Bis die erste eigene Praxis zum ersten Mal aufgeschlossen wird, müssen Ärzte etliche Hürden nehmen. Doch mit der Praxis kommen schon die nächsten, denn die Arbeit beginnt erst jetzt. Personal muss gefunden, Ausstattung angeschafft und Patienten angelockt werden. Dabei kommt es immer mit auf das eigene Auftreten an. Auf was Ärzte achten sollten und worauf es allgemein ankommt, zeigt dieser Beitrag.
Der optische Eindruck
Ob Arzt, Physiotherapeut, Psychotherapeut oder welche Fachrichtung man selbst auch eingeschlagen hat, für die Patienten ist der optische Eindruck ungemein wichtig. Das eigene Erscheinungsbild muss gepflegt sein und dem Job entsprechen. Dies bedeutet natürlich nicht, dass eigene Vorlieben keine Anwendung finden dürfen. Grundsätzlich gilt:
Bekleidung
Auch ein Arzt trägt nicht dauerhaft einen Kittel. Welche Kleidung außerhalb des Kittels getragen wird, hängt vom eigenen Wohlfühlen ab, aber auch von der Erwartungshaltung der Patienten. Der Kittel ist natürlich sehr vertrauenserweckend – aber mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass auch Ärzten in einem angemessenen Anzug viel Vertrauen entgegengebracht wird.
Unter dem Kittel
Der Kittel verdeckt nicht die eigene Garderobe. Deshalb muss die Bekleidung so gewählt sein, dass sie arbeitstauglich ist. Anzugträger sind besser beraten, sich für die Arbeitszeit zusätzliche Kleidung in die Praxis zu legen und den Anzug nur zwischendurch zu tragen. Übrigens ist es heute nicht mehr unbedingt notwendig, einen weißen Kittel zu nutzen. Farbige Berufsbekleidungen sind möglich, doch:
Patienten
Inwieweit das eigene Auftreten mit dem von Patienten gewünschten optischen Eindruck übereinstimmt, hängt stark von den Patienten und der Lage der Praxis ab. Für einen echten Landarzt gelten andere Regeln als für ein Beautypraxis in der Düsseldorfer Innenstadt.
Ratsam ist, sich niemals zu verkleiden, nur um einem gewünschten Ideal zu versprechen. Diese Vorgehensweise unterstützt zwar den ersten optischen Eindruck, allerdings wirkt sie sich langfristig auf das eigene Verhalten aus. Wer sich während der Arbeitszeit nicht wohl in seiner Kleidung fühlt, der wird niemals so sicher und zufrieden auftreten, wie es möglich wäre, wenn die Bekleidung dem eigenen Ideal entspricht.
Der Umgang mit Patienten: Mehr als nur Diagnosen
Mediziner stecken grundsätzlich in einer gewissen Bredouille. Ihr Hauptaugenmerk ist es, eine Diagnose zu einem Problem zu finden und dieses nun zu behandeln. Schon im Studium wird die Diagnose behandelt, nicht aber, wie mit der Person hinter der Erkrankung umzugehen ist. Dabei ist der Umgang mit Patienten eine mögliche Stärke und das wichtigste Gut eines Arztes. Sicherlich schmunzelt jeder bei »Dr. House«, doch wer würde nicht als Patient Reißaus nehmen, wenn House in der Tür steht? Aber wie können Ärzte vorgehen?
Vertrauen aufbauen
Vertrauen ist wichtig zwischen Arzt und Patient. Der einfachste Weg, das Vertrauen zu finden, ist oft das Zuhören und der Versuch, während der begrenzten Zeit einen Patienten kennenzulernen. Viele Patienten reagieren positiv darauf, wenn der Arzt mal abseits der Diagnosen Fragen stellt. Hat alles bei der Renovierung geklappt? Wie war die Hochzeit des Sohnes? Wie wachsen die Rosen? Wer sich nach dem Privatleben eines Patienten beim nächsten Termin in dieser Art erkundigt, der zeigt, dass er dem Patienten zuvor wirklich zugehört hat.
Einfühlsamkeit
Ärzte sollten sich in ihre Patienten hineindenken und sich selbst fragen, wie sie sich in der Patientensituation fühlen würden. Das macht es einfacher, schwierige Diagnosen weiterzugeben oder auch Fakten zu erklären, die nicht änderbar sind.
Schulungen
Es gibt etliche Kurse und Schulungen, die Medizinern im Umgang mit Patienten helfen. Sie zeigen Konfliktlösungen auf, weisen aber auch auf Fehler im eigenen Verhalten hin. Alternativ hilft es, Ratgeber aus diesem Bereich zu lesen.
Der richtige Umgang mit Patienten ist für den Erfolg der Praxis unglaublich wichtig. Fühlen sich die Menschen nicht gut aufgehoben, so werden sie die Praxis meiden. Dabei ist der Umgang jedoch auch die schwierigste Hürde, da es schlichtweg keinen Musterweg gibt. Jeder Patient ist anders und während der eine die tödliche Diagnose lieber »auf den Tisch geknallt« bekommt, so muss ein anderer Patient einfühlsam getröstet werden, wenn ein Meniskusschaden herauskommt.
Kompetenz: Regelmäßig weiterbilden
Mediziner müssen, so gut es geht, auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft bleiben. Sicherlich ist dies leichter gesagt als getan, denn floriert die eigene Praxis, bleibt nach Toreschluss noch Zeit für die bürokratischen Aufgaben, nicht aber dazu, sich länger fortzubilden. Trotzdem gilt:
Eigenes Interesse
Sich weiterzubilden, kann auch mit daraus bestehen, sich auf einzelnen Gebieten selbstständig weiterzubilden oder sich nach Praxisschluss mit einzelnen Problemen der Patienten tiefgründiger zu befassen.
Webinare
Viele Fortbildungsmaßnahmen können mittlerweile online durchgeführt werden. Je nach Veranstalter sind die Fortbildungen so aufgebaut, dass sie zwar einmal live stattfinden, doch auch später noch gebucht werden können. Diese Option ermöglicht die freie Zeiteinteilung.
Fortbildungen
Doch auch in Person sollten regelmäßige Fortbildungen besucht werden. Welche notwendig sind, hängt von der eigenen Spezialisierung ab. Manchmal macht es aber Sinn, über den Tellerrand in ein anderes Fachgebiet zu schauen. Beispiel: Liegt die Praxis im Einzugsgebiet mit von sehr alten Patienten oder auch Altenheimen, so könnte eine psychologische Fortbildung helfen, wenn diese auf Todesängste, den Umgang mit Sterbenskranken und deren Angehörigen eingeht.
Selbstverständlich sind regelmäßige Weiterbildungen nicht allein für Ärzte wichtig. Auch Psychologen, Physiotherapeuten und Masseure sollten ihr Wissen immer wieder auffrischen und sich mit neuen Möglichkeiten vertraut machen.
Fazit – viele Faktoren bestimmen den Erfolg
Ob die eigene Praxis zu einem Erfolg wird, hängt nicht allein von den Patienten ab. Der Arzt selbst entscheidet, denn er muss das Vertrauen seiner Patienten gewinnen. Das geschieht schon über den ersten Eindruck, also das allgemeine Auftreten und Erscheinungsbild des Arztes. Wesentlich wichtiger ist allerdings der Umgang mit den Patienten. Hier muss sich auf jeden Menschen neu eingestellt werden. Ist das Vertrauen erst einmal gewonnen, so wird es dadurch aufrechterhalten, ständig auf dem Stand der Zeit zu sein und somit auch Lösungen vorschlagen zu können, die der Patient bislang noch nicht gehört hat.