Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat enormes Potenzial, denn sie bietet die ...

“Ein unmoralisches Angebot” nennen es deutsche Politiker: Die Konzerne Apple und Facebook bieten ihren Mitarbeiterinnen seit neuestem “wohlwollend” die Möglichkeit, erst mal Karriere zu machen, und die Familienplanung auf später zu verschieben.
Dafür übernehmen sie die Kosten für das sog. “Social Freezing” von ca. 20.000€. Die Mitarbeiterinnen können sich nach hormoneller Stimulation in Narkose Eizellen entnehmen lassen, um ihrer biologischen Uhr ein Schnippchen zu schlagen. Die Familienplanung liegt dann bis auf weiteres auf Eis. Ganz offensichtlich ein lukratives Geschäft, denn wie sonst liesse sich die Großzügigkeit von Apple und Facebook erklären. Eine wegen Schwangerschaft und Elternzeit ausfallende, gut ausgebildete Fachkraft kostet das Unternehmen bares Geld. Davon können auch Kliniken und Chefärzte hierzulande ein Liedchen singen.
Wäre es also vielleicht auch ein denkbares Modell in Deutschland, um den zunehmenden Ärztemangel einzudämmen, den Nachwuchsärztinnen das Einfrieren ihrer Eizellen anzubieten? Spinnen wir die Idee einmal weiter: Katharina S. geht nach erfolgreich abgeschlossenem Medizinstudium in ihren fruchtbarsten Jahren zum Vorstellungsgespräch in der Gynäkologie einer deutschen Uniklinik. Dort erzählt ihr der Chefarzt davon, was die Klinik alles für ihre Assistenzärzte tut: kostenlose Fortbildungen, Poolbeteiligung und “hätten sie vielleicht auch Interesse an unserem tollen neuen Programm zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: wir bieten Ihnen kostenlos an, Ihre Eizellen zu kryokonservieren, und Sie können sich erstmal ganz in Ruhe auf Ihre ärztliche Karriere konzentrieren!” Was antwortet man da? “Danke nein, ich will auf jeden Fall in den nächsten zwei Jahren mein erstes Kind bekommen!” Wird der Chefarzt da wohl der Einstellung zustimmen? Oder entscheidet er sich eher für Katharina, wenn sie antwortet: “Das ist aber toll, darauf käme ich gerne zurück!” Und dann? … Die Probezeit ist rum, und Katharina bekommt eine Einladung zu einer Informationsveranstaltung über Social Freezing für die Ärztinnen der Uniklinik. Es wird eine Liste rum gegeben, in der man sich eintragen soll, um einen konkreten Termin für die hormonelle Anbehandlung auszumachen. Und nun? Katharina will eigentlich garnicht ihre Eizellen einfrieren lassen, das hatte sie ja nur gesagt, um ihre Chancen den Job zu bekommen zu verbessern. Wenn sie sich jetzt aber nicht auf der Liste einträgt, gehen bei ihrem Chefarzt ja gleich die Alarmglocken an. Womöglich ist er sogar sauer, weil Katharina sich nicht an die inoffizielle Abmachung hält?
Katharina entscheidet sich dennoch dagegen, sich in die Liste einzutragen. Nicht ohne sich von nun an Gedanken zu machen, welche Konsequenzen das für sie haben könnte. … Über ihren zuständigen Oberarzt erfährt sie in der darauffolgenden Woche, dass ihre vorgesehene Rotation in die OP-Gruppe doch wie es heisst “aus personellen Gründen” noch einmal um drei Monate verschoben wurde. Katharina kocht innerlich. Kann das ein Zufall sein, dass statt dessen ihre unerfahrenere Kollegin, die sich FÜR das Social Freezing entschieden hat, jetzt in die OP-Gruppe rotieren darf? Sollte sie sich doch die Stimulationshormone verabreichen und die Eizellen entnehmen und einfrieren lassen? Schwanger werden könnte sie ja trotzdem. Aber was dann? Darf sie das denn eigentlich, wenn die Klinik die 20.000€ für die Prozedur und die Aufbewahrung bezahlt? Muss sie einen Vertrag unterschreiben, in dem sie garantiert, nicht einfach schwanger zu werden? Muss sie womöglich die 20.000€ an die Klinik zurückzahlen, wenn sie es dennoch wird?
… Katharina belasten all diese Fragen sehr. Zumal sie das Gefühl hat, dass der Chefarzt seit neuestem nicht mehr so nett wie sonst zu ihr ist und bei Visite unangenehme prüfungsähnliche Fragen stellt. Eigentlich wollte sie wirklich bald die Pille absetzen, so hatten sie und ihr Freund das besprochen. Aber wenn das der Vorgeschmack ist, auf das, was passiert, wenn sie wirklich schwanger wird…oder ist das alles nur ein Zufall? …
… to be continued …