Fachkräftemangel, große Verantwortung, hohe Arbeitsbelastung und wenig Freizeit: Kein Wunder, dass Ärztinnen und Ärzte zu den besonders für Burnout gefährdeten Berufsgruppen gehören. Immer mehr Arbeitgeber im Gesundheitswesen erkennen das Problem und suchen nach Wegen, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter/innen zu fördern. Welche Strategien sich dabei im Klinik- und Krankenhausumfeld als leicht umsetzbar und effektiv erwiesen haben, behandelt dieser Artikel.
5 effektive Wege, die psychische Gesundheit bei Mitarbeiter/innen im Krankenhaus zu unterstützen
Wie wichtig es für Arbeitgeber ist, sich intensiver um das mentale Wohlbefinden von Mitarbeiter/innen zu kümmern, zeigen folgende Zahlen: In einer Umfrage des Marburger Bunds gaben mehr als die Hälfte der aller befragten Ärzte/-innen an, häufig bis ständig überlastet zu sein. Fast drei Viertel haben den Eindruck, dass ihre Arbeitszeitgestaltung sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Und für 15 Prozent der Befragten war die psychische Belastung durch ihre Arbeit sogar so überwältigend, dass sie sich professionelle Hilfe gesucht haben.
Insgesamt wird vermutet, dass etwa jede/r fünfte Mediziner/in an Burnout-Symptomen leidet. Ergebnisse des Medscape-Reports (siehe Grafik) stützen dies.
Dabei ist Burnout nicht das einzige Problem. Auch das Risiko für Suizid ist in der Ärzteschaft höher als in der Allgemeinbevölkerung. In einer deutschen Studie gaben die Hälfte der befragten Mediziner/innen an, bereits mit dem Gedanken an Suizid gespielt zu haben.
Höchste Zeit für ein Umdenken. Denn wenn Mitarbeiter/innen ständig überfordert und gestresst sind, nimmt auch die Versorgungsqualität ab. Untenstehend eine Übersicht, welche Strategien zur Förderung der psychischen Gesundheit von Mitarbeiter/innen sich im Krankenhausumfeld bewährt haben.
1. Psychische Gesundheit aus dem Tabu-Bereich nehmen
Gerade für Menschen, die verantwortungsvolle Positionen im Gesundheitswesen innehaben, sind psychische Belastungen oft ein Tabuthema. Stresssymptome thematisiert man nicht oder tut diese als Normalität ab. Und wer der Überlastung nicht standhält, wird häufig stigmatisiert.
Dagegen können Arbeitgeber angehen, indem sie das psychische Wohlbefinden zum Thema machen. Das kann etwa durch Workshops geschehen, in denen Selbstfürsorge-Tipps vorgestellt werden, intensiv über Burnout-Symptome aufgeklärt wird und Wege zur Stressbewältigung aufgezeigt werden.
2. Work-Life-Balance priorisieren
Eine gesunde Work-Life-Balance ist ein Garant für zufriedenere, motivierte Mitarbeiter/innen. Denn mit dem Thematisieren des Problems ist es nicht getan. Im zweiten Schritt sollten konkrete Handlungen im Mittelpunkt stehen. Denn sonst sehen sich qualifizierte Mediziner/innen früher oder später nach einer Stelle mit flexibleren und innovativeren Arbeitsmodellen um. Um herauszufinden, wo der Schuh konkret drückt, kann es hilfreich sein, zunächst anonyme Umfragen unter der Belegschaft durchzuführen.
Fakt ist: Die meisten Ärzte/-innen, Pflegekräfte und Beschäftigte im Gesundheitswesen wünschen sich im Grunde genommen einfach mehr Qualitätszeit für sich selbst und/oder ihre Familie. Bereitschaftsdienste, Nachtdienste und der allgemeine Mangel an Freizeit erschweren dies allerdings. Arbeitgeber sind hier gefragt, ihren Mitarbeiter/innen mit flexiblen Arbeitsmodellen wie der Möglichkeit zur Teilzeit, Jobsharing, der Option eines versetzten Dienstbeginns und Wahlarbeitszeit entgegenzukommen. Denn genug Zeit für Entspannung und Erholung sind wichtige Faktoren für das psychische Wohlbefinden.
3. Ein harmonisches Betriebsklima fördern
Wenn sich Ärzte/-innen im Kollegenkreis gut aufgehoben fühlen und eine faire, wertschätzende Führungskultur vorherrscht, sind das die besten Voraussetzungen für mentale Gesundheit und ein harmonisches Klima am Arbeitsplatz.
Maßnahmen, die dabei helfen können, sind etwa Anti-Mobbing-Kampagnen und der Einsatz von neutralen Mediatoren, die unparteiisch dabei helfen, Konflikte zu lösen. Für die Förderung des Zusammenhalts in der Belegschaft können teambildende Maßnahmen eingesetzt werden. Dazu gehören die Förderung der sozialen Kompetenz unter den Mitarbeiter/innen sowie der Aufbau von Vertrauen und Empathie. Gemeinsame Veranstaltungen und Feiern sind ein weiteres wichtiges Puzzleteil für ein gutes Arbeitsklima im Krankenhaus.
4. Mitarbeiter/innen Wertschätzung und Respekt entgegenbringen
Dass jeder Arbeitgeber die Leistungen seiner Belegschaft zu schätzen weiß, ist keine Frage. Doch kommt das auch bei der Ärzteschaft an? Wertschätzung muss dabei nicht verbales Lob bedeuten. Sondern sie äußert sich auch darin, wie viel Handlungsspielraum Beschäftigten in ihrer täglichen Arbeit eingeräumt wird.
Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und die Anerkennung erbrachter Leistungen wirken ebenfalls wie ein Motivationsboost. Wenn Beschäftigte das Gefühl haben, dass ihre Arbeit sinnvoll ist und gebraucht wird, sind sie zufriedener und produktiver. Das ist wiederum wichtig für die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus.
5. Ansprechpartner/innen bereitstellen
Dieser Punkt ist die vielleicht wichtigste Handlungsempfehlung zur Förderung der psychischen Gesundheit im Klinik- und Krankenhausumfeld. Sorgen Arbeitgeber dafür, dass Mitarbeiter/innen mit psychischen Belastungen sich innerbetrieblich professionelle Hilfe holen können, hat das gleich zwei Effekte: Einerseits trägt diese Maßnahme weiter dazu bei, dass mentale Gesundheit als wichtiger Aspekt der Betriebsphilosophie akzeptiert wird. Andererseits ermutigt man Beschäftigte, ihrem mentalen Wohlbefinden frühzeitig die nötige Aufmerksamkeit zu geben und die eigene Resilienz zu steigern.
Fazit: Mit effizienten Strategien lässt sich die psychische Gesundheit von Mitarbeiter/innen in Klinik und Krankenhaus fördern
Ein angenehmes Arbeitsumfeld ist eines der wichtigsten Kriterien für Mitarbeitermotivation, wirkt leistungsfördernd und sorgt auf diese Weise auch für zufriedene Patienten/-innen. Arbeitgeber im Gesundheitswesen, die Wert darauf legen, die psychische Gesundheit ihrer Belegschaft zu fördern, profitieren deshalb auch von wirtschaftlichen Vorteilen: Die Mitarbeiterfluktuation nimmt ab und die positive Mundpropaganda hilft, sich vom Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchsmediziner/innen abzuheben.