
Im Urin findet man meist eine geringe Anzahl an Leukozyten – auch weiße Blutkörperchen genannt. Sind zu viele Leukozyten im Urin zu finden, spricht man von Leukozyturie. Meist entstehen erhöhte Werte aufgrund von Harnwegsinfektionen oder anderen Erkrankungen. In diesem Artikel finden Sie alle wichtigen Informationen zum Thema Leukozyturie – von den Ursachen bis hin zu der Untersuchungsart.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Leukozyturie?
Leukozyturie bedeutet, dass der Leukozytenwert im Urin erhöht ist. Die normale Anzahl an Leukozyten im Urin betragen etwa fünf Leukozyten pro Mikroliter bei Spontanurin. Dies kann auf Infektionen oder Erkrankungen hinweisen. Ein erhöhter Leukozytenwert wird in manchen Fällen von zahlreichen Symptomen begleitet, dazu gehören:
- Trüber Harn
- Übelriechender Harn
- Häufiges Urinieren
- Brennen während des Urinierens
- Blut im Urin
- Schüttelfrost oder Fieber
- Schmerzen im unteren Rücken und in den Seiten
- Akute Schmerzen im Beckenbereich
- Langfristige Schmerzen im Beckenbereich
- Übelkeit, Erbrechen
- Schmerzen während Sex
Wann untersucht man Leukozyten im Urin?
Sobald man Blut im Urin bemerkt, unter starken Schmerzen leidet oder sonstige der oben genannten Symptome bemerkt, sollte man unbedingt einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen. Hier wird ein Urintest durchgeführt, um die Ursache für die Schmerzen oder das Blut zu finden.
Manchmal sind Leukozyten allerdings nicht die Ursache für ein verfärbter Urin, sondern bestimmte Mahlzeiten, wie Rote Beete, Rhabarber und Beeren. Auch Drogen, Medikamente oder Sport können den Urin verfärben. Sollten Sie sich dennoch unsicher sein, woher die Verfärbung kommt, sollten Sie einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen.
Wie bestimmt man die Leukozyten im Urin?
Um den Wert der Leukozyten im Urin zu bestimmen, gibt es verschiedene Varianten. Eine Urinprobe ist in der Regel die erstgewählte Untersuchungsmethode bei Anomalien im Urin. Bereits diese Untersuchung des Urins kann ausreichen, um die Ursachen für zu viele weiße Blutkörperchen festzustellen. Für diese Analyse gibt der Patient/die Patientin eine Urinprobe ab, welche aus dem Mittelstrahl bestehen sollte. Die Probe wird daraufhin auf unterschiedliche Weisen untersucht. Diese stellen wir Ihnen im Folgenden kurz vor:
- Visuelle Untersuchung: Hierbei wird das Aussehen des Urins überprüft. Trübes oder schlecht riechendes Urin kann auf Infektionen hinweisen. Die Farbe kann auch Hinweise über die Ernährung geben.
- Peilstabtest: Bei dieser Methode wird ein dünner Plastikstab mit Chemikalienstreifen in die Urinprobe getaucht. Die Chemikalien verändern aufgrund bestimmter Substanzen ihre Farbe und geben Hinweise auf mögliche Infektionen.
- Mikroskopische Untersuchung: Ein Tropfen des Urins wird unter einem Mikroskop auf Leukozyten untersucht.
Neben den bereits genannten Testoptionen werden nach diesen Untersuchungsmethoden möglicherweise weitere durchgeführt, um der Ursache für die erhöhte Anzahl der Leukozyten näher zu kommen. Ein Grund für weitere Untersuchungen ist, dass der Teststreifen nur Granulozyten nachweisen kann und dabei häufig falsche Ergebnisse liefert.
Leukozyten im Urin erhöht – Ursachen
Fast jeder kann einen erhöhten Leukozytenwert im Blut haben. Typische Faktoren sind unter anderem das Alter, manche Sportarten und bestimmte Medikamente. Oftmals weisen zu hohe Werte der Leukozyten jedoch auf eine Entzündung hin. In den nächsten Abschnitten befassen wir uns mit den möglichen Ursachen.
Harnwegsinfektion
Ein Harnwegsinfekt gehört zu den häufigsten Ursachen, weshalb die Leukozyten im Urin ansteigen. Diese Infektion kann mehrere Bereiche des Harnsystems, wie die Blase, die Niere und die ableitenden Harnwege betreffen. Meist handelt es sich jedoch um die Blase und die Harnröhre. Typische Symptome sind anhaltender Harndrang, Schmerzen und Brennen beim Urinieren sowie ein strenger Geruch.
Eine solche Infektion entsteht, indem Bakterien durch die Harnröhre in die Harnwege gelangen und sich anschließend in der Blase vermehren. Wird diese Verbreitung nicht behandelt verbreitet sich die Infektion auf die Harnleiter und die Nieren. Dies kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen. In der Regel sind Frauen mehr von einer Blasenentzündung betroffen. Etwa 50 – 60% der Frauen erleben in ihrem Leben eine solche Infektion.
Nierensteine
Eine typische Ursache sind Nierensteine. Im Urin befinden sich geringe Mengen an gelösten Mineralien und Salzen. Haben diese jedoch eine hohe Konzentration, können Nierensteine in Form von Kristallen an den Wänden der Niere und der Blase entstehen. Mit der Zeit entwickeln sich die Kristalle zu Steinen. Wandern die Nierensteine weiter zu den Harnleitern, stören sie den Urinfluss und es kommt zu Verstopfungen. Die Verstopfungen sind Sammelplätze für Bakterien und es kann zu Infektionen kommen. Typische Symptome sind Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber oder Schüttelfrost.
Niereninfektionen
Ist die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht, kann dies ein Hinweis auf eine Niereninfektion, auch Pyelonephritis genannt, sein. Diese beginnen oft im unteren Harntrakt und breiten sich dann auf die Nieren aus. In manchen Fällen kommen die Bakterien auch aus anderen Körperteilen über den Blutkreislauf zu den Nieren. Typische Anzeichen sind ebenfalls Schmerzen und Fieber. Besonders für Menschen mit einem schwachen Immunsystem oder bei der längeren Benutzung eines Blasenkatheters ist eine Niereninfektion risikoreich.
Harnverschluss
Kommt es zu einer Blockade des Urinsystems, kann es zu Hämaturie und Blut im Urin aber auch Hydronephrose, also Flüssigkeit in und um die Nieren, kommen. Eine solche Blockade kann durch traumatische Verletzungen, Nierensteine, Tumore oder anderes Fremdmaterial entstehen.
Zurückhalten des Urins
Hält man den Urin zurück, schwächt man die Blase und es können Probleme beim Urinieren entstehen. Das zurückgehaltene Urin in der Blase erhöht dann das Risiko einer Infektion, da es Bakterien enthält.
Weitere Ursachen
Neben den bereits genannten Ursachen gibt es noch weitere, die allerdings eher selten vorkommen:
- Einige Krebsarten (Prostata-, Blasen- oder Nierenkrebs)
- Blutkrankheiten
- Schmerzlindernde Medikamente
- Interstitielle Blasenentzündung
- Vergrößerte Prostata
- Erblich bedingte Erkrankungen
- Nierenverletzung
- Starke körperliche Anstrengung
Leukozyten im Urin – Behandlung und Vorbeugung
Die Behandlung ist abhängig von der Ursache, welche erhöhte Wert der Leukozyten im Urin auslöst. Bei einer Blasenentzündung helfen beispielsweise Antibiotika. Bei schlimmeren Infektionen kann ein Krankenhausaufenthalt von Nöten sein.
Auch hilft es, seinen Lebensstil zu ändern und folgende Dinge zu beachten, um die erhöhten Werte der weißen Blutkörperchen vorzubeugen:
- Mehr Wasser trinken
- Nur Urinieren, wenn man muss
- Gesunder Lebensstil
Mehr zu Leukozyten
1. Bastigkeit, M.: Meine Laborwerte, Stiftung Warentest, 5. Auflage, 2020
2. Kochen, M. M.: Duale Reihe – Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006
3. Arasteh, K., Baenkler, H.-W., Bieber, C. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
4. Why are there leukocytes in my urine?, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 13.01.2021)
5. Blood in urine (hematuria), www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 13.01.2021)