
Sie ist für gewöhnlich nicht sonderlich gefährlich, aber schmerzhaft allemal – die Schürfwunde. Schnell ist es passiert: beim Sport, beim Spiel, in der Freizeit oder auch am Arbeitsplatz kommt es zum Sturz, der eine Schürfwunde mit sich zieht.
Eine Schürfwunde entsteht durch äußere Einflüsse. Dabei handelt es sich um eine oberflächliche Wunde, die entsteht, wenn die Haut durch Reibungskräfte verletzt wird. Je stärker die Reibungskräfte wirken, umso tiefer die Schürfwunde. Häufig geschieht dies bei einem Sturz. Meistens betrifft die Verletzung nur die oberste Hautschicht (Epidermis). Wie sie richtig behandelt wird, wann man damit zum Arzt muss und was man beachten sollte erklären wir ausführlich.
Was tun bei Schürfwunden? – Die richtige Erstversorgung
Mit einer schnellen Erstversorgung kann man Infektionen der Schürfwunde vermeiden. Kleinere Schürfwunden kann man ruhig ausbluten lassen. Dieser Vorgang schwemmt zusammen mit dem Blut schädliche Keime aus der Wunde. Im Anschluss daran sollte die Wunde bei Bedarf gereinigt werden. Größere Fremdkörper (Steinchen o.ä.) können mit sauberen Händen oder einer Pinzette entfernt werden. Unter laufendem, lauwarmen Wasser die Wunde spülen. Auf kräftiges Rubbeln sollte hierbei jedoch verzichtet werden.
Von Verwendung von Desinfektionsmitteln sollte man absehen, da sie nicht nur Krankheitserreger abtöten, sondern auch hauteigene Bakterien, die beim Heilen der Wunde unterstützend wirken. Kleinere Schürfwunden können an der Luft trocken. Bei großflächigeren Verletzungen sollten sterile Pflaster oder Wundauflagen benutzt werden. Das Pflaster bzw. die Wundauflage schützen die Verletzung vor dem Eindringen von Bakterien. Zusätzlich wird die Region dadurch feucht gehalten, was die Wundheilung unterstützt.
Schürfwunde – Krankheitsverlauf und Heilungsdauer
Je nach Umfang und Lokalisation der Schürfwunde beträgt die Heilungsdauer für gewöhnlich wenige Tage oder Wochen. Eine angemessene Wundversorgung kann den Heilungsprozess positiv beeinflussen. Wie genau Schürfwunden behandelt werden müssen sehen wir uns im nächsten Abschnitt im Detail an.
Schürfwunde behandeln – die besten Hausmittel
Um die Wundheilung zu unterstützen und zu fördern eignen sich diverse Hausmittel. Größere, nässende Schürfwunden sollten mit einer sterilen Kompresse versorgt werden, auf die Kokosöl, Ringelblume, Aloe Vera, Honig, Kurkuma oder Wegerich aufgetragen wird. Die Kompresse wird anschließend mit einer Mullbinde fixiert.
Kokosöl
Kokosöl wirkt entzündungshemmend und wie ein Schutzfilm gegen Staub und Schmutzpartikel. Es versorgt die Wunde mit Feuchtigkeit und fördert die Wundheilung. Ein dünner Film Kokosöl wird 2-3 Mal täglich auf die Wunde aufgetragen bis sie sich vollständig geschlossen hat.
Ringelblume
Die Blüten der Ringelblume (Calendula) sind ein altbekanntes und effektives Hausmittel besonders bei der Wundversorgung. Ringelblume wird meistens in Salben-, Creme- oder Tinkturform in Apotheken rezeptfrei angeboten. Mehr Aufwand besteht im Aufsetzen eines Suds mit Ringelblumen oder der Herstellung von Ringelblumenöl. Ihre wundheilungsfördernden sowie entzündungshemmenden Eigenschaften macht man sich schon lange zu Nutze. Zugleich wirkt sie pilz- und virenabtötend.
Aloe Vera
Aloe Vera wirkt ebenfalls heilungsfördernd. Hat man eine Aloe Vera Pflanze zuhause, kann hierfür einfach ein Blatt abgeschnitten werden und das innenliegende Gel herausgedrückt und auf die Kompresse gestrichen werden. Ansonsten ist Aloe Vera Gel in Drogeriemärkten oder Apotheken erhältlich.
Honig
Honig hat eine antibakterielle Wirkung. Zudem schützt, reinigt und heilt er die Wunde. Ähnlich wie bei Kokosöl wirkt er als schützende Barriere gegen eindringende Keime. Sein hoher Zuckergehalt fördert die Produktion von reinigendem Wundsekret. Zusätzlicher positiver Nebeneffekt des hohen Zuckergehalts ist, dass er Keimen Wasser entzieht und sich diese somit nicht mehr vermehren können. Manuka-Honig ist aufgrund der Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe besonders gut geeignet.
Kurkuma
Die Kurkuma (Gelbwurz) ist in Südasien beheimatet und ist in erster Linie als Gewürz im Curry bekannt. Hier sorgt Kurkuma für die typische gelbe Farbe. Allerdings beinhaltet sie auch einen entzündungshemmenden Wirkstoff, das Curcumin. Es wird vermutet, dass sich Curcumin an Enzyme bindet, die im Körper für Entzündungsvorgänge verantwortlich sind. Durch diese Anbindung werden die Enzyme geblockt und somit die Entzündung reduziert. Mit Hilfe einer selbst hergestellten Kurkuma Paste, die auf die Schürfwunde aufgetragen wird, kann der Heilungsprozess beschleunigt werden. Die Anwendung 2-3 Mal täglich wiederholen.
Wegerich
Wegerich wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Er reduziert Schmerzen und Juckreiz. Zudem hilft er unterstützend bei der Vermeidung von Infektionen. Hierfür werden Wegerich Blätter zu einer Paste verarbeitet, die auf die Wunde aufgebracht wird. Nach dem Trocken der Paste kann sie mit lauwarmen Wasser abgespült werden. Diesen Vorgang kann man 2-3 Mal täglich wiederholen.
In jedem Fall ist der Heilungsverlauf der Schürfwunde zu beobachten. Werden Schmerzen stärker, wird die Wunde dick oder entwickelt eine Rötung um den Wundbereich, sind dies Indikatoren auf eine Entzündung. Dann sollte dringend ein Arzt konsultiert werden.
Von fragwürdigen Hausmitteln wie Mehl, Butter oder Zwiebelsaft unbedingt die Finger lassen. Sie sind der Wundversorgung in keiner Weise dienlich.
Schürfwunde behandeln – Mögliche Fehlerquellen
Auch wenn es sich hierbei um eine verhältnismäßig harmlose Verletzung handelt, kann man auch bei der Behandlung von Schürfwunden einiges falsch machen. Konsequenzen daraus bestehen aus schlechter, verlangsamter Wundheilung oder einer Infektion.
Auf die Wunde pusten
Gerade Eltern versuchen ihren Kindern durch Pusten auf die Wunde den ersten Schreck und Schmerz zu nehmen. Hierbei gelangen aber neben der Luft auch kleinste Tropfen Speichel in die Wunde. Das erhöht das Infektionsrisiko.
Berühren der Wunde mit bloßen Händen
An den Händen befinden sich zahlreiche Keime, die durch Berührung der Wunde eingeschleust werden könnten. Dadurch steigt die Gefahr einer Infektion. Muss die Wunde berührt werden, z.B. zum Entfernen von groben Schmutz, sollten Einweghandschuhe angelegt werden. Diese mindern das Infektionsrisiko der Wunde und schützen den Träger vor übertragbaren Krankheiten wie HIV oder Hepatitis.
Verwendung von Wasserstoffperoxid oder Jod
Wasserstoffperoxid führt zur Veränderung des Blutfarbstoffs Hämoglobin. Dadurch bilden sich Blutgerinnsel, die zu einem Gefäßverschluss führen können. Die Benutzung von Jodtinkturen ist nicht zu empfehlen, da Jod schwere allergische Reaktionen auslösen kann.
Auftragen von Wundheilsalben
Gerade bei nässenden Schürfwunden ist auf den Gebrauch von Heilsalben zu verzichten. Sie verschließen die Wunde. Dadurch wird die Wundflüssigkeit in ihrer Funktion als „reinigende Kraft“ gestört. Der Abtransport von Zelltrümmern, Bakterien und Fremdkörpern ist eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Dadurch erhöht sich das Infektionsrisiko.
Duschen und Baden ohne Schutz
Die Schürfwunde solle beim Duschen oder Baden mit einer Folie oder einem speziellen Duschpflaster abgedeckt werden. Ansonsten wird beim längeren Kontakt mit Wasser der Heilungsprozess gestört, wenn Wasser in die Wunde eindringen kann.
Schürfwunde – Behandlung beim Arzt
Obwohl Schürfwunden im Allgemeinen harmlos sind und von selbst abheilen, muss man unter Umständen doch einen Arzt konsultieren. Nimmt die Heilung beispielsweise keinen unauffälligen Verlauf, sollte man sich in professionelle Hände begeben.
Schürfwunde – Wann zum Arzt?
Den Gang zum Arzt sollte man bei folgenden Gegebenheiten und Beschwerden unbedingt antreten:
- Die Schürfwunde ist sehr großflächig und verläuft z.B. über das komplette Bein
- Die Blutung der Schürfwunde kann nicht gestillt werden
- Es sind sehr viele oder auch große Fremdkörper tief in die Schürfwunde eingedrungen
- Schürfwunden in Augennähe
- Stark verschmutzte Schürfwunden im Gesicht
- Bestehender Diabetes
- Der Tetanusschutz ist nicht (mehr) vorhanden oder es herrscht Unklarheit darüber
- Die Schürfwunde nässt stark und anhaltend
- Die Schürfwunde eitert
- Auftreten von Fieber
- Rötung, Erwärmung und Schwellung des Wundrands
- Ein roter Strich, der sich von der Schürfwunde aus abzeichnet
- Die Schürfwunde ist nach 2 Wochen noch nicht verheilt
Schürfwunde – Untersuchung beim Arzt
Bei der Untersuchung wird der Arzt zunächst eine gründliche Anamnese erstellen, um die Umstände der Verletzung zu klären und weitere Informationen über den Patientenzustand zu erhalten. Bei der Anamnese sind folgende Fragen möglich:
- Wann und wie ist die Schürfwunde entstanden?
- Entstanden dabei noch weitere Verletzungen?
- Hat sich das Erscheinungsbild der Schürfwunde verändert?
- Hat sich eine Schwellung Rötung gebildet?
- Eitert die Wunde?
- Welche Vorerkrankungen (z.B. Diabetes, Blutgerinnungsstörungen) bestehen?
- Ist Fieber aufgetreten oder noch immer vorhanden?
- Ist ein Tetanusschutz vorhanden?
- Falls ja: Wie lange liegt die letzte Impfung gegen Tetanus zurück?
Daran im Anschluss untersucht der Arzt die Wunde gründlich, um die geeignete Behandlung zu bestimmen.
Schürfwunde – Was macht der Arzt?
Je nach Zustand der Schürfwunde ergreift der Arzt die passenden Maßnahmen zur Behandlung.
Die Wunde wird mit Kochsalzlösung gespült und gereinigt. Fremdkörper wie Steinchen entfernt der Arzt mit einer Pinzette. Bei Bedarf kann er die Stelle hierfür örtlich betäuben. Im Anschluss wird die Schürfwunde mit einer Wundauflage abdeckt und diese mit einer Mullbinde fixiert.
Ist eine Entzündung der Schürfwunde vorhanden verordnet der Arzt meist Antibiotika. Auch bei einer stark verschmutzten Schürfwunde kann der Arzt prophylaktisch Antibiotika verschreiben, was eine Infektion verhindern oder abmildern kann. Ist bereits Fieber eingetreten und die Schürfwunde weist eine schwere Infektion auf, ist oftmals eine stationäre Behandlung indiziert.
Ist der Tetanusimpfstatus unklar oder liegt zu lange zurück (bei Erwachsenen mehr als zehn Jahre, bei Kindern mehr als 5 Jahre) wird diese Impfung aufgefrischt.
Schürfwunde – Risiken
Bei falscher oder zu später Behandlung von Schürfwunden kann dies Komplikationen verursachen, die einen ernsthaften Verlauf nehmen können. Somit birgt auch diese vermeintlich harmlose Art der Verletzung gewisse Risiken. Verbleiben Fremdkörper in der Wunde können diese mit einwachsen und lassen sich im Nachhinein nur noch schwer ohne Narbenbildung entfernen.
Schürfwunde nässt
Allgemein gesehen, ist das Nässen einer Schürfwunde eine körpereigene Funktion, die für die Reinigung der Wunde sorgt und Teil des Heilungsprozesses ist. Für gewöhnlich nimmt das Nässen nach ein bis zwei Tagen ab und endet dann durch den Wundverschließungsprozess komplett. Nässt die Wunde stark oder hört nicht auf zu nässen kann dies auf eine Infektion hinweisen und sollte durch einen Arzt abgeklärt werden.
Schürfwunde eitert
Wenn die Schürfwunde eitert, deutet dies ebenfalls auf eine Infektion hin. Für gewöhnlich führt die Besiedlung von Bakterien in der Wunde zur Bildung von Eiter. Das körpereigene Immunsystem arbeitet an der Bekämpfung der Infektion. Während dieses Prozesses entstehen Abbauprodukte, die sich in Form von Eiter zeigen. Sowohl die Farbe, Konsistenz und der Geruch von Eiter kann bei der Blickdiagnose wichtige Hinweise zur Art der Infektion liefern. Um mit Gewissheit festzustellen, um welche Art von Bakterienbefall es sich bei der Eiterbildung der Schürfwunde handelt, nimmt der Arzt einen Abstrich. Der Abstrich wird im Labor analysiert und entsprechend dem Ergebnis kann das passende Antibiotika zur Infektionsbehandlung verordnet werden.
Tetanusinfektion
Ist man gar nicht oder nicht ausreichend gegen Tetanus geimpft, kann selbst eine minimale Schürfwundenverletzung eine Infektion auslösen. Hierbei handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei Tagen und bis zu drei Wochen. Die Symptome zeigen sich durch anhaltende Muskelkrämpfe und Mundstarre. Bleibt eine Tetanusinfektion unbehandelt, endet sie tödlich. Ist der Impfstatus unklar oder liegt zu lange zurück (bei Erwachsenen mehr als zehn Jahre, bei Kindern mehr als fünf Jahre) sollte die Impfung auf jeden Fall aufgefrischt werden. Hilfreich ist es bei einem notwendigen Arztbesuch zur Behandlung einer Schürfwunde seinen Impfpass mit sich zu führen, um einfach klären zu können, ob ein ausreichender Impfschutz besteht.
Häufige Fragen zu Schürfwunde
- Wie verheilt eine Schürfwunde schneller?
- Wie lange dauert es, bis eine Schürfwunde verheilt?
- Welche Creme für Schürfwunden?
- Was tun bei Schürfwunde?
- Schürfwunde eitert – was tun?
- Schürfwunde – wann zum Arzt?
Damit die Schürfwunde schneller heilt, hilft Feuchtigkeit. Eine dünne Schicht Vaseline bewirkt, dass die Wunde feucht bleibt und besser heilen kann. Damit die Vaseline nicht auf Kleidung und Gegenstände gelangt, sollte ein Pflaster oder Verband verwendet werden. Vaseline und Wundauflage sollte man täglich erneuern.
Eine Schürfwunde heilt normalerweise innerhalb von 3 bis 7 Tagen ab. Bei großflächigen und tiefer gehenden Schürfwunden kann die Heilung 2 Wochen oder länger dauern.
Viele Schürfwunden verheilen von alleine gut und bedürfen keiner Creme und nicht zwingend eines Pflasters oder Verbandes. Vor allem eine nässende Schürfwunde sollte nicht mit einer Wundheilcreme behandelt werden. Eine antibiotische Salbe hilft, wenn eine Infektion vorliegt oder droht.
Eine schnelle Erstversorgung ist wichtig, damit die Schürfwunde gut verheilen kann. Die Reinigung der Wunde (ausbluten lassen, unter lauwarmen Wasser spülen, Desinfektionsmittel nur bei starker Verschmutzung verwenden) ist dabei zentral. Anschließend können kleinere Schürfwunden an der Luft heilen, größere Wunden sollten mit einer Wundauflage versorgt werden. Die ersten drei Tage die betroffene Körperstelle hoch lagern, um die Schwellung auf ein Minimum zu begrenzen.
Eine eiternde Schürfwunde sollte ärztlich abgeklärt werden. Eiter deutet auf eine Entzündung hin. Diese kann sich verschlimmern oder ausbreiten und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Daher verschreibt die Ärztin oder der Arzt bei einer eitrigen Schürfwunde meist ein Antibiotikum.
Eine Schürfwunde muss von Arzt oder Ärztin begutachtet werden, wenn sie großflächig ist, sich in Augennähe befindet, viele oder große Fremdkörper aufweist, nicht aufhört zu bluten, anhaltend nässt, eitert, geschwollen, erwärmt und gerötet ist, von ihr ein roter Strich ausgeht oder nach zwei Wochen noch nicht verheilt ist. Auch wenn Fieber auftritt, Diabetes vorliegt oder man keinen Tetanusschutz (mehr) hat, ist der Gang in die Arztpraxis nötig.
1. Treating skin abrasions known as raspberries, www.mayoclinic.org, Abrufdatum, 07.05.2020
2. Schürfwunden richtig versorgen, www.drpetrabracht.de, Abrufdatum 07.05.2020
3. Taking care of cuts and scrapes, www.urmc.rochester.edu, Abrufdatum 08.05.2020