Hepatitis C ist eine meist chronisch verlaufende Viruserkrankung der Leber, welche durch das Hepatitis-C-Virus ausgelöst wird. Hepatitis C kommt weltweit vor und ist gesamthaft für etwa 25 Prozent aller Leberzirrhosen und 30 Prozent aller Leberzellkarzinome verantwortlich. Das Hepatitis-C-Virus neigt zur Mutation, sodass die Möglichkeit besteht, sich nach bereits durchgemachter Hepatitis-C-Infektion erneut mit einer Untervariante des Virus anzustecken. Hepatitis C wird hauptsächlich über den Kontakt mit kontaminiertem Blut oder Blutprodukten übertragen. Eine Übertragung ist aber auch perinatal von der Mutter auf das Kind und in seltenen Fällen über ungeschützten Sexualkontakt möglich. Eine Impfung gegen das Hepatitis-C-Virus gibt es derzeit noch nicht.
Wie verläuft eine Hepatitis-C-Infektion? Unter welchen Symptomen leiden erkrankte Personen? Wie kann man sich vor einer Hepatitis-C-Infektion schützen? Und welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung?
Inhaltsverzeichnis
Hepatitis C – Erreger und Verbreitung
Der Erreger von Hepatitis C ist das Hepatitis-C-Virus (HCV), welches zur Familie der Flaviviridae und hierbei zur Gattung der Hapeciviren gezählt wird. Das HCV ist – wie fast alle Hepatitisviren – ein RNA-Virus. Das HCV hat sieben unterschiedliche Genotypen, was bedeutet, dass unterschiedliche Formen des HCV vorliegen, die sich in ihrer genetischen Ausstattung – dem viralen Erbgut – nur wenig unterscheiden. Darüber hinaus sind bisher über einhundert verschiedene Subtypen des HCV bekannt. Dies und die hohe Mutationstendenz des Virus hat zur Folge, dass Personen, die bereits eine HCV-Infektion durchgemacht haben, keine Immunität gegenüber einer weiteren Infektion mit einem Virus-Subtyp besitzen.
Verbreitungsgebiete
Hepatitis C kommt weltweit vor. Eine besonders hohe Virusinzidenz zeigt sich jedoch in Nordafrika – hier besonders in Ägypten – sowie in Zentral- und Ostasien. Weltweit sind schätzungsweise 71 Millionen Menschen chronisch mit dem HCV infiziert. Auch in Deutschland stecken sich pro Jahr mehrere Tausend Menschen mit dem HCV an. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 7.971 Neuinfektionen gemeldet. Mit Stand Juli sind es für das Jahr 2023 bereits 5.918 gemeldete Neuinfektionen.
Hepatitis C – Übertragung
Das HCV wird hauptsächlich durch Nadelstichverletzungen, den gemeinsamen Gebrauch von Nadeln beim intravenösen Drogenkonsum, den Gebrauch von unsterilen Instrumenten beim Tätowieren oder den therapeutischen Einsatz von verunreinigtem Blut und Blutprodukten übertragen. In diesen Fällen spricht man von parenteraler Hepatitis C-Übertragung. Darüber hinaus besteht während einer Geburt die Möglichkeit der perinatalen HCV-Übertragung von der Mutter auf das Kind. Das HCV wird, im Gegensatz zum HBV, beim ungeschützten Geschlechtsverkehr eher selten übertragen, kleinste Verletzungen im Genital- oder Analbereich können jedoch bei Kontakt mit Blut eine mögliche Eintrittspforte für das Virus darstellen.
Symptome und Verlauf einer Hepatitis C-Erkrankung
Drei Viertel aller mit dem HCV infizierten Personen zeigen einen gänzlich asymptomatischen Krankheitsverlauf. Bei etwa 25 Prozent aller Erkrankten zeigt sich das klinische Bild einer akuten Hepatitis C, welche von unspezifischen Symptomen begleitet wird, sodass sich die Infektion zunächst kaum von anderen Virushepatitiden unterscheiden lässt.
Symptome
Bei den erkrankten Personen treten in der Regel, nach im Schnitt etwa zwei bis maximal 6 Monaten, vor allem folgende Krankheitssymptome auf:
- Gelbfärbung der Augenbindehäute und der Haut (Ikterus)
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Gelenk- und Muskelschmerzen
Gefahr eines chronischen Verlaufs
Eine HCV-Infektion kann spontan ausheilen, ohne dass es zu einer Chronifizierung kommt. Dies ist insbesondere bei Kindern der Fall. Bei über 80 Prozent aller erkrankten Erwachsenen kommt es jedoch zu einem chronischen Verlauf der Hepatitis C, wobei hiervon insbesondere Personen betroffen sind, die zuvor einen asymptomatischen Krankheitsverlauf hatten. Aufgrund der chronischen Schädigung der Leberzellen tritt bei jeder fünften Person im weiteren Verlauf der Erkrankung eine Leberzirrhose auf. Bei vier Prozent aller Patienten/-innen mündet die HCV-bedingte Leberzirrhose in einem hepatozellulären Karzinom. An HCV erkrankte Männer leiden häufiger an einer Leberzirrhose als Frauen. Darüber hinaus begünstigen die folgenden Faktoren das Auftreten einer Leberzirrhose signifikant:
- Starker Alkoholkonsum oder bereits bestehende alkoholbedingte Leberschädigung
- Zusätzliche Infektion mit anderen Hepatitisviren und/oder HIV
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
Häufig hat die Erkrankung zusätzlich Auswirkungen auf andere Organe wie beispielsweise die Speicheldrüse, die Schilddrüse, die Nieren und die Haut oder auch auf die Gefäße, die Gelenke und die Muskeln. Hierbei spricht man von sogenannten extrahepatischen Manifestationen.
Hepatitis C – Diagnose
Patienten/-innen stellen sich initial häufig mit unspezifischen Symptomen in der ärztlichen Praxis vor, die einer Grippe oder einer gastrointestinalen Infektion ähneln können. Daher ist das ärztliche Anamnesegespräch von großer Bedeutung, da dieses wichtige Hinweise auf eine mögliche Hepatitis-C-Infektion liefern kann, beispielsweise wenn die betroffene Person von einer Nadelstichverletzung oder einem möglichen Viruskontakt berichtet. Auch die körperliche Untersuchung kann einen bestehenden Verdacht erhärten. Häufig besteht nämlich ein Druckschmerz im rechten Oberbauch aufgrund einer möglichen Vergrößerung der Leber. Die Diagnosesicherung erfolgt schließlich mittels laborchemischer Untersuchung.
Blutuntersuchung
Bei klinischem Verdacht auf eine Hepatitis-C-Infektion werden zunächst mittels ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) Anti-HCV Antikörper im Blut der betroffenen Person gesucht. Sofern Anti-HCV Antikörper nachgewiesen werden können, wird ein Test zum Nachweis von HCV-RNA mittels RT-PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) angeschlossen. Anti-HCV-Antikörper können in der Regel erst nach einem Zeitraum von vier Wochen, manchmal sogar erst nach acht Wochen nachgewiesen werden.
Typischerweise kommt es im Verlauf einer HCV-Infektion zum Anstieg der Entzündungswerte. Eine Erhöhung der Transaminasen Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (kurz: GOT) und Glutamat-Pyruvat-Transaminase (kurz: GPT) und ein Wert des De-Ritis-Quotienten von über 1 deuten auf eine eingeschränkte Leberfunktion sowie auf eine Leberzellschädigung hin. Erhöhte Cholestaseparameter wie Bilirubin, Gamma-GT und Alkalische Phosphatase deuten auf eine Cholestase – eine sogenannte Störung des Abflusses der Gallenflüssigkeit – hin und können einen Hinweis auf derzeit stattfindende beziehungsweise bereits stattgefundene Umbauprozesse des Lebergewebes geben.
Der serologische Ausschluss weiterer Hepatitiden wird zudem empfohlen, da Doppelinfektionen die Schwere des Krankheitsverlaufs beeinflussen können.
Zudem sollte auch eine Bestimmung des HCV-Genotyps erfolgen, da hierauf basierend eine geeignete antivirale Therapie ausgewählt wird und eine vorsichtige Prognose über den Therapieerfolg getroffen werden kann.
Das Ansprechen auf eine antivirale Therapie und der generelle Therapieerfolg hängen vom Zustand des Lebergewebes und der Funktion der Leber ab. Um eine mögliche Fibrosierung beziehungsweise zirrhotische Veränderungen der Leber frühzeitig zu erkennen, sollte im Rahmen der Diagnostik eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs erfolgen.
Therapie bei Hepatitis C
Bei Vorliegen einer chronischen HCV-Erkrankung wird grundsätzlich eine medikamentöse Therapie begonnen, da ein Therapieverzicht in diesen Fällen zu schwerwiegenden Folgen und Komplikationen führen kann. Die Therapie richtet sich hierbei nach dem vorliegenden HCV-Genotyp sowie dem Krankheitsstadium. Insbesondere wenn bereits eine fortgeschrittene Leberfibrose/-zirrhose, eine Doppelinfektion mit einem weiteren Hepatitisvirus oder extrahepatische Manifestationen vorliegen, ist eine medikamentöse Therapie schnellstmöglich einzuleiten. Aufgrund der Zulassung von direkt antiviral wirkenden Substanzen (DAA) im Jahr 2014, hat sich nicht nur das Angebot der zur Verfügung stehenden Medikamente erweitert, es kommt seither auch regelmäßig zu Anpassungen der geltenden Therapieempfehlungen.
Übliche Wirkstoffkombination
Üblicherweise besteht die Therapie aus der Kombination verschiedener Wirkstoffe aus der Gruppe der NS5A-Hemmer, der Polymerasehemmer und der Proteasehemmer. Diese können, je nach Vorliegen von Begleiterkrankungen, wie folgt miteinander kombiniert werden:
- Glecaprevir und Pibrentasvir (Proteasehemmer und NS5A-Hemmer)
- Grazoprevir und Elbasvir (Proteasehemmer und NS5A-Hemmer)
- Sofosbuvir und Velpatasvir (Polymerasehemmer und NS5A-Hemmer)
- Sofosbuvir und Ledipasvir (Polymerasehemmer und NS5A-Hemmer)
Der therapeutische Einsatz von Interferonen gilt im Zusammenhang mit der Hepatitis C mittlerweile als obsolet. In Behandlungsplänen wird teilweise noch Ribavirin in Kombination mit DAAs eingesetzt. Bei initialem Therapieversagen wird eine Dreierkombination aus Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir – einem Polymerasehemmer, einem NS5A-Hemmer und einem Proteasehemmer – angewandt.
Die Dauer der medikamentösen Therapie hängt von der jeweiligen Wirkstoffkombination ab.
Hepatitis C – Prävention
Der Schutz vor einer Hepatitis C-Infektion besteht primär in der Vermeidung eines Kontaktes mit dem Blut Erkrankter. Vorsicht gilt bei Hautverletzungen und Wunden. Auch über Schleimhautkontakt können die Viren in den eigenen Körper gelangt.
Schutz durch Expositionsprophylaxe
Da bisher keine Hepatitis-C-Schutzimpfung zur Verfügung steht, stellt die Expositionsprophylaxe (nicht-medikamentösen Vorbeugemaßnahmen) die derzeit einzig wirksame Schutzmaßnahme gegen eine HCV-Infektion dar. Aufgrund der Vielzahl der bestehenden Subvarianten sowie der hohen Mutationstendenz des HCV bietet auch eine bereits durchgemachte HCV-Infektion keinen Schutz vor einer erneuten Infektion.
In medizinischen Einrichtungen tätiges Personal sollte bei Verdacht auf Kontakt mit potenziell infektiösem Material grundsätzlich Schutzhandschuhe tragen und nach dem Ausziehen derselben eine gründliche Händehygiene vornehmen. Bei invasiven Therapiemaßnahmen oder bei der operativen Versorgung von mit HCV infizierten Patienten/-innen müssen besondere Maßnahmen beachtet werden, wie das Tragen doppelter Schutzhandschuhe, von Schutzbekleidung sowie Schutzbrillen oder -visieren, da bei bestimmten Eingriffen immer mit dem Verspritzen von Blut und anderen infektiösen Körperflüssigkeiten gerechnet werden muss.
Personen mit einer intravenösen Drogenabhängigkeit sollten immer nur das eigene Spritzbesteck und immer eine eigene neue Nadel verwenden.
Hepatitis C wird zwar eher selten sexuell übertragen, dennoch tragen Kondome entscheidend zur Reduzierung des Risikos einer möglichen HCV-Übertragung bei, insbesondere beim Geschlechtsverkehr mit wechselnden Sexualpartnern/-innen.
Vermeidung einer Doppelinfektion
Die unterschiedlichen Hepatitiden können gemeinsam auftreten. Eine Hepatitis-D-Infektion tritt beispielsweise nur gemeinsam mit einer Hepatitis-B-Infektion auf. Da eine Doppelinfektion dazu beitragen kann, dass Erkrankte einen wesentlich schwereren Krankheitsverlauf erleiden, sollten insbesondere HCV-infizierte Patienten/-innen, die zuvor noch keine Hepatitis-A- und/oder Hepatitis-B-Infektion durchgemacht haben, unbedingt eine Impfung, bestenfalls mit dem Hepatitis-A-/Hepatitis-B-Kombinationsimpfstoff, erhalten.
Postexpositionsprophylaxe (nach Kontakt mit einer Ansteckungsquelle)
Eine antivirale Postexpositionsprophylaxe sowie aktive oder passive Immunisierung nach HCV-Kontakt stehen derzeit nicht zur Verfügung. Dennoch sollte nach einem Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten ein standardisiertes Verfahren eingehalten werden. Bei der potenziell frisch infizierten Person sollten sowohl die Anti-HCV-Antikörper als auch die Aktivität der Transaminase GPT bestimmt werden. Wenn Anti-HCV-Antikörper nachgewiesen werden können, sollte der Nachweis von HCV-RNA vorgenommen werden. Da Anti-HCV-Antikörper üblicherweise erst verzögert nachweisbar sind, sollte bei der potenziell infizierten Person nach vier und nach acht Wochen eine HCV-RNA-Bestimmung vorgenommen werden. Bei positivem HCV-RNA Nachweis sollte eine Entscheidung zur antiviralen Therapie acht bis 12 Wochen nach der Risikoexposition getroffen werden. Nach drei und sechs Monaten schließt sich dann eine erneute Bestimmung der Anti-HCV-Antikörper sowie der Nachweis der Transaminase GPT an. Bei Auffälligkeit der beiden Werte erfolgt dann erneut eine Bestimmung der HCV-RNA.
Sofern bekannt ist, von welcher Person die Infektion ausging (Indexpatient/-in), sollten bei dieser ebenfalls zeitnah die Anti-HCV-Antikörper bestimmt werden. Wenn diese positiv sind sollten hier ebenfalls die HCV-RNA im Blut getestet werden, sodass das bestehende Übertragungsrisiko abgeschätzt werden kann.