Durchgangsarzt (D-Arzt): bei einem Arbeitsunfall kann nicht einfach der Hausarzt ausgesucht werden oder ein beliebiger Arzt – es geht zum Durchgangsarzt. Wieso ist das so und was gibt es zu beachten?
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Durchgangsarzt?
Durchgangsarzt Definition: Ein Durchgangsarzt (D-Arzt) ist ein Arzt, der eine Zulassung zur berufsgenossenschaftlichen Heilbehandlung besitzt und daher von den Berufsgenossenschaften bestellt wird.
In der Regel sind Durchgangsärzte Fachärzte für Chirurgie (Unfallchirurgie) und Orthopädie. Behandelt werden alle Arten von Arbeitsunfällen und Wegeunfällen, zu denen auch Schulunfälle oder Unfälle von Helfern im Straßenverkehr zählen. Sie müssen eine ständige unfallärztliche Bereitschaft gewährleisten.
Die Zulassung zum Durchgangsarzt erfolgt über die zuständigen Landesverbände der Berufsgenossenschaften. Somit agiert der Arzt als Vertreter der gesetzlichen Unfallversicherung und ist zuständig für die Koordination der Erstversorgung, über die Rehabilitation bis zur Empfehlung von Entschädigungsleistungen.
In den Fällen von Arbeits- und Wegeunfällen kommen die gesetzlichen Unfallversicherungen, wie die gewerbliche Berufsgenossenschaft, landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft und gesetzliche Unfallkasse zum Tragen und übernehmen die Behandlungskosten. Es herrscht hierdurch nur noch eine eingeschränkt freie Arztwahl und die gesetzliche Krankenkasse übernehmen keine Behandlungskosten.
Was sind die Aufgaben von einem Durchgangsarzt?
Bei Arbeitsunfällen und Wegeunfällen ist die Berufsgenossenschaft verpflichtet möglichst schnell eine fachärztliche Versorgung zu gewährleisten. Durchgangsärzte sind somit die erste Anlaufstelle für Arbeitsunfälle und entscheiden nach der Diagnose über den weiteren Verlauf der Behandlung und die weiterbehandelnde Einrichtung beziehungsweise den Arzt. Ein Patient hat somit bei Arbeitsunfällen keine freie Arztwahl. Selbst nach der Vermittlung an beispielsweise einen Allgemeinarzt kontrolliert der D-Arzt den Abschluss der Behandlung.
Die Aufgaben eines Durchgangsarztes erstrecken sich also über:
- Erstdiagnose und Ermittlung des Sachverhaltes
- Fachärztliche Erstversorgung
- Erstellung eines D-Arztberichts für die Unfallversicherung
- Koordinierung der weiterbehandelnden Einrichtung oder Ärzte
- Steuerung und Abschluss der Behandlung
Ein Arbeitgeber hat in der Regel eine Information aushängen wer und wo der nächstgelegenste Durchgangsarzt ist.
D-Arzt Suche: Wie viele Durchgangsärzte gibt es in Deutschland?
In Deutschland arbeiten aktuell etwa 3.800 Durchgangsärzte. Die Adressen der nächstgelegenen Ansprechpartner sollten Arbeitgeber in der Regel besitzen, somit sollte der Patient nicht lange nach einem passenden D-Arzt suchen müssen. Eine Suchfunktion bietet jedoch die Durchgangsarzt-Datenbank der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. >> Zur Datenbank.
Die Voraussetzung für diesen Beruf ist der Facharzt für Chirurgie oder Orthopädie und Unfallchirurgie. Zusätzlich muss eine Berufserfahrung von mindestens einem Jahr in einer unfallchirurgischen Abteilung in einem für schwere Verletzungsarten zugelassenen Krankenhaus vorliegen.
Um sich als Durchgangsarzt niederzulassen muss ein Abschluss in „Spezieller Unfallchirurgie“ vorhanden sein. Die Praxis unterliegt strengen Weisungen und Anforderungen. So muss auch ein Röntgenraum und ein Raum für invasive Eingriffe existieren und die Zugänglichkeit für Liegendkranke muss gewährleistet sein.
Ein Durchgangsarzt verdient je nach Berufserfahrung und Position – als Facharzt oder Oberarzt – zwischen 5.000 und 10.000 Euro Brutto im Monat.
Das Verletzungsartenverfahren
Zum 01.01.2013 wurde das stationäre Heilverfahren in der gesetzlichen Unfallversicherung umstrukturiert und in ein dreistufiges Modell gebracht:
- Stationäres Durchgangsarztverfahren (DAV)
- Verletzungsartenverfahren (VAV)
- Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV)
Je nach Schwere der Verletzung durch einen Arbeitsunfall benötigen Patienten besondere unfallmedizinische Maßnahmen und entsprechende Akutversorgung durch Fachärzte oder in einem Krankenhaus.
In einem Verletzungsartenverzeichnis ist geregelt welche Fälle als Verletzungsartenverfahren und welche als Schwerstverletzungsartenverfahren angesehen werden.
69.000 Versicherte der gesetzlichen Unfallversicherungsträger werden pro Jahr im Verletzungsartenverfahren versorgt.
Krankenhäuser müssen besondere Bedingungen erfüllen
In Deutschland gibt es rund 600 Krankenhäuser, welche die personellen, apparativen und räumlichen Anforderungen erfüllen sowie die Pflichten akzeptieren, um als geeignetes Krankenhaus für das Verletzungsartenverfahren zu gelten.
Gut 100 Durchgangsärzte gibt es in Deutschland, die die Anforderungen für das Schwerstverletzungsartenverfahren erfüllen.
Auch die teilnehmenden Krankenhäuser können über die Datenbank der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gefunden werden.
Wie handelt man generell nach einem Arbeitsunfall?
Innerhalb von drei Tagen muss ein Unfall vom Arbeitgeber gemeldet werden, sofern der betroffene Arbeitnehmer länger als drei Tage arbeitsunfähig ist. Schwerwiegende Unfälle mit Toten oder mehr als zwei Verletzten müssen umgehend an die zuständige Bezirksverwaltung berichtet werden. Unfälle mit Verletzten, die weniger als drei Tage arbeitsunfähig sind, müssen nicht gemeldet werden.
Als erstes geht der Patient nach seinem Arbeitsunfall zum Durchgangsarzt. Als nächstes wird ein Unfallbericht erstellt, der Informationen zum Unfallhergang und zum Unfallopfer gibt. Die Muster-Unfallanzeige gibt es bei der Berufsgenossenschaft. >> Zur Unfallanzeige.
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