Für Medizinstudierende und Berufsanfänger der Medizin sind einige Grundprinzipien zu beachten, um Chirurgisches Nähen und Knoten zu erlernen. Darüber hinaus bedarf es Übungen, um die Fähigkeiten zu beherrschen. Was bedeutet Einhandknoten? Was bedeutet Zweihandknoten? Und was versteht man unter einem Mittelfinger- und Zeigefingerknoten? Der folgende Beitrag liefert Informationen zu den Grundtechniken sowie Nahttechniken am Beispiel des Wundverschlusses.
Inhaltsverzeichnis
Naht- und Knotentechniken – Grundlagen
Beim Knoten können unterschiedliche Techniken angewendet werden. Zunächst einmal sollte man sich allerdings, bevor man knotet, überlegen, welches Nahtmaterial gewählt wird. So unterscheidet man zum Beispiel zwischen einem resorbierbaren und einem nicht resorbierbaren Faden. Resorbierbare Fäden lösen sich nach einer gewissen Zeit auf während nicht resorbierbares Nahtmaterial, beispielsweise als Hautfaden, nach etwa 10 Tagen gezogen werden muss.
Weiterhin kann die Feinstruktur des Fadens verschieden sein: es wird zwischen einem polyfilen und einem monofilen Faden differenziert. Ein polyfiler Faden besteht aus mehreren (poly) Fasern und ist geflochten, ähnlich wie ein Schnürsenkel; ein monofiler Faden besteht nur aus einer (mono) Faser. Monofile, glatte Fäden müssen im Vergleich zu polyfilen Knoten mehrmals geknotet werden, um sicher zu halten.
Außerdem ist die Dicke des Fadens entscheidend: dem dünnsten Faden ist – durch das amerikanische UPS-System eingeführt – die Stärke 0 (0,35 mm) gegeben worden. Dickere Fäden waren nach oben hoch nummeriert, das bedeutet ein Faden mit der Stärke 1 oder 2 ist dicker als ein Faden mit der Stärke 0. Fäden, die dünner als die Fadenstärke „0“ sind, sind ebenfalls vorhanden: man spricht dann von einem 2-0, 3-0, 4-0, 5-0, etc. Faden. Je größer die Zahl vor der „0“, desto feiner der Faden.
Je nach Einsatzgebiet und Hautschicht werden unterschiedliche Nähte, unter Berücksichtigung der bereits erwähnten Eigenschaften bzw. der Beschaffenheit des Fadens gewählt:
- Resorbierbarkeit/ keine Resorbierbarkeit
- Feinstruktur
- Fadenstärke
Chirurgische Knotentechniken – Anleitung
Ein erfahrener Chirurg ist sich über die Grundprinzipien bewusst und weiß, welchen Faden er für welche Situation einsetzt. Generell gilt: Mehrere aufeinanderfolgende Knoten und einem zusätzlichen gegenläufigen Knoten führen zu einem sicheren Halt des Nahtmaterials. Hierbei sollte aber berücksichtigt werden, dass die Knoten nicht zu fest geknüpft werden sollten, da ansonsten Gewebeschäden möglich sein können.
Einhandknoten und Zweihandknoten
Das Prinzip des Einhandknotens besteht darin, dass nur eine Hand die Knotenbewegung ausführt, während mit der anderen Hand der Faden festgehalten wird. Im Wechsel wird dann ein Mittelfingerknoten und ein Zeigefingerknoten mit derselben Hand, im Fall des Rechtshänders mit der rechten Hand, ausgeführt. Durch den dauerhaften Zug am Faden mit der linken Hand lassen sich sogenannte Luftknoten vermeiden und bei mehreren aufeinanderfolgenden Knoten ergibt sich dann ein sicherer Halt. Die Einhandknoten-Technik ist leicht zu erlernen und kann auch in der Tiefe eines Gewebes zum Einsatz kommen.
Unter Zweihandknoten, wie aus dem Begriff abzuleiten ist, versteht man das beidhändige Knoten und der Kombination aus Mittelfingerknoten mit der einen Hand und Zeigefingerknoten aus der anderen Hand. Der Vorteil ist ein sicherer Knotenhalt, von Nachteil ist allerdings, dass diese Technik viel schwieriger zu erlernen ist als das Einhandknoten und daher für Medizinstudierende und Berufseinsteiger zunächst eher nicht zu empfehlen ist.
Mittelfingerknoten von rechts
Im Folgenden eine Anleitung der Technik des Mittelknotens mit rechts, welcher natürlich auch als Linkshänder von links ausgeführt werden kann.
- Zunächst werden die Fadenenden zwischen Daumen und Zeigefinger wie „Zügel“ gehalten. Während mit der rechten Hand die Knotentechniken ausgeführt werden, wird der Faden mit der linken Hand unter leichter Spannung gehalten.
- Mittel- und Ringfinger der rechten Hand werden auf den rechten Fadenanteil gelegt und die Hand „umklappt“ – der rechte Fadenanteil wickelt sich dadurch um den Klein- bis Mittelfinger
- den zweiten Faden mit der linken Hand parallel danebenlegen
- Diesen Faden mit dem Mittelfinger der rechten Hand greifen und Mittelfinger über den anderen Faden „legen“ und durch eine Auswärtsdrehung durch die Schlinge ziehen
- Der Faden zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand wird nun „losgelassen“ und zeitgleich zwischen Mittel- und Ringfinger „eingeklemmt“, sodass beide Fäden zu einem Knoten „festgezogen“ werden können.
Zeigefingerknoten
Im Folgenden eine Anleitung der Technik des Zeigefingerknotens mit rechts, welcher natürlich auch als Linkshänder von links ausgeführt werden kann:
- mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand werden die Fadenenden wie „Zügel“ gehalten
- die Daumen und Zeigefinger der rechten Hand bilden ein spiegelverkehrtes „C“ während der Faden durch Daumen und Mittelfinger über die Zeigefingerspitze gespannt wird und die Form eines „D“ aufweist
- mit dem Zeigefinger der rechten Hand wird der Faden der linken Hand umschlungen und mit der Fingerspitze wird der andere Faden gegriffen und herum gezogen
- Dieser Faden zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand wird nun „eingeklemmt“, durchgezogen und am Ende losgelassen – ein Knoten entsteht.
Chirurgische Nahttechniken – Anleitung
Wie bereits erwähnt ist die Wahl des richtigen Nahtmaterials in Abhängigkeit des Einsatzgebietes zu wählen. Im Folgenden werden am Beispiel des Wundverschlusses mögliche Nahttechniken genannt und näher erläutert:
Einzelknopfnaht
Die Einzelknopfnaht ist die einfachste Variante des chirurgischen Wundverschlusses. Hierbei werden beide Fadenenden miteinander verknotet. Vorteilhaft ist, dass eine schnelle Durchführbarkeit und ein fester Wundverschluss möglich sind, nachteilig ist ein weniger schönes kosmetisches Ergebnis.
Rückstichnaht nach Donati
Die Rückstichnaht nach Donati stellt eine Modifikation der ursprünglichen Einzelknopfnaht dar und besteht aus insgesamt vier Stichen, zwei Einstichen und zwei Ausstichen. Folgende Schritte sind durchzuführen:
- Durchstechen von Kutis (Haut) und Subkutis (Unterhautfettgewebe) auf beiden Wundseiten
- erneutes Einstechen des Fadens auf der Wundseite und Rückführung innerhalb der Kutis zur gegenüberliegenden Wundseite, sodass sich beide Fadenenden auf einer Wundseite befinden
- Knüpfen des Knotens
Rückstichnaht nach Allgöwer
Die Rückstichnaht nach Allgöwer ist die Modifikation der Rückstichnaht nach Donati und besteht aus insgesamt drei Stichen, einem Einstich, einem Rundstich und einem Ausstich. Der Unterschied zu Donati: Bei der Allgöwer-Nahttechnik wird die Nadel auf der kontralateralen Seite nicht ausgestochen, sondern mittels Rundstich intrakutan von der zweiten auf die erste Wundseite rückgeführt. Auch hier befinden sich dann beide Fadenenden auf einer Wundseite, sodass anschließend ein Knoten geknüpft werden kann.
Fortlaufende Intrakutannaht
Bei der fortlaufenden Intrakutannaht wird komplett intrakutan genäht ohne dabei die Oberhaut zu penetrieren. Zunächst wird der Faden in ein Wundende eingestochen und ein Knoten oder eine Schlaufe kann geknüpft werden. Ausgehend von dem Wundende erfolgt die Naht intrakutan. Am Ende der Wunde wird wieder ein Knoten oder eine Schlaufe geknüpft, sodass nur das Nahtmaterial an den Wundenden zu sehen ist. Die fortlaufende Intrakutannaht, meist mit resorbierbarem Nahtmaterial, erzielt ein optimales kosmetisches Ergebnis.
Subkutannaht
Die Subkutannaht ist eine Naht in der Ebene des Subkutangewebes. Es erfolgt ein Ein- und Ausstechen im Subkutangewebe, von der Tiefe in Richtung Wundrand und anschließend ein lockeres Knüpfen des Knotens. Der Faden des Knotens wird nur wenige Millimeter über dem Knoten kurz abgeschnitten.
Knoten und Nähen lernen
Das Erlernen der Knoten- und Nahtkunde ist eine Übungssache. Je öfter sogenannte „Trockenübungen“ erlernt wurden, desto besser gelingt es auch am OP-Tisch einwandfrei zu knoten bzw. zu nähen. Da Medizinstudierende häufig aufgefordert werden am Ende der Operation die Hautnaht zu übernehmen, ist zu empfehlen, sich die oben genannten Nahttechniken anzueignen.
Wer das Nähen üben möchte, kann in der Klinik nachfragen, ob man zu Übungszwecken Einweg-Nadelhalter und Einweg-Pinzette erhalten könnte und ein paar abgelaufene Fäden mitnehmen darf, um in Ruhe zu Hause üben zu können. Als Versuchsobjekt eignet sich eine Banane besonders gut. Für das Knoten reicht ein Schnürsenkel aus und mit etwas Übung gelingt schon bald das Knoten nahezu fließend ohne dabei konzentriert auf jeden einzelnen Schritt achten zu müssen.
In diesem Sinne: Viel Erfolg und Spaß!