
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Das geht aus Auswertungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Darauf folgen Krebs und psychische Störungen. Wie entwickelt sich die Sterblichkeit in Deutschland und wie viele Todesfälle lassen sich auf COVID19 zurückführen? Antworten gibt es im folgenden Artikel.
Lebenserwartung steigt kontinuierlich an
Die Lebenserwartung in Deutschland steigt kontinuierlich an. Dieser Trend lässt sich bereits seit der Veröffentlichung der ersten allgemeinen Sterbetafel von 1871/1881 beobachten. Laut Sterbetafel 2020/2022 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer aktuell bei 78,3 Jahren, für Frauen bei 83,2 Jahren und hat sich in den vergangenen 50 Jahren um mehr als elf Jahre erhöht. Im Jahr 2021 waren rund 39 Prozent der Verstorbenen über 85 Jahre alt. Die Sterberate hat sich in diesem Zeitraum dagegen kaum verändert. Für das Jahr 2021 verzeichnet Destatis 12,3 Sterbefälle auf 1.000 Personen, womit die Bundesrepublik im Vergleich mit anderen EU-Ländern einen Platz im oberen Mittelfeld einnimmt.
Seit den 1970er-Jahren sterben in Deutschland zudem jedes Jahr mehr Menschen, als geboren werden. Mit der Veränderung der Altersstruktur ändern sich auch die häufigsten Todesursachen in Deutschland.
Ranking Top-10 der häufigsten Todesursachen
Platz 1: Aktuell lassen sich die meisten Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen, mit 340.619 von insgesamt 1.023.687 Sterbefällen im Jahr 2021. Insgesamt starben 159.846 Männer und 180.773 Frauen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Vor allem ischämische Herzkrankheiten und Herzinfarkte waren für mehr als ein Drittel der Todesfälle im Jahr 2021 verantwortlich. Im Jahr 2020 machten Herz-Kreislauf-Erkrankungen rund 34 Prozent aller Todesfälle aus (338.000 Personen).
Platz 2: Auf dem zweiten Platz der häufigsten Todesursachen stehen bösartige Neubildungen, vor allem Krebserkrankungen aller Art. Im Jahr 2021 gingen 229.068 aller Sterbefälle auf bösartige Neubildungen zurück (124.006 Männer und 105.062 Frauen). Das entspricht 22,38 Prozent aller Todesfälle. Am häufigsten führten dabei Krebserkrankungen der Bronchien und der Lunge, der Genital- und Harnorgane sowie der Leber, der Gallenwege und des Pankreas zum Tod. Im Jahr 2020 machten bösartige Neubildungen 23,5 Prozent aller Sterbefälle aus.
Platz 3: Zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland zählen auch die Folgen psychischer Störungen und Verhaltensauffälligkeiten. 2021 waren psychische Störungen für 59.990 aller Todesfälle verantwortlich (5,86 Prozent) und verdrängten damit Atemwegserkrankungen von Platz drei der häufigsten Todesursachen. 22.848 Männer und 37.142 Frauen starben an den Folgen psychischer Störungen, am häufigsten an altersbedingten Erscheinungen wie Demenz. Seit dem Jahr 2010 hat sich die Zahl der Demenztoten nahezu verdreifacht.
Die Zahl der Suizide lag im Jahr 2021 bei 9.215 Personen, wobei Männer mit rund 75 Prozent den Großteil der Todesfälle durch Selbsttötung ausmachen. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Suizide beträgt bei Männern 59,3 Jahre, bei Frauen 61 Jahre. Im Langzeittrend hat sich die Zahl der Selbsttötungen zwar deutlich verringert, liegt aber immer noch bei über 25 Personen am Tag – und ist damit höher als die Gesamtzahl der Personen, die durch Verkehrsunfälle, Drogen und HIV sterben.
Platz 4: Erkrankungen der Atemwege stehen nun auf Platz vier der häufigsten Todesursachen, mit 57.317 Sterbefällen im Jahr 2021 (31.841 Männer und 25.475 Frauen). Im Vergleich zum Jahr 2020 ist der Anteil der Atemwegserkrankungen an allen Todesfällen von 6,2 Prozent auf 5,6 Prozent zurückgegangen. Nach wie vor sind vor allem chronische obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Lungenentzündungen und Lungenemphyseme für die Todesfälle verantwortlich.
Platz 5: Krankheiten des Verdauungssystems folgen mit 43.717 Todesfällen auf dem fünften Platz. Krankheiten der Leber machen hier den größten Anteil aus.
Platz 6: Auf dem sechsten Platz werden mit einem Anteil von 4,22% Todesfälle zusammengefasst, die auf Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen zurückzuführen sind.
Platz 7: Der Anteil an Todesfällen aufgrund nicht klassifizierter Symptome entspricht 3,78%.
Platz 8: Auf dem achten Platz rangieren Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten mit 37.866 Sterbefällen im Jahr 2021. Eine Vielzahl dieser Todesfälle gehen auf Diabetes mellitus zurück.
Platz 9: 35.723 Sterbefälle gingen auf Krankheiten des Nervensystems zurück.
Platz 10: Alle anderen Todesfälle machen einen Anteil von 5,59% aus.
Sonderfall: Todesfälle durch COVID19
Um die Todesfälle durch SARS-CoV-2 zu erfassen, führt das Statistische Bundesamt eine Sonderauswertung der vorläufigen monatlichen Todesursachen durch. Für die Jahre 2020 und 2021 liegen bereits endgültige Daten vor. Im Jahr 2020 starben demnach 39.761 Personen an COVID19, 20.942 Männer und 18.819 Frauen, was einem Anteil von 4,0 Prozent an allen Sterbefällen entspricht. Der überwiegende Teil der Verstorbenen war dabei über 60 Jahre alt, die meisten Todesfälle aufgrund von COVID19 wurden bei den über 80-Jährigen verzeichnet.
Zu Beginn des Jahres 2021 ging die Zahl der an COVID19-Verstorbenen zunächst zurück, im Jahresverlauf kam es jedoch zu einem wiederholten Anstieg. Im Dezember 2021 wurden mit knapp 11.000 Verstorbenen allerdings rund 10.000 Fälle weniger verzeichnet als noch im Januar desselben Jahres. In der vorläufigen Auswertung für die Monate Januar bis Juni 2022 liegen die Zahlen der COVID19-Verstorbenen deutlich unter den Vergleichswerten des Vorjahres.
Häufigste Todesursache bei jungen Menschen: Unfälle
Große Unterschiede zeigen sich beim Vergleich der Todesursachen älterer und jüngerer Menschen. Während ältere Personen vor allem an Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen, Krebs oder Demenzerkrankungen sterben, stellen Unfälle die häufigste Todesursache für die jüngere Menschen dar. In der Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen geht sogar jeder dritte Todesfall auf einen Unfall zurück.