Eine Operation – ein chirurgischer Eingriff – gehört zu den “einschneidenderen” medizinischen Maßnahmen. Dennoch sind die weitaus meisten Operationen nicht lebenskritisch. Meist handelt es sich um Routinevorgänge. Fast 17 Mio. Eingriffe wurden 2017 in deutschen Krankenhäusern vorgenommen. Die Zahl der kleineren, ambulanten OP’s in Arztpraxen und Behandlungszentren dürfte deutlich höher liegen. Mag die Operation aus Arztsicht ein normaler Vorgang sein, sieht dies der Patient als Betroffener meist anders. Nur den wenigsten gelingt es, die eigene OP völlig ruhig und gelassen zu erwarten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Operation?
Eine Operation – kurz OP – ist ein chirurgischer Eingriff, der entweder durch einen Chirurgen zur Therapie oder Diagnostik durchgeführt wird.
Laut kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und deren einheitlichem Bewertungsmassstab (EBM) definiert sich eine Operation lauf Absatz 4.3.7 (Operative Eingriffe) wie folgt: “Operative Eingriffe setzen die Eröffnung von Haut und/oder Schleimhaut bzw. eine primäre Wundversorgung voraus, soweit in den Leistungsbeschreibungen nicht anders angegeben. Punktionen mit Nadeln, Kanülen und Biopsienadeln fallen nicht unter die Definition eines operativen Eingriffs.”
Operation versus konservative Behandlung
Normalerweise wird bei Erkrankungen zunächst die konservative Therapie bevorzugt – die Behandlung mit Medikamenten und physikalischen Maßnahmen, zum Beispiel Physiotherapie. Die Operation wird gewählt, wenn sie zielführender ist und die nachhaltigeren Heilungschancen verspricht. Dabei kommt es auch auf Art und Schweregrad des Befunds, die Vorgeschichte des Patienten und dessen Konstitution an.
In vielen Fällen bilden konservative Behandlung und Operation Alternativen, manchmal wird beides auch kombiniert – unter anderem in der Krebstherapie. Hier finden chirurgische Eingriffe statt (Tumorentfernung), es werden aber parallel konservative Verfahren (Chemotherapie) angewandt. Nicht immer sind Operationen unumstritten. Selbst Ärzte behaupten, in deutschen Kliniken werde zu schnell und zu häufig operiert.
Häufige Operationen
Tatsächlich wir nur jeder dritte Patient, der sich stationär in einem Krankenhaus aufhält, operiert. Gut die Hälfte der Operierten ist älter als 60 Jahre. Die zehn häufigsten Operationen im Jahr 2017 waren:
- Darm-Operationen (Lösen von Verwachsungen, Aufdehnung von Darmabschnitten)
- Dammriss-OP’s (nach Geburten)
- Zugang zur Lendenwirbelsäule (typisch: Bandscheibenvorfall), zum Kreuzbein oder Steißbein
- Gallensteinbehandlungen
- Kaiserschnitte
- Einsetzen von künstlichen Hüftgelenken
- chirurgische Wundtoiletten (Entfernung von erkranktem Gewebe an Haut und Unterhaut)
- Operationen von Frakturen an Armen oder Beinen (offene Reposition);
- Knie- und Meniskus-OP’s
- Gallenblasen-Entfernungen
Die OP Vorbereitung
Der Operation geht üblicherweise eine Vorbereitungs-Phase voraus. Nur bei Not-Operationen bleibt häufig keine Zeit. Bei einer “normalen” OP steht am Anfang das Aufklärungsgespräch (zum Teil ein paar Tage vorher). Dabei wird der Eingriff erklärt und man erhält Informationen über Risiken und Erfolgsaussichten.
Die schriftliche Patienten-Einwilligung ist juristische Voraussetzung für den Eingriff. Bei größeren OP’s sind mehr oder weniger umfangreiche Voruntersuchungen erforderlich. Diese finden meist im Krankenhaus – kurz vor der OP – statt, manchmal auch bei einem Arzt außerhalb. Bei vielen Operationen werden zur Narkose-Vorbereitung Medikamente verabreicht (u.a. Beruhigungsmittel). Nüchternheit ist sehr häufig OP-Bedingung. Zu den praktischen OP-Vorbereitungen gehören das Ablegen der Kleidung, Rasur und Markierung der betreffenden Körperstellen und ggf. Anlegen eines speziellen OP-Hemdes.
Risikofaktoren bei Operationen
Keine Operation ist ohne Risiko. Zum Glück halten sich Risiken bei den meisten Eingriffen in Grenzen. Häufig sind es “Nachwirkungen” der OP, die Probleme machen – Nachblutungen, Wundinfektionen, eine schwierige Wundheilung. Größere Eingriffe stellen eine erhebliche Belastung für den Körper dar. Das Herz-Kreislauf-System kann daher während und nach der OP aus dem Gleichgewicht geraten. Der schlimmste Fall ist ein Herz-Kreislauf-Versagen. Durch Liegen bei längeren Operationen ist ein erhöhtes Thrombose-Risiko gegeben. Laufende Überwachung des Patienten, geeignete Medikamente und Maßnahmen sollen solche Komplikationen verhindern helfen. Ein weiteres Risiko sind OP-Fehler – leider nie ganz auszuschließen.
Ablauf einer Operation
Sehr viele Eingriffe finden unter Anästhesie – einem Zustand der Empfindungslosigkeit – statt. Die Allgemeinanästhesie – umgangssprachlich Vollnarkose – kommt vor allem bei gravierenderen Eingriffen und schmerzhaften OP’s zum Einsatz. In vielen Fällen genügt eine Regional- oder Lokalanästhesie. Die Anästhesie wird vor der eigentlichen Operation eingeleitet, oft in einem speziellen Einleitungsraum.
Die Operation selbst findet im Operationssaal oder Operationsraum statt und wird von einem Chirurg durchgeführt. Der Patient liegt dabei auf dem OP-Tisch, seltener sitzt er auf einem OP-Stuhl. Bei größeren Operationen arbeitet ein ganzes OP-Team am Patienten, neben dem Operateur ein Anästhesist, mehrere OP-Schwestern oder -Pfleger, zum Teil auch noch andere Kräfte. Der Patient ist während des Eingriffs an diverse Geräte angeschlossen, die Lebensfunktionen aufzeichnen und fortlaufend überwacht werden. Es gibt verschiedene OP-Techniken. Minimal invasive Verfahren (per Endoskopie) kommen heute vielfach anstelle der “klassischen” offenen Operation zum Einsatz. Auf Zugang zum Operationsgebiet durch einen größeren Haut- und Gewebeschnitt kann dann verzichtet werden.
Nachbehandlung
An die OP schließt sich die sogenannte postoperative Phase an. Bei einer Vollnarkose findet das Aufwachen häufig in einem besonderen Aufwachraum statt. Puls, Blutdruck und Herz-Kreislauf-Funktionen werden dort weiter überprüft. Manche Patienten klagen über Beschwerden (Übelkeit, Benommenheit usw.), die es zu behandeln gilt. Erst nach der Stabilisierung erfolgt die Rückverlegung auf die Station bzw. die Entlassung. Bei größeren Eingriffen müssen in der Regel noch einige Tage im Krankenhaus verbracht werden, um den Heilungsprozess zu unterstützen und zu überwachen.
Rehabilitation
Vor allem bei gravierenderen OP’s schließt sich an den Krankenhaus-Aufenthalt eine Reha-Phase an. Diese kann einige Wochen bis mehrere Monate dauern. In dieser Zeit soll durch gezielte Maßnahmen eine möglichst weitgehende Gesundung und Wiederherstellung der ursprünglichen Befindlichkeit erreicht werden. Rehabilitationen können ambulant oder stationär – in besonderen Reha-Einrichtungen – stattfinden. Das hängt vom Krankheitsbild ab.
OP und Krankenkasse
Medizinisch notwendige Operation gehören zum Leistungskatalog der Krankenkassen und werden selbstverständlich übernommen. Die Arzt- und Krankenhauswahl ist allerdings eingeschränkt. Kassenpatienten müssen sich an Vertrags-Ärzte und -Krankenhäuser des gesetzlichen Systems halten, um Zahlungen aus eigener Tasche zu vermeiden. Reine “Schönheitsoperationen” werden von den Kassen nicht bezahlt. Bei manchen OP’s gibt es Graubereiche. Fettabsaugungen können zum Beispiel auch medizinisch indiziert sein. Im Zweifel sollte die Kostenübernahme vorher geklärt werden. Private Krankenversicherer sind oft großzügiger, hier kommt es allerdings auf den jeweiligen Tarif an.
1. Monika Hagen: Operationsberichte für Einsteiger, Thieme (Verlag), 1. Auflage, 2005
2. Ratgeber Krankenhaus, www.bundesgesundheitsministerium.de (Abrufdatum: 02.08.2019)
3. Operative Eingriffe, www.kbv.de (Abrufdatum: 02.08.2019)
4. Operationen, www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 02.08.2019)