
Damit sich Mitarbeiter am Arbeitsplatz wirklich wohlfühlen, braucht es mehr als ein paar nette Extras wie Kaffeeautomaten oder gelegentliche Sommerfeste. Genau hier setzt Feel Good Management an: Es stellt ein gutes Miteinander, Wertschätzung und ein positives Arbeitsklima in den Mittelpunkt. Gerade in Krankenhäusern, wo Stress, Schichtarbeit und Fachkräftemangel zur täglichen Realität gehören, kann es einen großen Unterschied machen. Durch gezielte Maßnahmen lässt sich nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern, sondern auch ihre Motivation, der Teamzusammenhalt und die langfristige Bindung ans Haus stärken.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Feel Good Management
Feel Good Management bedeutet, dass ein Krankenhaus bewusst dafür sorgt, dass sich die Mitarbeiter körperlich, geistig und im Team wohlfühlen. Es geht nicht nur um klassische Zusatzleistungen, sondern um konkrete Maßnahmen, die das Arbeitsklima verbessern: flexiblere Dienstzeiten, kurze Erholungsphasen im Arbeitsalltag oder ein unterstützendes Team unter Kollegen. Zentral sind die Bedürfnisse der Menschen – damit sie gerne zur Arbeit kommen und sich langfristig dem Haus verbunden fühlen.
Tanja Bormann, Feel-Good-Manager im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, erzählt hier aus ihrem Arbeitsalltag:
Bedeutung für die Mitarbeiterzufriedenheit
Eine Person in der Rolle des Feel Good Managers wird vertrauliche Ansprechpartnerin. Sie gestaltet aktiv die Arbeitsatmosphäre: indem sie etwa frühzeitig erkennt, wenn Mitarbeitende überlastet sind, Konflikte im Team vermittelt oder Räume für Austausch schafft. Besonders wichtig ist diese Rolle beim Einstieg neuer Mitarbeitender, zum Beispiel Ärzte in der Weiterbildung, PJ-Studierenden oder Famulanten. Der Start in den Klinikalltag ist oft besonders herausfordernd – hier kann eine aufmerksame Begleitung helfen, Stress zu reduzieren und Sicherheit zu geben. Durch solche Aktivitäten wird nicht nur das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, sondern auch Motivation und Bindung ans Krankenhaus gefördert.
Ziele des Feel Good Managements
Die wichtigsten Ziele lassen sich so zusammenfassen:
- Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung: Zufriedene Mitarbeiter bleiben länger, identifizieren sich stärker mit dem Haus. Damit sinkt die Fluktuation.
- Erhöhung der Leistungsfähigkeit: Wenn Wertschätzung, psychische Gesundheit und eine offene Kommunikation spürbar sind, wirkt sich das positiv auf Motivation und Engagement aus.
- Stärkung der Unternehmenskultur: Ein Umfeld, in dem der Mensch zählt, lässt das Krankenhaus als Arbeitgeber attraktiver erscheinen – sowohl für bestehende als auch für potenzielle Mitarbeiter.
- Gesundheit und Prävention: Feel Good Management kann eng mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement verzahnt werden. So lassen sich Stress reduzieren, Belastungen früh erkennen und gezielt abmildern.
Aufgaben und Maßnahmen
Damit Feel Good Management funktioniert, braucht es konkrete Aufgaben und Maßnahmen. Hier sind praxisnahe Beispiele:
| Bereich | Maßnahme | Beispiel aus der Praxis |
|---|---|---|
| Arbeitszeitgestaltung | Flexiblere Dienstzeiten, Teilzeitmodelle, Gleitzeit, freie Tage nach langen Diensten | Ein Krankenhaus in Baden-Württemberg bietet Mitarbeitenden nach Abschluss der Ausbildung einen freien Tag bei weiterlaufender Vergütung an, um einen sanften Einstieg zu ermöglichen. |
| Gesundheitsförderung | Rückenschule, Entspannungskurse, Sportangebote, Stressbewältigungstrainings | In mehreren Kliniken werden wöchentliche Yoga- oder Achtsamkeits-Sessions angeboten. Auch Massagen in Pausenräumen sind vereinzelt im Einsatz. |
| Pausen und Rückzugsräume | Gestaltung von Ruheräumen, Erholungszonen, Pausenräume mit angenehmer Atmosphäre | Ein Haus richtet stille Zonen ein, in denen Mitarbeitende kurz abschalten können – etwa mit gedämpftem Licht und beruhigender Einrichtung. |
| Kommunikation und Feedbackkultur | Regelmäßige Teammeetings, Gesprächsrunden, Mentoring, Konfliktmoderation | Einführung eines Mentorensystems: Neue Mitarbeitende werden einem erfahrenen Kollegen zur Seite gestellt, der sie in den ersten Wochen begleitet. |
| Einführung neuer Kollegen | Strukturierte Einarbeitung, Erwartungen klären, Unterstützungsangebote | PJ-Studierende erhalten einen festen Ansprechpartner, der sie durch die ersten Wochen führt und Rückmeldung gibt. |
Weiterbildung
Feel Good Manager ist kein offiziell anerkannter Ausbildungsberuf, dennoch gibt es zahlreiche Weiterbildungsangebote, die gezielt auf diese Rolle vorbereiten. Anbieter wie die Haufe Akademie oder verschiedene private Bildungsträger vermitteln dabei Inhalte aus den Bereichen Kommunikationstechniken, Arbeitspsychologie, Organisationsentwicklung und Projektmanagement. Die Kurse sind praxisorientiert aufgebaut und beinhalten beispielsweise Übungen zur Konfliktmoderation, zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz oder zur Umsetzung konkreter Projekte wie der Einrichtung von Ruheräumen. Auf diese Weise erwerben die Teilnehmer nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch Methoden, die sich unmittelbar im Klinikalltag anwenden lassen.
Feel Good Management und Recruiting
Ein attraktives Arbeitsumfeld wirkt sich unmittelbar auf die Gewinnung von Fachkräften aus. Viele junge Menschen setzen heute auf Wertschätzung, transparente Kommunikation und eine gute Teamkultur. Wer als Arbeitgeber zeigt, dass Mitarbeitende nicht nur als Arbeitskraft, sondern als Menschen mit Bedürfnissen gesehen werden, hebt sich ab. In Zeiten, in denen Krankenhäuser Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen – zum Beispiel in der Pflege oder bei ärztlichen Positionen – kann Feel Good Management ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Studien zeigen: In Baden-Württemberg etwa ergreifen rund zwei Drittel der Häuser Maßnahmen, um ältere Mitarbeitende zu halten, und etwa 80 % erleichtern den Einstieg für junge Kräfte durch Sonderregelungen.
Fakten zur Lage: Warum sich Feel Good Management gerade jetzt lohnt
Damit klarer wird, woran Feel Good Management anknüpfen kann, lohnt ein Blick auf die aktuelle Situation. Fast 94 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland berichten, dass sie auf Allgemeinstationen offene Pflegestellen nicht besetzen können. Auch auf den Intensivstationen zeigt sich ein ähnliches Bild: Rund drei Viertel der Häuser haben hier unbesetzte Stellen in der Intensivpflege. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von einem Mangel an Bewerbern über Erschöpfung infolge von Überlastung bis hin zum Anstieg von Teilzeitbeschäftigung und der wachsenden Zahl an Mitarbeitern, die durch den Renteneintritt ausscheiden. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass Feel Good Management keineswegs ein nettes Zusatzangebot ist, sondern eine zentrale Notwendigkeit, um die Versorgungsqualität zu sichern und das Personal langfristig zu stabilisieren.
Umsetzung: Fahrplan für Führungskräfte
- Bestandsaufnahme: Wo stehen wir? Mitarbeiterumfragen und Feedbackgespräche nutzen.
- Ziele definieren: Was soll erreicht werden – z. B. geringere Krankheitsquote, schnellere Integration neuer Kollegen.
- Maßnahmen auswählen: Praxisnah, bezahlbar und direkt umsetzbar (z. B. Pausenräume, Mentorensysteme).
- Kommunikation sicherstellen: Mitarbeitende frühzeitig einbinden, Transparenz schaffen.
- Wirksamkeit messen: Kennzahlen wie Fluktuationsrate, Krankheitsausfälle und Mitarbeiterzufriedenheit regelmäßig überprüfen.
Fazit
In Krankenhäusern kann Feel Good Management entscheidend sein, um den oft herausfordernden Alltag zu verbessern. Es fördert ein Betriebsklima, in dem Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen, reduziert Stress und trägt zur Gesunderhaltung bei. Wenn Mitarbeiter sich wohl fühlen, bleiben sie dem Haus treu, arbeiten engagierter und entwickeln eine positivere Einstellung zum Arbeitgeber. Für Krankenhäuser, die sich im Wettbewerb um Fachkräfte behaupten wollen, ist das kein Zusatzmehrwert, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor.










