![Fentanyl](https://www.praktischarzt.de/wp-content/uploads/2022/11/fentanyl.jpg)
Fentanyl ist in der heutigen praktischen Medizin kaum noch wegzudenken. Das Opioid hat eine starke schmerzstillende Wirkung und kann auf vielen Darreichungswegen in den Körper gelangen. Durch die vielen Darreichungsformen ist es leicht und unkompliziert dem Körper Fentanyl zuzuführen. Wie bei anderen Opioiden kann dies aber auch Drogen-Missbrauch fördern.
Inhaltsverzeichnis
Wir erklären im folgenden Artikel wie Fentanyl wirkt, wann und wie es angewendet wird, welche Nebenwirkungen auftreten können und welche Kontraindikationen vorliegen.
Was ist Fentanyl?
Fentanyl ist ein synthetisch hergestelltes Opioid und somit ein starkes Schmerzmittel (Analgetikum), gehört also zur Gruppe der Opioidanalgetika. Es wird zur Behandlung chronischer und akuter Schmerzen eingesetzt und ist in seiner Wirkung in etwa 100- mal stärker als Morphin. Damit zählt es zu einen der wichtigsten und stärksten Schmerzmitteln und findet in vielen Gebieten der Medizin Anwendung.
Durch eine vielfältige Wirkweise bietet sich ein breites Anwendungsspektrum. So wird der Wirkstoff nicht nur in der Schmerzmedizin, bei Behandlung von Tumorpatienten/-innen, sondern auch in der Anästhesie und bei Polytraumata sowie Verbrennungen eingesetzt.
In Deutschland unterliegt Fentanyl dem Betäubungsmittelgesetz und ist somit als Arzneimittel nur unter besonderen Voraussetzungen erhältlich.
Fentanyl – Wirkung
Opioide wie Fentanyl sind synthetisch hergestellte Opiate zur Reduktion der Schmerzwahrnehmung. Opiate sind in Mohnpflanzen vorkommende Wirkstoffe und erzielen eine ähnliche Wirkung wie Endorphine.
Endorphine reduzieren die Schmerzwahrnehmung im menschlichen Körper. Sie schwächen die Intensität eines Schmerzreizes, der vom Gehirn aus an jede erdenkliche Stelle des Körpers gesendet wird. Der Grad der Schmerzreduktion ist allerdings abhängig vom Level der vorhanden Endorphine. Da diese nicht immer genügend vorhanden sind kann hier mit Opiaten und Opioiden Abhilfe geschaffen werden. Diese setzen an den Opioid-Rezeptoren an und hemmen die Schmerzwahrnehmung.
Fentanyl ist als ein solches synthetisch hergestelltes Opioid schon in kleinen Dosen sehr wirkungsvoll. Nach der Einnahme gelangt es schnell in das zentrale Nervensystem und hemmt die Weiterleitung von Schmerzreizen.
Neben der starken Schmerzlinderung wirkt Fentanyl auch euphorisierend und sedativ, dies kann ein hohes Suchtpotenzial erzeugen und zu Missbrauch führen. Ein Missbrauch von Fentanyl zu Rauschzwecken kommt durchaus vor. Auf dem Schwarzmarkt ist der euphorisierende Wirkstoff immer dann ein Thema, wenn sich die Verfügbarkeit von Heroin verringert. Die Verwendung von Fentanyl ohne Rezept ist in Deutschland allerdings illegal und gefährlich. Die falsche Anwendung der Substanz kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Anwendung und Dosierung
Der Einsatz von Fentanyl erfolgt über viele mögliche Darreichungsformen. Möglichkeiten sind hier die intravenöse Anwendung durch eine Injektionslösung, die transdermale Anwendung durch Pflaster, oral über eine Lutschtabletten oder auch nasal als Nasenspray.
Die Dosierung ist je nach Form der Darreichung unterschiedlich.
Am meisten Wirkstoff gelangt über die intravenöse Gabe zum Gehirn, danach folgen die Aufnahme über Mund- und Nasenschleimhäute. Über Pflaster gelangt am wenigsten Wirkstoff in den Körper, der Wirkungseintritt dauert hier auch am längsten. Jedoch wird über die Pflaster die Dauer der Wirkung deutlich verlängert.
Die eigentliche Dosierung ist abhängig von der Art der Indikation und den individuellen Bedürfnissen des/der Patienten/-in. Ärzte/-innen entscheiden über die Höhe der Dosierung, da Faktoren wie Alter, Gewicht, Begleiterkrankungen und Begleitmedikation eine Rolle spielen.
Wann wird Fentanyl eingesetzt?
Aufgrund der vielen Darreichungsformen bietet sich auch ein breites Anwendungsspektrum für Fentanyl. Es wird zum Beispiel als Narkotikum in der Anästhesie eingesetzt. Dies erfolgt auch aufgrund der sedierenden Wirkung. Weitere Anwendung findet es als akutes Schmerzmedikament. Hier kommt die Lutschtablette oder auch der “Medizinal-Lollie” zum Einsatz. Diese erzielen eine starke Wirkung für einen kurzen Zeitraum und lassen sich somit gut für Durchbruchschmerzen bei Tumorpatienten verwenden.
Die Pflaster eignen sich ebenfalls gut für Tumorpatienten/-innen, aber für eine andere Art des Schmerzes. Mit ihnen wird der Dauerschmerz bekämpft. Die Pflaster geben den Wirkstoff erst nach einiger Zeit ab und wirken auch nicht so stark wie andere Formen. Dies ist hier aber gewollt, da eine längerfristige Wirkung erzielt werden soll.
Wie wird Fentanyl richtig eingenommen?
Die Einnahme sollte auf jeden Fall nicht ohne Konsultation eines/-r Arztes/Ärztin geschehen. Da die verschiedenen Formen und die verschiedenen Dosierungen jeweils für spezielle Arten von Schmerzen geeignet sind, kann es hier zu Verwechslungen kommen, die schwerwiegende Komplikationen haben.
Vor der Verschreibung sollte der/die Arzt/Ärztin auch in jedem Fall eine umfangreiche körperliche Untersuchung durchführen, um zu prüfen, ob eine Verordnung des Schmerzmittels wirklich notwendig und indiziert ist. Dies dient auch der Vermeidung von Missbrauch.
Wurde Fentanyl verschrieben, sollte man sich an die Anweisungen des/der behandelnden Arztes/Ärztin halten und das Medikament nur so einnehmen, wie im Vorfeld besprochen. Auch das Absetzen des Medikaments erfolgt nur unter ärztlicher Aufsicht.
Was gibt es bei der Einnahme von Fentanyl noch zu beachten?
Weiterhin beachtet werden sollte die Wirkweise von Fentanyl mit anderen Medikamenten, das Auftreten möglicher Nebenwirkungen, das Einhalten der geeigneten Dosis und diverse Verhaltensregeln während des Gebrauches. Vieles davon wird im Vorfeld durch den/die behandelnden Arzt/Ärztin erklärt.
Grundlegend sollte das Medikament nur von der Person eingenommen werde, denen es verschrieben wurde. Weiterhin sollte auch nur die vereinbarte Dosis eingenommen werden. Treten dennoch Zeichen einer Überdosierung auf (langsame, flache Atmung, übermäßige Müdigkeit und Bewusstseinsverlust), sollte sofort der Rettungsdienst verständigt werden.
Patienten/-innen, die intravenös versorgt werden, dürfen auch nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, keine schweren Maschinen führen und sollten generell keine schweren Arbeiten ausführen.
Fentanyl – Nebenwirkungen
Da es sich bei Fentanyl um ein sehr starkes Medikament handelt, sind zahlreiche Nebenwirkungen vorhanden. Einige Beispiele sind:
- Benommenheit
- Schläfrigkeit
- verlangsamter Herzschlag
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Hautreaktionen bei Verwendung der Pflaster
- Veränderung der Geschmackswahrnehmung
- Verminderung des Sexualtriebes
Patienten/-innen klagen bei Gebrauch der Fentanyl-Pflaster auch über Entzugserscheinungen.
Nebenwirkungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, diese hängen auch oft mit der Dosierung zusammen. So kann es bei einer geringen Dosis zu wenig bis gar keinen Nebenwirkungen kommen. Besonders zu Beginn der Therapie treten die oben genannten Nebenwirkungen auf, im weiteren Verlauf lassen diese meist nach.
Fentanyl – Wechselwirkungen
Wechselwirkungen können in Verbindung mit der Einnahme von Fentanyl mit anderen Medikamenten entstehen. Deswegen ist eine ausführliche Voruntersuchung durch den/die behandelnde/n Arzt/die Ärztin sehr wichtig. Diese/r kann die Medikamentenliste des/der Patienten/-in sichten und gegebenenfalls so umstellen, dass Wechselwirkungen vermieden werden können.
In Verbindung mit anderen dämpfenden Medikamenten kann eine ungewollte gesteigerte Wirkung von Fentanyl auftreten. Dies sind zum Beispiel Medikamente wie Diazepam oder Droperidol. Auch eine Einnahme von Antidepressiva kann die Wirkweise beeinflussen.
Außerdem wird von Alkoholkonsum während der Einnahme von Fentanyl deutlich abgeraten.
Fentanyl – Kontraindikationen
Kontraindiziert ist die Einnahme von Fentanyl dann, wenn eine Erkrankung durch die Einnahme des Schmerzmedikamentes noch verschlimmert wird. Dies ist der Fall bei Erkrankungen des Darms, der Prostata oder des Herzkreislaufsystems. Individuell beachtet werden sollte auch eine Überempfindlichkeit gegen Fentanyl (oder Opioide generell) oder ob schwere Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems vorhanden sind.
Schwangerschaft und Stillzeit
Während einer Schwangerschaft darf Fentanyl nicht angewendet werden, da es die Plazentaschranke überwinden kann. Dies wurde bisher nur in tierexperimentellen Studien nachgewiesen, sollte aber aufgrund weiterer fehlender Daten beachtet werden. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist zu groß, außerdem könnte bei längerer Anwendung das Risiko bestehen, Entzugserscheinung beim Neugeborenen zu fördern.
Auch die Anwendung während der Geburt ist nicht ratsam, da das Risiko für eine Atemdepression des Neugeborenen besteht.
Während der Stillzeit gilt es zu beachten, dass das Medikament in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen kann. Dies kann die oben erwähnte Atemdepression oder auch eine Sedierung des Neugeborenen auslösen. Sollte trotzdem eine Anwendung erfolgen, sollten Frauen 24 bis 72 Stunden (je nach verwendeter Art des Medikamentes) auf das Stillen verzichten.
Überempfindlichkeit
Bei einer Überempfindlichkeit sollte Fentanyl nicht verwendet werden. Dies zeigt sich zum Beispiel durch eine Hautreaktion bei Verwendung der Pflaster. Es können Schwere Hauterscheinungen wie Rötung und Quaddeln erscheinen. Auch eine schnelle Reizung der Schleimhäute bei Gebrauch der nasalen oder oralen Medikamente ist möglich. Eine genaue Beobachtung nach der ersten Verwendung empfiehlt sich in jedem Fall. Sollte eine Überempfindlichkeit auftreten sollte schnell ein/e Arzt/Ärztin gerufen werden.
Weitere Kontraindikationen
Das Analgetikum sollte weiterhin nicht angewendet werden, wenn die Funktion der Leber eingeschränkt ist, der/die Betroffene an Epilepsie leidet, ein Problem mit den Harnwegen vorliegt (diese verengt sind, der Harn nicht richtig abfließen kann, die Prostata vergrößert ist und eine vollständige Entleerung der Blase verhindert) oder wenn ein Hirntumor vorliegt.
Eine Anwendung von Fentanylpflastern sollte bei Kindern unter zwei Jahren vermieden werden. Die nasale und orale Anwendung sollte bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht eingesetzt werden.
Häufige Fragen
- Was bewirkt Fentanyl?
- Ist Fentanyl das stärkste Schmerzmittel?
- Fentanyl-Pflaster – Welche stärken gibt es?
- Fentanyl-Pflaster – Wohin kleben?
Das Analgetikum erzielt eine schnelle und wirksame Schmerzlinderung schon durch eine geringe Dosierung und zählt zu den stärksten erhältlichen Opioiden.
Nein. Sufentanyl ist das stärkste, erhältliche Schmerzmittel, es ist chemisch mit Fentanyl verwandt und gehört ebenfalls zu den Opioden. Fentanyl ist aber eines der stärksten Medikamente.
Die Pflaster sind in verschiedenen Stärken erhältlich. Dosierungen mit 12 ug/h, 25 ug/h, 37,5 ug/h, 50 ug/h, 75 ug/h, 100 ug/h und 150 ug/h sind möglich. Welche Dosierung wann in Frage kommt, sollte mit einem Arzt/einer Ärztin abgesprochen werden.
Die Pflaster werden auf den Oberkörper oder den Oberarm geklebt, eine glatte Klebefläche sollte gegeben sein, damit der Wirkstoff bestmöglich in die Haut gelangen kann. Außerdem sollte die Haut unter dem Pflaster nicht verletzt sein. Gelenke sollten vermieden werden.
Schmerzmittel
- Chemie.de, Fentanyl, https://www.chemie.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- Pschyrembel Online, Fentanyl, https://www.pschyrembel.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- Zeit Online, Fentanyl-Konsum nimmt laut Expertin zu, https://www.zeit.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- DEA, Fentanyl Drug Fact Sheet, https://www.dea.gov/... (Abrufdatum 02.11.2022)