
Die Arbeitsbedingungen in der Pflege stehen seit Jahren im Fokus der öffentlichen Debatte. Insbesondere in Krankenhäusern sehen sich viele Beschäftigte mit enormen Belastungen konfrontiert. Um dem entgegenzuwirken, wurde bei Vivantes, Deutschlands größtem kommunalen Krankenhauskonzern, bereits 2022 ein Entlastungstarifvertrag eingeführt. Dieser Vertrag schafft klare Regelungen zur Arbeitsentlastung und gibt den Beschäftigten Rechte, die über gesetzliche Standards hinausgehen. Nun haben Vivantes und die Gewerkschaft Verdi eine Verlängerung des Tarifvertrags bis Ende 2027 beschlossen, um diese Maßnahmen fortzusetzen und weiter auszubauen.
Entlastungstarifvertrag Vivantes
Vivantes ist Deutschlands größter kommunaler Krankenhauskonzern und betreibt Krankenhäuser sowie zahlreiche Pflegeheime, ambulante Einrichtungen und Rehabilitationszentren. Mit über 20.000 Mitarbeitenden gehört Vivantes zu den wichtigsten Arbeitgebern der Hauptstadt. Jährlich werden rund 500.000 Patientinnen und Patienten ambulant und stationär versorgt. Der Konzern steht für eine umfassende medizinische Versorgung in Berlin und der Region. Eine Übersicht über den aktuell gültigen TV Ärzte Vivantes findest Du hier:
Ein Entlastungstarifvertrag regelt dabei Arbeitsbedingungen und gibt Beschäftigten in belastenden Berufen wie der Pflege konkrete Rechte und Entlastungsmöglichkeiten. Für die Berliner Klinikgruppe Vivantes bedeutet dies, dass Pflege- und Funktionspersonal durch festgelegte Mindestbesetzungen in Schichten entlastet werden sollen. Wird die vorgegebene Personalstärke nicht erreicht, erhalten Mitarbeitende als Ausgleich Freizeitpunkte, die sie in freie Tage oder eine zusätzliche Vergütung umwandeln können.
Jetzt wurde dieser Tarifvertrag, der seit 2022 gilt, von Vivantes und der Gewerkschaft Verdi um drei weitere Jahre verlängert. Der Vertrag ist damit bis Ende 2027 gültig und bietet Sicherheit für rund 8.000 betroffene Mitarbeitende.
Signal für Stabilität und Zusammenarbeit
Mit der Verlängerung des Entlastungstarifvertrag will Vivantes ein Zeichen der Stabilität und des Zusammenhalts setzen. Laut Dorothea Schmidt, Geschäftsführerin für Personalmanagement, ist es entscheidend, dass Management, Beschäftigte und Gewerkschaft gemeinsam an einer erfolgreichen Umsetzung arbeiten. Ziel sei es, die Zukunftsfähigkeit von Vivantes zu sichern und die über 20.000 Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.
Im Sommer 2024 hatte der Aufsichtsrat von Vivantes ein Sanierungs- und Restrukturierungskonzept beschlossen, um finanzielle Stabilität zu schaffen. Das Konzept sieht eine Reduzierung des jährlichen Defizits um 110 Millionen Euro bis 2029 vor, ohne dass Standorte geschlossen oder betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden.
Verbesserungen im Tarifvertrag
Der Entlastungstarifvertrag wurde in einigen Punkten überarbeitet und verbessert. Neu ist, dass zusätzliche Berufsgruppen, wie Kreativtherapeuten in der Psychiatrie, in den Geltungsbereich des Vertrags aufgenommen werden. Darüber hinaus wird die Umsetzung der Regelungen für die Beschäftigten transparenter gestaltet.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 39 auf 38,5 Stunden ab Dezember 2025. Dies wird im Rahmen eines zweiten Tarifwerks, dem „TV Zukunft“, umgesetzt und entspricht den Standards des öffentlichen Dienstes. Diese Maßnahme soll die Arbeitsbelastung weiter senken.
Entlastung für Krankenhausbeschäftigte
Der Entlastungstarifvertrag sorgt dafür, dass Mindestbesetzungen in patientennahen Arbeitsbereichen eingehalten werden. Falls diese nicht erreicht werden, erhalten die Beschäftigten Freizeitpunkte. Sobald fünf unterbesetzte Schichten vorliegen, können sie sich einen zusätzlichen freien Tag nehmen. Pro Jahr dürfen Beschäftigte bis zu 15 freie Tage in Anspruch nehmen. Diese Regelungen sollen nicht nur die hohe Arbeitsbelastung im Krankenhausalltag verringern, sondern auch die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern und langfristig stabilisieren.
Gisela Neunhöffer, die stellvertretende Landesfachbereichsleiterin von Verdi, betont, dass der Tarifvertrag ein essenzieller Baustein ist, um die Belastung der Beschäftigten zu reduzieren, die Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen und gleichzeitig die Arbeitszufriedenheit zu fördern.