Vor dem Antritt der ersten Assistenzarztstelle oder auch einem Stellenwechsel kann die Nervosität groß sein. Um im Vorstellungsgespräch einen positiven Eindruck zu hinterlassen, zählen nicht nur die Auswahl des passenden Outfits und die Abschlussnoten. Wer optimal vorbereitet in das erste Gespräch hinein geht, kann den Chefarzt mit souveränen und selbstbewussten Antworten auf seine Fragen von sich überzeugen.
Inhaltsverzeichnis
Der folgende Artikel fasst die wichtigsten Fragen für das Vorstellungsgespräch und deren Antworten zusammen, erklärt, auf welche Fragen man in einem Vorstellungsgespräch keine Antwort geben muss und listet darüber hinaus Fragen auf, die man selbst seinem potenziellen Arbeitgeber unbedingt stellen sollte.
Diese Fragen könnte der potenzielle Arbeitgeber stellen
Antworten auf 30 wichtige Fragen im ärztlichen Vorstellungsgespräch sind im Folgenden übersichtlich zusammengefasst.
Erzählen Sie uns von sich
Es ist sicherlich davon auszugehen, dass der Lebenslauf des Bewerbers den Beteiligten des Bewerbungsgesprächs bereits bekannt ist, daher sollte bei dieser Frage nicht der Inhalt des Lebenslaufs erneut vorgetragen werden. Diese Frage eignet sich jedoch sehr gut, um einen kurzen Überblick über den bisherigen beruflichen Werdegang (falls vorhanden), bestehende Erfahrungen sowie Interessen und Fähigkeiten zu geben. Private Informationen oder detailreiche Darstellungen von Hobbies und zurückliegenden Reisen sollten hingegen nicht Bestandteil der Beantwortung dieser Frage sein.
Warum haben Sie Medizin studiert?
Auf die Antwort „Ich habe Medizin studiert, weil ich Menschen helfen möchte!“ sollte man an dieser Stelle verzichten, da jeder Chefarzt sie vermutlich schon weit mehr als einmal gehört hat. Alternativ bietet sich hier an, auf die zahlreichen Fachrichtungen einzugehen, die einem das Medizinstudium beziehungsweise die Facharztausbildung bietet, die Möglichkeit Forschung zu betreiben oder in der Lehre tätig zu sein, Erfahrungen im Bereich von Auslandspraktika oder Austauschprogrammen zu sammeln, oder auch außerhalb des Klinikalltags tätig zu sein, wie beispielsweise in einer eigenen Praxis, in der Telemedizin oder im öffentlichen Dienst. Darüber hinaus ist der ärztliche Beruf aufgrund des stets vorhandenen Bedarfs an ärztlichem Personal und der medizinischen Versorgung sehr sicher.
Was hat Sie am Medizinstudium besonders beeindruckt?
Bei der Beantwortung dieser Frage könnte man beispielsweise eine besondere Erfahrung während eines Praktikums oder des Praktischen Jahrs – ein besonderer Therapieerfolg, ein unter Anleitung eigenständig durchgeführter Eingriff oder eine beeindruckende Operation, welche man beobachten durfte –, benennen.
Wieso wollen Sie in unserem Haus arbeiten? Wieso wollen Sie in unserer Fachabteilung arbeiten?
Im Zusammenhang mit diesen beiden Fragen sollte man sich vorab ausführlich mit dem Klinik- beziehungsweise dem Fachabteilungsprofil auseinandersetzen. Hintergrundwissen zu dem Therapieangebot in der Fachabteilung, sowie Informationen zu Qualifikationen der verschiedenen Klinikleiter sollten daher im Vorfeld an das Vorstellungsgespräch gesammelt werden. Um dem Chefarzt zu zeigen, dass man nicht einfach nur auf der Suche nach irgendeiner beliebigen Stelle ist, sollte man bei dieser Frage herausarbeiten, inwiefern die eigene Motivation und eigene Interessen zum Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Therapieangebot der Klinik beziehungsweise der Fachabteilung passen.
Wie lange möchten Sie bei uns arbeiten?
Üblicherweise erhalten angehende Assistenzärzte einen Anstellungsvertrag, der der Zeit der Weiterbildung entspricht. Daher ist diese Frage im Vorstellungsgespräch eher unüblich. Sollte sie dennoch gestellt werden, sollte man vorzugsweise eher Interesse an einer langfristigen Anstellung bekunden.
Wieso sollten wir genau Sie einstellen?
Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man auf bisherige Erfahrungen, berufliche Stärken und Kompetenzen und gegebenenfalls auch auf vorhandene Soft Skills eingehen. Im Idealfall erläutert man den Mehrwert, den man einer Klinik beziehungsweise Fachabteilung aufgrund der eigenen Befähigungen bieten kann. Oftmals hilft auch ein erneuter Blick in die Stellenanzeige mit den darin formulierten Anforderungen an einen Kandidaten.
Kennen Sie die Struktur unserer Fachabteilung? Kennen Sie die therapeutischen Schwerpunkte unserer Fachabteilung? Kennen Sie unsere Forschungsschwerpunkte? Kennen Sie unser Ausbildungscurriculum?
Um auf diese Fragen sicher zu antworten, lohnt sich vorab ein erneuter Blick auf die Website der entsprechenden Klinik oder ein Gespräch mit Assistenzärzten, die bereits in der Klinik tätig sind. Üblicherweise unterscheiden sich Fachabteilungen in ihrer Struktur und teilweise auch Hierarchie. Manche Kliniken leben eine strenge andere eine eher flache Hierarchie. Während eine orthopädische Klinik auf Endoprothetik spezialisiert ist, liegt der Fokus in einer anderen Klinik eher auf der Versorgung von Schulterverletzungen – um nur ein Beispiel zu nennen. Häufig werden auf der Website der Kliniken auch entsprechende Forschungsschwerpunkte thematisiert oder es ist ein Ausbildungscurriculum für angehende Assistenzärzte hinterlegt. Wer in Kenntnis dieser Inhalte ist kann beim persönlichen Gespräch sicherlich punkten.
Was erwarten Sie von ihren Vorgesetzten?
Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man sich auf ein bis zwei konkrete Beispiele beschränken, glaubwürdig antworten und insbesondere vermeiden, ehemalige Vorgesetzte in ein schlechtes Licht zu rücken, falls die Bewerbung auf eine neue Stelle aufgrund von Problemen mit dem aktuellen Chef erfolgt. Eine mögliche Antwort könnte hierbei sein: „Ich wünsche mir von meinem Vorgesetzten einen respektvollen Umgang, konstruktives Feedback und ein offenes Ohr für Fragen.“
Können Sie mit (beruflicher) Kritik umgehen?
Diese Frage sollte man auf keinen Fall mit „Nein!“ antworten. Niemand wird gerne kritisiert, wenn die Kritik unangemessen geäußert wird, daher sollte man dem Vorgesetzten deutlich machen, dass man insbesondere konstruktive Kritik schätzt und diese dann auch annehmen kann.
Wo sehen Sie sich in X Jahren?
Chefärzten ist es klar, dass Assistenzärzte, die ihre erste Stelle antreten, vermutlich in den nächsten fünf Jahren noch mit ihrer Facharztausbildung beschäftigt sein werden. Dennoch dient diese Frage der grundsätzlichen Erhebung langfristiger Pläne und Ziele. Die Antwort kann daher den gewünschten Facharzttitel, eine bestimmte angestrebte Position (innerhalb der jeweiligen Klinik) oder auch eine mögliche künftige Selbstständigkeit beinhalten.
Beschreiben Sie das Krankheitsbild XY
Bei einer Ersteinstellung ist diese Frage eher eine Seltenheit, wenn man jedoch bereits über Berufserfahrung verfügt, kann es im Rahmen von assistenzärztlichen Vorstellungsgesprächen schon einmal vorkommen, dass man nach aktuellen Therapieverfahren gefragt wird oder ein bestimmtes Krankheitsbild erklären muss. Daher ist hilfreich, sich im Vorfeld mit den Schwerpunkten der jeweiligen Fachabteilung und entsprechender Fachliteratur zu befassen.
Was war das Thema ihrer Doktorarbeit?
Diese Frage wird zumeist aus reinem Interesse gestellt, sodass man sich keine Sorgen machen sollte, ob die Beantwortung gegebenenfalls Einfluss auf eine mögliche Anstellung hat. Da viele Medizinstudierende oftmals erst sehr spät wissen, welcher Fachrichtung sie einmal nachgehen wollen, kommt es häufig vor, dass das Thema der Doktorarbeit inhaltlich nichts mit der späteren Wahl der Fachrichtung zu tun hat.
Welches Wahlfach haben Sie im Praktischen Jahr belegt?
Bei dieser Frage geht es ebenfalls lediglich darum, den Bewerber besser kennen zu lernen und diesen nicht gleich auszuschließen, wenn das Wahlfach nicht zur angestrebten Facharztweiterbildung passt. Daher sollte man bei dieser Frage mit offenen Karten spielen.
Haben Sie sich auch in anderen Häusern beworben?
Wenn man sich tatsächlich nur auf diese eine Stelle beworben hat, lohnt es sich nicht, bei der Beantwortung dieser Frage auf eine Notlüge zurückzugreifen und von weiteren laufenden Bewerbungen zu berichten, da häufig direkt nachgefragt wird, wo man sich parallel beworben hat und die Chefärzte der verschiedenen Kliniken zudem häufig gut untereinander vernetzt sind. Bei der Beantwortung der Frage sollte man sich jedoch auf sein Bauchgefühl verlassen. Läuft das Vorstellungsgespräch gut, wird den Vorgesetzten sicher nicht abschrecken, wenn er erfährt, dass man auch andere Kliniken in Betracht zieht. Bei ernstem Interesse erhält man möglicherweise sogar eine direkte Zusage.
Beschreiben Sie sich in drei Worten
Die Antwort sollte bei dieser Frage möglichst zur angestrebten Anstellung passen. Wer sich also auf eine assistenzärztliche Stelle bewirbt, wird mit einem Händchen für Kreativität vermutlich nicht punkten können. Passende Antworten wären bei dieser Frage hingegen beispielsweise die folgenden Kombinationen, wobei selbstverständlich frei variiert werden kann.
- Zuverlässig, kommunikativ, teamfähig
- Motiviert, ehrlich, willensstark
- Engagiert, zielorientiert, belastbar
- Selbstbewusst, ausdauernd, ausgleichend
Was schätzen Ihre Freunde an Ihnen?
Vor einem Vorstellungsgespräch setzt man sich am besten mit Freunden zusammen und bespricht eine geeignete Antwort gemeinsam. Eine mögliche Antwort wäre zum Beispiel: „Meine Freunde schätzen meine Zuverlässigkeit, meinen Teamgeist und, dass ich auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahre.“
Wo liegen ihre Stärken?
Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man nicht zu dick auftragen aber dennoch die eignen Stärken hervorheben. Man kann hierbei besondere Fähigkeiten oder erbrachte Leistungen benennen. Aber auch Stärken wie Motivation, Teamgeist, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit etc. anbringen.
Was sind ihre Schwächen?
Bestenfalls benennt man nur Schwächen, die nicht unbedingt mit dem angestrebten Beruf zu tun haben. Man könnte beispielsweise antworten, dass man hin und wieder ungeduldig ist, dass man nicht gerne im Mittelpunkt steht, nach einiger Zeit in größeren Gruppen jedoch zunehmend „auftaut“ oder, dass man hin und wieder etwas unstrukturiert ist. Idealerweise benennt man eine Schwäche und bietet zugleich einen möglichen Lösungsansatz, dies zeigt dem Vorgesetzten, dass man in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren und zudem bereit ist, an sich zu arbeiten.
Was sind ihre Hobbies?
„Ich habe keine Hobbies!“ ist bei dieser Frage nicht die passende Antwort. Wer beispielsweise gerne sportlich aktiv ist, sollte dies im Vorstellungsgespräch auch mitteilen, denn dies lässt gewissermaßen darauf schließen, dass man sich außerhalb des Berufes fit hält und je nach Sportart über Teamfähigkeit verfügt. Viele Kliniken verfügen zudem über Sportangebote, wie Lauftreffs oder gemeinsame Mannschaftsaktivitäten, sodass sportliche Bewerber gern gesehene zukünftige Kollegen sind.
Wie würden Sie reagieren, wenn sie spontan für einen Kollegen einspringen müssten?
Unerwartete Dinge wie zum Beispiel ein plötzlicher Krankenstand, ein Arztbesuch oder ein krankes Kind können passieren, sodass man möglicherweise eine Schicht, einen Eingriff oder eine Sprechstunde für einen Kollegen übernehmen muss. Vorgesetzte wollen bei dieser Frage für gewöhnlich vorfühlen, ob man über eine kollegiale Einstellung beziehungsweise Arbeitsweise verfügt. Es ist also ratsam auf diese Frage zu antworten, dass man bei nicht zu erwartenden Situationen bereit dazu ist, für einen Kollegen einzuspringen.
Welche Eigenschaften sind Ihnen an Ihren Kollegen besonders wichtig?
Man sollte sich bei dieser Frage deutlich machen, in welchem Umfeld man sich besonders wohl fühlen würde, da man gerade im Arztberuf viel Zeit mit Kollegen verbringen wird. Mögliche Antworten auf diese Fragen wären beispielsweise:
- Freundlichkeit
- Empathie
- Höflichkeit
- Verlässlichkeit
- Teamgeist
- Hilfsbereitschaft
- Motivation
Haben Sie Forschungserfahrung?
Besonders in Universitätskliniken kann diese Frage im Vorstellungsgespräch auftauchen, da Assistenzärzte im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung auch die Möglichkeit für eine Rotation in die Forschungsabteilung beziehungsweise das Forschungslabor haben und einige Kliniken sogar das Forschen zu bestimmten Themengebieten sowie das Veröffentlichen von wissenschaftlichen Publikationen während der Ausbildung voraussetzen. Da das Fehlen von Forschungserfahrung jedoch üblicherweise kein Ausschlusskriterium ist, sollte man auf diese Frage wahrheitsgemäß antworten.
Beschreiben Sie ihre bisher herausforderndste berufliche Situation
In diesem Zusammenhang könnte man beispielsweise (in anonymisierter Form) von einer besonders aufwändigen, langwierigen und herausfordernden Therapie eines Patienten, von bestimmten Situationen, in welchen möglicherweise große Leistung in kurzer Zeit erwartet wurde (Beispiel: Versorgung von Patienten im Schockraum) oder von komplizierten, aber erfolgreichen operativen Eingriffen berichten.
Hätten Sie ein Problem damit Mehrarbeit zu leisten?
Im ärztlichen Beruf lassen sich Überstunden für gewöhnlich nicht vermeiden. Dennoch sollte man sich im Rahmen des Vorstellungsgesprächs nicht als Person ohne Freizeit und Privatleben darstellen, die ausschließlich für den Beruf lebt. Eine geeignete Antwort auf die Frage nach Mehrarbeit wäre beispielsweise: „Als organisierte Person ist es mir wichtig, meinen Arbeitsalltag so zu strukturieren, dass anfallende Arbeiten in der dafür vorgesehenen Arbeitszeit erledigt werden. Der Arztberuf bringt unvorhersehbare Situationen mit sich, sodass ich dann selbstverständlich dazu bereit wäre auch einmal länger zu arbeiten.“
Wann können Sie anfangen?
Diese Frage sollte mit einer realistischen Zeitangabe beantworten werden. Wer derzeit in einem bisher ungekündigten Arbeitsverhältnis steht, sollte sich noch genügend Zeit für eine fristgerechte Kündigung einräumen. Wer flexibel in eine neue Anstellung gehen kann, sollte den Termin nennen, der am frühesten möglich ist. Idealerweise hat man im Bewerbungsanschreiben bereits das frühestmögliche Einstiegsdatum genannt.
Wie sind Ihre Gehaltsvorstellungen?
Da die assistenzärztlichen Gehälter für gewöhnlich an Tarifverträge gebunden sind, besteht in Hinblick auf ein mögliches Wunschgehalt kein großer Spielraum. Sollte man dennoch nach den eigenen Gehaltsvorstellungen gefragt werden, kann man entweder einen festen jährlichen Bruttobetrag oder eine Gehaltsspanne benennen. Grundsätzlich sollte man jedoch darauf verweisen, dass man gerne dazu bereit ist, dieses Thema in einem weiteren Gespräch zu besprechen.
Diese Fragen darf der potenzielle Arbeitgeber nicht stellen
Es gibt auch einige Themengebiete, zu denen der Vorgesetzte keine Fragen stellen darf. Diese Fragen beziehen sich auf die folgenden Punkte.
- Partnerschaft und Familienplanung
- Sexuelle Orientierung
- Glauben
- Politische Ansichten
- Vermögen
Diese Fragen sollte man unbedingt an den potenziellen Arbeitgeber richten
Ein Vorstellungsgespräch sollte idealerweise nicht einseitig ablaufen. Um sich einen ersten Eindruck über die mögliche neue Arbeitsstelle und die dort geltenden Abläufe aber auch über die anstehenden Abläufe des Bewerbungsverfahrens zu informieren, sollte man selbst entsprechende Fragen an den künftigen Arbeitgeber richten. Diese Fragen könnten sich auf die im Folgenden dargestellten Themen beziehen.
- Wie ist der weitere Ablauf der Bewerbung?
- Ist eine Hospitation vor Stellenantritt/-wechsel möglich?
- Wie läuft die Einarbeitung ab?
- Wie sind die Schichtrotationen und Dienste geregelt und wie läuft in diesem Zusammenhang eine anschließende Freizeitkompensation ab?
- Ist eine Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen möglich? Wie häufig?
- Wie ist der Zugang zu Forschung und Lehre?
- In welchem Rahmen bewegt sich das Gehalt und wird eine Überstundenvergütung vorgenommen?