Hepatitis B ist eine hochgradig ansteckende, entzündliche Viruserkrankung der Leber, welche durch das Hepatitis-B-Virus ausgelöst wird. In den meisten Fällen verläuft eine Hepatitis B ganz ohne Krankheitssymptome und heilt folgenlos aus. Im Unterschied zu Hepatitis A besteht bei Hepatitis B jedoch die Möglichkeit zur Chronifizierung. In diesen Fällen kann die Infektion mit schweren Krankheitsfolgen, wie beispielsweise einer Leberzirrhose oder Leberkrebs einhergehen. Hepatitis B wird in den meisten Fällen auf sexuellem Weg übertragen, eine Übertragung ist aber auch parenteral oder perinatal möglich.
Inhaltsverzeichnis
Hepatitis B – Erreger und Verbreitung
Der Erreger von Hepatitis-B ist das Hepatitis-B-Virus (HBV), welches zur Familie der Hepadnaviren gezählt wird und unter den Hepatitisviren das einzige DNA-Virus ist. Das HBV besteht aus einer Virushülle, einem Kern, der Virus DNA sowie der DNA-Polymerase, die für die Vervielfältigung der Virus-DNA verantwortlich ist. In der Virushülle und im Viruskern sind Proteine enthalten, die im Zusammenhang mit dem serologischen Nachweis einer HBV-Infektion eine Rolle spielen. Hepatitis B gehört zu den am meisten verbreiteten Infektionskrankheiten weltweit. Auch in Deutschland stecken sich pro Jahr mehrere Tausend Menschen mit dem HBV an – im Jahr 2022 wurden insgesamt 16.623 Neuinfektionen gemeldet.
Wie wird Hepatitis B übertragen?
Das HBV wird sehr leicht über Blut und andere Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Sperma, Scheidenflüssigkeit, Urin und Speichel übertragen. In über zwei Dritteln der Fälle findet die Übertragung des HBV während des ungeschützten Geschlechtsverkehrs statt, weswegen Hepatitis B auch zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD) gezählt wird. Weitere häufige Übertragungsmöglichkeiten sind Nadelstichverletzungen, der gemeinsame Gebrauch von Nadeln beim intravenösen Drogenkonsum, der Gebrauch von unsterilen Instrumenten beim Tätowieren oder im Rahmen einer (zahn)ärztlichen Behandlung sowie der therapeutische Einsatz von verunreinigtem Blut und Blutprodukten. In diesen Fällen spricht man von parenteraler Übertragung. Darüber hinaus besteht während einer Geburt die Möglichkeit der perinatalen HBV-Übertragung von der Mutter auf das Kind.
Symptome und Verlauf einer Hepatitis B-Infektion
Eine Hepatitis-B-Infektion kann sehr unterschiedlich verlaufen. Bei 65 Prozent aller Erkrankten verläuft die Infektion völlig symptomfrei. Etwa 30 Prozent aller Erkrankten erleiden eine akute Hepatitis B. Bei diesen Personen treten in der Regel nach einer Inkubationszeit von zwei bis drei, manchmal sogar erst nach sechs Monaten Krankheitssymptome auf, die jedoch unspezifisch sind, da sich die verschiedenen Virushepatitiden in ihrem Erscheinungsbild nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Bei etwa einem Prozent, aller von einer akuten Hepatitis B betroffenen Personen, verläuft die Infektion sogar tödlich.
An einer akuten Hepatitis B erkrankte Personen leiden unter:
- Müdigkeit
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
Seltener bestehen zusätzlich Krankheitssymptome wie eine Gelbfärbung der Augenbindehäute und der Haut (Ikterus), Juckreiz, eine Braunfärbung des Urins, eine Entfärbung des Stuhls, sowie Schmerzen im rechten Oberbauch. Bei fast allen Betroffenen heilt die akute Hepatitis B innerhalb weniger Wochen folgenlos aus. Einmal durchgemacht hinterlässt die Erkrankung eine lebenslange Immunität. Wenn es hingegen nach über sechs Monaten nicht zu einer vollständigen Ausheilung der Hepatitis B kommt, spricht man von einem chronischen Verlauf. Hiervon sind etwa fünf Prozent aller Erkrankten betroffen. Aufgrund der chronischen Schädigung der Leberzellen können im weiteren Verlauf der Erkrankung schwerwiegende Folgen wie eine Leberzirrhose oder ein hepatozelluläres Karzinom entstehen. Bei einigen Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B hat die Erkrankung zusätzlich Auswirkungen auf andere Organe wie beispielsweise die Niere und die Haut oder auch auf die Gefäße. Hierbei spricht man von sogenannten extrahepatischen Manifestationen.
Diagnose Hepatitis B
Die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Krankheitssymptome erstreckt sich bei der Hepatitis B über einen sehr langen Zeitraum. Die erkrankten Personen stellen sich initial häufig mit grippeähnlichen Symptomen und/oder gastrointestinalen Beschwerden bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin vor. Das ärztliche Anamnesegespräch kann bereits wichtige Hinweise auf eine mögliche Hepatitis B Erkrankung liefern, beispielsweise wenn die Patientin oder der Patient von einer Nadelstichverletzung oder zurückliegendem ungeschützten Geschlechtsverkehr berichtet. Die Diagnosesicherung erfolgt schließlich mittels laborchemischer Untersuchung.
Bei einer akuten Hepatitis-B-Infektion lassen sich je nach Stadium der Erkrankung verschiedene Marker im Blut der Patientinnen und Patienten nachweisen. Neben erhöhten Leberwerten kann als erster charakteristischer laborchemischer Marker die HBV-DNA nachgewiesen werden. Zwei bis vier Wochen später lassen sich weitere Virusbestandteile in Form der Virusantigene HBsAg und HbeAg nachweisen, sowie Anti-Hbc-IgM-Antikörper, die vom Immunsystem der erkrankten Person als Reaktion auf die Infektion gebildet werden. Bei einer ausgeheilten Hepatitis B können laborchemisch Anti-Hbs, Anti-Hbe und Anti-Hbc-IgG-Antikörper nachgewiesen werden. Letztere sind häufig lebenslang im Blut nachweisbar. Anti-Hbs-Antikörper zeigen Immunität gegenüber dem HBV an. Anti-Hbc-IgG-Antikörper zeigen hingegen an, dass ein Immunsystem direkten Kontakt mit dem HBV hatte. Dieser Marker kann daher den Unterschied zwischen einer durchgemachten Infektion und einer durch Impfung entstandenen Immunität anzeigen. Demnach ist bei Personen, die eine HBV-Infektion aktiv durchgemacht haben, Anti-Hbs und Anti-Hbc-IgG im Blut nachweisbar, wohingegen bei geimpften Personen lediglich Anti-Hbs nachgewiesen werden kann.
Hepatitis B Therapie
Ähnlich wie bei der Hepatitis A beschränkt sich die Behandlung der akuten Hepatitis B in der Regel auf eine rein symptomatische Therapie. Auf Alkohol und Medikamente, welche über die Leber verstoffwechselt oder eine schädigende Wirkung auf diese haben, sollte zudem unbedingt verzichtet werden. Eine antivirale Therapie ist nur dann notwendig, wenn die Patientinnen und Patienten eine eingeschränkte Leberfunktion haben oder ein schwerer Krankheitsverlauf vorliegt. Da ein schwerer Verlauf einer Hepatitis B im Leberversagen münden kann, sollten Betroffene zeitnah in ein Krankenhaus mit Möglichkeit zur Transplantation oder ein Transplantationszentrum verlegt werden, da eine rechtzeitige Lebertransplantation in solchen Fällen einen potenziell tödlichen Ausgang einer HBV-Infektion verhindern kann.
Patienten mit chronischer Hepatitis B hingegen müssen, aufgrund des Risikos einer Leberzirrhose oder des Auftretens von Leberkrebs, immer medikamentös therapiert werden. Zum Einsatz kommen hierbei entweder Nukleosid- und Nukleotidanaloga, sogenannte Virostatika, oder PEG-Interferon-alpha. Die Interferontherapie hat eine kürzere Dauer, ist jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und kann deshalb beispielsweise bei fortgeschrittener Leberzirrhose oder bei schwangeren Patientinnen nicht eingesetzt werden. In diesen Fällen kann alternativ eine antivirale Therapie mit Virostatika durchgeführt werden. Die Virostatikatherapie wird über mehrere Jahre und in einigen Fällen sogar lebenslang eingenommen. Vorteile bestehen jedoch in der oralen Einnahme des Medikaments sowie in den geringen Nebenwirkungen. Schlussendlich obliegt die Entscheidung der geeigneten Therapieform jedoch dem behandelnden ärztlichen Fachpersonal.
Prävention – Wie man sich gegen Hepatitis B schützen kann
Prävention von Hepatitis B ist möglich über 3 grundlegende Wege. Die wichtigste Maßnahme ist eine Impfung. Hinzu kommen ausreichende Verhütung beim Geschlechtsverkehr und die Berücksichtigung von Hygieneregeln.
Schutz durch Impfung
Die Impfung ist die wichtigste Maßnahme, um sich vor einer HBV-Infektion zu schützen. Bei der Hepatitis-B-Impfung werden inaktivierte Viren verabreicht. Es steht ein monovalenter Hepatitis-B-Impfstoff zur Verfügung, bevorzugt werden jedoch Kombinationsimpfstoffe verwendet. Eine vollständige Impfserie besteht, bei Verwendung des Kombinationsimpfstoffs, der gleichzeitig gegen Hepatitis A immunisiert, aus drei Impfstoffdosen. Zur Immunisierung von Säuglingen und Kleinkinder empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung mit einem Sechsfachimpfstoff, der die Hepatitis-B-Impfung mit den Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) kombiniert. Nach erfolgter Impfung hält der Impfschutz mindestens 10 Jahre, kann jedoch bei immunkompetenten Personen auch lebenslang anhalten.
Die Impfung gegen Hepatitis B bietet automatisch auch einen Schutz vor einer Hepatitis-D-Infektion, da Hepatitis D nur gemeinsam mit Hepatitis B auftreten kann.
Impfung – wer sollte sich schützen?
Eine Impfempfehlung für die Hepatitis-B-Impfung besteht seitens STIKO für alle Kinder und die folgenden gefährdeten Personengruppen:
- In medizinischen Einrichtungen tätiges Personal
- Dialysepatienten/-innen
- Personen mit bestehender HIV-Infektion
- Personen mit risikobehaftetem Sexualverhalten
- Personen mit engem Kontakt zu HBs-Ag-Trägern
- Reisende in Länder und Regionen mit hoher Virusinzidenz
Schutz durch Safer Sex
Da das HBV insbesondere durch den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten übertragen wird, besteht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr die Möglichkeit der Übertragung unter anderem durch Sperma und Scheidenflüssigkeit. Die Benutzung von Kondomen kann daher maßgeblich zur Reduzierung des Ansteckungsrisikos beitragen.
Schutz durch Hygienemaßnahmen
Das HBV ist gegenüber Hitze, Kälte und Trockenheit sowie handelsüblichen Desinfektionsmitteln sehr widerstandsfähig. Bei Kontakt mit potenziell infektiösem Material sollten immer Schutzhandschuhe getragen werden. Bei Verunreinigung von Oberflächen und Gegenständen sollten diese sowohl gereinigt als auch mit geeigneten Desinfektionsmitteln eingesprüht oder abgerieben werden. Tätowierer/-innen sollten unbedingt auf eine sterile Arbeitsweise und -umgebung achten und für jede Kundin und jeden Kunden eine neue Nadel verwenden. Zahnärzte/-innen sollten über die Möglichkeit der HBV-Übertragung während einer Behandlung aufklären. Mit HBV infizierte Personen sollten auf die alleinige Benutzung von Hygieneartikeln wie Zahnbürsten und Rasierklingen achten. Personen mit bestehender intravenöser Drogenabhängigkeit sollten ausschließlich das eigene Spritzenbesteck und bei jedem Konsum eine neue Nadel verwenden.
Postexpositionsprophylaxe
Eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) kann nach Nadelstichverletzungen, nach sexuellen Risikokontakten und nach Kontakt mit HBsAg-positivem Blut notwendig werden. Hierbei werden je nach zurückliegender Impfanamnese und aktuellem HbsAg-Titer entweder Booster-Impfungen oder eine vollständige Grundimmunisierung vorgenommen. Vollständig geimpfte Personen, deren letzte Impfung weniger als zehn Jahre zurückliegt und deren Anti-HBs-Titer nach der Grundimmunisierung beziehungsweise der letzten Booster-Impfung > 100 IE/l betrug, benötigen im Falle einer Exposition gegenüber dem HBV keine PEP.
Während einer Schwangerschaft wird üblicherweise ein HbsAg-Screening bei den werdenden Müttern durchgeführt. Dies erfolgt üblicherweise noch vor der 12. SSW, damit bei positivem HBsAg-Status der Mutter eine antivirale Therapie möglichst frühzeitig begonnen werden kann. Das Neugeborene erhält darüber hinaus innerhalb von 12 Stunden nach der Geburt eine PEP, die aus einer Dosis Hepatitis-B-Immunglobulin (Antikörper gegen Hepatitis-B-Viren) und einer ersten Impfstoffdosis besteht, dies gilt auch für Neugeborene, deren Mütter einen unbekannten HBsAg-Status aufweisen.