
Wie eine Umfrage mit Ärzten gezeigt hat, nimmt die Akzeptanz der Telemedizin hierzulande stetig zu. Für nahezu die Hälfte der Bundesbürger ist es inzwischen denkbar, Sprechstunden auf digitalem Wege zu nutzen. Doch was bedeutet dies genau, welche Chancen bietet eine Fernbehandlung, was sind die Vor- und Nachteile und wie sieht die Zukunft diesbezüglich aus?
Was bedeutet Telemedizin, wie fortgeschritten ist sie und welche Vorteile hat sie?
Telemedizinische Angebote zu bieten, bedeutet Fernmedizin. Die Beratungen und Behandlungen durch den Arzt erfolgen hierbei online, per Telefon oder App. Es ist damit nicht nötig, eine Praxis aufzusuchen. Mehr als 20 % der befragten Ärzte bieten bereits telemedizinische Leistungen an und weitere 18 % haben das konkrete Ziel, damit zu beginnen. Die Kosten für die Online-Videosprechstunde werden meist von der Krankenkasse übernommen, sowohl gesetzlich als auch privat.
Die Video-Behandlung hat aus Sicht der Mediziner verschiedene Vorteile wie:
- Höhere Flexibilität
- gesteigerte Effizienz
- Bessere sektorenübergreifende Vernetzung
- Vorzüge bezüglich Ärztemangel
- Geringere Wartezeit für den Patienten
- Gewinnung neuer Patienten
- Verringerung der Kosten aufgrund des niedrigeren zeitlichen und bürokratischen Aufwands
Innerhalb von Europa liegt Deutschland, was die digitalen Leistungen angeht, jedoch eher auf den hinteren Rängen. Ein Generationenwechsel könnte diesbezüglich Veränderungen mit sich bringen, denn die meisten Mediziner, die sich zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiterbilden lassen, wachsen in der digitalen Welt auf und werden damit von Anfang an vertraut gemacht. Die zukünftigen Allgemeinmediziner stehen der Telemedizin positiv gegenüber. Fast 60 % sehen darin die Möglichkeit, den Ärztemangel, der vor allem in ländlichen Regionen herrscht, zu kompensieren. Hier könnte die Video-Behandlung eine Unterversorgung mit Ärzten gut ausgleichen und auch lange Anfahrtswege vermeiden. Ein interessanter Fakt ist, dass rund 28 % der befragten Ärzte angaben, dass es für sie denkbar wäre, in der Kombination mit telemedizinischer Unterstützung in ländlichen Gebieten zu praktizieren. Auch Menschen, die im Ausland im Urlaub krank werden, profitieren von einer Fernbehandlung.
Inwiefern findet die Telemedizin bereits Anwendung?
Erfolgreich zum Einsatz kommen die telemedizinischen Angebote hierzulande schon im Bereich Rehabilitation. Die Patienten erhalten Geräte, auf welchen digitale Pläne gespeichert sind. Dadurch müssen sie nicht regelmäßig in die Praxis, sodass die Rehabilitation zu Hause stattfinden kann. Rund 70 % der Ärzte finden jedoch, dass lediglich ein Bruchteil der Optionen, die die Fernbehandlung bieten könnte, bereits im Einsatz ist. Mehr als die Hälfte der jungen Mediziner wünschen sich mehr Weiterbildungsmöglichkeiten. Über 80 % der Befragten sprechen sich für einen digitalen Empfang von Laborergebnissen aus. Die größte Hürde stellen laut der Ärzte Datenschutzprobleme dar.
Wird Covid19 Einfluss auf die Telemedizin haben?
Eventuelle Meinungsänderungen aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie sind in den Umfrageergebnissen nicht berücksichtigt. Sie könnte im Bereich der Digitalisierung wie ein Katalysator wirken, denn eine verstärkte Fernbehandlung kann den physischen Kontakt und somit das Infektionsrisiko deutlich verringern. Auch für den Patienten kann sie Vorteile haben, zum Beispiel kürzere Wartezeiten, als sie in den Praxen oftmals üblich sind. Vor allem für chronisch kranke Menschen, die regelmäßig zum Arzt müssen, um beispielsweise Blutzucker- oder Blutdruckdaten mit ihm zu besprechen oder Rezepte ausgestellt zu bekommen, profitieren davon.
Zusammenfassung
Immer mehr niedergelassene Mediziner behandeln die Patienten per Video-Sprechstunde. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betont, dass sowohl die Ärzte als auch Patienten dadurch Aufwand, Zeit und Wege sparen. Lange Wartezeiten in Praxisräumen und Anfahrtswege entfallen. Insbesondere in ländlichen Regionen könnte auf diese Weise eine medizinische Versorgung verbessert und sichergestellt werden, denn hier herrscht oftmals eine geringe Ärztedichte. Zudem ist es möglich, den bürokratischen und zeitlichen Aufwand und in der Folge die Kosten zu verringern. Digitaler Kundenservice kann gerade zu Zeiten von Corona sehr wertvoll sein und dabei helfen, das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Dies gilt natürlich auch bei anderen Erkrankungen wie Erkältungen oder Grippe. Hinsichtlich der Rechtssicherheit müssen vor allem in Bezug auf den Datenschutz die Voraussetzungen noch weiter entwickelt werden, denn Sicherheitslücken müssen ausgeschlossen sein.