie können aus der nachfolgenden Auflistung eingesehen werden:
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Koordination der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit
- Langzeitversorgung in Kooperation mit spezialisierten Einrichtungen
- Indikationen für Impfungen unter Immunsuppression
- Indikationsstellung zur genetischen Diagnostik
- Grundlagen der Ernährungsberatung
- Schulungsmaßnahmen unter Einbindung von Bezugspersonen
- Einleitung von präventiven und rehabilitativen Maßnahmen bei chronischen Erkrankungen
- Indikationsstellung zur psychosozialen Therapie
- Palliativmedizinische Versorgung
- Indikationen, Risiken, Prognose, Planung, Listung, Diagnostik und Therapie vor und nach Transplantationen
Pneumologische Notfälle
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei pneumologischen Notfällen, z. B. Spannungs-/ Pneumothorax
Asthma
- Epidemiologie, Langzeitprognose, unterschiedliche Phänotypen, Epigenetik
- Weiterführende Diagnostik und Therapie des Asthma
- Behandlung des schweren/therapierefraktären Asthma einschließlich Therapie mit Biologika
Allergologische Diagnostik und Therapie
- Epidemiologie, Langzeitprognose, unterschiedliche Phänotypen, Epigenetik
- Weiterführende Diagnostik und Therapie allergologischer Erkrankungen, z. B. Anaphylaxie, allergische Rhinitis, atopisches Ekzem, Nahrungsmittelallergie
- Allergische bronchopulmonale Aspergillose
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von serologischen und kutanen Tests bei komplexen Verläufen, insbesondere spezifische Immunglobuline, Komponentendiagnostik
- Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation von allergologischen Haut-Tests
- Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation der spezifischen nasalen Provokation
- Indikationsstellung und Durchführung der spezifischen Immuntherapie, insbesondere bei komplexen Verläufen und Polysensibilisierungen
Akute und chronische Infektionen der Atemwege
- Pneumologische Erkrankungen bei Hochrisiko-/ Immundefekt-Patienten
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei Bronchiektasen
- Diagnostik und Therapie von Pilz-Infektionen sowie komplizierten Verläufen von bakteriellen und viralen Infektionen der Atemwege
- Thoraxdrainage
- Fibrinolyse-Therapie bei kompliziertem parapneumonischen Erguss
Angeborene Lungenfehlbildungen
- Differenzialdiagnose und Management einschließlich chirurgischer Therapieoptionen, Prognose und Nachbetreuung angeborener Lungenfehlbildungen
Bronchopulmonale Dysplasie
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei bronchopulmonaler Dysplasie
Cystische Fibrose
- Epidemiologie, Genetik, Prognose
- Bedeutung des Neugeborenen-Screening
- Hygienemaßnahmen bei cystischer Fibrose
- Atypische cystische Fibrose
- Diagnostik und Therapie der cystischen Fibrose
Tuberkulose und seltene Lungenerkrankungen
- Epidemiologie und Mikrobiologie einschließlich Resistenzentwicklung
- Multiresistente Lungen-Tuberkulose
- Nicht-tuberkulöse Mykobakterien-Infektionen und atypische Mykobakteriosen der Lunge
- Weiterführende Diagnostik und Therapie der primären und postprimären Lungentuberkulose
- Diagnostik und Therapie von seltenen Lungenerkrankungen
Atemstörungen
- Differenzialdiagnose der chronischen respiratorischen Insuffizienz
- Diagnostik und Therapie dysfunktioneller respiratorischer Symptome, z. B. Vocal Cord Dysfunction, Hyperventilationssyndrom, dysfunktionelle Atmung vom thorakalen Typ mit insuffizienter Ventilation, psychogene Atemstörungen, Räusper- und Schnorchelstereotypien
- Diagnostik und Therapie obstruktiver und zentraler Schlafapnoe- und Hypoventilationssyndrome
- Invasive und nicht invasive Heimbeatmung einschließlich Überwachung und Beatmungsentwöhnung
- Heim-Sauerstofftherapie einschließlich Monitorversorgung
- Inhalationstherapie bei beatmeten Patienten
- Diagnostik und Therapie Respirator-assoziierter Komplikationen
- Tracheostoma-Management
- Einleitung und Überwachung von Clearance-Techniken, z. B. Physiotherapie, Hustenassistenz
- Demonstration von Inhalationssystemen unter Berücksichtigung der physikalischen Eigenschaften sowie der Vor- und Nachteile
Funktionsdiagnostik
- Lungenfunktions-Referenzwerte
- Funktionsuntersuchungen der Atemwege, z. B. Compliance-Messung, eNO/nNO-Messung, Multiple-Breath-Washout
- Spiroergometrie
- Indikationsstellung, Durchführung und Befunderstellung von
- Fluss-Volumen-Kurven und Lungenvolumina
- Bodyplethysmografie
- Bronchospasmolysetest
- bronchialen Provokationstestungen
- 6-Minuten Gehtest
- CO-Diffusion
- Indikationsstellung, Durchführung und Befunderstellung der
- flexiblen Bronchoskopie (Richtzahl: 50)
- bronchoalveolären Lavage (Richtzahl: 25)
- Indikationsstellung, Mitwirkung und ggf. Durchführung bei starren Bronchoskopien
- Indikationsstellung, Durchführung und Befunderstellung der thorakalen Sonografie
- Indikationsstellung und Befundinterpretation weiterer bildgebender Verfahren
- Polysomnografie
- Befundinterpretation von Polygrafien, auch Durchführung
Prüfung und Logbuch
Wie bereits während der Facharztausbildung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin ist das Logbuch auch für die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie ein essenzieller Bestandteil zur Dokumentation der erworbenen Weiterbildungsinhalte, sowie der erbrachten Leistungszahlen (Richtzahlen). Die Anmeldung kann nur dann vorgenommen werden, wenn der zuständigen Landesärztekammer das vollständig ausgefüllte Logbuch vorab ausgehändigt wird.
Prüfungsbedingungen unterscheiden sich je nach Länderkammer
Die Prüfung selbst darf ein Zeitmaß von 30 Minuten nicht unterschreiten und enthält Fragen zur erlernten Theorie, verknüpft mit praktisch erworbenen Inhalten. Sie wird vor einem Prüfungsausschuss abgelegt, zu dem mindestens zwei Mitglieder mit der Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Pneumologie gehören.
Weitere Details zum Ablauf der Prüfung und welche Voraussetzungen hierfür erfüllt werden müssen, können bei der jeweils zuständigen Landesärztekammer eingeholt werden.
Unterschiedliche Bedingungen bei den einzelnen Ärztekammern
Die für die Weiterbildung verantwortlichen Landesärztekammern sind nicht an die MWBO gebunden. Diese dient lediglich der Orientierung. Da sich die Weiterbildungsordnungen der Länder damit unterscheiden können, empfehlen wir eine individuelle Anfrage zu den spezifischen Anforderungen über die zuständigen Landesärztekammern.
Gehaltsperspektiven als Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in
Das Gehalt richtet sich nach den zugrundeliegenden Tarifverträgen des Arbeitgebers und beläuft sich für Fachärzte/-innen unabhängig der Zusatzweiterbildung bzw. Zusatzbezeichnung auf rund 6.400 bis 8.400 EUR brutto monatlich. Mit Erreichen einer höheren Karrierestufe aufgrund von spezifischer Weiterbildung (z. B. Oberarzt/-ärztin, Chefarzt/-ärztin) kann das monatliche Einkommen jedoch deutlich höher liegen. Ausführlichere Informationen zum Facharzt-Gehalt in unserem Karrierebereich.
Karrieremöglichkeiten als Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in
Fachärzte/-innen mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in praktizieren zumeist in Kinderkliniken, Kinderabteilungen kommunaler, kirchlicher oder städtischer Krankenhäuser, Universitätskliniken oder in eigenen Praxen. Wird von dem/-r jeweiligen Facharzt/-ärztin eine Karriere als Oberarzt/-ärztin oder gar Chefarzt/-ärztin angestrebt, sind Weiterbildungen innerhalb ihres Fachgebiets sogar ein verpflichtender Bestandteil ihrer beruflichen Tätigkeit.
Ebenso lässt sich bei der Berufsausübung in der eigenen Praxis der spezifische Kundenstock durch Absolvieren der Weiterbildung erweitern, da ein noch weitläufigeres Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten angeboten werden kann.
Häufige Fragen zu Kinder- und Jugend-Pneumologie
- Was ist Kinder- und Jugend-Pneumologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Pneumologe/-in?
- Wie lange dauert die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie?
Kinder- und Jugend-Pneumologie ist ein Spezialgebiet des medizinischen Fachbereichs Kinder- und Jugendmedizin, welches sich mit der Erkennung, Diagnostik, Prävention, Behandlung, sowie Rehabilitation akuter und chronischer Erkrankungen des Atemtrakts bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt.
Als Voraussetzung für die Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie muss sowohl ein Medizinstudium als auch eine anschließende, fachärztliche Ausbildung im medizinischen Fachgebiet der Kinder- und Jugendmedizin erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Dauer der Weiterbildung Kinder- und Jugend-Pneumologie beträgt Vollzeit 24 Monate (2 Jahre) und muss an einer unter Befugnis stehenden Weiterbildungsstätte (gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung) abgelegt werden.