“Konservativ” kommt vom lateinischen “conservare” = “bewahren, erhalten”. Eine konservative Behandlung in der Medizin will genau das erreichen – der erkrankte oder in Mitleidenschaft gezogene Körperteil soll erhalten bleiben und (funktionsfähig) bewahrt werden. Im Folgenden wollen wir uns näher mit der konservativen Behandlung befassen – auch anhand von konkreten Beispielen.
Inhaltsverzeichnis
Konservative Behandlung – Was ist das?
Die Bezeichnung “konservative Behandlung” wird in Abgrenzung zur “Operation” (von lateinisch “operatio” = “Aktivität”) bzw. zum chirurgischen Eingriff verwandt. Die Operation stellt im wahrsten Sinne des Wortes die “einschneidendere” Maßnahme dar, während die konservative Therapie in der Regel schonender ist. Sie erfolgt unter Einsatz von Medikamenten und/oder physikalischen Behandlungen (zum Beispiel Physiotherapie).
Bei orthopädischen Erkrankungen und bei Verletzungen stellt sich häufig die Frage: Bedarf es eines chirurgischen Eingriffs oder reicht eine nicht-operative Behandlung aus? Auch bei Verletzungen oder dauerhaften Schmerzen muss nicht immer operiert werden. Sowohl die Operation als auch die konservative Behandlung gehört zum Behandlungsspektrum von Chirurgen.
In der Regel sollte immer zu der Lösung geraten werden, die sich dauerhaft günstiger auf die Lebensqualität auswirkt – also Schmerzfreiheit und volle Wiederherstellung der Beweglichkeit ermöglicht. Während beispielsweise die Anzahl der Wirbelsäulen-Operationen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, wird die Vielzahl von Operationen von vielen Ärzten auch kritisiert. Oftmals können Verletzungen der Wirbelsäule und chronische Rückenschmerzen auch konservativ behandelt werden. Gerade bei älteren Menschen haben sich hier gleichwertige Ergebnisse gezeigt.
Manchmal sind konservative Behandlungen und Operationen aber keine Alternativen, sondern ergänzen sich. Das ist zum Beispiel in der Krebstherapie der Fall. Hier kommen sowohl konservative Behandlungen (Chemo- oder Radiotherapie) als auch operative Eingriffe (Tumor-Entfernung) zum Einsatz.
Nachfolgend einige typische konservative Behandlungen aus dem Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Konservative Behandlung – Kreuzbandriss
Der Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) ist eine typische Sportverletzung und bezeichnet Ein- oder Durchrisse des vorderen oder hinteren Kreuzbands am Knie. Kreuzbandrisse können auch außerhalb des Sports – zum Beispiel bei unglücklichen Stürzen – vorkommen. Bei jüngeren Patienten, die auf Wiederherstellung der vollen sportlichen Leistungsfähigkeit Wert legen, wird die Operation häufig präferiert. Wenn es um Wiederherstellung des “normalen” Knieeinsatzes geht, ist dagegen die konservative Therapie ein gutes Mittel. Dabei kommt es auch auf Art und Stärke des Kreuzbandrisses an.
Die konservative Behandlung besteht aus einem Bündel an Maßnahmen. Zunächst soll eine Abschwellung des Kniegelenks erreicht werden: Durch Kniegelenkspunktion und entzündungshemmende Medikamente. Danach folgt eine physiotherapeutische Behandlung. In den ersten acht Wochen muss der Patient eine Kniegelenksschiene (Orthese) tragen. Damit soll das Gelenk gesichert und geschützt werden, bis die Stabilität wiederhergestellt ist. Parallel dazu finden ein Muskelaufbautraining und ein spezielles Koordinationstraining statt.
Bei der Kreuzband-OP wird das gerissene Kreuzband durch eine andere Sehne aus dem Körper oder synthetisches Material ersetzt.
Konservative Behandlung – Meniskusriss
Der Meniskus ist eine scheibenförmige Knorpelschicht, die in Gelenken als “Stoßdämpfer” wirkt. Der Begriff wird bevorzugt für die beiden Meniskus-Scheiben im Kniegelenk verwandt. Beim Meniskusriss wird die Knorpelschicht nachhaltig beschädigt, was zu anhaltenden Knieschmerzen führt. Häufig entsteht ein Meniskusriss durch ein “verdrehtes Knie” infolge einer unglücklichen Bewegung oder eines Unfalls. Vielfach ist er aber auch Folge einer alters- oder fehlstellungsbedingten Verschleißerscheinung.
Die konservative Therapie wird vor allem bei kleineren, “unauffälligen” Meniskusschäden eingesetzt und besteht primär in der Schonung des betroffenen Knies – zum Beispiel mittels vorübergehender Verwendung einer Armkrücke als Gehilfe. Flankierend können schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente helfen. Physiotherapeutische Übungen mit Muskelaufbau sollen zur Stabilisierung beitragen. Nach einigen Wochen ist der Meniskus wiederhergestellt.
Die Meniskus-OP versucht, den beschädigten Meniskus bestmöglich zu reparieren. Ggf. wird der Meniskus durch ein Transplantat ersetzt.
Konservative Behandlung – Bandscheibenvorfall
Beim Bandscheibenvorfall treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal der Wirbelsäule vor, was zu akuten heftigen Schmerzen (Ischias-Schmerzen) führen kann. Genetische Schwächen, einseitige Belastungen und schwache Muskulatur begünstigen Bandscheibenvorfälle, es handelt sich um eine typische “Büro-Krankheit”.
Die meisten Bandscheibenvorfälle werden konservativ therapiert. Dabei geht es in erster Linie um Entlastung und Entspannung. Die früher häufig verordnete Bettruhe gilt heute als kontraproduktiv, stattdessen wird Bewegung “im normalen Rahmen” mit Entlastungsphasen empfohlen. Zur Schmerzbehandlung können flankierend geeignete Medikamente verabreicht werden. Ischiasbeschwerden infolge des Bandscheibenvorfalls lassen sich mit manuellen Therapien (Massagen) oder physikalischen Maßnahmen (Wärme-/Kälte-Anwendungen) begegnen. Die konservative Behandlung braucht ca. sechs Wochen.
Bei der Bandscheiben-OP wird der “eingeklemmte” Nerv im Wirbelkanal vom vorgeschobenen Bandscheibengewebe befreit.