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praktischArzt Magazin Arbeitgeber Wie Kliniken moderne Arbeitszeitmodelle umsetzen können

Wie Kliniken moderne Arbeitszeitmodelle umsetzen können

Arbeitszeitmodelle
Zuletzt aktualisiert: 12.02.2025
Themen: Arbeitgeber
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Wie effektiv sind moderne Arbeitszeitmodelle in Kliniken gegen Burn-Out, Stress und Überlastung in der Ärzteschaft? Sehr effektiv, hört man aus Einrichtungen, in denen flexible Arbeitszeitgestaltung bereits fest etabliert ist. Sie sind zumindest dringend nötig, suggerieren Umfragen wie die des Marburger Bunds. Mehr als die Hälfte der über 6.000 befragten Ärztinnen und Ärzte gaben in der 2019 veröffentlichten Befragung an, häufig oder ständig überlastet zu sein. Drei Viertel der Befragten bejahten zudem die Frage, ob ihr Familien- und Privatleben, sowie ihre Gesundheit unter der derzeitigen Arbeitszeitgestaltung leiden.

Das muss nicht sein. Kliniken und Krankenhäuser, die moderne Arbeitszeitmodelle einsetzen, haben meist eine zufriedenere Belegschaft und positionieren sich zugleich als innovativer Arbeitgeber. Welche alternativen Arbeitszeit-Angebote sich im Klinikbetrieb besonders bewährt haben – und wie diese umgesetzt werden können – behandelt dieser Artikel.

Moderne Arbeitszeitmodelle in Kliniken: Vier Vorteile

Glückliche Mitarbeiter und ein positives Arbeitgeber-Image machen innovative Arbeitszeit-Angebote zu einer Win-win-Situation für beide Seiten. Aber welche weiteren Vorteile ergeben sich im Klinikbetrieb noch durch moderne Arbeitszeitmodelle?

  • Zufriedenheit unter der Belegschaft ist die Basis für erhöhte Leistungsbereitschaft und Motivation
  • dadurch ergeben sich häufig geringere Fehlzeiten
  • somit findet eine verbesserte Patientenversorgung statt
  • ein angenehmes Arbeitsklima sorgt außerdem für steigende Beliebtheit als Arbeitgeber und zieht Bewerber an

Vollzeit- und Teilzeitarbeit 2019 und 2022

MB-Monitor 2019 und 2022 – Teilzeitmodelle werden immer beliebter

Sieben moderne Arbeitszeitmodelle für Kliniken im Fokus

Angestellte und Kliniken profitieren also gleichermaßen von innovativen Maßnahmen zur Arbeitszeitgestaltung. Dabei können Einrichtungen aus einer ganzen Reihe verschiedener Modelle wählen, die jeweils an die spezifischen Gegebenheiten angepasst werden können.

Moderne Arbeitszeitkonzepte von Jobsharing bis hin zum Flexipool sorgen für eine verbesserte Work-Life-Balance auf Mitarbeiterseite und eröffnen auf Arbeitgeberseite neue Perspektiven für die Personalplanung. Im Anschluss stehen sieben flexible Arbeitszeitmodelle im Fokus.

1. Schichtdienst

Schichtdienst klingt erst einmal nicht besonders innovativ, setzt sich aber zunehmend gegen das an deutschen Kliniken gängige Dienstmodell (Bereitschaftsdienst, 24h-Dienst, Rufdienst, etc.) durch. Vor allem auf Intensivstationen ist das Schichtsystem schon lange Standard, wobei meist zwischen dem Zwei-Schicht-System und dem Drei-Schicht-System unterschieden wird. Auch in der Pflege und auf immer mehr Normalstationen ist der Schichtdienst beliebt.

Die Gründe liegen auf der Hand. Feste Arbeitszeiten mit geregelter Ablöse machen weniger Personalwechsel nötig und sorgen für Planbarkeit. Damit wird Informationsverlust vorgebeugt und eine konstant qualitative Patientenbetreuung gewährleistet. Mitarbeiter schätzen die kürzeren Dienstzeiten (da 24-Stunden-Dienste wegfallen). Möglicher Nachteil für die Ärzteschaft: Andere Dienste wie Rufdienst und Bereitschaftsdienst fallen beim Schichtmodell weg, ebenso wie die zusätzliche Vergütung dieser Dienste.

2. Versetzter Dienstbeginn im Tagdienst

Die Möglichkeit, den Dienstbeginn in der Frühschicht zu verlagern, kann Ärztinnen und Ärzten helfen, ihr Familien- und Berufsleben besser miteinander zu vereinbaren. Gerade wenn Kinder in die Betreuung gebracht werden müssen, oder morgens einfach mehr Zeit für die Familie benötigt wird, stellen lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle eine wichtige Entlastung für die Belegschaft dar.

Je nach Einrichtung wird der versetzte Dienstbeginn unterschiedlich umgesetzt. Früher (oder später) kommen und dafür früher (oder später) gehen, ist eine Möglichkeit. Manche Kliniken bieten nach Absprache auch die Option verkürzter oder verlängerter Dienste an. Diese “Zwischendienste” sind besonders praktisch, wenn sie in den Zeiten, in denen besonders viel zu tun ist (also etwa zwischen der Morgenvisite und ins nach der Mittagsvisite) eingesetzt werden. Gleichzeitig benötigen sie aber als Grundlage einen größeren Personalpool.

3. Teilzeit

Assistenzärzte, die in Teilzeit beschäftigt sind, haben oft den Eindruck, weniger Gestaltungsfreiheiten, Pflichten und Rechte zu bekommen, als ihre Vollzeitkollegen. Dabei zeigt die oben genannte Umfrage des Marburger Bunds: Fast 60 Prozent der Teilzeitbeschäftigten arbeiten laut Vertrag 30 bis 39 Stunden. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit inklusive aller Dienste und Überstunden beträgt jedoch bei 63 Prozent der Befragten mehr als 49 Stunden.

Eine Teilzeitbeschäftigung ist daher noch lange keine Garantie für eine verbesserte Work-Life-Balance auf Mitarbeiterseite, auch wenn sie dafür viel Potential bietet. In Verbindung mit Konzepten wie Wahlarbeitszeit, Flexipool oder Jobsharing lassen sich die Vorteile von Teilzeitmodellen jedoch sowohl für Kliniken als auch für die Belegschaft ideal ausnutzen.

4. Wahlarbeitszeit

Moderne Arbeitszeitmodelle wie die Wahl- oder Wunscharbeitszeit bieten Ärzten die Möglichkeit, selbst über ihre gewünschte Wochenarbeitszeit entscheiden zu dürfen. Unter Einhaltung festgelegter Vorlaufzeiten kann die Arbeitszeit bei Bedarf verringert werden. In den meisten Kliniken, die dieses Modell anbieten, handelt es sich um 50 bis 80 Prozent. Dabei ist keine Angabe von Gründen nötig.

Die Bewältigung außerberuflicher (und beruflicher!) Belastungen, die Pflege eines Familienmitglieds, mehr Zeit für die Kinderbetreuung oder die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen lassen sich somit realisieren.

Einrichtungen, die diese Möglichkeit anbieten, sollten darauf achten, die Betriebsvereinbarung planvoll zu formulieren. Innerhalb welcher Bandbreite soll Wahlfreiheit bestehen? Müssen Beschränkungen für bestimmte Bereiche oder Berufsgruppen etabliert werden? Alternativ kann die Regelung im schriftlichen Arbeitsvertrag festgelegt werden.

5. Langzeitkonto

Das Arbeitsmodell “Langzeitkonto” ist bei Klinikpersonal oft beliebt, da es die Urlaubsplanung oder längere Weiterbildungszeiten erleichtert, ohne Patienten vernachlässigen zu müssen. Hierbei reduziert ein Mitarbeiter auf dem Papier seine Stunden, arbeitet in der Realität aber in Vollzeit weiter. Dadurch sammelt sich Freizeit an, die dann als zusätzlicher Urlaub genommen werden kann. Das Modell hat allerdings auch einige Nachteile, denn durch den Mehrurlaub ist die Dienstplanung schwieriger. Außerdem fällt das Gehalt bei gleicher Belastung niedriger aus.

5. Jobsharing

In immer mehr Kliniken und Krankenhäusern gehören familienfreundliche Arbeitszeitmodelle wie das Jobsharing mittlerweile fest zur Personalplanung dazu. Beim Jobsharing teilen sich zwei Ärzte eine Stelle. Eine Vollzeit-Stelle wird dabei beispielsweise auf zwei Teilzeit-Stellen mit je 60 Prozent umgewandelt. Weil sich so die Belange von Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen lassen, ist das Modell besonders bei Ärztinnen und Ärzten mit Kindern beliebt.

Die Einrichtung profitiert ebenfalls: Gesteigerte Planungssicherheit und das Vermeiden personaler Engpässe in der Patientenversorgung sprechen für das Modell.

6. Flexipool

Der Flexipool ist ein innovatives Arbeitskonzept, das feste Arbeitszeiten mit räumlicher Flexibilität kombiniert. In Kliniken, die dieses Modell anbieten, sind Ärzte auf keiner festen Station eingeteilt, sondern springen tageweise auf anderen Stationen ein.

Dafür haben sie die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten in einem bestimmten Rahmen weitgehend selbst zu planen. Die erforderliche Anzahl von Spät- oder Nachtdiensten, sowie von Wochenenden gibt die Einrichtung jeweils vor. Doch innerhalb dieser Bandbreite besteht größtenteils Planungsfreiheit für die Ärzteschaft im Flexipool – auch was die Urlaubsplanung betrifft.

7. Dauernachtwache

Das Modell der Dauernachtwache ist noch nicht sehr verbreitet, bietet jedoch ebenfalls einige Vorteile für Kliniken und Mitarbeiter gleichermaßen. Doch auch hier gilt: Viele moderne Arbeitszeitmodelle unterscheiden sich in der Umsetzung von Einrichtung zu Einrichtung. Für die Dauernachtwache ist folgendes Szenario typisch: Innerhalb eines Teilzeitvertrages mit 30 Wochenstunden finden jeweils sieben Nachtdienste in Folge statt, daran schließen sieben freie Tage an.

Der Dienstplan wird für das ganze Jahr festgelegt, was für hohe Planungssicherheit auf Arbeitgeberseite sorgt. Auch aufseiten der Mitarbeiter ist Planbarkeit das stärkste Argument für dieses Konzept. Sie können die freie Zeit effektiv für Familie und Hobbys nutzen.

Verhältnis der Beschäftigen in Voll- und Teilzeit im ärztlichem und Pflegedienst

MB-Monitoring 2022: Besonders in der Pflege sind Teilzeitmodelle sehr beliebt

Fazit: Flexible Arbeitszeitmodelle erhöhen die Mitarbeiterzufriedenheit

Hoher Leistungsdruck, ständige Verfügbarkeit und das Strapazieren der eigenen Grenzen im Arztberuf sind ein gefährlicher Cocktail. Wenn fast ein Viertel der im Rahmen der Umfrage des Marburger Bunds befragten Ärztinnen und Ärzte ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen als schlecht oder sehr schlecht einschätzen, ist dringend Handlungsbedarf auf Arbeitgeberseite geboten.

Dafür, wie eine mitarbeiterfreundliche Dienstplanung aussehen kann, die eine verbesserte Work-Life-Balance ermöglicht, bieten moderne Arbeitszeitmodelle vielfältige Ansätze.

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