Ein unachtsamer Moment beim Gemüse schneiden oder Rasieren und schon ist sie passiert: die Schnittwunde. Ob bei der Küchenarbeit, Körperpflege oder am Arbeitsplatz, sie gehört zu einer der häufigsten Verletzungen des Alltags überhaupt. Wie man sie richtig versorgt und wann der Arzt eingeschaltet werden muss klären wir hier auf.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Schnittwunde?
Hierbei handelt es sich um eine mechanisch zugefügte Wunde, bei der die Haut durch einen scharfkantigen Gegenstand durchtrennt wird. Dabei kommt es meist zu einer starken Blutung und der Entstehung glatter Wundränder sowie Wundschmerz. Eine Schnittwunde kann durch den Umgang mit einem Messer, einer Schere, einem Klingenrasierer, einem Skalpell, Bruchscherben und auch Papier verursacht werden. Die Schnittwunde, insbesondere die am Finger, zählt zu den häufigsten Alltagsverletzungen überhaupt. Je nach Größe oder auch Tiefe muss eine Schnittwunde entsprechend versorgt und behandelt werden.
Kleine Schnittwunde
Bei einer kleinen Schnittwunde ist nur die Hautoberfläche verletzt und der verletzte Bereich ist nicht sehr groß, so dass die Wundversorgung mittels Pflaster ausreicht. Zuvor lässt man die Wunde etwas ausbluten, wodurch Fremdkörper und Keime ausgespült werden. Anschließend kann die Wunde noch mit steriler Kochsalzlösung gespült werden, falls zur Hand. Ansonsten kann auch kühles Leitungswasser benutzt werden. Die Form der Schnittwunde kann meist selbst versorgt werden und benötigt keine ärztliche Behandlung.
Große Schnittwunde
Zu den großen Schnittwunden zählen Verletzungen mit einer Größe von mehr als 1 cm. Bei Verletzungen dieser Größe reicht die Wundversorgung mit einem Pflaster nicht mehr aus, da der Bereich zu großflächig und dadurch die Blutung zu stark ist. Meist müssen diese Schnittwunden bereits genäht werden. Mit Hilfe eines Druckverbands stoppt man die Blutung und sucht im Anschluss zur weiteren Abklärung der Behandlung einen Arzt auf.
Tiefe Schnittwunde
Auch bei tiefen Schnittwunden muss sich ein Arzt um die Verletzung kümmern, da hierbei oftmals bereits Muskeln, Nerven, Sehnen und Knochen verletzt und betroffen sind. Der Arzt entscheidet, ob die Schnittwunde genäht, geklammert oder geklebt werden muss. Nach Ablauf von etwa sechs Stunden gilt jede (sogar vermeintlich saubere) Wunde als stark keimbelastet und kann somit nicht mehr primär verschlossen werden. Um die bestmögliche Wundversorgung zu gewährleisten sollte daher ein Arztbesuch innerhalb dieses Zeitfensters erfolgen.
Schmerzende Schnittwunde
Eine Schnittwunde schmerzt, wenn entweder eine Infektion vorliegt oder Nervenbahnen und Blutgefäße verletzt wurden. Dabei gilt es zwischen dem ersten Wundschmerz zu unterscheiden, der direkt nach der Verletzung auftritt und dem Schmerz, der sich erst später einstellt, nachdem die Wunde erstversorgt wurde. Tritt zu dem Schmerz eine Rötung und/oder Schwellung der Wunde auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Schnittwunde – Krankheitsverlauf und Heilungsdauer
Der Krankheitsverlauf sowie die Heilungsdauer sind meist abhängig von der Erstversorgung, die getroffen wurde und ob die Wunde genäht werden musste oder nicht. Handelt es sich um einen oberflächlichen, kleinen Schnitt, der mit einem Pflaster versorgt werden konnte, ist die Schnittwunde innerhalb von wenigen Tagen verheilt. Nachdem die Blutung gestillt ist, schließt sich die Wunde von allein. Infektionen sind bei korrekt durchgeführten Erste Hilfe Maßnahmen unwahrscheinlich.
Bei größeren bzw. tiefliegenden Schnittwunden dauert der Krankheitsverlauf etwas länger, da die Wunde beispielsweise genäht werden muss. Das Entfernen der Fäden findet oftmals nach 7-10 Tagen nach dem Nähen statt. Wird die Wunde sauber gehalten, so dass sich keine Infektion entwickeln kann, ist selbst mit einer Naht der Heilungsverlauf unkompliziert.
Was tun bei Schnittwunden?
Wenn es zu einer Schnittverletzung kommt, ist es gut, wenn man das Ausmaß der Wunde grob einschätzen kann, um über die Vorgehensweise korrekt zu entscheiden. Dabei spielt es keine Rolle, ob man selbst der Verletzte ist oder als Ersthelfer zugegen. Die richtig getroffenen Erstmaßnahmen spielen beim Heilungsverlauf eine wesentliche Rolle.
Schnittwunde versorgen – Erste Hilfe
Je nachdem in welchem Umfang sich die Schnittwunde gestaltet sollten die passenden Erste-Hilfe-Maßnahmen getroffen werden.
- Kleine, oberflächliche Schnittwunden ausbluten lassen, um Fremdkörper und Keime aus der Wunde zu schwemmen
- Ist die Schnittwunde stark verschmutzt, die Stelle mit kühlem Leitungswasser oder steriler Kochsalzlösung ausspülen
- Stillen der Blutung mit einem sterilen Druckverband
- Wunddesinfektion
- Kleinere Schnittwunden mit einem Pflaster schützen
- Wenn möglich, verletztes Körperteil hoch lagern, um Blutzufuhr zu reduzieren.
- Große, tiefe Wunden, die stark bluten und verschmutzt sind müssen von einem Arzt versorgt werden, der schnellstmöglich aufgesucht werden soll
Schnittwunde behandeln – Mögliche Fehlerquellen
Um ein komplikationsfreies Abheilen der Schnittwunde zu gewährleisten ist es wichtig auf gewisse Dinge bei der Behandlung zu achten. Mögliche Fehlerquellen hierbei sind:
- Auf die Wunde pusten oder daran saugen: Speichel enthält eine beachtliche Anzahl an Keimen. Wird auf eine Schnittwunde gepustet oder an ihr gesaugt, besteht die Gefahr der Keimeinschleusung mit dem Risiko der Wundinfektion
- Vermeintliche Hausmittel wie Butter, Mehl oder Zwiebelsaft haben in einer Wunde nichts verloren. Darauf sollte unter allen Umständen verzichtet werden!
- Das Reiben oder Quetschen der Wunde gilt es zu vermeiden, um den Heilungsprozess nicht zu erschweren
- Verzicht auf den Arztbesuch. Die besten Heilungschancen bestehen in der schnellmöglichen und korrekten Versorgung. Ist die Blutung einer Schnittwunde nach sechs Stunden nicht gestillt, benötigt sie ärztliche Versorgung, um genäht zu werden
- Fremdkörper, wie beispielsweise Glassplitter, unbedingt in der Wunde belassen und nicht versuchen, diese mit einer Pinzette o.ä. zu entfernen. Die Gefahr, die Wunde noch mehr zu kontaminieren und die Verletzung zu verschlimmern ist groß. Die Schnittwunde gehört in ärztliche Hände
Schnittwunde – Wann zum Arzt
Ab einem gewissen Umfang bzw. Tiefe der Schnittwunde ist ein Arztbesuch unumgänglich, um sie optimal zu versorgen. Auch wenn sich eine Wunde entzündet hat gehört sie in professionelle Hände. Bei folgenden Gegebenheiten sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden:
- Bei einer klaffenden Wunde, deren Blutung nicht zu stillen ist
- Die Schnittwunde ist größer als 1 cm
- Die Wunde schmerzt, pocht, schwillt an oder rötet sich
- Es befinden sich Fremdkörper z.B. Glassplitter in der Schnittwunde
- Die Schnittwunde befindet sich im Gesicht
- Bei Unklarheit über den Tetanusimpfschutz Status
- Bei Unsicherheit über das Ausmaß der Verletzung
- Die Wunde beginnt zu eitern
- Beim Auftreten von Fieber
- Bei Taubheitsgefühl im Bereich der Schnittwunde
- Beim Erscheinen von roten Streifen, die von der Schnittwunde ausgehen
Schnittwunde – Untersuchung beim Arzt
Je nach Ausmaß der Schnittwunde oder bei einer Infektion ist ein Besuch beim Arzt angebracht, der die Schnittwunde gründlich untersucht und darauf seine weiteren Therapieschritte aufbaut. Am Beginn der Untersuchung steht klassisch die Anamnese. Hierbei stellt der Arzt z.B. folgende Fragen:
- Wie und wann ist die Schnittwunde entstanden?
- Wurden Veränderungen an der Schnittwunde festgestellt? (Schwellung, Rötung etc.)
- Wurde ein Auftreten von Fieber beobachtet?
- Kann die verletzte Stelle problemlos bewegt werden?
- Sind Taubheitsgefühle aufgetreten oder vorhanden?
- Welche Vorerkrankungen bestehen? (Diabetes, Blutgerinnungsstörungen)
- Werden Medikamente eingenommen? Falls ja, welche?
Im Anschluss daran untersucht der Arzt die Schnittwunde. Dabei wird die Beweglichkeit der verletzten Körperstelle getestet. Auch Reflexe, Muskelkraft und Tastsinn werden gründlich überprüft, um Beeinträchtigungen von Muskeln, Sehnen und Nerven zu erkennen. Abhängig vom Umfang der Verletzung legt der Arzt die weitere Vorgehensweise und Behandlung fest.
Schnittwunde – Was macht der Arzt?
Je nach Dimension der Schnittverletzung entscheidet sich der Arzt für die ideale Versorgung. Zur Grundbehandlung einer Schnittwunde bei einem Arzt gehören:
- Reinigen der Wunde
- Entfernen von Fremdkörpern (Glassplitter, Steinchen etc.)
- Spülen der Schnittwunde mit Kochsalzlösung
- Schließen der Schnittwunde abhängig von der Größe entweder mittels Pflaster, Gewebekleber, Klammern oder Naht
- Verordnung von Antibiotika bei bakterieller Wundinfektion
- Klärung des Tetanus Impfschutz Status
- Auffrischung der Impfung bei nicht ausreichendem Schutz, tiefen und verschmutzen Schnittwunden oder unklarem Status
- Bei Bedarf Ruhigstellung des verletzten Körperteils (insbesondere bei bestehender Wundinfektion)
- Anordnung von stationärer Behandlung bei besonders schweren oder stark infizierten Schnittwunden
- Bei Gefäß-, Sehnen- und Nervenverletzungen oder außerordentlicher Wundinfektion erfolgt ein chirurgischer Eingriff
Schnittwunde – Risiken
Bei einer kleinen, oberflächlichen Schnittwunde (z.B. ein Schnitt mit Papier) besteht ein sehr geringes Risiko von Komplikationen. Auch wenn diese Schnittwunden sehr schmerzhaft und unangenehm sein können, heilen sie problemlos innerhalb weniger Tage ab. Anders gestaltet sich dies bei größeren oder tiefen Schnittwunden. Wenn die Erstversorgung ausbleibt oder falsch durchgeführt wird, ein notwendiger Arztbesuch nicht stattfindet, erhöht sich dadurch das Risiko von Infektionen.
Schnittwunde entzündet
Geraten Keime in die Wunde kann es schnell zu einer Entzündung kommen. Das Eindringen von Keimen geschieht durch Pusten in bzw. Saugen an der Wunde, da sich im Speichel zahlreiche Krankheitserreger tummeln. Auch durch das fehlende, unsachgemäße oder nicht vollständige Reinigen der Wunden kann es zu Infektionen kommen. Die Schnittwunde beginnt sich zu röten, pulsiert stark und schwillt an. Auch die Schmerzen intensivieren sich bei einer Infektion. Spätestens beim Auftreten von Fieber sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Schnittwunde eitert
Zu den bereits genannten Symptomen einer Infektion kann sich zusätzlich Eiter in der Wunde bilden. Eine Besiedlung von Bakterien in der Schnittwunde löst die Eiterbildung aus. Die körpereigene Immunabwehr versucht den Bakterienbefall zu bekämpfen. Dabei entsteht, sozusagen als Abfallprodukt, Eiter. Dieses Exsudat entsteht durch Gewebeeinschmelzung und abgestorbene Leukozyten. Bereits mittels einer Blickdiagnose lassen sich über Farbe, Geruch und Konsistenz des Eiters Rückschlüsse über die Infektion ziehen. Ein Abstrich des Exsudats bringt Gewissheit über den genauen Bakterienbefall und kann dementsprechend mit der optimalen Antibiotikawahl behandelt werden.
Schnittwunde blutet stark
Bei stark blutenden Schnittwunden sind häufig größere Blutgefäße verletzt. Um die Blutung zu stillen muss die Verletzung ärztlich versorgt werden. Je nach Ausmaß der Schnittwunde, wird diese vom Arzt geklammert, geklebt oder genäht. Bis sich ein Arzt der stark blutenden Schnittwunde annehmen kann, sollte die Verletzung, wenn möglich, hoch gelagert werden. Mit Hilfe eines Druckverbands lässt sich die Blutung einigermaßen kontrollieren.
Blutvergiftung
Eine Blutvergiftung (Sepsis) wird durch Staphylokokken verursacht. Diese Bakterien besiedeln die menschliche Haut und Schleimhaut und sind auch in der Umwelt häufig anzutreffen. Gelangen diese Bakterien durch mangelnde Reinigung und Desinfektion in eine Schnittwunde können sie dort eine Infektion auslösen. Schafft es das Immunsystem nicht rechtzeitig die Bakterien vor Ort erfolgreich zu vernichten, geraten diese in den Blutkreislauf. Einmal dort angelangt können sich die Bakterien ungehindert vermehren und greifen lebenswichtige Organe an.
Durch die körpereigene Immunabwehr werden im Kampf gegen die Staphylokokken Gewebe, Organe und Gefäße zusätzlich geschädigt. Daraus resultiert ein Abfall des Blutdrucks und Probleme mit dem Gerinnungssytem des Körpers. Wird die Blutvergiftung gar nicht bzw. nicht rechtzeitig erkannt, führt sie zu einem Kreislaufzusammenbruch (septischen Schock) und einem Mehrfachorganversagen mit tödlichem Ende. Zeigen sich in Verbindung mit einer Schnittwunde Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Atemnot und Untertemperatur muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Wird der Verdacht auf eine Sepsis bestätigt wird ein Breitband-Antibiotikum verabreicht. Je nach Allgemeinzustand des Patienten empfiehlt sich auch ein stationärer Krankenhausaufenthalt.
Tetanusinfektion
Eine Tetanusinfektion (Wundstarrkrampf) ist eine ernstzunehmende Konsequenz einer Schnittverletzung. Diese bakterielle Infektion endet bei Nichtbehandlung tödlich. Besteht kein Impfschutz gegen Tetanus oder ist dieser nicht mehr ausreichend vorhanden sollte dieser unbedingt nachgeholt bzw. aufgefrischt werden. In Verbindung mit der Anamnese bei einer Schnittwunde erkundigt sich der Arzt über den aktuellen Impfstatus. Im Zweifel frischt er die Tetanusimpfung auf. Ideal ist das Mitführen des Impfpasses beim Arztbesuch aufgrund einer Schnittwunde. Dadurch ist der aktuelle Impfstatus am schnellsten zu klären.
1. Fritz U. Niethard, Joachim Pfeil, Peter Bieberthaler: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, 6. Auflage, Thieme (Verlag), 2009
2. First aid cuts, www.mayoclinic.org, Abrufdatum 12.05.2020
3. Schnittwunde, www.beobachter.ch, Abrufdatum 11.05.2020
4. Cuts, scrapes and puncture wounds, www.medicinenet.com, 11.05.2020
5. 7 things you should do when you get a cut, www.mfasco.com, Abrufdatum 12.05.2020