Ghosting ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Dating-Welt stammt und das plötzliche Abbrechen jeglicher Kommunikation ohne Vorwarnung beschreibt. Im beruflichen Kontext trifft dieses Verhalten nun auch immer häufiger auf Bewerbungsprozesse zu. Wer sich nach der Bewerbung auf eine interessante Stelle Hoffnungen gemacht hat, erlebt dann plötzlich das Gegenteil: Es herrscht absolute Funkstille seitens des Arbeitgebers. Trotz Nachfragen und Kontaktversuchen gibt es keine Antwort. Doch was können Jobsuchende in solchen Situationen tun? Wie lässt sich Ghosting eventuell vorbeugen, und wie kann man professionell und gestärkt damit umgehen? Hier sind die wichtigsten Tipps und Strategien für den Fall, dass ein potenzieller Arbeitgeber plötzlich verschwindet.
Ursachen für Ghosting durch Arbeitgeber
Ghosting durch Arbeitgeber kann vielfältige Ursachen haben und ist oft nicht böse gemeint. Organisatorische oder interne Gründe wie die Überlastung der Personalabteilung spielen dabei eine große Rolle. Besonders in großen Unternehmen kann eine hohe Bewerbungszahl dazu führen, dass die HR-Abteilung kaum allen Bewerbenden zeitnah antworten kann. Auch interne Umstrukturierungen oder Budgetkürzungen können dazu führen, dass eine ausgeschriebene Stelle plötzlich entfällt. Zudem führen Krankheits- oder Urlaubsfälle dazu, dass Rückmeldungen ausbleiben, wenn keine Vertretung vorhanden ist. Manchmal wartet man auch auf die Zusage eines anderen Kandidaten und meldet sich daher erst spät.
Wie man Ghosting vorbeugen kann
Es gibt einige Strategien, mit denen Jobsuchende Ghosting vorbeugen können, um die Chancen auf eine klare Rückmeldung zu erhöhen. Hier einige hilfreiche Ansätze:
Sorgfältige Vorbereitung und gezielte Bewerbung
Eine gut recherchierte und auf die Anforderungen abgestimmte Bewerbung erhöht die Wahrscheinlichkeit, im Bewerbungsprozess ernst genommen zu werden. Man sollte darauf achten, dass die Bewerbung strukturiert und übersichtlich ist und die relevanten Qualifikationen und Erfahrungen klar hervorhebt. Eine gezielte Bewerbung, die auf die Stelle zugeschnitten ist, signalisiert dem Arbeitgeber Interesse und Engagement.
Manchmal hilft es auch, sich dabei an Mustern zu orientieren. Ein entsprechendes Musterbewerbungsanschreiben können sie hier als PDF herunterladen: Arzt Muster Bewerbung.
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Gezielte Fragen während des Bewerbungsprozesses
Es kann hilfreich sein, während des Vorstellungsgesprächs gezielte Fragen zum weiteren Verlauf des Bewerbungsprozesses zu stellen, wie zum Beispiel: „Wann kann ich mit einer Rückmeldung rechnen?“ oder „Gibt es eine bestimmte Person, die ich bei Rückfragen kontaktieren kann?“ Solche Fragen zeigen Interesse und Engagement und helfen, die Erwartungen auf beiden Seiten zu klären.
Aktive und freundliche Kommunikation
Falls nach einem Vorstellungsgespräch keine Rückmeldung erfolgt, ist es ratsam, nach etwa zwei Wochen eine höfliche Nachfass-E-Mail oder einen Anruf zu senden. Das zeigt Initiative und unterstreicht das Interesse an der Stelle, ohne aufdringlich zu wirken. In dieser Nachricht kann man sich für das Vorstellungsgespräch bedanken und höflich nachfragen, ob es bereits Neuigkeiten gibt.
Flexibilität beim Startdatum anbieten
Wenn Bewerbende flexibel beim Startdatum sind und dies im Vorstellungsgespräch erwähnen, signalisiert das Anpassungsfähigkeit. Arbeitgeber schätzen diese Bereitschaft, da es ihnen ermöglicht, den optimalen Zeitpunkt für die Besetzung der Position zu wählen, was die Chancen auf eine klare Rückmeldung erhöhen kann.
Feedback aktiv einholen
Schon im Vorstellungsgespräch oder bei einem späteren Kontakt kann man höflich um Feedback bitten. Fragen wie „Was könnte ich für diesen Bewerbungsprozess verbessern?“ oder „Gibt es noch Informationen, die Sie von mir benötigen?“ zeigen Engagement und Offenheit und fördern oft einen ehrlichen Austausch.
Aktive Kommunikation während des Bewerbungsprozesses
Eine klare und aktive Kommunikation ist entscheidend, um Ghosting vorzubeugen oder zumindest besser damit umzugehen. Hier sind einige Ansätze, die dabei helfen können, die Kommunikation während des gesamten Bewerbungsprozesses positiv zu gestalten:
Bewerbende können sich selbst eine Erinnerung für einen Follow-up setzen, falls keine Rückmeldung vom Unternehmen erfolgt. So bleibt die Kontrolle über den Bewerbungsprozess erhalten, ohne dass man passiv abwarten muss.
In manchen Fällen kann es hilfreich sein, auch über berufliche Netzwerke wie LinkedIn Kontakt aufzunehmen. Eine freundliche Nachricht an die HR-Abteilung über LinkedIn kann das eigene Interesse erneut unterstreichen und zeigt zusätzliche Initiative.
Ghosting ist frustrierend, aber in vielen Fällen auch vermeidbar, wenn Bewerbende aktiv im Kontakt bleiben. Geduld und eine regelmäßige, freundliche Nachfrage lassen den Eindruck eines interessierten und engagierten Bewerbers zurück und zeigen, dass man ernsthaft an der Stelle interessiert ist.
Professioneller Umgang mit Ghosting durch Arbeitgeber
Sollte das Unternehmen trotz aller Bemühungen nicht auf die Bewerbung oder Rückfragen reagieren, ist es wichtig, professionell zu bleiben. Hier einige Empfehlungen:
Ghosting nicht persönlich nehmen
Ghosting ist selten eine persönliche Zurückweisung. Oft sind es strukturelle oder organisatorische Gründe, die dazu führen, dass die Kommunikation seitens des Unternehmens abbricht. Anstatt enttäuscht zu sein, sollte man sich auf neue Chancen konzentrieren.
Selbstbewusst bleiben und den Fokus neu ausrichten
Es ist wichtig, die eigene Motivation und das Selbstbewusstsein nicht von der Reaktion eines potenziellen Arbeitgebers abhängig zu machen. Ghosting lässt sich in vielen Fällen nicht vermeiden, doch ein souveräner und gelassener Umgang damit zeigt Professionalität und Selbstbewusstsein.
Offen für neue Möglichkeiten sein
Wer regelmäßig nach neuen Stellen sucht und Bewerbungen verschickt, bleibt im Bewerbungsprozess aktiv und vermeidet Enttäuschungen. Eine klare Absage ist immer hilfreicher als Funkstille, doch auch mit letzterer lässt sich souverän umgehen.
Alternative Schritte bei anhaltendem Ghosting
Alternative Schritte bei anhaltendem Ghosting können hilfreich sein, um mit der Unsicherheit umzugehen und Klarheit zu schaffen. Wenn ein Unternehmen trotz mehrfacher Kontaktversuche auf die Bewerbung nicht reagiert, sollte man das Ghosting proaktiv angehen. Eine Möglichkeit ist, die Bewerbung offiziell zurückzuziehen. Eine kurze, formale E-Mail signalisiert dem Unternehmen, dass man den Bewerbungsprozess bewusst beendet und sich neuen Chancen zuwendet. Zudem kann es sinnvoll sein, Erfahrungen mit Ghosting auf beruflichen Netzwerken oder Bewertungsplattformen anonym zu teilen. Das hilft anderen Bewerbenden und erlaubt, Frustrationen konstruktiv weiterzugeben. Bei besonderen Umständen – etwa bei bindenden Zusagen – kann rechtlicher Rat in Erwägung gezogen werden, um sich bei Ghosting in rechtlichen Grauzonen abzusichern.
Fazit
Ghosting im Bewerbungsprozess kann frustrierend und demotivierend sein, ist aber oft keine persönliche Zurückweisung. Ein professioneller und selbstbewusster Umgang hilft dabei, den Fokus auf neue Chancen zu richten und den Bewerbungsprozess erfolgreich fortzusetzen. Mit proaktiver Kommunikation, einer klaren Strategie für Nachfragen und einer offenen Haltung gegenüber neuen Möglichkeiten kann man Ghosting entschärfen und die Kontrolle über die eigene Jobsuche behalten. Die besten Chancen hat man, wenn man den Bewerbungsprozess aktiv gestaltet, Geduld zeigt und bereit ist, auf neue Chancen einzugehen – auch wenn die Türen mancher Unternehmen vielleicht unerwartet geschlossen bleiben.