
Die Ernährung spielt nicht nur in der Prävention, sondern auch in der Behandlung von zahlreichen Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Im Medizinstudium wird die Ernährungsmedizin als integrales Element ärztlicher Tätigkeiten und deren Inhalte noch recht stiefmütterlich unterrichtet. Bis jetzt. Die PAN University Gruppen haben sich zum Ziel gesetzt, die Ernährungslehre an medizinischen Fakultäten weltweit voranzubringen. Mehr zum Thema Ernährungsmedizin im Medizinstudium im folgenden Beitrag hier zum Nachlesen.
Ernährung: Adipositas und Mangelernährung in Deutschland
In Deutschland leidet jeder zweite Erwachsene an Übergewicht und bei fast einem Viertel wird sogar starkes Übergewicht festgestellt. Die Verteilung von Übergewicht in Deutschland nach Geschlecht ist folgendermaßen:
- 62 % der Männer sind übergewichtig; davon sind 18 % der Männer stark übergewichtig (fettleibig)
- 43 % der Frauen sind übergewichtig; davon sind 15 % der Frauen stark übergewichtig (fettleibig)
Aber nicht nur die Überernährung wird in Deutschland als ein großes Problem betrachtet, sondern auch die Mangelernährung, die mit vielen Folgeerkrankungen einher geht, ist nicht zu unterschätzen. Von einer Mangelernährung in Deutschland sind schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen betroffen. In Anbetracht dessen, benötigt Deutschland deshalb viele gut ausgebildete Ernährungsmedizinerinnen und -mediziner, um die Patientinnen und Patienten präventiv und therapeutisch zu unterstützen.
Ernährung: Zusammenhang zwischen Erkrankungen und (Fehl)Ernährung
Nach aktuellem Stand der wissenschaftlichen Forschung geht hervor, dass die Entstehung der häufigsten Volkskrankheiten auf einige wenige Risikofaktoren zurückzuführen ist, wobei die Ernährung bzw. Fehlernährung hierbei die größte Rolle spielt. Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf folgende Erkrankungen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall)
- Diabetes mellitus
- Adipositas
- einige Krebserkrankungen
- entzündliche und autoimmune Erkrankungen
- muskuloskelettale Erkrankungen
- Hauterkrankungen
- etc.
Durch entsprechende Ernährungsmuster könnten viele der oben genannten Erkrankungen vorbeugend verhindert, bei Bestehen der oben genannten Erkrankungen therapiert und teilweise auch rückgängig gemacht werden.
Medizinstudium: Lehrstühle für Ernährungsmedizin
Inzwischen ist bekannt, dass folgende vier Lebensstilfaktoren für die Gesundheit wichtig sind:
- Vermeidung von Nikotinkonsum
- Vermeidung von Übergewicht
- regelmäßige körperliche Bewegung
- gesunde Ernährung
Den größten Einfluss auf die Gesundheit bzw. Stellenwert hat die Ernährung.
Warum ist Ernährung so wichtig?
Dieser Frage soll bereits im Medizinstudium intensiv nachgegangen werden. Daher fordern Verbände und Fachgesellschaften der Ernährungsmedizin, dass die Politik Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie in Deutschland schafft, da deren Inhalte im Medizinstudium nach wie vor noch recht unterrepräsentiert und nicht ausreichend seien, um eine adäquate Versorgung auf neuestem wissenschaftlichem Stand gewährleisten zu können. Diese Ansicht teilen der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM), die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM).
Im Gegensatz zur Weiterbildungsordnung werden im Medizinstudium an deutschen Universitäten ernährungsmedizinische Erkenntnisse und Zusammenhänge derzeit leider überhaupt nicht umgesetzt und das Fach Ernährungsmedizin nicht gelehrt. Aus diesem Grund ist auch der Wissensstand der Studierenden in Deutschland niedrig während das Fach Ernährungsmedizin in anderen EU-Ländern gelehrt wird. Die Schaffung von Lehrstühlen für Ernährungsmedizin an medizinischen Fakultäten würde daher die Ernährungsmedizin stärken und den Wissensstand der Studierenden erweitern – im Interesse der Menschen, insbesondere der Patientinnen und Patienten und für die Volksgesundheit. Auch die Ärztekammern betonen die zunehmende Bedeutung der Ernährungsmedizin.
PAN: Physicans association for Nutrition – Ernährung rückt ins Rampenlicht der Medizin
Die ärztliche Organisation Physicans Association for Nutrition, abgekürzt PAN, ist eine junge Organisation, die im Jahr 2018 als gemeinnütziger Verein mit Sitz in München gegründet worden ist und international agiert. PAN richtet sich an folgende Personengruppen:
- Angehörige der Gesundheitsberufe (insbesondere Studierende der Humanmedizin)
- Allgemeinbevölkerung
- politische Schlüsselpersonen
Die Zielsetzung der Organisation: das Bewusstsein für eine vollwertig-pflanzenbasierte Ernährung – abzuleiten aus den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen – zu stärken und in das Gesundheitssystem und die Gesellschaft zu implementieren. Fokus hierbei ist insbesondere die ernährungsmedizinische Lehre an medizinischen Fakultäten, damit ein frühzeitiges, ausgeprägtes Verständnis für den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheitsprävention sowie Therapie geschaffen werden kann.
Was sind die Hauptaufgaben von PAN?
Zu den Hauptaufgaben von PAN zählen:
- Bildung von Medizinstudierenden und Gesundheitsfachkräften durch Bereitstellung von evidenzbasiertem Lehrmaterial, Seminaren und Schulungen
- Unterstützung der Patientinnen und Patienten bei Ernährungsumstellungen
- Aufbau eines globalen Netzwerks
- Erschaffen einer einflussreichen Organisation für die medizinische Lobby, um den politischen Wandel zu fördern
In welchen Ländern ist PAN präsent?
Derzeit ist PAN in Deutschland und den USA vertreten. Darüber hinaus stehen weitere Länder kurz vor der Gründung. Zu diesen gehören:
- die Niederlande
- Rumänien
- Tschechien
Vielversprechende Optionen ergeben sich wahrscheinlich auch in Norwegen und Südafrika. Die PAN versteht sich als eine globale Organisation und begrüßt das internationale Netzwerk sowie jede einzelne nationale Niederlassung.
Existierende PAN University Gruppen an deutschen Universitäten
PAN University Gruppen existieren bereits an folgenden Standorten/ folgenden deutschen Universitäten:
- Aachen
- Berlin
- Düsseldorf
- Freiburg
- Gießen
- Hamburg
- Hannover
- Köln
- Leipzig
- Mannheim
- München
- Ulm
Sofern die jeweilige Universität nicht vertreten ist, kann man sich auch an die internationalen Koordinatoren wenden und eine neue PAN University Gruppe an der eigenen Universität gründen.
Aktivitäten und Veranstaltungen von PAN
Das Ziel von den PAN University Gruppen besteht darin, die Ernährungslehre an medizinischen Fakultäten voranzubringen und zahlreiche Veranstaltungen und Projekte rund um das Thema Ernährung zum zentralen Teil des Ausbildungsplans der jeweiligen Universität zu machen. Folgende Aktivitäten und Veranstaltungen werden angeboten:
- Vorlesungsreihen
- Einführung in die Ernährungsmedizin
- Ernährungspsychologie, Verhaltensänderung und Kommunikation
- Ernährung in der Gastroenterologie und das Mikrobiom
- Ernährungsmedizin in der Onkologie und Pharmakonutrition
- Ernährungsmedizin in der Geriatrie – Fragen um künstliche und Mangelernährung
- Ernährung im Kontext der Klimakrise, antimikrobieller Resistenzen und globaler Pandemien
- Ernährungsmedizin in der Kardiologie
- Ernährung in der Therapie von Autoimmunerkrankungen und Fasten
- Vegane Ernährung: Vor- und Nachteile, therapeutische Potentiale und kritische Lebensphasen
- Prävention und Therapie von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2
- Ernährungsversorgung aus der Perspektive von Public Health und Gesundheitspolitik
- Vorlesungen der PAN Academy
- Journal Clubs (online und offline)
- Kochveranstaltungen/”culinary medicine”
- nationale und internationale Konferenzen
- Kampagnen für gesundes Essen in Krankenhäusern
- Kampagnen für besseres Essen in Kantinen
Zusatz-Weiterbildung im Bereich Ernährungsmedizin
Dass Ernährung in der Medizin zunehmend an Bedeutung gewinnt und gut ausgebildete Ernährungsmedizinerinnen und -mediziner in Deutschland benötigt werden, hat wohl maßgeblich dazu geführt, dass die Ernährungsmedizin nicht länger nur eine Fortbildung ist, sondern als eine Weiterbildung umgesetzt wird. Alle wichtigen Infos über die Voraussetzungen, Inhalte und Dauer der Zusatzausbildung im Bereich Ernährungsmedizin gibt es hier im Überblick: Weiterbildung Ernährungsmedizin.