
Deutschlands Ärztinnen und Ärzte erfahren zunehmend verbale und körperliche Aggressionen und Gewalt von ihren Patientinnen und Patienten. Ein Trend, der seit Jahren zunimmt, wie die Kriminalstatistik bestätigt. Wie unsere repräsentative praktischArzt-Umfrage zu den „Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten“ ergeben hat, empfinden die Mediziner diese Aggressionen auch zunehmend als Belastung.
Umfrage „Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten“
Die Umfrage wurde unter 1.733 Medizinern durchgeführt und liefert wertvolle Erkenntnisse über die Arbeitsbelastungen von Ärzten. Lesen Sie hier alles Wissenswerte:
Körperliche und verbale Aggression für mehr als ein Viertel der Ärzte belastend
Ein Schwerpunkt der Befragung thematisierte belastende Faktoren aus dem ärztlichen Arbeitsalltag. Besonders bemerkenswert: Knapp ein Viertel (24,57 Prozent) der Befragten gab an, körperliche Aggressionen von Patientinnen und Patienten in ihrem Arbeitsalltag als Belastung zu empfinden („Sehr belastet“: 8,17 Prozent; „eher belastet“: 16,40 Prozent). Für die Option „weniger belastet“ entschieden sich 37,03 Prozent. 38,40 Prozent sehen sich davon „gar nicht belastet“.
Auch verbale Aggressionen von Patientinnen und Patienten finden regelmäßig statt. Von diesen fühlen sich sogar 38,01 Prozent der Mediziner belastet („Sehr belastet“: 12,74 Prozent; „eher belastet“: 25,27 Prozent). 40,75 Prozent fühlen sich „weniger belastet“ und 21,24 Prozent sehen sich „gar nicht belastet“.
Kriminalstatistik bestätigt zunehmende Zahl an Übergriffen
Eine Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg bestätigt, dass es im Jahr 2023 zu deutlich mehr Übergriffen auf Ärzte und Pflegepersonal gekommen als im Vorjahr. Die Beamten verzeichneten 126 Körperverletzungen und tätliche Angriffe in den Krankenhäusern. 2022 waren 115 derartige Fälle gemeldet worden, im Jahr davor 89. Die Mehrheit der Übergriffe betrifft Pflegekräfte. Auslöser für die Gewalttaten seien unter anderem als zu lang empfundene Wartezeiten. Die gewalttätigen Übergriffe gingen dabei nicht nur von den Patienten selbst, sondern auch von ihren Angehörigen und Begleitern aus. Das Landeskriminalamt vermutet, dass es eine große Dunkelziffer an verbalen Angriffen und Bedrohungen gibt, die gar nicht erfasst werde.
Kassenärzte-Chef fordert schnelle und deutliche Strafen
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, fordert schnelle und strenge Strafen für die Täter. Gassen kritisiert, dass die Gewalt in den Notaufnahmen, aber auch in den Niederlassungen immer häufiger eskaliert. Verbale Angriffe und Handgreiflichkeiten hätten deutlich zugenommen. Das Problem gehe von einer kleinen, aber wachsenden Klientel an Patienten aus. Am härtesten seien Arzthelferinnen betroffen, die den Erstkontakt zu den Patienten übernehmen. Über alle Nationen hinweg wüssten einige Menschen nicht, sich zu benehmen, und zeigten eine „schräge Einschätzung“ bezüglich der eigenen Behandlungsdringlichkeit, so Gassen. Zu beobachten sei weiterhin, dass kranke Patienten sich von mehreren Personen in die Praxis oder Notaufnahme begleiten lassen, die sich dann auf unangenehme Weise daneben benehmen.
Nach Ansicht von Gassen hat die Politik das Problem der zunehmenden Gewalt gegen Ärzte noch nicht ausreichend berücksichtigt. Er fordert deutliche und schnelle Strafen, um Gewalttäter abzuschrecken. Die von Justizminister Marco Buschmann (FDP) geplante Verschärfung des Strafrechts, die unter anderem Rettungskräfte besser vor Angriffen schützen soll, soll Gassens Meinung nach auf Arztpraxen ausgeweitet werden.
Download der kompletten Umfrage
Die ausführlichen Ergebnisse der praktischArzt-Umfrage zu den „Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten“ finden sich kompakt in unserem Whitepaper. Hier geht’s zum Download:
- Für Ärztinnen/Ärzte
- Für Arbeitgeber