
Eine Verbesserung der Arbeits- und Versorgungskultur im Gesundheitswesen – das wünscht sich die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). In einer Stellungnahme legen sie offen, was sich ändern muss:
Medizinstudierende fordern mehr Zeit für Kommunikation mit Patienten
Das Gespräch zwischen Arzt und Patient bildet die Grundlage für eine situationsgerechte Beurteilung der Lage. Das sei aktuell nicht gegeben, wie die Medizinstudenten einschätzen. Sie fordern mehr Zeit für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Das Gespräch müsse eine gemeinsame Entscheidungsfindung ermöglichen, heißt es weiter. Es sei unwürdig und riskant, wenn Ärzte Zeitdruck bei der Beurteilung hätten. Dabei ist eine Basis notwendig, die einen transparenten Informationsaustausch zwischen den Beteiligten ermöglicht.
Patientenwohl als oberster Priorität – noch vor ökonomischen Zielen
Die bmvd rät, bei Personalentscheidungen im Gesundheitswesen, in Zukunft auch die Kenntnisse in Ethik, Management und Recht zu prüfen. Dazu gehören aber nicht nur die beruflichen Qualifikationen. Die Begründung: Leitungspositionen in Krankenhäusern sollten nicht nur ökonomische Ziele vor Augen haben, sondern das Patientenwohl als oberste Priorität sehen. Dafür seien wesentliche Veränderungen notwendig, damit dies keine leere Versprechung bleibe. Die einzige Möglichkeit, um das zu erreichen, wäre außerdem eine enge Zusammenarbeit zwischen Klinikmanagement und Gesundheitsberufen.
Vorbereitung muss bereits im Medizinstudium erfolgen
Bestehende Zustände sollten bereits von Medizinstudenten hinterfragt werden. Ein Bewusstsein für das Versorgungsmanagement in ärztlichen und gesundheitsorientierten Berufen muss schon während des Studiums entwickelt werden. Medizinstudierende müssen umdenken, neue Konzepte gestalten dürfen und so zur Lösung der Herausforderungen im medizinischen Umfeld beitragen. Die Basis solle dafür schon während der Ausbildungsphase geschaffen werden. Als junge Generation seien die Studenten in der Lage, um die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Neue Ziele zusammen definieren – das fordern Medizinstudierende
In der Stellungnahme des bvmd wird vorgeschlagen, dass gemeinsame Ziele im Gesundheitswesen entwickelt werden. Interdisziplinäre Kommunikation zwischen den Akteuren in Gesundheitsberufen würde die Situation verbessern. Damit seien jegliche Häuser, jede Praxis und Gesundheitsdienst gemeint. Jeder Beteiligte müsse dazu beitragen, dass neue Impulse gesetzt werden.
Deutlicher Appell an Handlungsträger
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat im Dezember 2018 eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Qualität der Medizin durch zunehmende Ökonomisierung gefährdet sei. Die Gewinnmaximierung als oberste Priorität in der Versorgungspolitik sei abzuwenden. Die Aufforderung richtet sich vor allem an Handlungsträger, die etwas zur Verbesserung der Situation beitragen können und sich in Leitungspositionen befinden.
Medizinstudierende wünschen sich verbessertes Arbeitsklima
Ein gesundes Arbeitsklima würde dazu beitragen, dass sich die Lage insgesamt verbessert. Dafür macht sich die bvmd stark. Dies sei die Basis dafür, dass an der medizinischen Versorgung für Patienten gearbeitet werden kann. Gleichzeitig wäre das die Möglichkeit dafür, dass auch besser auf die Bedürfnisse von Akteuren im Gesundheitswesen eingegangen werden könne. Das Netzwerk “Evidenzbasierte Medizin” (EbM-Netzwerk) hat sich ebenfalls zum Thema positioniert. Auch sie fordern eine Veränderung der aktuellen Lage in gesundheitlichen Berufen und im medizinischen Umfeld. Die bvmd unterstützt damit die Stellungnahme der AWMF und des EbM-Netzwerks.
Fazit – proaktive Beteiligung aller Menschen in Entscheidungspositionen
Die Aufforderung Medizinstudierende ist deutlich formuliert. Um eine Veränderung herbeizuschaffen, müsse eine aktive Herangehensweise aller Beteiligten erfolgen. Dazu gehöre das Personal in Gesundheitsberufen, Ärzte, Führungskräfte und angehende Mediziner in ihrer Ausbildungsphase.