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Heroin ist ein halbsynthetisches Opioidanalgetikum und chemisch eng verwandt mit dem Wirkstoff Morphin. Es wird durch Acetylierung aus Morphin gewonnen und trägt den chemischen Namen Diacetylmorphin (Synonym: Diamorphin, DAM).
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Alles Wissenswerte zum Wirkstoff Heroin, seiner Geschichte und den Gefahren, die von seiner Anwendung ausgehen, zeigt der folgende Beitrag. In der Substitutionstherapie findet es noch medizinische Verwendung.
Heroin, als halbsynthetisch hergestelltes Pendant zum Opium, blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Rohopium, das aus den unreifen Kapseln des Schlafmohns gewonnen wird, ist bereits 4000 Jahre v. Chr. von den Ägyptern/-innen zu berauschenden und medizinischen Zwecken verwendet worden. Auch in anderen Kulturen war die sinnesverändernde und schmerzstillende Wirkung von Opium bekannt. Allerdings besitzen Opiate ein extremes Suchtpotenzial.
Auf der Suche nach einem neuen Wirkstoff, der zwar die positiven Eigenschaften der Opiate, nicht aber ihr hohes Abhängigkeitspotenzial vereint, brachte die Firma Bayer im Jahr 1898 Heroin auf den Markt. Es sollte Morphin ablösen, das zwar seit 1806 vielen Kriegsverwundeten zur Schmerztherapie diente, aber auch viele von ihnen schwer abhängig zurückließ.
Heroin sollte als Hustenstiller, Schmerzmittel und zur Behandlung einer Morphin-Abhängigkeit angewendet werden und wurde zu diesen Zwecken aggressiv von Bayer beworben. Jedoch wurde schnell klar, dass das Medikament zum einen eine wesentlich stärkere Wirkung erzielt als Morphin und zum anderen ein noch viel größeres Suchtpotenzial besitzt.
Leichte Verfügbarkeit führte zu starkem Missbrauch
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Heroin vor allem in den USA zur stigmatisierten Droge. Zur damaligen Zeit wurde vor allem von chinesischen Einwanderern Opium geraucht.
Bei oraler Applikation kam es in der Regel weder zu starker Abhängigkeit noch zu starken Rauschzuständen. Das wurde von der Firma Bayer stark propagiert und führte dazu, dass Heroin gegen eine Vielzahl von Erkrankungen zum Einsatz kam.
Als jedoch bekannt wurde, dass gerauchtes oder intravenös appliziertes Heroin eine stärkere Wirkung als Opium aufwies, erfolgte von vielen Abhängigen der Umstieg auf die leichter verfügbare Substanz. Auch die Gesamtzahl der Suchtkranken stieg an. In der Folge führte dies dazu, dass Bayer die Produktion im Jahr 1931 einstellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wirkstoff als Rauschdroge bereits Einzug in die Gesellschaft gehalten. In Deutschland wurde Heroin erst 1971 verboten.
Heroin – Wirkung
Wie alle Opiate wirkt auch Heroin sowie seine aktiven Metabolite über körpereigene Opioid-Rezeptoren. Bevorzugt wird der µ-Opioid-Rezeptor gebunden, welcher, neben der analgetischen Wirkung, auch eine Atemdepression auslöst und starke Abhängigkeit vermittelt.
Heroin wirkt, je nach Applikationsform, mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden. Nach Konsum kann es zu einer euphorisierenden, schmerzlindernden und schlaffördernden Wirkung kommen. Gefährlich wird der Konsum aber in jedem Fall durch seine Nebenwirkungen, die vor allem in Kombination mit Alkohol, Benzodiazepinen oder Barbituraten zum Tode führen können.
Heroin hat eine atemdepressive Wirkung. Ein unbehandelter Atemstillstand verläuft in der Regel tödlich. Ebenso kann es, vor allem bei Erstapplikation oder Dosissteigerung, zu starkem Brechreiz führen. Durch die sedierende Komponente können die Schutzreflexe jedoch erloschen sein, mit der Folge, dass Konsumenten an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken.
Alle Konsumformen von Heroin machen abhängig und bringen enorme Risiken mit sich.
Heroin – Risiken beim Konsum
Da es nicht auf legalem und damit kontrolliertem Weg beschafft werden kann, sind Qualität und Konzentration des im Drogenhandel illegal verfügbaren Heroins unbeständig. Es kommt daher leicht zu Überdosierungen und anderen Zwischenfällen. Jede Applikationsform birgt individuelle Risiken und kann zudem auch mit einer Vielzahl an Folgeerkrankungen verbunden sein. Die Gefahr von Überdosierungen und Vergiftungen besteht immer
- Hämatomen und Vernarbungen durch wiederholtes Punktieren der oberflächlichen Hautvenen
- Venenthrombosen
- Abszesse
- Ansteckung mit HIV-Infektionen, Hepatitis B und Hepatitis C durch geteiltes Spritzenbesteck
- irreversible Schädigung der Nasenschleimhäute durch Schnupfen bis hin zur Schleimhautperforation
- irreversible Schäden im Gehirn
Weitere mögliche Folgen des Konsums
- körperlichen und seelischen Verfall der betroffenen Personen
- Herzkreislaufstillstand, Koma oder Tod
- bakterielle Infektionen, Herzerkrankungen und die irreversible Schädigung anderer Organe
- finanzieller und soziale Abstieg, Beschaffungskriminalität, Prostitution
Heroin – Intoxikation und Gegenmittel
Bei einer Vergiftung mit Heroin werden sogenannte Opioidantagonisten eingesetzt. Dabei handelt es sich um Medikamente, die die Opioidrezeptoren blockieren, sodass Heroin nicht an ihnen binden und seine Wirkung entfalten kann.
In Deutschland ist das Mittel der ersten Wahl Naloxon. Dieses weist allerdings eine deutlich kürzere Halbwertszeit auf als Heroin. Zudem hebt Naloxon dessen analgetische Wirkung auf und führt dadurch sofort zu sehr starken Entzugserscheinungen. Opioidantagonisten bedürfen daher der ärztlichen Überwachung und müssen nachdosiert werden, bis die Konzentration des Heroins wieder unkritische Werte erreicht.
Medizinische Verwendung: Last-Line-Anwendung in der Substitutionstherapie
Aufgrund der erwähnten Wirkweise und einhergehender Nebenwirkungen kommt Heroin nur unter sehr strengen Auflagen in der Substitutionstherapie zur Anwendung. Der Wirkstoff stellt hierbei die Letzlinien-Therapie dar und kommt nur für ganz bestimmte Patienten/-innen in Frage.
Diese Form der Substitutionstherapie darf nur von speziellen Substitutionsambulanzen durchgeführt werden, die hierfür direkt vom Hersteller mit Diamorphin beliefert werden. Apotheken sind nicht berechtigt Heroin abzugeben.
Für eine Substitutionstherapie mit Heroin kommen nur Personen in Frage, die die Droge seit mindestens fünf Jahren missbräuchlich intravenös konsumieren, mindestens 23 Jahre alt sind und mindestens zwei erfolglose Entzugsbehandlungen hinter sich haben. Die qualifizierte Substitutionsambulanz benötigt zudem die entsprechende Erlaubnis durch die zuständigen Landesbehörden.
Dieser Artikel ist nur zur Information bestimmt. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbst Behandlungen durchzuführen, anzufangen oder abzusetzen sowie Diagnosen zu stellen. Die Informationen können keine qualifizierte fachliche Ausbildung oder einen Arztbesuch ersetzen. Individuelle Inhalte und Informationen können leider nicht zur Verfügung gestellt und spezifische Fragestellungen nicht geklärt werden. Wenn Sie oder Menschen, die Ihnen nahestehen, illegale Drogen konsumieren, sollten Sie sich dringend an eine Suchtberatungsstelle wenden. Dort werden sie beraten und erhalten schnell und unkompliziert Hilfe.