
Die wirtschaftliche Lage der niedergelassenen Ärzte in Deutschland ist seit den letzten Jahren ein heikles Thema. Doch jüngste Erhebungen der Stiftung Gesundheit zeigen einen Lichtblick: Die Stimmung unter den Ärzten hat sich deutlich verbessert. Aber wie nachhaltig ist dieser Aufwärtstrend? Und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Verbesserte wirtschaftliche Stimmung der Ärzte
Erstmals seit über einem Jahr stieg die wirtschaftliche Stimmung der Ärzte. Im 2. Quartal 2024 stieg das Stimmungsbarometer um 7,5 Punkte auf -25,2 Punkte an. Besonders positiv entwickelten sich die Erwartungen für die nächsten sechs Monate, die um 10,0 Punkte zulegten. Aber auch die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verbesserte sich signifikant, mit einem Anstieg von 4,5 Punkten.
Die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland hat sich also im Jahr 2024 spürbar verbessert. Dennoch bleibt die Lage weiterhin angespannt.
Ein differenzierter Blick auf die verschiedenen Fachgruppen zeigt, dass vor allem Zahnärzte und Fachärzte eine signifikante Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage wahrnehmen. Die Werte für Zahnärzte stiegen um 12,9 Punkte, während Fachärzte eine Verbesserung um 9,9 Punkte verzeichneten. Auch Psychologische Psychotherapeuten und Hausärzte erlebten eine leichte Stimmungsaufhellung, wenngleich weniger stark ausgeprägt.
Über das Stimmungsbarometer
Das Stimmungsbarometer der Stiftung Gesundheit wird seit über 15 Jahren erhoben und bietet detaillierte Einblicke in die wirtschaftliche Stimmung niedergelassener Ärzte in der ambulanten Versorgung. Die Methodik orientiert sich am Geschäftsklimaindex des ifo Instituts, indem Salden für die aktuelle Lage und die Erwartungen der nächsten sechs Monate gebildet werden. Diese Ergebnisse werden gewichtet, um ein repräsentatives Bild der gesamten Ärzteschaft zu erhalten. Der daraus resultierende Indexwert spiegelt das allgemeine wirtschaftliche Klima unter den Ärzten wider und dient als wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen.
Im Juni 2024 wurden insgesamt 10.000 Mediziner aus verschiedenen Fachbereichen, wie Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und psychologische Psychotherapeuten, zur Teilnahme eingeladen. Zusätzlich erhielten 2.227 Ärzte, die bereits regelmäßig an der Befragung teilnehmen, eine Einladung. Mit einer Rücklaufquote von 6,9 Prozent, was 844 validen Fragebögen entspricht, liefert die Studie trotz der geringen Beteiligung repräsentative Ergebnisse mit einem Konfidenzniveau von 99 Prozent.
Mögliche Gründe für die Stimmungsaufhellung
Die möglichen Gründe für die Stimmungsaufhellung wurden von Prof. Dr. Konrad Obermann, dem Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit, genannt. Er erklärt, dass es drei mögliche Erklärungen für die verbesserte Stimmung gibt: eine mögliche Entkopplung der Stimmung in den Praxen von der allgemeinen gesundheitspolitischen Lage durch die ärztliche Selbstverwaltung, angepasste und genügsamere Erwartungen an die Krisensituation sowie die Möglichkeit eines statistischen Artefakts, das eine Trendumkehr suggeriert, die es so nicht gibt. Obermann betont jedoch, dass aus den aktuellen Daten nicht klar abzuleiten ist, welche dieser Erklärungen zutrifft. Die Stimmung der Ärzte sollte weiterhin genau beobachtet werden. Vor allem Hausärzte zeigten eine deutliche Stimmungsaufhellung mit einem Plus von 10,2 Punkten. Auch psychologische Psychotherapeuten und Fachärzte berichteten von einer positiveren wirtschaftlichen Lage. Allerdings äußern viele Ärzte weiterhin Bedenken hinsichtlich der anhaltenden politischen Unsicherheiten und der Herausforderungen im Gesundheitswesen.
Bestehende Unsicherheiten und Herausforderungen
Trotz der jüngsten Entwicklung der wirtschaftlichen Stimmung bleibt die Situation unter Ärzten fragil. Zu den größten Stimmungs-Killern zählen die politischen Entscheidungen und Vorgaben der Selbstverwaltung, die 71,6 Prozent der Befragten als belastend empfinden. Auch die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens wirkt sich mit 62 Prozent negativ auf die Stimmung aus. Beide Faktoren haben jedoch in den letzten sechs Monaten an Bedeutung verloren. Auf dem dritten Platz der Belastungsfaktoren stehen die lange Arbeitszeit und der hohe Anteil an administrativen Aufgaben, die jeweils von 52,8 Prozent der Befragten als problematisch eingestuft werden. Mehr zu den Herausforderungen:
Zukunftserwartungen und Fazit
Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind gemischt: Während ein Teil der Ärzteschaft eine weitere Verbesserung erhofft, rechnet eine bedeutende Anzahl mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in den Aussagen der Stiftung Gesundheit wider, die darauf hinweist, dass die beobachteten Auf- und Abwärtsbewegungen der letzten Jahre keinen klaren Trend erkennen lassen.
Die wirtschaftliche Stimmung der Ärzte in Deutschland zeigt Anzeichen der Erholung, doch viele Herausforderungen bleiben bestehen. Die Stimmung hat sich verbessert, aber die langfristigen Perspektiven bleiben ungewiss. Entscheidend wird sein, wie sich die gesundheitspolitische Lage weiterentwickelt und ob es gelingt, die anstehenden strukturellen Probleme im Gesundheitswesen zu lösen.