Um den Blutdruck zu messen, muss man nicht unbedingt zum Arzt. Mit einem Blutdruckmessgerät kann jeder den eigenen Blutdruck zuhause kontrollieren. Doch den Blutdruck zu messen ist gar nicht so einfach. Für aussagekräftige Werte müssen einige Faktoren beachtet werden. Zu welchem Zeitpunkt sollte gemessen werden? Und an welchem Arm? Und welche Blutdruckwerte sind überhaupt normal? Die Anleitung zeigt es.
Was ist der Blutdruck?
Das Blut versorgt den Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen. Damit es in den kompletten Körper gelangt, pumpt das Herz mit jedem Herzschlag Blut in die Arterien, also in die Gefäße des Blutkreislaufs. In den Arterien übt das Blut Druck auf die Gefäßwände aus, woraufhin sie sich ausweiten. Fließt das Blut weiter, ziehen sich die Gefäße wieder zusammen. Der auf die Gefäße ausgeübte Druck, also die Kraft mit der das Blut gegen die Wände der Arterien drückt, wird als Blutdruck bezeichnet. Der auf die Gefäße ausgeübte Druck lässt sich messen und gibt Rückschlüsse auf Gesundheit und Krankheiten.
Was ist eine Blutdruckmessung?
Der Blutdruck wird in der Einheit mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen. Das Ergebnis einer Messung besteht immer aus zwei Werten und sieht z.B. so aus: 130/80 mmHg. Dabei unterscheidet man zwischen zwei den Werten:
- Systolischer Blutdruck (Herzwert /Systole)
- Diastolischer Blutdruck (Gefäßwert / Diastole)
Den systolischen Wert spiegelt den ersten Wert des Messergebnisses wieder. Man misst diesen, während sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in die Gefäße pumpt. Im Meßergebnis ist dies immer der erste und gleichzeitig auch der höhere der beiden Werte. Grund: wenn das Herz Blut in die Gefäße pumpt, ist der Druck in den Gefäßen höher.
Der diastolische Wert wird gemessen, wenn der Herzmuskel wieder erschlafft und sich erneut mit Blut füllt. In diesem Moment ist der Herz entspannt und der Druck auf die Gefäße ist geringer. Somit ist der Druck und der zweite Wert der Messung geringer.
Ein Messergebnis von 130/80 mmHg bedeutet also, der Patient hat einen systolischen Blutdruck von 130 mmHg und einen diastolischen Blutdruck von 80 mmHg.
Warum wird der Blutdruck gemessen?
Die Blutdruckmessung gehört zu den hausärztlichen Routineuntersuchungen. Beispielsweise im Rahmen eines möglichen Gesundheits-Checkups wird der Blutdruck gemessen. Im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung und -vorsorge wird ein Patient ganzheitlich kontrolliert, um Gesundheitsprobleme und Krankheiten festzustellen oder auszuschließen. Bluthochdruck verursacht keine Schmerzen und zeigt oft auch keine Symptome. Daher ist es sinnvoll, auch wenn keine gesundheitlichen Probleme auftreten den Blutdruck regelmäßig zu messen.
Umso wichtiger ist es, den Blutdruck zu messen, wenn der Verdacht auf zu hohe Werte besteht. Denn die Krankheit ist gefährlich, sie schadet sowohl den Gefäßen auf langer Dauer als auch dem Herzen. Die Symptome sind beispielsweise starkes Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindel, Luftnot bei Belastung und Schlafstörungen. Diese sind relativ unspezifisch und können auf vieles hindeuten, aber alleine schon um Bluthochdruck auszuschließen, sollte eine Messung in diesem Fall erfolgen.
Auch kann bei einer Messung ein zu niedriger Blutdruck festgestellt werden. Dies ist häufig bei jungen, schlanken Frauen der Fall. Symptome sind Herzrasen und Schwindel, da einerseits der Körper nicht mit genug Blut versorgt wird (Gehirn) und dem anderseits das Herz entgegenwirken will.
Blutdruckmessung – Methoden
Bei der Blutdruckmessung unterscheiden man zwischen zwei verschiedenen Methoden. Die Messung erfolgt entweder direkt über einen Katheder in der Schlagader (invasive Messung bzw. blutige Messung) oder indirekt über eine Blutdruckmanschette (indirekte Methode). Die direkte Methode findet meist nur in der Intensivmedizin Anwendung. Die indirekte Blutdruckmessung ist die am weitesten verbreitete Methode und lässt sich auch zuhause anwenden.
Invasive, blutige Blutdruckmessung
Die invasive Blutdruckmessung (direkte Messung) dient dazu, bei kritisch kranken bzw. schwerverletzten Menschen kontinuierlich den Blutdruck zu messen. Die Methode ist sehr zuverlässig und liefert sehr präzise Werte. Sie kommt zum Beispiel zum Einsatz in der Notaufnahme im Krankenhaus oder bei Unfällen schon direkt am Unfallort sowie beim Krankentransport von Intensivpatienten.
Der Ablauf der invasiven Blutdruckmessung ist wie folgend beschrieben. Der Arzt führt eine Punktion und das Legen einer Verweilkanüle durch. D.h. ein Kunstoffkatheter wird gelegt, in der Regel über eine leicht zugängliche Arterie wie beispielsweise am Arm. Der intravenösen Zugang wird mit einem Schlauch verbunden, welcher mit einer Kochsalzlösung gefüllt ist, welche den Katheder frei hält. Über die Flüssigkeit im Schlauch kann nun der Blutdruck mit einem angeschlossenen Gerät festgestellt werden. Die sogenannten Druckmesstation misst und zeigt den systolischen und diastolischen Blutdruckwert.
Indirekte, unblutige Blutdruckmessung
Die indirekte Blutdruckmessung ist die Methode, die beim Hausarzt eingesetzt wird und welche auch zu Hause durchgeführt werden kann. Bei dieser kommt ein elektronisches Blutdruckmessgerät zum Einsatz oder es erfolgt eine manuelle Messung durch den Arzt mit Stethoskop und Blutdruckmanschette.
Folgende Messgeräte stehen für die indirekte Blutdruckmessung zur Verfügung:
- Elektronische Blutdruckmessgeräte: diese eignen sich für die Selbstmessung und/ oder eine kontinuierliche Blutdruckerfassung. Die Geräte werden am Oberarm oder am Handgelenk angebracht und zeichnen den Blutdruck digital auf.
- Tragbare Datenspeicher: dieser dient für eine Langzeit Blutdruckmessung, die vielfach täglich und nachts die Werte speichert und an einen Computer überträgt, wo die Ergebnisse ausgewertet werden können.
- Blutdruckmessgerät nach Riva-Rocci: bei diesem Messgerät wird eine Manschette am Oberarm des Patienten angelegt und aufgepumpt. Die Ergebnisse werden auf einer Quecksilbersäule dargestellt.
- Blutdruckmessgerät nach Recklinghausen (Sphygmomanometer): auch diese Messung erfolgt mit Manschette am Oberarm des Patienten. Die Messergebnisse werden hier mit Stethoskop abgehört und mittels Federmanometer bestimmt.
Die Methoden der manuellen Messung und elektronischen Messung werden im folgenden genauer erläutert.
Manuelle Blutdruckmessung
Eine manuelle Blutdruckmessung erfolgt beispielsweise beim Arzt oder im Krankenhaus, mit den zuvor beschriebenen Möglichkeiten durch Einsatz eines Blutdruckmessgerätes nach Riva-Rocci oder Recklinghausen. Dabei muss der Patient den Oberarm frei machen, damit die Manschette angebracht werden kann. Die Kleidung darf dabei nicht getragen werden, da diese sonst den Blutdurchfluss behindert.
Die Blutdruckmessung führt in der Regel eine Krankenschwester oder medizinische Fachangestellte durch. Verwendet wird bei der Messung nach Recklinghausen ein sogenanntes Sphygmomanometer. Das besteht aus einer Manschette mit Gummiball, über den Luft in die Manschette gepumpt wird, dem Druckmesser (Manometer) und einem Stethoskop, das die Strömungsgeräusche des Blutes hörbar macht.
Vorbereitung der Blutdruckmessung
Um die Blutdruckwerte eines Patienten sauber messen zu können, müssen diese immer unter den gleichen Bedingungen gemessen werden.
Folgende Voraussetzungen sind zu schaffen:
- Der Patient sollte Liegen oder Sitzen
- Die Messung findet in Ruhe statt, d.h. der Patient sollte entspannt sein
- Es wird immer die gleiche Stelle für die Messung verwendet (z.B. der gleiche Arm)
- Geräuschquellen sind zu eliminieren (um die Messwerte korrekt hören zu können)
Insbesondere körperliche Belastungen sowie Angst, Aufregung und Nervosität können die Messwerte verfälschen. Daher sollte der Patient vor der Messung eine fünfzehn-minütige Ruhephase einhalten.
Ablauf Blutdruckmessung
- Die Krankenschwester oder medizinische Fachangestellte informiert den Patienten über den Ablauf der Blutdruckmessung. Dabei fragt sie auch nach Vorerkrankungen und nach eventuell vorhandenen Referenzwerten.
- Um den Blutdruck messen zu können, lagert der Patient den Oberarm entspannt auf Herzhöhe. Vor der Messung wird das Ventil am Blutdruckmessgerät überprüft. Ist die Manschette luftleer, wird sie locker und faltenfrei um den Oberarm des Patienten gelegt. Der Arm darf dabei nicht auf den Schläuchen liegen.
- Die Manschette wird geschlossen, ebenso die Stellschraube am Manometer.
- Das Stethoskop wird mittig auf die Ellenbeuge aufgelegt.
- Die Manschette wird zügig über Gummiball mit Luft aufgepumpt, bis kein Blutfluss mehr zu hören ist. Daraufhin wird der Manschettendruck um etwa 30 mmHg erhöht.
- Die Stellschraube am Manometer wird geringfügig geöffnet, sodass die Luft langsam entweichen kann. Der Druck in der Manschette sollte um 3 mmHg in der Sekunde fallen.
- Sobald das Rauschen des Blutflusses wieder zu hören ist, wird der systolische Blutdruck notiert. Das erste wahrnehmbare Geräusch wird als Korotkow-Ton bezeichnet.
- Der Manschettendruck wird weiter abgelassen, bis der Korotkow-Ton leiser wird. Sobald kein Geräusch mehr wahrnehmbar ist, wird der diastolische Wert notiert.
- Die Stellschraube wird nun weiter geöffnet, damit die restliche Luft schnell entweichen kann.
- Die Messwerte werden ins Patientenprotokoll eingetragen und dabei auf die nächste Fünfer- oder Zehnerstufe gerundet.
Fehlerquellen bei der Blutdruckmessung
Die manuelle Blutdruckmessung ist nicht schwierig, dennoch können verschiedene Dinge falsch gemacht werden, welche die Messwerte verfälschen. Folgendes sollte beachtet werden:
- Kleidung am Oberarm nicht entfernt (zu niedrige Werte)
- Manschette passt nicht zu Armdurchmesser (zu hoher oder zu niedrige Werte je nachdem ob der Arm zu dick oder zu dünn ist)
- Manschette zu locker angelegt (zu hohe Werte)
- Manschette nicht genug aufgepumpt (zu niedriger systolischer Wert)
- Luft zu rasch abgelassen (zu niedriger systolischer Wert, zu hoher diastolischer Blutdruckwert)
- Lagerung des Arms über Herzhöhe (zu niedrige Werte)
- Störende Geräusche im Zimmer und dadurch Korotkow-Töne nicht genau hörbar (zu niedrige oder zu hohe Werte)
- Erneutes Hochpumpen am gleichen Arm (zu hohe Werte)
- Stethoskop zu stark Aufdrücken (zu niedrige Werte)
Blutdruck selbst messen – so funktioniert es richtig
Wer den eigenen Blutdruck messen möchte, muss dafür nicht unbedingt zum Arzt gehen. Eine einmalige Messung liefert ohnehin nur eine Momentaufnahme. Faktoren wie das Wetter, körperliche Anstrengung, Stress oder auch die Aufregung beim Arztbesuch können die Höhe des Blutdrucks beeinflussen. Um verlässliche Werte zu erhalten, sollte man den Blutdruck daher über mehrere Tage hinweg täglich messen.
Der ideale Zeitpunkt zum Blutdruck messen ist direkt morgens, noch vor dem Frühstück. Hoher Blutdruck am Morgen gilt als besonders gefährlich. Der Blutdruck schwankt jedoch im Laufe des Tages. Am Anfang sollte er daher zu mehreren Tageszeitpunkten ermittelt werden. So lässt sich leicht erkennen, wann die Werte am höchsten sind.
Blutdruck messen – Vorbereitung
Zuhause empfiehlt sich die Verwendung eines digitalen Blutdruckmessgeräts. Das ist leichter anzuwenden als ein Sphygmo-Manometer. Messgeräte aus der Apotheke sind geeicht und liefern verlässliche Ergebnisse. Es gibt Geräte für das Handgelenk und für den Oberarm. Vor dem Kauf sollte die Breite des eigenen Handgelenks oder Oberarms ermittelt werden, um die richtige Manschettengröße zu finden. Zu lockere oder zu enge Manschetten gehören zu den häufigsten Fehlern beim Blutdruck messen.
Der Blutdruck sollte unbedingt in Ruhe gemessen werden. Vor der Messung setzt man sich etwa drei bis fünf Minuten entspannt auf einem Stuhl und atmen ruhig ein und aus. Die Arme werden freigemacht, die Manschette wird auf nackter Haut angelegt. Hat sich der Kreislauf beruhigt, legt man den Arm, an dem der Blutdruck gemessen wird, in Herzhöhe auf einen Tisch. Wird am Oberarm gemessen, sollte die Hand so auf dem Tisch liegen, dass die Handinnenfläche nach oben zeigt.
Blutdruck messen – Durchführung
Für die Messung wird die Manschette um das Handgelenk oder den Oberarm gelegt. Sie befindet sich dabei auf Herzhöhe, am Oberarm etwa zwei Fingerbreit über der Ellenbeuge. Wer am Handgelenk misst, legt die Manschette genau über den Puls. Der aufblasbare Teil liegt innen. Anschließend schaltet man das Blutdruckmessgerät ein. Während der Messung sollte man sich nicht bewegen, nicht husten, nicht die Beine überschlagen und auch nicht reden. Das könnte die Werte verfälschen.
Der Blutdruck wird immer an dem Arm gemessen, an dem er höher ist. Zunächst wird daher eine Referenzmessung an beiden Armen durchgeführt.
Langzeit Blutdruckmessung (24-Stunden-Blutdruckmessung)
Die zuverlässigste Messung bietet die sogenannte Langzeit Blutdruckmessung. Bei dieser werden innerhalb von 24 Stunden mit einem an den Patienten angeschlossenen Gerät bis zu 70 Messungen durchgeführt, wodurch zuverlässige Mittelwerte am Tag und in der Nacht festgestellt werden können. Weiterführende und ausführliche Informationen dazu finden Sie im Artikel Langzeit Blutdruckmessung.
Blutdruckmessung Ergebnis – normaler Blutdruck und Bluthochdruck
Die Ergebnisse der Blutdruckmessung werden notiert. Doch welcher Wert gilt eigentlich als normal, wann spricht man von niedrigem Blutdruck und wann ist er erhöht? Ausführliche Infos dazu gibt es in der Übersicht Blutdruckwerte.
Wer seinen Blutdruck selber messen möchte, kann sich an folgenden Werten orientieren:
– Normaler Blutdruck bei Erwachsenen: systolisch unter 140 mmHg, diastolisch unter 90 mmHg
– niedriger Blutdruck: systolisch unter 100 mmHg, diastolisch unter 60 mmHg
– hoher Blutdruck: systolisch ab 140 mmHg, diastolisch ab 90 mmHg
Erhöhter Blutdruck ruft häufig keine Symptome hervor. Bleibt er unbehandelt, besteht jedoch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Besteht der Verdacht auf hohen Blutdruck, sollte er regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden.
1. Diverse Autoren: I care Pflege, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2015
2. J.-M. Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2007
3. Empire Logs: Blutdruckpass: Für die Aufzeichnung der täglichen Messwerte, 1. Auflage, 2018
4. What is blood pressure and how is it measured?, www.ncbi.nlm.nih.gov (Abrufdatum: 10.04.2020)
5. How to check blood pressure by hand: Methods and tips, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 10.04.2020)
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