
Der MB-Monitor 2024 des Marburger Bundes gewährt einen schonungslosen Blick hinter die Kulissen der Krankenhaus- und Praxenlandschaft in Deutschland – und das Bild ist alarmierend. Überlastung, Personalmangel und wachsende Sicherheitsprobleme prägen den Alltag angestellter Ärztinnen und Ärzte. Die Umfrageergebnisse zeichnen ein klares Bild: Die Belastungsgrenze ist längst erreicht. Doch was genau steckt hinter den Zahlen? Welche Entwicklungen sind besonders besorgniserregend? Dieser Artikel beleuchtet die zentralen Erkenntnisse des MB-Monitors 2024 und zeigt, was sich dringend ändern muss.
MB-Monitor 2024: Jeder zweite Arzt fühlt sich häufig überlastet
Ärzte fühlen sich auch im Jahr 2024 stark von ihrem Beruf beansprucht. Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, häufig überlastet zu sein. Elf Prozent berichten sogar von einer dauerhaften Erschöpfung. Die Ursachen für diese Belastung sind vielfältig. Neben der steigenden Zahl an Patienten und den wachsenden Anforderungen an die Versorgung tragen auch organisatorische Mängel, wie ineffiziente Arbeitsabläufe, zu zusätzlichem Stress bei. Nur zwei Prozent der Befragten berichten von einer stressfreien Arbeitssituation, während 38 Prozent den Stress als moderat empfinden. Besonders auffällig ist, dass 28 Prozent der Ärzte einen Berufswechsel in Erwägung ziehen – ein Anstieg um drei Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
Steigende Belastung: Ursachen laut MB-Monitor 2024
Die nachstehenden Faktoren tragen maßgeblich zur zunehmenden Belastung der Ärzte bei.
Personalmangel
Ein zentraler Faktor für die hohe Arbeitsbelastung der Ärzte ist die unzureichende personelle Besetzung in den meisten medizinischen Einrichtungen. 59 Prozent der Befragten bewerten die ärztliche Personalbesetzung in ihrer Einrichtung als „eher schlecht“ oder „schlecht“. Nur 37 Prozent sehen die Personalsituation als „eher gut“ an, und nur fünf Prozent sind der Meinung, dass die Personaldecke in ihrem Haus sehr gut ist. Ein zusätzliches Problem ergibt sich durch den zunehmenden Abbau ärztlicher Stellen. 42 Prozent der Befragten berichten, dass in den letzten zwei Jahren Stellen in ihrem Arbeitsumfeld abgebaut wurden.
Diese Entwicklung verschärft die ohnehin schon angespannte Personalsituation und führt zu einer weiteren Erhöhung der Arbeitsbelastung für die verbleibenden Ärzte. Ein Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal führt dazu, dass das vorhandene Team immer mehr Verantwortung übernehmen muss, was den Stress und die Arbeitsbelastung zusätzlich steigert.
Zunehmende Gewalt
Ein besorgniserregender Trend ist die Zunahme von Gewalterfahrungen. Insbesondere verbale Gewalt stellt ein zunehmendes Problem dar: 12 Prozent der Befragten geben an, häufig mit verbaler Gewalt konfrontiert zu sein. Ein Drittel berichtet, dass solche Vorfälle „manchmal“ auftreten. Besonders alarmierend ist zudem die Zunahme von körperlicher Gewalt. Zehn Prozent der befragten Ärzte erfahren gelegentlich körperliche Gewalt, während zwei Prozent sogar angeben, häufig körperlicher Gewalt ausgesetzt zu sein.
Gewalt am Arbeitsplatz stellt nicht nur eine erhebliche physische und psychische Belastung für die betroffenen Ärzte dar, sondern wirft auch Fragen zur Sicherheitslage in den Einrichtungen auf. 41 Prozent der Befragten berichten, dass sie in den letzten fünf Jahren eine Zunahme von Gewalterfahrungen erlebt haben. Die meisten dieser Vorfälle ereignen sich in Notaufnahmen oder auf den Stationen und gehen oft von Patienten oder deren Angehörigen aus. Der mangelnde Schutz in vielen Einrichtungen, etwa durch fehlendes Sicherheitspersonal oder unzureichende Deeskalationsmaßnahmen, verschärft das Problem zusätzlich. Außerdem interessant:
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Unzureichende IT-Ausstattung
Ein Bereich, der viele Ärzte nach wie vor frustriert, ist die IT-Ausstattung. Zwei Drittel der Befragten sind mit der technischen Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz „eher unzufrieden“ oder „unzufrieden“. Nur etwa ein Drittel zeigt sich mit der IT-Ausstattung „eher zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Diese Unzufriedenheit betrifft vor allem die Nutzung von Software und digitalen Systemen, die in der medizinischen Versorgung immer wichtiger werden. Ineffiziente oder unzureichend funktionierende IT-Systeme tragen dazu bei, dass Ärzte noch mehr Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen müssen, anstatt sich auf die direkte Patientenversorgung konzentrieren zu können.
MB-Monitor 2024: Positive Umfrageaspekte
Trotz der zunehmenden Belastung des ärztlichen Personals bildet die Umfrage auch einen positiven Aspekt ab: 86 Prozent der Befragten bewerten die Teamarbeit mit nicht-ärztlichen Teammitgliedern, wie etwa Pflegekräften, als „sehr gut“ oder „eher gut“. Dies deutet darauf hin, dass trotz der strukturellen Herausforderungen eine gute Zusammenarbeit innerhalb der Teams stattfindet, was eine gewisse Entlastung bieten kann.
Fazit
Die Ergebnisse des MB-Monitors 2024 zeigen die großen Herausforderungen, mit denen angestellte Ärzte in Deutschland konfrontiert sind. Es wird deutlich, dass eine bessere Personalausstattung, moderne IT und der Schutz vor Gewalt notwendig sind, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Nur so bleibt der Beruf langfristig attraktiv und die Qualität der Patientenversorgung gewährleistet. Zu einem ähnlichen Ergebnis wie der MB-Monitor 2024 kam auch die Umfrage von praktischArzt zu den Arbeitsbedingungen von Ärzten im Jahr 2024: