Harnwegsinfektionen können Menschen aller Altersgruppen betreffen. Allerdings steigt mit dem Alter die Erkrankungshäufigkeit deutlich an. Infektionen der Harnwege gehen oft mit als unangenehm empfundenen Symptomen wie Schmerzen beim Wasserlassen einher. Darüber hinaus können Harnwegsinfekte potenziell ernsthafte Auswirkungen haben, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Im Folgenden werden die Ursachen für Harnwegsinfekte, mögliche Symptome, die Diagnostik und Therapie und Themen wie Risikofaktoren und Möglichkeiten zur Vorbeugung betrachtet.
Was ist eine Harnwegsinfektion?
Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten entzündlichen Infektionserkrankungen des Menschen. Sie betreffen das Harnwegssystem, welches aus den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre besteht. Davon abhängig, ob die oberen oder unteren Harnwege betroffen ist oder ob sogar mehrere Abschnitte des Harnwegsystems betroffen sind, unterscheidet man die Formen der Harnwegsinfektionen. Die häufigste Form von Harnwegsinfekten ist die Zystitis, auch Blasenentzündung genannt. Diese betrifft Frauen, aufgrund ihrer anatomischen Gegebenheiten, wesentlich häufiger als Männer. Studien zufolge sind bis zu acht von zehn Frauen mindestens einmal in ihrem Leben betroffen.
Ursachen für einen Harnwegsinfekt
Erreger, die Harnwegsinfektionen hervorrufen, können auf zwei Arten in die Harnwege gelangen. Harnwegsinfektionen werden in der Regel durch das Eindringen von Bakterien in das Harnwegssystem verursacht. Die häufigste Ursache für Harnwegsinfektionen ist das Bakterium Escherichia coli (E. coli), das normalerweise im Darm vorkommt. Es kann leicht in den Harnleiter gelangen und sich dann in den Harnwegen ausbreiten.
Frauen sind aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre und ihrer Nähe zum Anus anfälliger für Harnwegsinfektionen. Die Infektion breitet sich über die Harnröhre bis zur Blase aus und erreicht in manchen Fällen eine oder beide Nieren.
Der andere mögliche Weg geht über die Blutbahn direkt in die Nieren (Nierenbecken-Infektion). Harnwegsinfektionen werden fast immer durch Bakterien verursacht. Darüber hinaus können auch Viren, Pilze und Parasiten die Harnwege befallen. Über 85 Prozent der Harnwegsinfektionen werden durch Bakterien des Darms oder der Vagina verursacht. In der Regel werden die Bakterien, die in die Harnwege eindringen, jedoch wieder hinausgespült, wenn sich die Blase entleert.
Risikofaktoren und Vorbeugung
Es gibt jedoch auch andere Faktoren, die das Risiko einer Harnwegsinfektion erhöhen können. Dazu gehören Harnstauungen, die durch Blockaden oder Verengungen im Harnwegssystem verursacht werden können, wie zum Beispiel Harnsteine oder eine Prostatitis (Prostataentzündung) bei Männern. Schwangere Frauen haben aufgrund hormoneller Veränderungen ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen.
Eine geschwächte Immunabwehr, sei es durch bestimmte Krankheiten oder Medikamente, kann ebenfalls das Risiko für Entzündungen erhöhen. Auch bestimmte Verhaltensweisen wie eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr, ungenügende Genitalhygiene, zu enge Kleidung und Art und Weise der sexuellen Aktivität haben darauf Einfluss. Die Kenntnis dieser Ursachen kann dazu beitragen, das Risiko zu minimieren.
Symptome
Es gibt einige charakteristisch Symtpome für eine Harnwegsinfektion. Dazu gehören:
- häufiges Wasserlassen und/oder Brennen beim Wasserlassen bzw. ein schmerzhaftes Gefühl und starker Harndrang trotz geringer Urinmenge
- trüber Urin oder Blut im Urin
- Schmerzen im Unterbauch, gelegentlich Krämpfe
- allgemeines Unwohlsein/Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Erschöpfung oder Fieber
Bei komplizierten Harnwegsinfektionen kann es darüber hinaus zu folgenden Symptomen kommen:
- Schmerzen in der Nierengegend
- Fieber über 38 Grad Celsius
- Übelkeit und Erbrechen
Die Symptome können von Person zu Person variieren und vor allem bei Kindern oder älteren Menschen unspezifischer sein. Bei Kindern kommen bei einer Blasenentzündung beispielsweise auch andere Symptome wie Einnässen oder Bettnässen hinzu.
Bei der Sonderform, der asymptomatischen Bakteriurie, kann es sogar sein, dass der oder die Betroffene gar keine Beschwerden hat. Die Keimbesiedelung der Harnwege wird meist nur zufällig durch einen/eine Arzt/Ärztin festgestellt. Die asymptomatische Bakteriurie muss nur in seltenen Fällen behandelt werden.
Diagnostik
Die Diagnostik von Harnwegsinfektionen umfasst verschiedene Schritte. Zunächst wird der/die Arzt/Ärztin eine Anamnese erheben und die Symptome des/der Patienten/-in erfragen. Anschließend wird in der Regel eine Urinuntersuchung durchgeführt, um das Vorhandensein von Bakterien, weißen Blutkörperchen und roten Blutkörperchen im Urin festzustellen. Eine Urinkultur kann helfen, den spezifischen Erreger zu identifizieren und seine Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika zu bestimmen.
In einigen Fällen kann auch eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um die Entzündungszeichen im Körper zu überprüfen. Bei wiederkehrenden oder komplizierten Infektionen können zusätzliche diagnostische Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung der Nieren oder eine Urographie erforderlich sein, um mögliche strukturelle Probleme im Harnwegssystem zu identifizieren und andere Gründe (z.B. Blasenkrebs) auszuschließen. Die Diagnostik zielt darauf ab, eine genaue Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung einzuleiten.
Therapie
Die Behandlung einer Harnwegsinfektion beinhaltet in der Regel die Verabreichung von Antibiotika, um die Infektionserreger abzutöten. Der/die Urologe/in wählt das geeignete Antibiotikum basierend auf dem Erregertyp und dessen Empfindlichkeit aus. Die Behandlungsdauer variiert je nach Schwere der Infektion und kann zwischen drei und sieben Tagen liegen. Es ist wichtig, die verschriebene Antibiotikatherapie vollständig abzuschließen, um sicherzustellen, dass alle Bakterien abgetötet werden und die Infektion nicht zurückkehrt.
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie werden symptomatische Maßnahmen wie Schmerzlinderung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Ruhe zur Unterstützung des Heilungsprozesses empfohlen. Bei wiederkehrenden Infektionen oder zugrunde liegenden strukturellen Problemen kann eine weitere Untersuchung und Behandlung erforderlich sein. Eine enge Zusammenarbeit mit dem/der Arzt/Ärztin ist entscheidend, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Man sollte bereits bei den ersten Symptomen einer Harnwegsinfektion einen/eine Arzt/Ärztin aufsuchen, um einer Ausbreitung der Infektion möglichst schnell entgegenzuwirken und einen möglichst milden und unkomplizierten Verlauf zu ermöglichen.