
Hepatitis D wird durch das Hepatitis D-Virus (HDV) hervorgerufen, einem defekten Virus, auch Virusoid genannt. Es hat keine eigenen Hüllproteine und kann sich deshalb nur bei Vorhandensein des Hepatitis B-Virus replizieren. Hepatitis D bindet die Hüllproteine des Hepatitis B Virus (HBsAg) und besitzt deswegen den gleichen Infektionsweg wie Hepatitis B.
Das HDV kommt weltweit vor, am häufigsten jedoch dort, wo eine hohe Rate an Hepatitis B Infektionen vorkommt. Im Mittelmeerraum, Rumänien, auf der arabischen Halbinsel, Westafrika, Zentral- und Nordasien, Mittel- und Südamerika wird HDV als endemisch betrachtet.
In Deutschland gibt es eine leicht steigende Tendenz der Krankheitsfälle. Laut Robert Koch Institut (RKI) gab es im Jahr 2022 99 neue gemeldete Fälle. Insgesamt wird die Zahl der Erkrankungen in Deutschland auf etwa 6.000 geschätzt.
Hepatitis D – Symptome
Die Symptome der Hepatitis D Infektion zeigen sich individuell ganz unterschiedlich. Es sind stille und völlig unbemerkte Verläufe beschrieben. Ebenso kann die Hepatitis D auch schwere Krankheitssymptome auslösen.
In vielen Fällen kommt es zu unspezifischen Symptomen, wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Druck im Oberbauch, allgemeines Krankheitsgefühl und Inappetenz.
Später kommt es zur Gelbsucht. Im weiteren Verlauf kann sich Leberkrebs entwickeln.
Hepatitis D – Verlauf
Hepatitis D kann nur dann auftreten, wenn schon eine Hepatitis B-Infektion vorliegt. Man unterscheidet eine gleichzeitige Infektion mit HBV (Hepatitis B Virus) und HDV, eine sogenannte Simultaninfektion (oder Doppelinfektion), von einer sogenannten Superinfektion. Dabei folgt auf eine Hepatitis B-Infektion eine und Ansteckung mit Hepatitis D.
Letztere verläuft bei bis zu 90 Prozent der Betroffenen chronisch und führt schneller und häufiger zu einer Leberzirrhose und/oder zu Leberkrebs.
Übertragung von Hepatitis D
Hepatitis D wird auf demselben Weg übertragen, wie die Hepatitis B Infektion. In den meisten Fällen erfolgt die Ansteckung durch Kontakt mit infektiösem Blut oder kontaminierten Blutprodukten. Außerdem kann das HDV bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (ohne Kondom) oder über infiziertes Drogenbesteck (häufigster Übertragungsweg in Deutschland) übertragen werden.
Neben oben genannten Infektionswegen ist eine Ansteckung auch unter der Geburt, oder über Schleimhautkontakt und andere Körperflüssigkeiten möglich.
Durch bloßes Berühren infizierter Personen erfolgt nicht automatisch eine Ansteckung mit Hepatitis D.
Hepatitis D – Diagnose
Da Hepatitis D nur bei ebenfalls vorliegender Hepatitis B auftreten kann, wird zunächst die Hepatitis B nachgewiesen. Weitere Untersuchungen bei Hepatitis B positiven Patienten/-innen erfolgen zur Feststellung oder zum Ausschluss einer Co-Infektion mit dem HDV. Die sichere Diagnose einer Infektion mit HDV ist mittels eines Bluttests möglich.
Zu beachten ist bei der Diagnosefindung, dass eine diagnostische Lücke von etwa drei bis acht Wochen nach der Ansteckung besteht. Erst im Anschluss an diesen Zeitraum sind Antikörper gegen das HD-Virus im Blut nachweisbar.
Antikörpertest und Überprüfung der Entzündungsparameter
Hierzu erfolgt zunächst ein Antikörpertest, mit dessen Hilfe entweder IGG und/oder IGM-Antikörper nachweisbar sind. Es bleibt im Anschluss herauszufinden, ob die Infektion bereits ausgeheilt ist oder sich im akuten Verlauf befindet. Daher ist ein zweiter Test in Form einer PCR (Polymerase Chain Reaction) nötig, welcher Virusbestandteile direkt nachweisen kann.
Sind Virusbestandteile im Blut nachweisbar, so handelt es sich um eine akute Infektion. Anderenfalls sind nur die Antikörper gegen das HDV nachweisbar. Zudem lässt die Höhe der Viruslast auch Rückschlüsse auf die Infektiösität des/-r Patienten/-in zu.
Neben dem direkten Erregernachweis sind auch einige unspezifischere Laborparameter hinweisgebend. Dazu zählen im Allgemeinen Entzündungsparameter und im Speziellen die Leberwerte, wie zum Beispiel die Transaminasen, Bilirubin oder Gamma-GT.
Hepatitis D – Therapie
Die Therapiemöglichkeiten bei Hepatitis D sind bisher noch sehr beschränkt. Eine medikamentöse Therapie mit pegyliertem Interferon kann eine HDV-Infektion in einigen Fällen ausheilen lassen, oder aber die Viruslast senken und damit das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Langfristiger Therapieerfolg durch Bulevirtide?
2020 wurde von der Europäischen Kommission das Medikament Bulevirtide zur Behandlung einer Hepatitis D-Infektion bedingt zugelassen.
Es liegen dazu jedoch noch keine ausreichenden Daten bezüglich des langfristigen Therapieerfolges vor. Grundsätzlich gilt Bulevirtide zur Behandlung der Hepatitis D aber als sehr vielversprechend.
Die Behandlung der sonstigen Symptome erfolgt darüber hinaus wenn möglich noch symptomatisch. Zum Beispiel mittels Analgesie bei Schmerzen.
Letzte Option Lebertransplantation
Bei einer stark fortgeschrittenen Erkrankung kann die Leber erheblich geschädigt sein, was bis hin zum Organversagen führen kann. In diesen Fällen kommt für infizierte Personen als letzte Option eine Lebertransplantation in Frage. Diese ist allerdings an viele Bedingungen geknüpft und mit langen Wartezeiten verbunden.
Schutz vor Hepatitis D
Das Ansteckungsrisiko bei Hepatitis D kann durch folgende Maßnahmen minimiert werden:
- geschützter Geschlechtsverkehr mit Kondom
- im Falle von Drogenkonsum kein unsteriles Spritzbesteck beziehungsweise kein Spritzbesteck von anderen Konsumenten/-innen nutzen
- sterile Arbeitsbedingungen bei Tätowierungen und Piercings
- Rasierer/Nagelscheren nicht mit anderen Personen teilen
Impfung gegen B-Variante
Eine spezifische Impfung gegen das Hepatitis D Virus gibt es nicht. Da eine Ansteckung mit Hepatitis D nur dann möglich ist, wenn ebenfalls eine Hepatitis B-Infektion vorliegt, bietet die Impfung gegen Hepatitis B auch einen suffizienten Schutz gegen Hepatitis D.
Laut den Empfehlungen des Robert Koch Instituts (RKI) und der Ständigen Imfpkommission (STIKO) ist die Impfung für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen. Im Erwachsenenalter sollten besonders gefährdete Personengruppen ebenfalls geimpft werden. Dazu zählen zum Beispiel medizinisches Personal, Kontaktpersonen von Erkrankten, HIV-positive Personen, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Personen mit injizierendem Drogengebrauch und alle Ersthelfer.