Die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Erkennung, Behandlung und Prävention ernährungsabhängiger Erkrankungen sowie von Erkrankungen, die durch angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen hervorgerufen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fachgebiet Ernährungsmedizin
- Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin
- Dauer der Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin
- Inhalte der Zusatzweiterbildung Ernährungsmedizin
- Weiterbildungs-Abschluss
- Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung
- Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung
Ernährungsmedizin als Fach scheint auf den ersten Blick einen kleinen Bereich der Medizin abzudecken. Im Studium findet sie kaum Beachtung und auch in den verschiedenen Facharztweiterbildungen wird ihr nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ist die Ernährungsmedizin ein wichtiger Bestandteil vieler verschiedener Fachrichtungen.
Welchen wichtigen Einfluss die Ernährung sowohl auf die Prävention von Krankheiten, als auch auf den Verlauf und den Ausgang von Erkrankungen hat, wird im Rahmen der Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin an Fachärzte/-innen der unmittelbaren Patientenversorgung vermittelt. Alles zu Voraussetzungen und Inhalten der Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin im folgende Beitrag.
Ernährungsmedizin im Überblick
- Lediglich 109 Fachärzte/-innen trugen Ende 2022 die Zusatzbezeichnung „Ernährungsmedizin“. Das entspricht weniger als einem Prozent aller berufstätigen Ärzte/-innen.
- Das steigende Interesse an der Ernährungsmedizin unter Ärzten/-innen zeigt sich am Zuwachs bei der Zusatzweiterbildung im Vergleich zum Vorjahr, denn dieser beträgt 17,2%.
Das Fachgebiet Ernährungsmedizin
Die Ernährungsmedizin gliedert sich inhaltlich in die Bereiche Diagnostik, Prävention und Therapie. Personen, die im Rahmen der Ernährungsmedizin behandelt werden, leiden beispielsweise an Adipositas, Diabetes mellitus, Hypertonie, koronarer Herzerkrankung, Darmerkrankungen, Erkrankungen des Pankreas oder der Leber. Für viele Krankheitsbilder gibt es spezielle Leitlinien zur enteralen und parenteralen Ernährung.
Seit dem Jahr 2018 ist die Bezeichnung „Ernährungsmediziner/in“ geschützt und darf nur nach der entsprechenden Weiterbildung getragen werden.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin
Um sich für die Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin zu qualifizieren muss eine Facharztausbildung aus dem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung vorliegen. Zu den Fächern der unmittelbaren Patientenversorgung zählen:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Allgemeinmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Anästhesiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Arbeitsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Augenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Chirurgie und die Spezialgebiete:
-
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Gefäßchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Herzchirurgie
- Weiterbildung Facharzt /Fachärztin Kinder- und Jugendchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Orthopädie und Unfallchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie
- Weiterbildung Facharzt /Fachärztin Thoraxchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Viszeralchirurgie
-
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Humangenetik
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und die Spezialgebiete:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Angiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Gastroenterologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Infektiologie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Nephrologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Pneumologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Rheumatologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurochirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Radiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Strahlentherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Transfusionsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Urologie
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Ernährungsmedizin
Für die Weiterbildung Ernährungsmedizin müssen folgende Bestandteile abgeleistet werden:
- 100 Stunden Kurs-Weiterbildung in Ernährungsmedizin
- 120 Stunden Fallseminare unter Supervision oder alternativ 6 Monate Weiterbildung an einer befugten Weiterbildungsstätte
Laut Muster-Kursbuch umfassen die 100 Stunden Fortbildung in Ernährungsmedizin diese 5 Module:
- Modul I: Grundlagen der Ernährungsmedizin (12 Stunden)
- Modul II: Ernährungsmedizin und Prävention (12 Stunden)
- Modul III: Methoden, Organisation, Didaktik und Qualitätssicherung in der Ernährungsmedizin (16 Stunden)
- Modul IV: Enterale und parenterale Ernährung (10 Stunden)
- Modul V: Therapie und Prävention ernährungsmedizinisch relevanter Krankheitsbilder (50 Stunden)
Inhalte der Zusatzweiterbildung Ernährungsmedizin
Die Weiterbildung Ernährungsmedizin unterteilt sich in Grundlagen der Ernährungsmedizin, Diagnostik, Ernährungsmedizinische Prävention und Ernährungsmedizinische Therapie. Die hier gelisteten Mindestanforderungen (Richtwerte in Klammern) laut Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) können je nach zuständiger Länderkammer abweichen, weswegen wir eine individuelle Anfrage bei der für die Weiterbildung verantwortlichen Ärztekammer empfehlen.
Grundlagen der Ernährungsmedizin
- Wesentliche Gesetze und Verordnungen, z. B. Lebensmittelrecht, Diätverordnung
- Wesentliche Gesetze und Verordnungen, z. B. Lebensmittelrecht, Diätverordnung
- Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- Bestimmende Größen des Energiestoffwechsels, insbesondere Grundumsatz, Aktivitätsumsatz, diätinduzierte Thermogenese
- Bestimmung des Energiebedarfs
- Physiologie, Pathophysiologie und Biochemie der Ernährung, insbesondere des Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Lipidstoffwechsels sowie der Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
- Bestimmung des Bedarfs an Makro- und Mikronährstoffen
- Ballaststoffe, Prä- und Probiotika sowie deren Indikation und empfohlene Zufuhr
- Indikation und Kontraindikation von Nahrungsergänzungsmitteln
- Nutzen und Risiko von häufigen und alternativen Kostformen
- Prinzipien der Verordnung und Rezeptur von Heil- und Hilfsmitteln in der Ernährungsmedizin
- ·Pathophysiologie und Pathobiochemie der Fehl- und Mangelernährung, insbesondere Sarkopenie, Adipositas und metabolisches Syndrom
Diagnostik
- Ernährungsmedizinische Erst- und Folgeanamnese und Erfassung des Ernährungsverhaltens einschließlich Auswertung von Ernährungsprotokollen
- Erfassung des ernährungsbedingten Risikos mittels validierter Screening-Instrumente
- Erfassung des Ernährungszustandes mittels validierter Assessment-Instrumente
- Diagnostische Methoden der gestörten Nahrungsaufnahme
- Diagnostische Methoden bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Durchführung und Befundinterpretation von Methoden der Anthropometrie, z. B. Hautfaltendicke, Oberarmumfang, Body-Mass- Index sowie Messung der Körperzusammensetzung
- Indikationsstellung und Befundinterpretation ernährungsmedizinisch relevanter Labordiagnostik
Ernährungsmedizinische Prävention
- Möglichkeiten und Grenzen der ernährungsmedizinischen Prävention
- Planung und Festlegung eines individuellen Präventionsprogramms
- Ernährungsverhalten und Ernährungszustand der Bevölkerung in Deutschland
- Prinzip der gesundheitsfördernden Ernährung im Rahmen eines Gesamtkonzepts
- Kritische Nährstoffe Ernährung in Risikogruppen
- Soziokulturelle Aspekte der Ernährung einschließlich der Adaptation der Ernährungsempfehlungen
- Gesundheitspolitische Präventionsmaßnahmen
Ernährungsmedizinische Therapie
- Didaktik des Beratungsgesprächs
- Ernährungsberatungen (25), davon
- strukturierte Schulung einer Einzelperson
- Beratungsgespräch in Gruppen
- Prinzipien der oralen Ernährung, insbesondere Vollkost, Diäten, Supplemente und Trinknahrung
- Kostformen in Institutionen des Gesundheitswesens
- Indikationsstellung, Verordnung, Durchführung, Überwachung von oralen Ernährungsformen (25)
- Prinzipien, Produkte und Zugangswege der enteralen und parenteralen Ernährung
- Indikationsstellung, Verordnung, Durchführung, Überwachung von enteraler Ernährung (25)
- Indikationsstellung, Verordnung, Durchführung, Überwachung von parenteraler Ernährung (15)
- Ernährung des kritisch Kranken in der Intensivmedizin
- Ernährungsmedizinische Aspekte und Komplikationen vor und nach Adipositas- und metabolischer Chirurgie
- Ernährungstherapie der Unter- und Mangelernährung, insbesondere Sarkopenie
- Ernährungstherapie der Adipositas und des metabolischen Syndroms einschließlich Vor- und Nachsorge bei Adipositas- und metabolischer Chirurgie
- Sektorenübergreifendes Überleitungsmanagement in der Ernährungsmedizin, insbesondere Entlassmanagement
- Ernährungs- und Infusionstherapie in der Palliativmedizin und am Lebensende
Weiterbildungs-Abschluss
Die Weiterbildung Ernährungsmedizin wird mit einer Prüfung vor einer Prüfungskommission der jeweiligen für den/die Arzt/Ärztin zuständigen Landesärztekammer abgeschlossen. Prüfungen finden in der Regel als Fachgespräch anhand eines Fallbeispiels statt und dauern mindestens 30 Minuten.
Das begleitende Logbuch
Das Logbuch ist verpflichtender Bestandteil der ärztlichen Aus- und Weiterbildung. So wird auch für die Zusatzweiterbildung Ernährungsmedizin von den Landesärztekammern das Führen eines Logbuchs vorgeschrieben. Dieses ist in der Regel bei der zuständigen Ärztekammer als Muster-Logbuch erhältlich, wird aber mittlerweile meist in digitaler Variante (eLogbuch) geführt. Registrierung und Anmeldung erfolgt über die Online-Portale der Länderkammern.
Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmediziner/in
Die Ernährungsmedizin bietet für viele Ärzte/-innen eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen ihrer Therapieoptionen, da die Ernährung eine essenzielle Rolle für die Gesundheit spielt.
Auf viele Krankheiten kann durch eine spezielle Kostform Einfluss genommen werden. Ebenso kann ein Mangel an Makro- oder Mikronährstoffen die Krankheitsentstehung erst fördern. Das Tätigkeitsspektrum in der Ernährungsmedizin ist daher äußerst vielseitig und abwechslungsreich.
In den letzten Jahren wird auch auf Seiten der Patienten/-innen viel bewusster auf Ernährung geachtet, was aktuelle Untersuchungen zeigen. Die Ernährungsmedizin gewinnt also zunehmend an Bedeutung im Gesundheitswesen.
Die Karrieremöglichkeiten sind für Ärzte/-innen im Allgemeinen, aufgrund der demographischen Entwicklung und einem Fachkräftemangel vor allem im ländlichen Raum, derzeit hervorragend. In Kliniken steigen mit Weiterbildungen und einhergehenden Fertigkeiten die Chancen auf Leitungspositionen bis hin zum/zur Chefarzt/-ärztin.
Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmediziner/in
Die Gehaltsperspektiven für Ärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin entsprechen denen aller Fachärzte/-innen in Anstellung. Je nach geltendem Tarifvertrag der Klinik und der Erfahrung erfolgt die Einstufung und bringt in der Regel ein Facharzt-Gehalt zwischen rund 6.200 und 8.100 Euro brutto im Monat.
Mit eigener Praxis sind die Gehaltsperspektiven mitunter noch besser. In jedem Fall ist zu erwarten, dass durch Zusatz-Weiterbildungen die Palette abrechnungsfähiger Leistungen steigt und damit auch ein höhere Praxisreinertrag zu erwarten ist.
Häufige Fragen zu Ernährungsmedizin
- Was ist Ernährungsmedizin?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Ernährungsmedizin?
Die Ernährungsmedizin befasst sich mit der Erkennung, Behandlung und Prävention ernährungsabhängiger Erkrankungen. Außerdem werden auch Krankheiten behandelt, die durch angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen verursacht werden.
Die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin erhalten Fachärzte/-innen über die entsprechende Zusatz-Weiterbildung.
Es werden insgesamt 220 Kursstunden im Bereich Ernährungsmedizin abgefordert: 100 Stunden Kurs-Weiterbildung und 120 Stunden Fallseminare.