Unzufriedenheit im Job ist keine Seltenheit und unter deutschen Ärzten besonders vertreten, denn laut einer Umfrage waren im Jahr 2022 fast 70 Prozent der Mediziner nicht zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. Doch noch bevor eine offizielle Kündigung eingereicht wird, haben viele Arbeitnehmer bereits innerlich mit dem aktuellen Arbeitsverhältnis abgeschlossen, was sich oftmals in einer reduzierten Motivation und schlechteren Arbeitsleistung äußert und sich auch auf das Team oder sogar die gesamte medizinische Fachabteilung auswirken kann. Woran man erkennt, dass man die eigene Kündigung bereits mental eingereicht hat, wie man einer inneren Kündigung vorbeugen kann und wann tatsächlich ein Jobwechsel die einzige Alternative ist, fasst der folgende Artikel zusammen.
Innere Kündigung: Anzeichen und Ursachen
Eine innere Kündigung passiert nicht von heute auf morgen, ihr geht für gewöhnlich ein Zustand langfristiger Unzufriedenheit voraus. Die Gründe für eine innere Kündigung sind vielfältig und individuell. In vielen Fällen ist das Arbeitsumfeld ursächlich für die Unzufriedenheit von angestellten Ärzten, sodass nach und nach die Motivation an der beruflichen Tätigkeit verloren geht und Desinteresse und Resignation weicht. Es können aber auch persönliche Umstände ausschlaggebend für eine innere Kündigung sein, wie zum Beispiel krisenbeladene Lebenssituationen (Trennung, Scheidung, Tod einer nahestehenden Person).
Eine innere Kündigung äußert sich unter anderem durch die folgenden Anzeichen:
- Abnehmende Motivation und Produktivität
- Zunehmende Lustlosigkeit und Gleichgültigkeit, teilweise sogar komplette Resignation
- Häufige Krankheitstage beziehungsweise generelle Fehlzeiten
- Hohe Reizbarkeit, wodurch häufiger und schneller Konflikte mit den ärztlichen Kollegen oder dem Pflegepersonal entstehen
- Sozialer Rückzug
Innere Kündigung vorbeugen
Um einer inneren Kündigung vorzubeugen, kann man die folgenden Maßnahmen ergreifen.
- Regelmäßige Bestandsaufnahme machen und sich die folgenden Fragen stellen: Bin ich zufrieden mit meinem derzeitigen Arbeitsumfeld? Erfüllen mich die Inhalte meiner täglichen Arbeit? Kann ich bei Unstimmigkeiten oder bestehender Unzufriedenheit mit meinen Kollegen und meinem Vorgesetzten offen kommunizieren?
- Freizeitaktivitäten planen und privaten Ausgleich schaffen, denn eine ausgewogene Work-Life-Balance trägt zu mehr Zufriedenheit sowohl beruflich als auch privat bei
- Der Besuch von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen steigert nicht nur die Chance auf einen beruflichen Aufstieg, sondern fördert auch das regelmäßige Auseinandersetzen mit neuen interessanten und vor allem berufsbezogenen Inhalten
Bewältigung der inneren Kündigung
Wenn man bereits erste Anzeichen auf eine innere Kündigung bei sich selbst wahrnimmt, sollte man zügig handeln. Die folgenden Tipps können dabei helfen, eine innere Kündigung zu bewältigen:
- Offene Kommunikation mit dem Vorgesetzten über bestimmte Situationen oder Verhaltensweisen, die Unmut und Unzufriedenheit hervorrufen (Beispiel: fehlende Wertschätzung, fehlende Aufstiegsmöglichkeiten, zu viele Dienste und Überzeiten)
- Wenn die zunehmende Unzufriedenheit in einer zu hohen Arbeitsbelastung begründet liegt, sollten die täglich anfallenden Aufgaben nach absteigender Wichtigkeit priorisiert und regelmäßige Pausen eingeplant werden.
- Sofern wiederkehrende Konflikte mit den Arbeitskollegen für eine drohende innere Kündigung verantwortlich sind, sollte ein offenes, klärendes Gespräch gesucht werden; gegebenenfalls kann ein Mediator hinzugezogen werden, um eine ideale Gesprächsatmosphäre zu schaffen
- Bei Problemen im privaten Umfeld sollte über die Inanspruchnahme von externer Hilfe (Beispiel: Psychotherapeut, Psychologe, Trauerberatung) nachgedacht werden
Wann ist ein Jobwechsel sinnvoll?
Wenn die Gespräche mit dem Chef und Kollegen, eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe oder die gezielte Stabilisierung der privaten Situation nicht zu einer steigenden Zufriedenheit am Arbeitsplatz führen und man sich dauerhaft im Zustand der inneren Kündigung befindet, ist womöglich ein Jobwechsel der einzige Ausweg. Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, ein fehlender Sinn im beruflichen Tun sowie ständige Konflikte mit den Kollegen können sich langfristig auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Man ist weniger stressresistent, hat ein erhöhtes Risiko psychische Erkrankungen wie Depressionen oder ein Burn-Out zu erleiden oder bestimmte Süchte (Beispiel: Alkohol) zu entwickeln. Bevor man sich einer dauerhaften Belastung aussetzt, ist es besser, sich nach einer beruflichen Alternative umzuschauen.
Fazit
Da die innere Kündigung ein schleichender Prozess ist, ist es ganz besonders wichtig, die mit ihr verbundenen Anzeichen frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern. Es ist sicherlich nicht sinnvoll in beruflichen Situationen dauerhaft zu verharren, die Unzufriedenheit hervorrufen. Mit den eingangs genannten Maßnahmen lässt sich eine innere Kündigung jedoch in vielen Fällen umgehen, sodass man einen Jobwechsel umgehen kann.
Wie Arbeitgeber mit diesem Phänomen umgehen können, lesen Sie hier: Innere Kündigung: Wie Arbeitgeber im Gesundheitswesen sie vermeiden