
Krampfadern – viele Menschen leiden darunter! Sie sind unschön anzusehen und stellen ein gesundheitliches Problem dar. Die erweiterten Adern wirken sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus und sorgen in einigen Fällen für erhebliche Schmerzen. Häufig sind sie genetisch bedingt, können aber auch durch hormonelle Faktoren entstehen. Um Patienten von ihren Beschwerden zu befreien, werden die Krampfadern entfernt – eine sogenannte Sklerosierung. Wie das abläuft, wie Krampfadern überhaupt entstehen und wer die Kosten für einen solchen Eingriff trägt, wird in dem folgenden Überblick erklärt.
Was ist eine Sklerosierung?
Die Sklerosierung bezeichnet das Veröden von Gewebe, meist der Venen. Sie ist eine seit langem bewährte, ambulante und schnittfreie Methode zur Beseitigung von Krampfadern, kann aber auch bei Hämorrhoiden oder erweiterten Venen der Speiseröhre angewandt werden. Durch Einspritzen einer Flüssigkeit wird eine Entzündungsreaktion in der betroffenen Gefäßwand hervorgerufen, die zum Verkleben führt und schließlich dazu, dass die Ader verschließt. Somit kann es zu keinem Blutstau mehr kommen.
Was sind Krampfadern und wie entstehen sie?
Krampfadern sind krankhaft erweiterte, oberflächliche Venen, die häufig geschlängelt an den Beinen hervortreten. Etwa 60 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden an kleineren Krampfadern und 20 bis 30 Prozent an größeren Krampfadern mit Symptomen oder Komplikationen. Sie sind demnach eine ernstzunehmende Volkskrankheit.
Das Herzkreislaufsystem spielt bei der Entstehung eine ganz zentrale Rolle. Unsere Blutgefäße bestehen aus Arterien und Venen. Die Arterien transportieren das Blut vom Herzen in den Körper zu den Organen und Muskeln. Der Sauerstoff und die Nährstoffe werden aus dem Blut an die Organe und Muskeln abgegeben und im Austausch Abfallstoffe aufgenommen. Die Venen hingegen leiten das sauerstoffarme, abfallreiche Blut zum Herzen und zur Lunge zurück. Wenn die Beinvenen das sauerstoffarme Blut zum Herzen zurück transportieren, müssen sie dabei gegen die Schwerkraft arbeiten. Damit das Blut in die richtige Richtung fließt, sind die Venen mit sogenannten Venenklappen ausgestattet. Diese öffnen sich, wenn das Blut in Richtung Herz fließt. Sie schließen sich, wenn das Blut in die falsche Richtung zu fließen beginnt. Diese Klappen wirken also wie Ventile. Neben den Venenklappen spielt die sogenannte Muskelpumpe beim Transport gegen die Schwerkraft eine wichtige Rolle. Die großen Venen im Bein sind von Muskeln umgeben, die sich beim Gehen anspannen und verdicken. Dadurch werden die Venen ausgepresst und das Blut nach oben gepumpt. Wenn sich die Muskeln wieder entspannen, verhindern die Venenklappen den Rückfluss des Blutes.
Krampfadern entstehen, wenn sich aufgrund einer angeborenen Bindegewebsschwäche die Venenwände erweitern und die Venenklappen nicht mehr angemessen schließen. Die Ventile können also ihrer Funktion nicht mehr nachkommen. Der Schwerkraft folgend, fließt das Blut in die falsche Richtung, versackt im Bein und staut sich, dadurch steigt der Druck im Gefäß immer weiter, bis sich Krampfadern bilden. Neben der angeborenen Bindegewebsschwäche begünstigen bestimmte Risikofaktoren die Krankheitsentstehung – höheres Lebensalter, Schwangerschaften, die Einnahme von Hormonen (Pille), Bewegungsmangel und Übergewicht.
Sklerosierung – Gründe
Viele Patienten kommen wegen des unschönen Aussehens und der Schmerzen zum Arzt. Bereits Besenreiser können Beschwerden verursachen und das erste sichtbare Anzeichen einer immer stärker werdenden Venenschwäche sein.
Die häufigsten Beschwerden bei Krampfadern sind:
- Kribbeln, stechender Schmerz und Spannungsgefühl in den Beinen
- müde und schwere Beine
- Juckreiz, Wassereinlagerungen im Knöchelbereich
- Krämpfe
Unbehandelt schreitet die Erkrankung voran und es kann zu Hautverfärbungen und chronischen Entzündungen der Haut kommen. Im schlimmsten Fall können Venenentzündungen, Thrombosen und offene Beine hervorrufen.
Sklerosierung – Ablauf
Die Untersuchungen zur Diagnose sind einfach und schmerzlos. Zu Beginn erfragt der Arzt die Krankengeschichte – seit wann die Krampfadern bestehen und welche Beschwerden sie verursachen. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung werden die Beine im Stehen genau betrachtet und abgetastet. Dabei wird nach sichtbaren Krampfadern, Schwellungen und Hautveränderungen gesucht. Wichtig für die weitere Diagnose ist der Ultraschall, auf dem das erkrankte Venensystem genau dargestellt und die Krampfadern beurteilt werden können.
Je nach Ausdehnung und Ausmaß der Erkrankung können mehrere Sitzungen erforderlich sein, um den optimalen Behandlungserfolg zu erreichen. Der Eingriff wird im Liegen durchgeführt, ist in der Regel schmerzfrei und dauert etwa 20 Minuten. Lediglich der kleine Einstich der Nadel ist spürbar. Daher braucht es bei der Behandlung auch kein Betäubungsmittel. Dabei gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden, welche in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden.
Sklerosierung mit flüssigen Medikamenten
Die Krampfadern werden durch das Einspritzen eines Sklerosierungsmittels ausgeschaltet. Mithilfe einer feinen Nadel wird eine Flüssigkeit, das Sklerosierungsmittel Polidocanol, direkt in die erkrankten Venen gespritzt. Dieses verdrängt dabei das gestaute Blut aus der Krampfader.
Im Inneren der Krampfader reagiert das Sklerosierungsmittel mit der Venenwand. Durch körpereigene Vorgänge kommt es zu einer Verklebung der Venenwände und damit zum Verschluss der Vene, sodass sich dort kein Blut mehr stauen kann. Langfristig wird sie vom Körper zu Bindegewebe umgebaut und verschwindet mit der Zeit. Dieser Umbau kann einige Wochen dauern.
Schaumsklerosierung
Bei größeren Krampfadern wird häufig, statt des flüssigen, ein aufgeschäumtes Sklerosierungsmittel verwendet, da der Schaum eine noch stärkere Wirkung zeigt. Der Sklerosierungsschaum wird direkt vor der Behandlung hergestellt. Diese Therapieform wird unter Ultraschallkontrolle durchgeführt, sodass die Lage der Krampfadern genau beurteilt und die optimale Einstichstelle ermittelt werden kann. Der Schaum wird unmittelbar in die Krampfader gespritzt. Auch hier kommt es langfristig zu einer Umwandlung der erkrankten Vene in körpereigenes Bindegewebe. Die Krampfader kann somit keine Beschwerden mehr verursachen.
Mikrosklerotherapie
Bei kleinen Besenreisern und etwas größeren Varizen (Krampfadern) ist die Mikrosklerotherapie die Behandlungsmethode der Wahl. Die verwendeten Nadeln für den Einstich sind viel dünner als die, die beispielsweise bei einer Blutabnahme verwendet werden.
Sklerosierung – Was danach beachten?
Direkt nach der Sklerosierung wird ein Wattepolster auf die betroffene Stelle gedruckt und ein Pflaster aufgeklebt. Danach legt der Arzt einen Kompressionsstrumpf oder Kompressionsverband an. Im Anschluss soll der Patient etwa 30 Minuten lang gehen.
Zur Nachsorge sollte der Kompressionsstrumpf bei kleineren Krampfadern für einige Tage, bei größeren Krampfadern für einige Wochen getragen werden, um den Effekt der Behandlung zu sichern. Patienten sollten in den ersten Tagen nach dem Eingriff auf längere Flug-, Bus- oder Autoreisen verzichten.
Sollten vorübergehende Schwellungen und Rötungen (die ganz normal kurz nach der Behandlung sind) nicht innerhalb einiger Tage verschwinden, sollte man das ärztlich abklären lassen. Ebenso bei einsetzendem Taubheitsgefühl, pochenden Schmerzen, Druckgefühl, blauer Zeh-Verfärbung oder Fieber. Außerdem sollten Patienten zusammen mit dem behandelnden Arzt abstimmen, wie und wann der Kompressionsverband bzw. -strumpf abgenommen werden kann.
Körperpflege nach Sklerosierung
Das Duschen ist nach dem Eingriff erlaubt. Auf heiße Bäder, Sauna-Besuche, ausgiebige Sonnenbäder und das Nutzen der Sonnenbank sollte in den ersten Wochen verzichtet werden. Wie lange hängt davon ab, wie schwer der Eingriff war. Wer sich dennoch sonnen will, sollte unbedingt einen hohen Lichtschutzfaktor auf die betroffenen Stellen auftragen, so wird die Verfärbung der Haut vermieden.
Sport nach Sklerosierung
Patienten sollen nach dem Eingriff körperlich aktiv bleiben. Nachdem nach der Behandlung direkt eine halbe Stunde Gehen auf dem Programm steht, sollten die kommenden Wochen mit täglichem leichten Training ausgestattet sein. Auf Ausdauersport sollte in den ersten Tagen nach der Behandlung verzichtet werden. Auch langes Sitzen oder Stehen sowie das Übereinanderschlagen der Beine sollte unbedingt vermieden werden. Um einen Lymphstau zu verhindern, empfiehlt es sich, die Beine oft hochzulagern.
Sklerosierung – Risiken
Obwohl die Sklerosierung zu einem sehr häufig durchgeführten Eingriff zählt, kann es auch hier zu einigen Risiken und folgenden Problemen nach der Behandlung kommen:
- allergische Reaktion auf das Sklerosierungsmittel oder andere verwendete Materialien (Kompressionsverband)
- Schaden am Gewebe (Bildung von Abszessen oder gar Absterben von Zellen)
- entzündliche Reaktion und Hautrötungen
- die Einstichstelle kann verkrusten
- Wundheilungsstörungen
- Nervenreizungen
- vorübergehende Sehstörungen und Migräne
- Bildung von Blutgerinnseln
- Verfärbung der umliegenden Haut
Da das Krampfaderleiden eine chronische Erkrankung ist, können sich im Laufe der Jahre neue Krampfadern bilden und die Behandlung muss wiederholt werden.
Sklerosierung – Kosten
In der Regel werden die Kosten für eine medizinisch notwendige Behandlung von den Krankenkassen übernommen. Der Arzt entscheidet unter Berücksichtigung der Beschwerden, ob eine medizinische Notwendigkeit besteht. Sollte es sich um einen kosmetischen Eingriff und “nur” um die Entfernung unschöner Besenreiser handeln, trägt der Patient stattdessen die Kosten. Dann wird zusammen mit dem behandelnden Arzt ein Kostenplan erstellt, pro Behandlung muss sich der Patient auf etwa 50 bis 120 Euro einstellen. Da sich die erstattungsfähigen Leistungen jedoch von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschieden, empfiehlt es sich, sich vor einem Eingriff bei der Versicherung zu erkundigen.
1. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
2. Sklerotherapie, www.venenzentrum-wiesbaden.de (Abrufdatum: 05.10.2020)