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praktischArzt Ratgeber Schlafmangel
Wenig Schlaf – immer mehr Menschen sind in der heutigen Zeit davon betroffen. Schlafstörungen, spät zu Bett gehen und früh morgens wieder aufstehen oder eine extra kurze Nachtruhe, um mehr Zeit für „Wichtigeres“ zu haben, sind meist die Gründe für Schlafmangel. Betroffene versuchen das Defizit mit ausreichend Kaffee ausgleichen zu können, andere machen sich mit Sport munter.
Doch was Schlafmangel für körperliche Folgen hat, wissen nur die Wenigsten. Meist finden sie es erst heraus, wenn die ersten Symptome auftauchen. Welche Reaktionen vom Körper zu erwarten sind, wenn man den natürlichen Schlafbedarf ignoriert, wird Betroffene sicherlich wachrütteln. Deshalb ist wichtig, sich vorab bereits zu informieren, bevor es vielleicht zu spät ist.
Der Schlaf ist unter anderem dazu da, um über den Tag Erlebtes zu verarbeiten. Das gelingt dem Körper nur, wenn keine äußeren Einflüsse auf das Gehirn wirken, weshalb ein ausreichend langer Tiefschlaf besonders wichtig ist. In dieser Phase werden Erfahrungen, Gelerntes, motorische Fähigkeiten und Emotionen des Tages vom Gehirn sortiert und abgespeichert. Dieser Vorgang sorgt dafür, dass man sich erinnert und durch die gespeicherten Informationen Wissen und Fähigkeiten gefestigt werden.
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Ist die Tiefschlafphase zu kurz, wird die Hirnleistung dahingehend reduziert, dass Erlebtes und Gelerntes nicht vollständig in das Erinnerungsvermögen aufgenommen werden und man sich somit geistig nicht oder deutlich weniger weiterentwickelt. Amerikanische Forscher haben zudem herausgefunden, dass durch die minimierte Speicherungsmöglichkeit aufgrund von zu wenig Schlaf automatisch die Aufnahmefähigkeit des Hirns reduziert wird und es dadurch indirekt kleiner wird. Langfristig gesehen wird es somit für Menschen immer schwieriger, Dinge zu behalten, sich Wissen anzueignen und aus Erfahrungen zu lernen.
Wer zu wenig Schlaf erhält, wird früher oder später an Konzentrationsschwierigkeiten leiden. Vergesslichkeit vor allem bei der Wortwahlsuche ist ein erstes Anzeichen. Man lässt sich schnell ablenken und selbst routinierte Aufgaben kosten zusätzliche Anstrengung, um bewältigt zu werden.
Dies ist auf ein erholungsbedürftiges Gehirn zurückzuführen, bei dem aufgrund von Schlafmangel die Funktionalität zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis mit der Fähigkeit des Nachdenkens eingeschränkt wird. Zusätzlich sinkt die Reaktionsfähigkeit. Das bedeutet unter Umständen eine potentielle Lebensgefahr bei der Teilnahme im Straßenverkehr oder bei der Bedienung schwerer Maschinen.
Denn langfristiger Schlafmangel führt tatsächlich zu ähnlichen Anzeichen wie übermäßiger Alkoholgenuss. Wer an drei bis vier Tagen nicht mehr als jeweils fünf Stunden geschlafen hat, zeigt Anzeichen einer Trunkenheit. Grund dafür ist eine vermehrte Ausschüttung des Botenstoffs Adenosin. Dieser hemmt unsere Reaktionsfähigkeit und das Konzentrationsvermögen. Stress und Abgeschlagenheit sind die Folge.
Wer viel schläft, sündigt nicht – vor allem isst man nicht! Während des Schlafs kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des Hormons Leptin. Dieses hemmt das Hungergefühl. In Verbindung mit einer nahezu gleich hohen Energieverbrennung in der Nacht baut der Körper während des Schlafs Kalorien ab. Deshalb ist morgens das Körpergewicht in der Regel immer niedriger, als vor dem Schlafen. Zudem wird während des Schlafens Fett verbrannt und die Zuckerspeicher in der Leber entleert. Mit dem Schlafmangel reduziert sich also die Fettverbrennung durch den Stoffwechsel.
Sobald der Körper aus dem Schlaf aufwacht, wird die Leptinausschüttung reduziert und das Hormon „Ghrelin“ setzt sich in den Vordergrund. Dieses lässt das Hungergefühl aufkommen und zum Essen greifen. Meist ist mit Schlafmangel und Schlafstörungen ein allgemeines Unwohlsein verbunden, das überwiegend mit Essen zu kompensieren versucht wird. Das Resultat ist eine Gewichtszunahme.
In zahlreichen Studien wurde das Schlafverhalten von Personen untersucht, die an Diabetes Typ 2, dem Alterszucker, erkrankt waren. Die Testreihen ergaben hier eindeutige Ergebnisse: Probanden mit mindestens sieben Stunden störungsfreiem Schlaf wiesen deutlich konstantere Blutzuckerwerte auf, während bei Schlafstörungen und weniger als sieben Stunden Schlaf teils enorme Blutzuckerschwankungen zu erkennen waren.
Zudem kann zu wenig Schlaf sowie eine schlechte Schlafqualität auch bei bislang gesunden Personen die Blutzuckerwerte verschlechtern und das Risiko, an Diabetes zu erkranken, drastisch erhöhen.
Durch Schlafmangel und schlechte Schlafqualität nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab. Dadurch steigt die Anfälligkeit für Erkältungs- und Infektionskrankheiten. Insbesondere Personen, die viel von anderen Menschen umgeben sind, erkranken laut Untersuchungen drei- bis viermal häufiger als Menschen, mit ausreichend gesundem Schlaf. Dieser Effekt ist bereits zu beobachten, wer zwei Wochen lang lediglich fünf bis sechs Stunden pro Nacht schläft.
Langfristig gesehen gehen mit einem geschwächten Immunsystem nicht nur grippale Infekte einher, sondern auch eine Vielzahl weiterer Folgen:
Auch die Funktionalität der Geschlechtsorgane leidet unter Schlafmangel, denn der Körper nährt sich zunehmend von den Reserven, die mit der Zeit immer mehr abnehmen, wenn der Körper nicht ausreichend lange zur Ruhe kommt.
Bei Frauen führt Schlafmangel auf Dauer zu Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben des Eisprungs. Bei Männern hat das nächtliche Schlafdefizit Auswirkungen auf die Geschwindigkeit der Spermien. Gleichermaßen nimmt die Testosteronproduktion nach einer zu kurzen Nacht rapide ab, was negative Folgen auf die körperliche Leistungsfähigkeit hat.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen verändert sich die Hormonproduktion und nicht selten führt dies zur Reduzierung der Lust auf die sexuelle Aktivität.
Wenn der Körper abgeschlagen und müde ist, verlangsamt sich der Blutfluss und das Herz reagiert darauf mit vermehrtem Pumpen, um weiterhin alle Organe bestmöglich versorgen zu können. Ein Bluthochdruck entsteht, der das Risiko eines Herzinfarktes und anderer Herzerkrankungen erhöht.
Der Grund hierfür liegt in einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen aufgrund von Schlafmangel. Durch die gleichzeitige Störung des Blutzuckerstoffwechsels kommt es zu einer beschleunigten Gefäßverkalkung, was wiederum einen erhöhten Blutdruck zur Folge hat. Wer regelmäßig weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, hat bereits ein vierfach höheres Risiko, an einer Hochdruckerkrankung zu leiden.
Wenn sich aufgrund eines nicht ausreichend regenerierten Körpers der Blutfluss verlangsamt, kann die Haut als größtes Organ des Körpers nicht mehr optimal versorgt werden. Besonders nach einer kurzen Nacht macht sich das in Form einer blassen Hautfarbe bemerkbar. Zudem entstehen dunkle Augenringe. Das Schlafdefizit hat zudem Auswirkung auf die Hormonausschüttung, sodass Pickel und Mitesser keine Seltenheit sind. Zudem besteht das Risiko, dass sich Hautzellen langsamer erneuern und der Alterungsprozess zügiger voranschreitet.
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