
Lichen ruber, auch Knötchenflechte genannt, ist eine Erkrankung der Haut, die bei Patienten jeden Geschlechts vorkommen kann. Was sind die Symptome? Wie gestaltet sich die Behandlung? Auf diese Fragen und noch weitere gibt dieser Artikel informative Antworten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Lichen ruber?
Es handelt sich hierbei um eine nicht ansteckende, entzündliche Erkrankung der Haut, die häufig spontan abheilt. Besonders zahlreich tritt sie im Erwachsenenalter zwischen 30 und 60 Jahren auf. Neben der Haut können auch die Schleimhäute betroffen sein.
Lichen ruber – Symptome
Lichen ruber planuns (Knötchenflechte) kann an unterschiedlichen Körperstellen auftreten. Meistens sind die Beugeseiten der Handgelenke, die Lenden- und Kreuzbeinregion sowie der Fußknöchelbereich betroffen – im Extremfall auch der gesamte Körper. Diese Symptome können auftreten:
Lichen ruber Zunge
Der retikuläre (netzartige) Lichen ruber auf der Zunge, zeigt sich durch feine, weiße Linien. Eine Behandlung ist für gewöhnlich nicht erforderlich. Die Symptome sind nicht schmerzhaft.
Lichen ruber Kopfhaut
Lichen ruber der Kopfhaut äußert sich durch zahlreiche, spitzkegelige Erhebungen an den Haarfollikeln. Dies führt zu einem unwiederbringlichen Haarverlust. Es entstehen vernarbte Kahlstellen.
Häufig kommt es zu einem Ausschlag mit unklarer Begrenzung, begleitet von mildem Juckreiz.
Lichen ruber Haut
Die Haut weist rötliche bis bräunliche Hautknötchen (Papeln) auf, die flach sind. Die Knötchen sind scharf begrenzt und werden von Juckreiz und einer weißlichen, netzartigen Musterbildung (Wickham-Streifen) begleitet.
Im Vergleich zur Schuppenflechte, die ebenfalls durch scharf begrenzte Felder gekennzeichnet ist, schuppen die betroffenen Hautstellen jedoch nicht. Durch heftiges Kratzen, Infektionen und mechanische Belastung vermehren sich die Knötchen. Auf gesunder Haut entstehen neue Herde, die abermals Papeln bilden (Köbner-Phänomen).
Lichen ruber Nägel
Knötchenflechte an den Nägeln äußert sich durch immer dünner/brüchiger werdende Nägel, Längsriffelung oder auch Längsspaltung. In wenigen Fällen kann es zu einem vollständigen Nagelverlust kommen.
Lichen ruber Schleimhaut
Auch die Schleimhäute können befallen werden (Lichen ruber muscosae). Am häufigsten treten die Symptome an den seitlichen Wangenschleimhäuten auf. Es zeigt sich eine weißliche Verfärbung. Starke Symptome äußern sich durch schmerzende, wunde Stellen. Die Schmerzen werden durch stark gewürzte Speisen intensiviert.
Das Abheilen der betroffenen Stellen im Mundhöhlenbereich benötigt länger als an anderen Körperstellen. Seltener tritt die Erkrankung an Lippen, Genital- und Analschleimhäuten auf.
Lichen ruber – Ursachen
Die Ursachen von Knötchenflechte sind noch nicht vollständig erforscht. Mehrere Faktoren werden jedoch als Auslöser in Betracht gezogen:
Fehlerhaftes Immunsystem
Vieles spricht dafür, dass es sich bei Lichen ruber um eine Autoimmunerkrankung handelt. Dies bedeutet, dass sich das Abwehrsystem (Immunsystem) gegen körpereigenes Gewebe richtet, da es dies als körperfremd einstuft. Der Körper greift sich selbst an. Im Fall von Knötchenflechte bekämpfen die Antikörper körpereigene Zellen der untersten Oberhautschicht (basale Keratinoyten).
Genetische Veranlagung
Bei Menschen, deren Körperzellen bestimmte Eiweißmoleküle (HLA-Antigene) auf ihrer Oberflache besitzen steigt das Risiko an Lichen ruber planus zu erkranken. Aufgrund dieser Erbanlage kann durch den Kontakt mit Hepatits-C Viren oder die Einnahme von gewissen Medikamenten die Krankheit ausgelöst werden.
Reize von außen
Ähnlich wie bei der Schuppenflechte können bei Lichen ruber planus unspezifische, örtliche Reize einen Schub bzw. Ausweitung der Erkrankung auslösen. Dermatologen sprechen in so einem Fall von einem isomorphen Reizeffekt oder dem bereits erwähnten Köbner-Phänomen. Hierbei erkranken zunächst gesunde Hautareale ebenfalls. Zu diesen Reizen zählen beispielsweise ein Sonnenbrand, starkes Kratzen, alkoholische Getränke.
Allergien
Besteht eine Unverträglichkeit gegen Inhaltsstoffe in Zahnprothesen, Zahnfüllungen oder Zahnpasta kommt es durch den bestehenden Kontakt mit diesen Allergenen zu einer chronischen Entzündung der Mundschleimhaut. Hierbei sind die Symptome von Lichen ruber eine Begleiterscheinung, der eigentlichen Allergie. Auch hier spricht man vom Köbner-Phänomen. Diese Art von Kontaktallergie ist jedoch sehr selten.
Lichen ruber – Diagnose
Die Diagnose von Lichen ruber planus erfolgt zumeist schon durch Sichtdiagnose. Hierbei kann der Arzt die Erkrankung durch die typischen Symptome der Haut (Papeln, Wickham-Streifen, Rötung) erkennen. Um die Diagnose Knötchenflechte zu bestätigen untersucht der Arzt zusätzlich die Mundschleimhaut. Hier zeigt sich, auch ganz ohne Beschwerden, die für die Krankheit typische netzförmige weißliche Musterbildung.
Falls bei einem Patienten die typischen Symptome weniger ausgeprägt sind, kann der Dermahistologe (Spezialist für das Erkennen von Hauterkrankungen) bei einer feingeweblichen Untersuchung einer Hautprobe via Mikroskop eine chronische Entzündungsreaktion erkennen. Es befinden sich zahlreiche Immunzellen und abgestorbene Hautzellen im Grenzbereich von Ober- und Lederhaut. Zudem ist eine unregelmäßige Verdickung der obersten Hautschichten, inklusive Hornschicht auffällig.
Steht eine Allergie im Verdacht Lichen ruber planus auszulösen ordnet der Arzt einen Allergietest (Epikutantest) am Rücken an. Dadurch wird eine mögliche Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen festgestellt, die zukünftig vermieden werden können. Treten die Symptome in Verbindung mit der Einnahme eines neuen Medikaments auf, zieht der Dermatologe das Medikament als Ursache von Lichen ruber planus in Betracht. Das Medikament wird daraufhin abgesetzt oder aber durch ein anderes ersetzt.
Lichen ruber – Prognose
Oftmals heilt die Krankheit nach ein bis zwei Jahren spontan ab. Wenn jedoch die Mundschleimhaut betroffen ist, kann sich der Krankheitsverlauf in die Länge ziehen. Bei etwa einem Viertel der Lichen ruber Patienten tritt die Erkrankung nach Abheilung erneut auf. Kommt es zu einem Krankheitsschub ist eine Behandlung meist unausweichlich.
Wird die Therapie konsequent eingehalten, heilt die Krankheit im Verlauf von 9 bis 18 Monaten ab. In der beschwerdefreien Zeit bedarf es keiner Therapie. Bei Patienten mit oralem Lichen ruber besteht ein gewisses Risiko einer Schleimhautkrebs-Entwicklung. In diesem Fall ist eine regelmäßige Kontrolle im Abstand von 6 bis 12 Monaten zwingend empfohlen. Dazu kann auch die Entnahme von Gewebeproben aus betroffenen Arealen gehören.
Lichen ruber – Behandlung
Die Therapie erfolgt mit Kortison-Salben und Cremes. Um sehr dicke Knötchen zu behandeln, empfiehlt es sich das Präparat über Nacht unter Folienverbänden einwirken zu lassen. Dadurch wird das Eindringen des antientzündlichen Wirkstoffs intensiviert. Das direkte Einspritzen von Kortison durch einen Arzt in besonders stark betroffene Areale ist möglich. Da Lichen ruber sich als eine sehr hartnäckige Erkrankung erweist, kommt es häufig zum Wiederauftreten (Rezidiven) abgeheilter Knötchen, sobald die Kortisonbehandlung eingestellt wird.
Eine Lichttherapie (Phototherapie) wirkt daher bei der Behandlung der äußeren Haut in Kombination mit Kortison zusätzlich unterstützend. Der Patient wird viermal wöchentlich in einer Hautarztpraxis für einige Minuten mit UVA-Licht bestrahlt. Hierbei wird zunächst eine Creme mit dem Wirkstoff Psoralen auf die Haut aufgetragen. Dies erhöht die Wirksamkeit des ultravioletten Lichts (UVA), mit dem die Haut im Anschluss belichtet wird. Konsequenz und ein langer Atem zahlen sich bei dieser Form der Behandlung aus: nach Abheilung der Knötchen durch die Lichttherapie kommen diese für gewöhnlich nicht wieder.
Die Therapie von Lichen ruber muscosae (Schleimhäute) gestaltet sich etwas anders. Da Cremes oder Salben mit dem Speichel weggespült würden, kommen hier Haftpasten, Mundspüllösungen oder auch Lutschpastillen zum Einsatz. Diese Präparate enthalten ebenfalls Kortison. Die Krankheit lässt sich jedoch aus praktischen Gründen nicht mit der Lichttherapie behandeln. Somit ist ein jahrelanger Einsatz von Kortison zur Abheilung unausweichlich. Um die erkrankte Mundschleimhaut nicht zusätzlich zu reizen ist der Verzicht auf Nikotin, Alkohol, scharfe sowie saure Speisen maßgeblich am Heilungsprozess beteiligt.
In besonders schweren Fällen oder dem Befall von Haaren und Nägeln kommen Tabletten zum Einsatz, die die Erkrankung von innen bekämpfen.