Hepatitis A ist eine akute entzündliche Viruserkrankung der Leber, welche durch das Hepatitis-A-Virus ausgelöst wird. Hepatitis A ist zwar die häufigste, jedoch auch die am wenigsten bedrohliche Form der akuten Virushepatitis, da die Erkrankung in der Regel von selbst ausheilt und eine Therapie lediglich symptombezogen erfolgen muss. Die beste Möglichkeit, um sich vor einer Infektion zu schützen, besteht in der Hepatitis-A-Impfung.
Inhaltsverzeichnis
Wie wird eine Hepatitis-A-Infektion übertragen? Welche Möglichkeiten zur Diagnostik bestehen und unter welchen Symptomen leiden erkrankte Personen?
Hepatitis A – Erreger und Verbreitung
Der Erreger von Hepatitis-A ist das Hepatitis-A-Virus (HAV), welches ein RNA-Virus aus der Familie der Picorna-Viren ist. HAV kommt weltweit vor, eine Infektion ist jedoch vor allem in Entwicklungsländern mit niedrigem Hygienestandard sowie subtropischen und tropischen Regionen wahrscheinlich. In diesen Regionen infizieren sich Menschen häufig bereits im Kindesalter mit Hepatitis A. In den westlichen Industrieländern ist das HAV derzeit immer noch für ein Viertel aller akuten Hepatitiden verantwortlich, wobei von einer Infektion hauptsächlich Urlaubsrückkehrer/-innen betroffen sind, die sich zuvor in Ländern mit hohem Virusaufkommen aufgehalten haben. Aus diesem Grund spricht man auch häufig von der sogenannten „Reisehepatitis“.
Übertragung von Hepatitis A
Hepatitis A wird fäkal-oral übertragen, wobei die Übertragung über unterschiedliche Infektionswege erfolgen kann. Einerseits kann eine Virusübertragung von Mensch zu Mensch erfolgen, beispielsweise bei engem Kontakt im häuslichen Umfeld, in der Schule oder im Kindergarten. Bei mangelnder Händehygiene kann die erkrankte Person hierbei kleinste Stuhlpartikel, die das Virus enthalten, über die eigenen Hände oder das Berühren von Gegenständen verbreiten, welche dann von anderen Personen oral aufgenommen werden. In diesem Zusammenhang spricht man von einer sogenannten Schmier- bzw. Kontaktinfektion. Eine Übertragung des HAV durch oral-anale Sexualkontakte oder über kontaminiertes Blut und Blutprodukte ist ebenfalls möglich, kommt jedoch nur sehr selten vor. Darüber hinaus kann Hepatitis A über (Trink-)Wasser und verunreinigte Nahrungsmittel übertragen werden. Als mögliche Überträger gelten hierbei insbesondere Nahrungsmittel wie Schalentiere und Muscheln – die üblicherweise selbst Nährstoffe aufnehmen, indem sie Wasser filtern – oder mit Fäkalien gedüngtes Gemüse und Salat.
Symptome und Verlauf einer Hepatitis A Erkrankung
Insbesondere bei Kindern verläuft eine Hepatitis-A-Infektion häufig mild oder sogar ganz ohne erkennbare Krankheitszeichen. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung in der Regel symptomreicher, wobei besonders ältere Personen oder solche mit Begleiterkrankungen – zum Beispiel einer gleichzeitig bestehenden Hepatitis-B-Infektion – besonders gefährdet sind schwere Krankheitsverläufe zu erleiden. Die Gefahr der Chronifizierung besteht bei einer HAV-Infektion jedoch nicht.
Die Inkubationszeit – die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Krankheitszeichen – beträgt bei einer HAV-Infektion 15 bis 50 Tage. Die Gefahr, Hepatitis A zu übertragen, ist zwei Wochen vor und zwei Wochen nach Auftreten von Krankheitssymptomen besonders hoch.
Frühe Krankheitsphase
In der frühen Krankheitsphase – dem sogenannten Prodromalstadium – leiden Hepatitis A-Infizierte an den folgenden Symptomen:
- Müdigkeit
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
Gelegentlich treten in dieser Krankheitsphase auch Gelenkschmerzen auf. Häufig wird eine HAV-Infektion in der frühen Infektionsphase als solche nicht erkannt, da einige Symptome häufig mit einer Grippe assoziiert werden.
Weiterer Verlauf
Im weiteren Verlauf folgt das Stadium der hepatischen Organmanifestation, welches mit den folgenden Symptomen einhergeht:
- Ikterus (Gelbfärbung) der Augenbindehäute und der Haut
- Juckreiz
- Braunfärbung des Urins
- Entfärbung des Stuhls
- Druckschmerzen im rechten Oberbauch aufgrund einer Vergrößerung der Leber
- Milzvergrößerung (selten)
Die Krankheitssymptome bestehen in der Regel wenige Tage bis mehrere Wochen, wobei sich bei den meisten Patientinnen und Patienten bei Auftreten des Ikterus bereits eine Besserung der Beschwerden erkennen lässt.
Diagnose Hepatitis A
Die einzelnen Virushepatitiden unterscheiden sich in ihrer Symptomatik nicht voneinander. Da über 60 % aller Virushepatitiden bei Kindern symptomlos verlaufen, wird eine Diagnosestellung innerhalb dieser Personengruppe oft sogar verpasst. Erwachsene Patientinnen und Patienten hingegen stellen sich in der ärztlichen Praxis häufig mit grippeähnlichen Symptomen und/oder gastrointestinalen Beschwerden vor. In der körperlichen Untersuchung geben die Patienten/-innen häufig einen Druckschmerz im rechten Oberbauch an – als möglichen Hinweis auf eine vergrößerte Leber – und zeigen eine Gelbfärbung der Augenbindehäute und der Haut. Im ärztlichen Anamnesegespräch kann insbesondere die Reiseanamnese die Verdachtsdiagnose einer Hepatitis A erhärten. Letztendlich sichert jedoch die laborchemische Untersuchung die Diagnose.
Typischerweise kommt es im Verlauf einer HAV-Infektion zu einem Anstieg gewisser Laborwerte, die es ermöglichen eine Aussage über die Funktion der Leber zu treffen. Außerhalb des Normbereichs liegen hierbei das Bilirubin, der Quickwert – welcher im Zusammenhang mit der Blutgerinnung steht –, sowie die Transaminasen Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (kurz: GOT) und Glutamat-Pyruvat-Transaminase (kurz: GPT). Hierbei handelt es sich um zwei Enzyme, die unter anderem von diagnostischer Bedeutung bei Lebererkrankungen sind. Der Quotient aus den beiden Transaminasen – der sogenannte De-Ritis-Quotient (GOT/GPT) – zeigt an, ob die Leberzellen intakt sind, beziehungsweise wie schwer ein Leberschaden bei einer erkrankten Person ist. Üblicherweise liegt der Quotient bei gesunden Personen zwischen 0,6 bis 0,8. Bei fast allen Lebererkrankungen ist der GOT-Wert höher als der GPT-Wert, was zu einer Erhöhung des De-Ritis-Quotienten führt. Bei einer Hepatitis A liegt der De-Ritis-Quotient jedoch üblicherweise noch unter einem Wert von 1. Ein Wert von über 1 ist grundsätzlich möglich, tritt jedoch nur in Zusammenhang mit fulminanten Verläufen einer Hepatitis A auf, die mit 0,2 Prozent eher selten sind.
Bereits wenn erste Krankheitssymptome auftreten, sind Anti-HAV-IgM Antikörper im Blutserum von erkrankten Personen nachweisbar und stehen daher charakteristisch für eine frische Hepatitis-A-Infektion. In einigen Fällen können auch noch ein Jahr nach durchgemachter Hepatitis-A-Infektion Anti-HAV-IgM Antikörper nachgewiesen werden. Der Nachweis von Anti-HAV-IgM erfolgt mittels ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay). Mittels RT-PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) kann zusätzlich auch die HAV-RNA im Blut oder Stuhl der erkrankten Personen nachgewiesen werden. Bei Personen, die erst kürzlich eine Hepatitis-A- Impfung erhalten haben, können ebenfalls vorübergehend Anti-HAV-IgM Antikörper nachgewiesen werden.
Der Nachweis von Anti-HAV-IgG Antikörpern hingegen zeigt an, dass die betroffene Person eine HAV-Infektion bereits durchgemacht hat oder eine abgeschlossene Impfserie erhalten hat. Diese Antikörper bleiben lebenslang positiv und zeigen Immunität gegenüber dem HAV-Virus an.
Hepatitis A – Therapie
Die Behandlung der Hepatitis A beschränkt sich in den meisten Fällen auf eine rein symptomatische Therapie, da HAV-Infektionen für gewöhnlich selbstlimitierend verlaufen. Üblicherweise heilt die Hepatitis A innerhalb von vier bis acht Wochen vollständig aus. Die Leberfunktion normalisiert sich hierbei ebenfalls innerhalb eines Zeitraums von wenigen Wochen bis maximal einem halben Jahr. Während einer Hepatitis-A-Erkrankung sollte auf Medikamente, die über die Leber verstoffwechselt werden oder solche, die potenziell lebertoxisch sind, verzichtet werden. Darüber hinaus sollte Alkohol zumindest bis zur Normalisierung der Leberwerte vollständig gemieden werden. Für gewöhnlich kann eine Hepatitis-A-Erkrankung im häuslichen Umfeld kuriert werden. Ein Krankenhausaufenthalt wird dann notwendig, wenn ein fulminanter Verlauf der Erkrankung mit drohendem Leberversagen auftritt.
Hepatitis A – Prävention: Schutz durch Impfung
Die wichtigste Maßnahme, um sich vor einer Infektion mit HAV zu schützen, ist die Impfung. Bei der Hepatitis-A-Impfung werden inaktivierte Viren verabreicht. Bei Verwendung eines Impfstoffs, der ausschließlich vor einer HAV-Infektion schützt (monovalenter Impfstoff) besteht eine vollständige Impfserie aus zwei Impfdosen. Bei Verwendung eines Kombinationsimpfstoffs, der gleichzeitig gegen Hepatitis B immunisiert, werden drei Impfdosen verabreicht. In nahezu 100 Prozent der Fälle schützt die Impfung vor einer Ansteckung mit dem HAV. Die Schutzwirkung hält dabei mindestens zehn Jahre an. Bei älteren Menschen kann der Impfstoff eine verminderte Wirksamkeit haben. Dies hängt mit einer zunehmenden Schwäche des Immunsystems im Alter zusammen.
Impfung – wer sollte sich schützen?
Die Impfung gegen Hepatitis A wird nicht grundsätzlich empfohlen, dennoch besteht eine Impfempfehlung seitens der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die folgenden gefährdeten Personengruppen:
- Personen mit einer chronischen Lebererkrankung
- Personen mit Erkrankungen, die eine häufige Übertragung von Blutbestandteilen notwendig machen
- Personen mit Sexualverhalten, das ein erhöhtes Ansteckungsrisiko birgt
- Personen mit intravenösem Drogenkonsum
- im Gesundheitsdienst tätige Personen
- in Laboren tätige Personen
- in der Abwasserindustrie tätige Personen
- Personen mit häufigem beruflichem Kontakt zu Blut und Blutprodukten
- in psychiatrischen Betreuungseinrichtungen lebende oder arbeitende Personen
- Reisende in Länder und Regionen mit hoher Virusinzidenz
Hepatitis A – Prävention: Schutz durch Hygienemaßnahmen
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Vermeidung einer Übertragung des HAV besteht in der Einhaltung gewisser hygienischer Maßnahmen. Bei Personen, die zusammen in einem Haushalt leben, sollte insbesondere die erkrankte Person nach Toilettenbenutzung und Benutzung gemeinsam genutzter Bereiche eine gründliche Händehygiene einhalten. Das HAV kann unter geeigneten Umständen lange außerhalb des Körpers überleben und ist gegenüber handelsüblichen Seifen resistent. Daher müssen kontaminierte Oberflächen, insbesondere in Badezimmer und Küche, regelmäßig mit geeigneten Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln gereinigt werden.
Reisende können sich ebenfalls vor einer Ansteckung schützen, indem neben allgemeinen hygienischen Maßnahmen und dem Trinken von abgekochtem oder abgepacktem Wasser auf den von der WHO für (sub)tropische Regionen empfohlenen Ernährungsgrundsatz „Cook it, peel it or leave it“ geachtet wird. Lebensmittel sollten demnach vor dem Verzehr gekocht oder geschält werden, auf rohe Lebensmittel wie Salat sollte gänzlich verzichtet werden.