Bei der Aufnahme ins Krankenhaus oder in einer Arztpraxis gehört eine körperliche Untersuchung zum Standard. Die Aufnahmeuntersuchung gibt den behandelnden Ärzten Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und dient zur Abklärung eventueller Vorerkrankungen. Auf diese Weise stellt die Aufnahmeuntersuchung sicher, dass der Patient die optimale medizinische Versorgung erhält.
Inhaltsverzeichnis
Das Vorgespräch
Bevor ein Patient stationär aufgenommen wird, erfolgt ein ausführliches Vorgespräch mit dem Stationsarzt. Dieses Arztgespräch wird als Anamnese bezeichnet. Der Mediziner stellt dem Patienten Fragen zu bestehenden Erkrankungen. Es geht darum, dass sich der Arzt ein Bild über die Krankengeschichte und den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten machen kann. Das Ziel ist es, mehr Hintergrundinformationen über die Krankheit zu gewinnen und aktuelle Beschwerden einzuordnen. Darüber hinaus müssen eventuelle Allergien und Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten und Narkosemitteln geklärt werden. Auf Grundlage des Vorgesprächs erstellt der Stationsarzt den weiteren Behandlungsplan.
Falls möglich, sollte der Patient zum Vorgespräch alle vorliegenden Befunde, zum Beispiel Krankenhausberichte, Röntgenaufnahmen, EKG-Aufzeichnungen und weitere Unterlagen, mitbringen. Hilfreich ist zudem eine Liste der aktuell eingenommenen Medikamente, inklusive pflanzlicher Mittel, medizinischer Cremes und Salben, Augen-, Ohren- und Nasentropfen und medizinischer Pflaster. Im besten Fall kann der Patient den zuständigen Arzt auch darüber informieren, wie häufig und in welcher Dosierung er die Medikamente einnimmt.
Ablauf der körperlichen Untersuchung
Im Anschluss an das Vorgespräch erfolgt die eigentliche körperliche Untersuchung. Bei der Aufnahmeuntersuchung ermittelt der Arzt mithilfe seiner Sinne und einfachen Hilfsmitteln wie einem Stethoskop und den körperlichen Allgemeinzustand des Patienten.
Zu Beginn der Untersuchung entkleidet sich der Patient bis auf die Unterwäsche. Die Untersuchung beginnt typischerweise mit der Erfassung von Alter, Körpergröße und Körpergewicht. Auf diese Weise stellt der Arzt die körperliche Gesamtverfassung und den Ernährungszustand fest.
Anschließend misst der Arzt in der Regel den Blutdruck, die Pulsfrequenz, die Körpertemperatur und eventuell die Atemfrequenz. Daraufhin betrachtet der Arzt die einzelnen Körperregionen. Die körperliche Untersuchung folgt dabei einem festgelegten Schema, um keine Region auszulassen: entweder kranial – von den Füßen zum Kopf hin – oder kaudal – vom Kopf zum Steißbein. Alternativ kann der Arzt die körperliche Untersuchung auch nach Organsystemen gegliedert durchführen. Dabei untersucht er zum Beispiel nacheinander die Haut, die Organe des Brustkorbs, die Bauchorgane, den Bewegungsapparat, das Nervensystem und den Status der Blutgefäße.
Folgender Ablauf wird beispielsweise bei der körperlichen Untersuchung im Rahmen der internistischen Untersuchung gewählt:
- Allgemeinbetrachtung
- Wie ist der Allgemeinzustand?
- Größe, Gewicht
- Körperhaltung
- Muskulatur
- Psyche, Mimik, Sprache
- Kopf
- Gesichtsschädel (Inspektion, Palpation, Perkussion))
- Haut, Haare
- Augen (Mobilität, Pupillenweite)
- Inspektion von Mundhöhle, Rachen, Zunge
- Hals
- Beweglichkeit
- Palpation Schilddrüse, Lymphknoten
- Inspektion der Halsvenen
- Thorax, Adomen (in Rückenlage)
- Inspektion Beweglichkeit bei Atmung sowie Hautveränderungen
- Palpation Bauchdeckenkonsistenz, Leber, Milz, Mammae
- Thorax, Wirbelsäule (im Stehen)
- Beweglichkeit und Form der Wirbelsäule
- Perkussion der Lunge
- Extremitäten (Rückenlage)
- Inspektion von Hautveränderungen und Händen
- Prüfung von Beweglichkeit und Koordination
- Prüfung Reflexe mit Reflexhammer
- Genitale, Rektum
- Inspektion der äußeren Genitale
- Palpation der Hoden und Leistenlympknoten
- Inspektion der Analregion (in Linksseitenlage)
- Palpation Rektum, Portio und Prostata (in Linksseitenlage)
- Herz- und Kreislauf
- Bludruckmessung
- Herzfrequenz und Rythmus
Ablauf nach IPPAF Schema
Der Mediziner bedient sich bei der körperlichen Untersuchung diverser Methoden. Gängigerweise folgen diese dem sogenannten IPPAF-Schema:
- I = Inspektion: Betrachtung des Patienten
- P = Palpation: Abtasten des Patienten
- P = Perkussion: Abklopfen bestimmter Körperregionen
- A = Auskultation: Abhören verschiedener Körperregionen, in der Regel mit einem Stethoskop
- F = Funktionsuntersuchung: Test einzelner Körperfunktionen, zum Beispiel der Reflexe
Darüber hinaus sollte der Mediziner bei der Aufnahmeuntersuchung auch auf bestimmte Geruchswahrnehmungen achten. Einige Krankheiten, zum Beispiel Erkrankungen der Leber, machen sich durch charakteristische Körpergerüche bemerkbar.
Je nach vorliegendem Befund und Aufnahmegrund kann die körperliche Untersuchung um weitere Methoden ergänzt werden, etwa um neurologische Untersuchungen. Bei Herzerkrankungen kann auch ein EKG, bei abdominalen Erkrankungen zum Beispiel ein Ultraschall durchgeführt werden.
Dauer
Umfang und Dauer der Aufnahmeuntersuchung richten sich nach dem vorliegenden Befund und sind stark vom Fachgebiet abhängig. Die körperliche Untersuchung kann wenige Minuten, aber auch mehr als eine Stunde lang dauern. Besteht bei der Aufnahme ins Krankenhaus bereits eine konkrete Diagnose, konzentriert sich der Mediziner bei der Aufnahmeuntersuchung meist schnell auf den Hauptbefund.
Körperliche Untersuchung
1. J.M. Hahn: Checkliste der Inneren Medizin, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2007
2. Gerhard Aumüller: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2010
3. Carolyn Jarvis: Physical Examination and Health Assessment 2015 | 7. Auflage