New Work ist ein Konzept, das sich auf die Veränderungen der Arbeitswelt in der heutigen Zeit bezieht. Insbesondere im Bereich der Medizin hat sich in den letzten Jahren viel getan, sowohl in Bezug auf die Technologie als auch auf die Arbeitskultur. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Wandel hin zu einer stärker patientenzentrierten Medizin stehen auch Ärzte/-innen und andere medizinische Fachkräfte vor neuen Herausforderungen.
Wie können sie diese Herausforderungen erfolgreich meistern und dabei eine hohe Qualität in der medizinischen Versorgung aufrechterhalten? Wie kann das Konzept von New Work in der Medizin umgesetzt werden, um eine bessere Work-Life-Balance, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und letztendlich eine bessere Gesundheitsversorgung zu ermöglichen?
Hier gibt es sowohl eine allgemeine Vorstellung des Themas sowie wichtige und nützliche Tipps wie man New Work in der Medizin praktisch umsetzen kann.
Was ist New Work?
New Work im Allgemeinen ist ein Begriff, der sich auf die Veränderungen der Arbeitswelt in der heutigen Zeit bezieht. Das Konzept beschreibt eine neue Arbeitskultur und -philosophie, die auf mehr Freiheit, Flexibilität und Selbstbestimmung für die Mitarbeitenden setzt. Statt der traditionellen Hierarchien und starren Arbeitsabläufe wird die Zusammenarbeit in Teams und die individuelle Entfaltung der Mitarbeitenden in den Vordergrund gestellt. Zudem spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle, indem neue Technologien und Arbeitsweisen eingesetzt werden, um effizienter und flexibler zu arbeiten. Durch diese Veränderungen soll ein besseres Arbeitsumfeld geschaffen werden, das zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation und letztendlich auch zu einer höheren Produktivität führt.
Insgesamt geht es bei New Work also darum, die Arbeitswelt an die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeitenden anzupassen und nicht umgekehrt. Dabei soll es außerdem ermöglicht werden, gleichzeitig die Anforderungen und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser zu meistern.
Branchen, in denen New Work bereits funktioniert
New Work wird mittlerweile in vielen verschiedenen Branchen eingesetzt und hat in den letzten Jahren besonders an Bedeutung gewonnen. Besonders in der IT-Branche, im Marketing und in der Kreativbranche hat New Work bereits eine hohe Relevanz erreicht. Doch auch in anderen Branchen wie der Automobil- oder der Finanzbranche gibt es erste Umsetzungen von New Work Konzepten.
Ein weiteres Beispiel ist eben auch die Gesundheitsbranche, in der die Digitalisierung und die Umstellung auf eine patientenzentrierte Medizin New Work Ansätze begünstigen. Hier geht es insbesondere darum, die Zusammenarbeit von Ärzten/-innen, Pflegepersonal und anderen medizinischen Fachkräften zu verbessern, um eine bessere Versorgung für die Patienten/-innen zu erreichen.
Generell kann New Work also in vielen Branchen zum Einsatz kommen, wann immer es das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und die Produktivität zu steigern. Dabei sind jedoch individuelle Anpassungen und Umsetzungen notwendig, um den jeweiligen Anforderungen und Herausforderungen der jeweiligen Branche gerecht zu werden.
New Work im Gesundheitswesen in 5 Schritten praktisch umsetzen
Die Umsetzung von New Work im Gesundheitswesen erfordert eine gründliche Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit in der Klinik, dem Krankenhaus oder der Arztpraxis entsteht, die zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und letztendlich zu einer besseren medizinischen Versorgung führt. Wichtig ist jedoch, dass die Umsetzung von New Work in der Medizinbranche individuell auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Einrichtung angepasst wird.
Dies sind einige praktische Schritte, die zur Einführung und Umsetzung von New Work speziell im Gesundheitswesen beitragen können:
1. Analyse der Arbeitsabläufe
Eine gründliche Analyse der Arbeitsabläufe ist notwendig, um zu verstehen, welche Tätigkeiten besonders belastend oder ineffizient sind und wo mögliche Verbesserungen möglich sind. Hierbei können auch die Mitarbeitenden direkt einbezogen werden, um ihre Erfahrungen und Einschätzungen zu berücksichtigen. V.a. Pflegekräfte haben hier oft sehr hilfreichen und einsichtsreichen Input, wie man bestimmte vorgeschriebene Arbeitsabläufe effizienter gestalten könnte, da sie dies in ihrer alltäglichen Arbeitspraxis direkt erkennen.
2. Technologieeinsatz
Neue Technologien können dabei helfen, Arbeitsabläufe zu optimieren und eine bessere Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden zu ermöglichen. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Technologien einfach und intuitiv zu bedienen sind und dass die Mitarbeitenden entsprechend geschult werden. Im Gesundheitswesen bieten sich v.a. digitalisierte Arbeitspläne und Chat-Tools bzw. Beeper an. Sie ermöglichen es den medizinischen Fachkräften untereinander, auf kurzem Weg Dinge schnell und effizient zu klären.
3. Teamarbeit
Die Zusammenarbeit in Teams kann zu einer höheren Effizienz und einer besseren Arbeitsqualität führen. Hierbei sollten die Teams so zusammengestellt werden, dass sie möglichst divers sind und verschiedene Kompetenzen und Erfahrungen zusammenbringen. Eine gute Durchmischung von Altersstrukturen und Ethnien ist v.a. im Gesundheitswesen ein großes Plus.
4. Flexibilität
Eine flexible Arbeitszeitgestaltung kann dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeit besser mit ihrem Privatleben vereinbaren können. Hierbei können beispielsweise Gleitzeitregelungen, Homeoffice-Möglichkeiten oder Job-Sharing-Modelle eingesetzt werden. Besonders die Möglichkeit, schnell und unkompliziert untereinander Schichten zu tauschen hat sich hier in der medizinischen Praxis bewährt.
5. Partizipation
Die Einbeziehung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse und die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Meinungen kann dazu beitragen, dass sie sich stärker mit ihrer Arbeit identifizieren und motivierter sind. Hierbei sollten regelmäßige Feedbackgespräche und Mitarbeiterbefragungen eingesetzt werden. Besonders in großen Krankenhäusern und Kliniken ist dies wichtig, um nicht „den Anschluss“ zu verlieren und ein Gespür dafür zu haben, wie es „an der Basis“ gerade aussieht.
7 wichtige Maxime von New Work in der Medizin
Es gibt insgesamt sieben wichtige Maxime von New Work in der Medizin, welche dazu beitragen können, dass die Medizin sich stärker an den Bedürfnissen der Patienten/-innen und Mitarbeitenden ausrichtet und eine bessere Versorgung und Arbeitsqualität ermöglicht.
- Patientenorientierung: Die medizinische Versorgung sollte stärker auf die Bedürfnisse der Patienten/-innen ausgerichtet werden, indem beispielsweise ihre Lebensumstände, ihre Werte und ihre Präferenzen in die Behandlungsentscheidungen einbezogen werden.
- Ganzheitlichkeit: Die Medizin sollte nicht nur auf die Behandlung von Symptomen beschränkt sein, sondern den Menschen als Ganzes betrachten und beispielsweise auch seine psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse berücksichtigen.
- Interdisziplinarität: Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Disziplinen und Berufsgruppen sollte gestärkt werden, um eine umfassendere Versorgung der Patienten/-innen zu ermöglichen.
- Partizipation: Die Mitarbeitenden sollten in Entscheidungsprozesse eingebunden werden und eine größere Autonomie und Selbstbestimmung haben, um ihre Arbeit sinnvoller und erfüllender zu gestalten.
- Innovation: Neue Technologien und Arbeitsweisen sollten genutzt werden, um die medizinische Versorgung zu verbessern und effizienter zu gestalten.
- Vernetzung: Die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitseinrichtungen und Akteuren/-innen im Gesundheitswesen sollte gestärkt werden, um eine bessere Versorgungskette zu ermöglichen.
- Nachhaltigkeit: Die Medizin sollte nachhaltiger gestaltet werden, indem beispielsweise umweltfreundliche Praktiken eingeführt werden und die Ressourcen effizienter genutzt werden.
7 Prinzipien von New Work in der Medizin
Die sieben Prinzipien von „New Work“ in der Medizin von Starker V. et al können – richtig angewandt – den Grundstein für ein besseres und gesünderes Miteinander im Gesundheitswesen legen. Mit den folgenden Tipps ist dies für Kliniken, Krankenhäuser oder Arztpraxen ganz leicht umsetzbar.
Selbstverantwortung
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten die autonome Selbstorganisation ihres Teams fördern. Dies gelingt am besten, indem man seinen Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet, Verantwortung zu übernehmen. Die Etablierung einer positiven Feedbackkultur ermöglicht außerdem, dass sich Teammitglieder untereinander wertschätzend und konstruktiv austauschen und so Arbeitsabläufe verbessern können. Kennzahlen wie Verweildauer, Case Mix Index, OP-Zahlen und Patientenzufriedenheit sollten frei diskutiert werden können und nicht starr vorgegeben werden.
Kooperation
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten eine wertschätzende Atmosphäre etablieren, in der sich alle Mitarbeitenden auf Augenhöhe begegnen; die Ärzteschaft und Pflegekräfte genauso wie die Therapeuten, Verwaltungsmitarbeitenden und das Hauspersonal. Effektiv bedeutet das, dass z.B. auch Pflegekräfte die Entscheidungen von Ärzten/-innen respektvoll und offen hinterfragen dürfen.
Hierarchie und Führung
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten partizipative Mitgestaltung ermöglichen und klare Entscheidungsstrukturen definieren. Ob es dabei „nur“ um den Schichtplan oder die komplexe Umorganisation einer ganzen Station geht, ist unerheblich. Es sollte immer gezielt und bewusst nach Verbesserungsvorschlägen und Meinungen des Teams gefragt werden, und nicht einfach nur Entscheidungen vorgegeben werden. Hierarchie und Führung im Gesundheitswesen sind wichtig und geben Struktur, sollten aber auch Feedback ermutigen und flexibel sein.
Sinn
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten gemeinsam mit ihrem Team überlegen, aus welchem Grund sie ihre Karriere in der Medizin, Pflege, Psychologie, Physiotherapie etc. begonnen haben. In der immer weiter technisierten Welt der Medizin geraten außerdem „softe“ Faktoren wie z.B. die Wertschätzung von Mitarbeitenden und die Sorge um die Patienten/-innen oft aus dem Fokus. Es ist daher wichtig für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen, an diese sinngebenden Werte zu erinnern und diese z.B. in Form eines Leitbildes hochzuhalten.
Fokussiertes Arbeiten
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten ihren Mitarbeitenden wo möglich fokussiertes Arbeiten ermöglichen. Das ist nicht immer einzuhalten, den v.a. im Gesundheitswesen sind Ablenkungen an der Tagesordnung. Unterbrechungen und Multitasking sind an der Tagesordnung, und das führt unmittelbar zu vermehrter körperlicher und psychischer Belastung des Teams und einzelner Mitarbeitender. Ruheräume oder ruhige Büros sowie Räume auf Station, die für Patienten/-innen nicht zugänglich sind und in denen man auch mal fünf Minuten allein sein kann, helfen hier durchaus weiter. Auch Kurse, die Resilienzfaktoren trainieren, können hilfreich sein.
Entwicklung
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten von Anfang an die Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen im interdisziplinären und multiprofessionellen Kontext zu fördern. Schon in der Ausbildung von Pflegefachkräften und Medizinstudierenden sollte darauf Wert gelegt werden, dass sich die künftigen Mitarbeitenden in dieser Hinsicht positiv entwickeln können. Dabei sind abstraktes akademisches und evidenzbasiertes Denken genauso wichtig wie die praktische Evaluierung von Therapie-Entscheidungen.
Soziale Verantwortung
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten sich ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmenden stets bewusst sein. Wichtig ist dabei v.a. ein Arbeitsklima mit hoher psychologischer Sicherheit und Wertschätzung der Arbeit sowie der Individuen, die diese Arbeit leisten. Nirgendwo sind mitarbeitende so von Burnout bedroht wie im Gesundheitswesen. Dem sollten Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen Rechnung tragen und den menschlichen Faktor keinesfalls aus den Augen verlieren.
Fazit
Es gibt einige Möglichkeiten, wie New Work Prinzipien im Gesundheitswesen umgesetzt werden können, um eine bessere Arbeitsqualität und Patientenversorgung zu erreichen. Hierfür gibt es verschiedene praktische Ansätze und Maßnahmen, wie z.B. die Etablierung von flexiblen Arbeitszeiten, die Stärkung der Teamarbeit und Interdisziplinarität, sowie die Implementierung neuer Technologien und die Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse. Durch die Umsetzung von New Work Prinzipien sollen Arbeitsbelastung und Burnout-Risiko reduziert und gleichzeitig eine bessere Versorgung und Patientenzufriedenheit erreicht werden. Dies wiederum sorgt im Umkehrschluss auch dafür, dass die Mitarbeitenden sich ernstgenommen und wertgeschätzt fühlen und in dieser positiven Arbeitsumgebung bleiben möchten. Fluktuationen und Personalengpässe können somit nachhaltig reduziert werden.