
Mit der Exzellenzstrategie fördern Bund und Länder herausragende Forschungsprojekte an deutschen Hochschulen. Nun steht fest, welche Exzellenzcluster 2025 unterstützt werden – darunter zahlreiche mit direktem Bezug zur Medizin. Ein Überblick über die wichtigsten Standorte und Themen.
Neue Impulse für medizinische Forschung und Lehre
Spitzenforschung braucht nicht nur in der Grundlagenwissenschaft, sondern auch in den medizinischen Fakultäten Deutschlands stabile Strukturen. Mit der zweiten Runde der Exzellenzstrategie haben Bund und Länder im Mai 2025 entschieden, 70 Exzellenzcluster für sieben Jahre zu fördern. Darunter zahlreiche Projekte mit direktem Bezug zur Medizin. Diese Cluster sind mehr als nur Forschungsprojekte. Sie bündeln interdisziplinäres Know-how, schaffen internationale Sichtbarkeit und bieten insbesondere klinisch Forschenden neue Perspektiven.
Was ist ein Exzellenzcluster?
Ein Exzellenzcluster ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund an einer Universität oder in Kooperation mit mehreren Hochschulen. Die Cluster befassen sich mit einem klar umrissenen Forschungsthema, das strategisch bedeutend und international konkurrenzfähig ist. Sie erhalten jährlich mehrere Millionen Euro an Fördermitteln, um hochkarätige Forschung, Nachwuchsförderung und den Transfer in die Praxis zu ermöglichen. Für Ärzte ist dabei besonders relevant, dass viele Cluster die Universitätsmedizin aktiv einbinden und explizit auf die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung abzielen.
Unterscheidung: Eliteuniversität vs. Exzellenzcluster
Eine Eliteuniversität im Bereich Medizin zeichnet sich durch dauerhaft herausragende Leistungen in Forschung, Lehre und klinischer Versorgung aus und genießt meist auch international hohes Ansehen. Der Begriff ist zwar nicht offiziell definiert, wird aber für medizinische Fakultäten mit exzellentem Ruf, starker Drittmitteleinwerbung und renommierten Wissenschaftler verwendet. Im Gegensatz dazu ist ein Exzellenzcluster eine zeitlich befristete, thematisch fokussierte Förderung einzelner Forschungsprojekte im Rahmen der deutschen Exzellenzstrategie. Eine Universität mit einem oder mehreren Clustern gilt daher nicht automatisch als Eliteuniversität, sondern zeigt lediglich besondere Stärken in spezifischen Forschungsbereichen. Während Eliteuniversitäten durch ihre Gesamtleistung auffallen, stehen bei Exzellenzclustern einzelne Forschungsschwerpunkte im Vordergrund.
Diese Medizin-Unis und Cluster erhalten 2025 eine Förderung
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Universitäten und die entsprechenden Projekte, die 2025 eine Förderung erhalten.
| Standort(e) | Cluster | Forschungsschwerpunkt | Status |
| Universität Bonn | ImmunoSensation³ | Sensorik und Regulation des Immunsystems zur Aufklärung von Entzündung, Autoimmunität und Tumorabwehr. | Fortgeführt |
| Universität Tübingen | iFIT | Integration bildgebender Verfahren und funktioneller Analytik zur Entwicklung personalisierter Tumortherapien. | Neu |
| Universität Tübingen | CMFI | Steuerung mikrobieller Gemeinschaften (Mikrobiom) zur Prävention und Therapie von Infektionskrankheiten. | Neu |
| Universitäten Kiel & Lübeck | PMI | Präzise Vorhersage und Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen auf molekularer und individueller Ebene. | Fortgeführt |
| TU Dresden | CeTI | Entwicklung taktiler Technologien für Mensch-Maschine-Interaktion, u. a. für Telemedizin und Robotik. | Fortgeführt |
| TU Dresden | Physics of Life | Untersuchung physikalischer Prinzipien lebender Zellen zur Aufklärung zellulärer Organisation und Dynamik. | Fortgeführt |
| TU Dresden | REC² | Entwicklung nachhaltiger, ressourcenschonender Elektroniksysteme auch für medizinische Anwendungen. | Neu |
| Universität Hamburg | CLICCS II | Erforschung klimatischer Veränderungen und deren gesundheitlicher sowie gesellschaftlicher Auswirkungen. | Fortgeführt |
| Universität Oldenburg | NaviSense | Analyse biologischer Navigationsmechanismen zur Entwicklung sensorischer Systeme und neurotechnischer Anwendungen. | Fortgeführt |
| Universität Leipzig | LeiCeM | Personalisierte Ansätze zur Prävention und Behandlung metabolischer Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes. | Neu |
| FU & HU Berlin | ImmunoPreCept | Zellbasierte molekulare Prävention und frühzeitige Intervention bei immunvermittelten Krankheitsprozessen. | Neu |
| FU & HU Berlin | NeuroCure | Entwicklung neuer Therapien für Erkrankungen des zentralen Nervensystems, u. a. MS, Epilepsie und Depression. | Fortgeführt |
| LMU & TU München | SyNergy | Systemmedizinische Erforschung neurologischer Erkrankungen im Zusammenspiel mit Immun- und Gefäßsystem. | Fortgeführt |
Relevanz für Klinik und Praxis
Die neu bewilligten und fortgeführten Exzellenzcluster bieten nicht nur Grundlagenforschung, sondern zunehmend auch translational angelegte Projekte mit hoher klinischer Relevanz. Ärzte profitieren in mehrfacher Hinsicht:
- Forschungsinfrastruktur: Zugang zu hochmodernen Plattformen für Bildgebung, Molekularanalytik oder klinische Studienzentren.
- Karriereperspektiven: Zahlreiche Cluster bieten Programme für „Clinician Scientists“, die eine wissenschaftliche Qualifizierung neben der Facharztweiterbildung ermöglichen.
- Netzwerke: Internationale Kooperationen, strukturierte Graduiertenprogramme und gezielte Förderung für medizinischen Nachwuchs.
- Translation: Schneller Wissenstransfer in die Versorgung, etwa durch neue Diagnostikverfahren, Therapieprinzipien oder digitale Anwendungen.
Fazit: Medizin trifft Zukunftsforschung
Die Entscheidung über die Exzellenzcluster 2025 ist ein starkes Signal für die deutsche Hochschul- und Forschungslandschaft im Hinblick auf die medizinische Versorgung von morgen. Für Ärzte eröffnen sich damit neue Möglichkeiten: sei es durch wissenschaftliche Mitarbeit, Karriereoptionen als forschender Mediziner oder die direkte Anwendung neuer Diagnostik und Therapien im eigenen Fachgebiet.












