
Ein Herzschrittmacher ermöglicht vielen Herzpatienten ein beschwerdefreies Leben. Bradykarde Herzrhythmusstörungen werden durch dieses kleine medizintechnische Wunder reguliert und die Risiken des Eingriffs sind minimal. Wie genau ein Herzschrittmacher funktioniert und wie er eingesetzt wird, erklärt dieser Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Herzschrittmacher?
Ein Herzschrittmacher ist ein Impulsgeber für den Herzmuskel. Heutige Geräte besitzen etwa die Größe eines Zwei-Euro-Stücks und werden in den Brustraum implantiert. Er depolarisiert durch elektrische Stimulation den Herzmuskel. Dies löst eine Kontraktion des Herzmuskels aus. In erster Linie dient ein Herzschrittmacher dazu, Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) zu korrigieren, bei denen der Herzschlag zu langsam erfolgt – sogenannte Bradykardien. Weltweit sind etwa drei Millionen Herzschrittmacher aktiv und mehr als 600.000 werden jährlich neu eingesetzt. Es gibt unterschiedliche Ausführungen von Herzschrittmachern. Sie werden nach der zugrunde liegenden Herzerkrankung ausgewählt.
Einkammer-Herzschrittmacher
Dieser Schrittmacher arbeitet mit einer Elektrode. Sie kontrolliert und überträgt die Signale der rechten Herzkammer oder dem rechten Vorhof zum Impulsgeber. Der Einkammer-Herzschrittmacher eignet sich für Bradykardie-Patienten deren Sinusknoten die Signale zu langsam oder gar nicht mehr abgibt.
Zweikammer-Herzschrittmacher
Beim Zweikammer-Schrittmacher werden die Reize von zwei Elektroden ins Herz geleitet. Dabei regt eine Elektrode den rechten Vorhof an und die Zweite die rechte Kammer. Diese Geräte kommen z.B. bei einem AV-Block zum Einsatz.
Dreikammer-Herzschrittmacher
Der Dreikammer-Schrittmacher wird eher selten implantiert. Wie der Name verrät, kommt bei ihm eine dritte Elektrode zum Einsatz. Sie führt über eine Herzvene in die linke Herzkammer. Der Dreikammer-Herzschrittmacher wird benötigt, wenn der Herzmuskel sehr geschwächt ist. Mit Hilfe des Dreikammer-Herzschrittmachers sollen sich die Herzkammern wieder möglichst harmonisch kontrahieren. Daher wird dieses Verfahren auch als Resynchronisationstherapie bezeichnet.
Herzschrittmacher oder Defibrillator?
Auch wenn sich Herzschrittmacher und Defibrillator optisch sehr ähneln, erfüllen sie doch unterschiedliche Aufgaben. Der Herzschrittmacher kommt zum Einsatz, wenn das Herz zu langsam schlägt. Er gibt permanent schwache Impulse im normalen Herzrhythmus ab. Jeder einzelne Impuls sorgt für einen neuen Herzschlag.
Ein Defibrillator hingegen wird implantiert, wenn das Herz dazu neigt zeitweise zu schnell zu schlagen. In diesem Fall gibt der Defibrillator einen stärkeren Stromstoß ab, der das Herz für kurze Zeit zum Stillstand bringt. Daran im Anschluss schlägt das Herz im normalen Rhythmus weiter. Ein Defibrillator ist zudem in der Lage als Schrittmacher zu fungieren.
Herzschrittmacher – Gründe
Die Gründe, die für einen Herzschrittmacher plädieren sind vielzählig. Insbesondere spricht das Vorliegen einer bradykarden Arrhythmie für die Verwendung. Mit Hilfe eines EKG’s bzw. Langzeit-EKG’s lässt sich eine Indikation klären. Weisen die Aufzeichnungen längere Pausen oder Blockierungen der Erregungsleitung auf (beispielsweise AV-Block) so kann ein Herzschrittmacher diese Funktion übernehmen. Dies ist auch temporär möglich. Ein Herzschrittmacher muss nicht automatisch dauerhaft implantiert sein. Symptome wie Schwindel und Ohnmachtsanfällen kombiniert mit einem niedrigen Puls können Hinweise für eine vorliegende Bradykardie sein. In diesem Fall sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Das Implantieren eines Herzschrittmachers ist manchmal auch nach einem Herzinfarkt indiziert.
Ein Überblick über verschiedene Indikationen, die einen Herzschrittmacher obligat machen:
- Langsamer Puls (Bradykardie) in Kombination mit Beschwerden wie Schwindel
- Leitungsstörungen (AV-Block) auch ohne Beschwerden
- Kombinierte Rhythmusstörungen in Form von Bradykardie-Tachykardie-Syndrom
- Nicht angemessener Pulsanstieg bei Belastung (chronotrope Inkompetenz)
Herzschrittmacher – Funktion
Ein Herzschrittmacher setzt sich aus Energiequelle, Schaltkreis und Elektroden zusammen. Sowohl Energiequelle als auch Schaltkreis befinden sich in einem Metallgehäuse. Lithium-Ionen-Batterien werden als Energiequelle genutzt. Sie haben eine Betriebsdauer von fünf bis fünfzehn Jahren. Zusätzlich besitzt ein Schrittmacher einen Konnektor. In ihm werden die Stecker der Schrittmachersonden fixiert. Die Schrittmacherelektroden bestehen aus Stecker, Kabel und Elektrodenkopf. Sie verbinden den Herzmuskel mit dem Schrittmacheraggregat.
Geräte mit einem Mikrochip-Schaltkreis ermöglichen die Programmierung von Schrittmacherfunktionen via Radiowellen auf transkutanem Weg. Moderne Herzschrittmacher sind in der Lage für einen gleichmäßigen Puls zu sorgen. Sie beugen Herzrhythmusstörungen vor oder können bestehende Rhythmusstörungen auch ohne Abgabe eines Elektroschocks regulieren.
Schrittmacherimplantation – Ablauf
Zu Beginn des Eingriffs wird eine örtliche Betäubung gesetzt. Es erfolgt das Freilegen einer Oberarmvene oder der Vene unterhalb des Schlüsselbeins. Dies geschieht mit Hilfe eines kleinen Hautschnitts von etwa 5 cm Länge oder die Vene wird mit einer Hohlnadel punktiert. Eine flexible, isolierte Elektrode wird über diesen Venenzugang bis in die Herzkammer geschoben. Unter Röntgenkontrolle ist der Arzt in der Lage, die korrekte Positionierung durchzuführen. Ist die gewünschte Position erreicht, wird die Elektrode fixiert. Dabei handelt es sich um das Einkammer-System.
Für eine abgestimmte Herzaktion kommt es vor, dass eine weitere Elektrode in der rechten Vorkammer eingebracht wird. In diesem Fall spricht man vom Zweikammer-System. Beim Dreikammer-System wird eine dritte Elektrode über die Vene an die linke Seite des Herzen angebracht. Nun schließt man das freie Ende der Elektrode an ein Analysegerät an, um individuelle Parameter der Elektrodenposition messen zu können. Sind die Werte im gewünschten Bereich werden die Elektroden fixiert und an das Herzschrittmachergerät angeschlossen.
Für das Implantieren bildet man unterhalb des Schlüsselbeins im Fettgewebe eine Tasche. In diese Tasche wird der Schrittmacher positioniert und fixiert. Abschließend wird die Wunde mit selbstauflösenden Nähten versorgt und ein Druckverband angelegt. Dadurch wird ein Nachbluten vermieden. Ehe der Patient entlassen wird, wird die Funktion des Herzschrittmachers kontrolliert und nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten programmiert.
Herzschrittmacherimplantation – Risiken
Jeder chirurgische Eingriff birgt gewisse Risiken. Bei einer Herzschrittmacherimplantation kann es zu Blutungen, Thrombosen oder auch Nervenverletzungen kommen. Die Bildung eines Hämatoms (Bluterguss) im Bereich der Wunde ist nichts Besorgniserregendes, da es für gewöhnlich vom Körper nach und nach abgebaut wird.
Treten nach der Operation Rötungen sowie Schwellungen in Kombination mit Fieber im Bereich des implantierten Herzschrittmachers auf, liegt eine Infektion vor. Dann sind eine regelmäßige Kontrolle und Beobachtung durch den Arzt nötig. Wenn es sich um eine bakterielle Infektion handeln sollte, kann diese mit Antibiotika behandelt werden. Eine Infektion tritt jedoch selten auf.
Es besteht die Möglichkeit, dass Elektroden brechen oder verrutschen. Dadurch ist die Funktion des Herzschrittmachers gestört. Die Folgen können sich in Form von Gefäßverletzungen oder Herzrhythmusstörungen äußern. Durch eine Kontrolle des Herzschrittmachers kann dies festgestellt werden.
Durch eine nicht beabsichtigte elektrische Erregung des Zwerchfells kann es beim Patienten zu Schluckauf kommen. In diesem Fall liegt eine falsche Positionierung einer Elektrode vor. Tritt im Arm nach dem Eingriff ein Kribbeln auf, ist dies ebenfalls ein Hinweis auf eine Fehlposition der Elektrode. Abhilfe kann nur eine weitere OP schaffen, in der die Platzierung der Elektrode korrigiert wird.
Unter einer Reentry Tachykardie versteht man eine vom Schrittmacher selbst verursachte Komplikation. Hierbei registriert das Gerät Herzerregungen, die es selbst erzeugt hat. In Folge sendet es fälschlicherweise weitere Reize, die in Herzrasen resultieren.
Schrittmacherimplantation – Was ist danach zu beachten?
Nach dem Eingriff erholen sich die meisten Patienten sehr schnell und können eine deutliche Verbesserung an Leistungsfähigkeit und Lebensqualität registrieren. Anfänglich sollte man jedoch schweren körperlichen Aktivitäten noch nicht nachgehen. Der Körper benötigt eine Erholungsphase nach der OP und sowohl der Herzschrittmacher selbst als auch die Elektroden müssen erst noch fest im Gewebe verwachsen. Daran im Anschluss jedoch ist alles erlaubt, was dem Wohlbefinden zuträglich ist.
Für Menschen mit Herzschrittmacher gibt es dennoch einige Dinge im täglichen Leben zu beachten:
- Wahrnehmen der sich anschließenden Kontrolltermine
- Den Herzschrittmacher-Ausweis stets bei sich tragen – im Notfall wissen Rettungskräfte, wie sie zu agieren haben
- Einige medizinische Geräte können die Funktion des Herzschrittmachers stören. So können beispielsweise MRT’s durch ihren starken Magnet ältere Herzschrittmacher beeinträchtigen und deren Metallgehäuse stark erhitzen
- Bei der Nutzung elektrischer Haushaltsgeräte einen Sicherheitsabstand von 30 cm zum Oberkörper wahren
- Vor der Anschaffung größerer, elektrischer Geräte die Gebrauchsanweisung auf Warnhinweise prüfen
- Beim Telefonieren mit einem Mobiltelefon, sollte das Telefon an das Ohr gehalten werden, dass dem Herzschrittmacher gegenüberliegt. Generell sollte der Abstand zwischen Schrittmacher und Mobiltelefon stets mindestens 15 bis 20 cm betragen
- Informieren des Personals der Sicherheitskontrolle am Flughafen (oder ähnlichen Einrichtungen) über das Tragen eines Herzschrittmachers und Vorlegen des Herzschrittmacher-Ausweis. Die Kontrolle kann dann manuell und ohne falsches Auslösen des Alarms und Störung des Herzschrittmachers erfolgen
- In unbekanntem Umfeld auf etwaige Beschilderung achten, die Träger von Herzschrittmachern vor dem Betreten warnt
Dieses Schild weist darauf hin, dass Träger von Herzschrittmachern oder implantierten Defibrillatoren einen bestimmten Raum nicht betreten dürfen.
Herzschrittmacher – Lebenserwartung
Eine niederländische Forschergruppe hat sich mit der Überlebensrate nach einer Herzschrittmacher-OP in einer Studie 2013 auseinandergesetzt. Bis dahin war relativ wenig über die Lebenserwartung, gerade bei älteren Patienten, bekannt. 481 Patienten im Alter von über 80 Jahren, die einen Herzschrittmacher erhalten hatten, wurden für diese Studie des University Medical Center Utrecht herangezogen. In einem Zeitraum von knapp 6 Jahren wurden Komplikationen sowie Todesfälle untersucht und registriert. Dem gegenüber stand eine Vergleichsgruppe von jüngeren Herzschrittmacher-Patienten. Die Komplikationsrate stand zwei Monate nach dem Eingriff bei 9,8 Prozent. Sie sank im weiteren Verlauf nochmals auf 6,9 Prozent. Es konnte festgestellt werden, dass die Komplikationsrate bei den über 80-jährigen Patienten nicht höher war als bei den Jüngeren. Die Studie kam somit zu dem Schluss, dass die Lebenserwartung mit Herzschrittmachern identisch ist zu der ohne.
Herzschrittmacher – Kosten
Die Kosten für den Herzschrittmacher sowie die Herzschrittmacher-Operation werden von der Krankenkasse in vollem Umfang übernommen.
Herzoperationen
1. Piper W.: Innere Medizin, 1. Auflage, Springer Verlag, 2006
2. Arasthéh K., Baenkler H.-W. et al: Duale Reihe Innere Medizin, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2009
3. Pacemaker, www.mayoclinic.org (Abrufdatum 20.07.2020)